„Also Max! Sei doch nicht so. Thea ist ein bisschen kränklich geworden und denkt tatsächlich daran demnächst ins Altersheim zu gehen. Sie möchte uns vorher unbedingt mal wieder sehen. Wahrscheinlich müssen wir ihr dabei helfen.“
„Die Katzen! Hat sie die immer noch? Du weißt doch, ich mag keine Katzen! Genau genommen kann ich Katzen nicht ausstehen“ stellte Max schon mal klar.
„Ich denke schon, dass sie die Katzen noch hat. Sie liebt diese anmutigen und schlauen Tiere. Dass du keine Katzen magst, das bildest du dir nur ein mein lieber Max. Du erzählst mir immer, dass du generell keine Tiere magst. Aber in Wirklichkeit traust du dir es nur nicht zu sagen, dass du Tiere sehr gerne hast. Stimmt`s? Ich kenn` dich doch! Das kannst du ruhig zugeben.“
„Nein, das stimmt eben nicht!“ erwiderte Max. Er war empört auf diese Art der Unterstellung.
„Ich mag keine Haustiere und Katzen schon gar nicht. Wie kann man nur so doof sein und sich eine ganze Meute an Katzen zu halten. Überall die Haare und der widerliche Gestank ...“
„Katzen stinken nicht. Das sind sehr saubere Tiere. Sie putzen sich einmal am Tag ihr ganzes Fell“ stellte Gitti klar.
„Eine stinkt vielleicht nicht. Aber zehn oder zwanzig von den Viechern verbreiten einen widerlichen Gestank, der garantiert nicht zum Aushalten ist!“ erwiderte Max trotzig.
„Ach, Max, mach doch kein so Theater. Wir besuchen meine Tante Thea. Was ist daran so schlimm?“
„Mir kommt dieser Besuch komisch vor. Da steckt irgendetwas dahinter. Komm ja nicht auf die Idee eine von den haarigen Quälgeistern mit zu uns zu nehmen!“ warnte Max vorsichtshalber. Bei Gitti war alles möglich. An diesem plötzlichen Ansinnen mit dem angeblich lange fälligen Besuch war irgendetwas faul, das war so klar wie Kloßbrühe.
,Das Beste wird sein, ich lege mir vorsorglich eine Krankheit zu ... Vielleicht ein schlimmer Bandscheibenvorfall oder Durchfall‘ nahm sich Max vor. Mussten es ausgerechnet Katzen sein? Stellten Hunde schon ein gewisses Problem für Max dar ... ... aber Katzen!!! Katzen waren das Schlimmste, das Übelste was man sich vorstellen kann. Diese arroganten Tiere waren ihm schon immer unheimlich gewesen.
Natürlich gab es da ein ziemlich schreckliches Erlebnis von früher. Daher rührte wohl seine Aversion gegen alles, was mit Katzen zu tun hat. Seit den Vorfällen in dieser Zeit konnte Max diese Tiere nicht mehr ausstehen. Damals hatte er seine Abneigung, sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Es gab nämlich schon einmal eine Katze in seinem Leben, die ihn förmlich zur Weißglut gebracht hatte. Ach, lange her, Max mochte gar nicht mehr daran denken.
Damals, im Frühjahr 1972 hatte Max ein bezauberndes Mädchen kennengelernt. Es war die Zeit, lange bevor Gitti in sein Leben trat. Elke war ein sehr hübsches Mädchen und ein paar Jahre älter als Max. Sie waren eine Zeit lang miteinander gegangen. Max und Elke waren sogar ziemlich verliebt ineinander. Doch die Beziehung war von Anfang an schwierig. Das war in erster Linie an den Lebensumständen des Mädchens gelegen. Denn Elke besaß einige Eigenarten, besonders in Bezug auf Tiere. Elke hatte eine kleine, sehr gemütliche Wohnung. Und ... leider eine Katze. Eine Katze die durchtrieben und böse war. Vielleicht war die Katze auch nur eifersüchtig gewesen. In jedem Fall war dieses Vieh mit einer Falschheit und Hinterlist geschlagen, wie es Max nicht für möglich gehalten hatte. Dieses hinterlistige Katzentier hatte es in einer Art und Weise auf Max abgesehen, dass er sich damals mit den Gedanken beschäftigte, ob in seinem Leben alles mit rechten Dingen zuging. Immerhin hatte Max schon einige Dinge erleben müssen, die man nicht unbedingt als logisch und leicht erklärbar bezeichnen könnte.
So eben auch die Katze von Elke. Dieses Tier war Max vom ersten Augenblick an feindlich gesinnt. Zu dieser Zeit hatten die Ärzte von Allergien noch nicht so viel Ahnung. Sonst hätte sich Max darauf hinausreden können, dass er seit Langem unter einer lebensbedrohlichen Katzenhaarallergie leidet. Es war jedenfalls ein großer Fehler, dass er sich auf das hinterlistige Spiel mit dem Kater eingelassen hatte. Dieses Untier war jedenfalls durch und durch böse.
Obwohl der Kater ein wunderschönes Tier war. Der Kater hatte ein braunes, getigertes Fell weißen Pfoten und Schwanzspitze. Elke hatte ihn Sammy getauft. Aber Elke hätte ihn eigentlich statt Sammy Satan nennen müssen. Das hätte besser zu seinem durch und durch verdorbenen Charakter gepasst. Schon beim allerersten Besuch den Max Elke abstattete, zeigte Sammy überdeutlich seine Empörung über den Neuling in der Wohnung. Zur Begrüßung fauchte er Max wütend an und versteckte sich anschließend für den Rest des Abends. Alle Versuche von Elke ihn wieder aus seinem Versteck hervorzulocken, scheiterten an der betonierten Sturheit von Sammy. Max war es allerdings ganz recht so. Er wollte schließlich ungestört mit Elke sein. Was scherte er sich um einen beleidigten Kater?
Doch schon bei einem seiner nächsten Besuche begann der Wahnsinn mit Sammy. Der Kater hatte es sich in den Kopf gesetzt mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln gegen Max den unerwünschten Eindringling vorzugehen. Als hätte er sich einen Schlachtplan zurechtgelegt.
Elke war verliebt in Max und Max war verliebt in Elke. In so einer Situation führte das eine zum anderen und sie saßen nicht lange zusammen, da war der Wunsch miteinander zu schlafen übermächtig.
Während sie im Schlafzimmer von Elke heiß verliebt miteinander beschäftigt waren, hatte sich Sammy, der unverschämte Spielverderber heimlich angeschlichen.
Mit besonderem Interesse beobachtete Sammy die intime Liebesszene. Immer wieder umrundete er das Bett. Normalerweise war er es gewohnt, dass ihm auf der Bettdecke ein warmer Schlafplatz zur Verfügung stand. Nun war das Bett vollends besetzt.
Das gefiel Sammy ganz und gar nicht. Außerdem war Sammy sehr verärgert, dass Elke sich mit diesem unsympathischen Kerl beschäftigte anstatt mit ihm. Um dem lüsternen Treiben ein schnelles Ende zu bereiten, entschloss sich Sammy geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen das Bett war schließlich sein Platz!
Sammy hockte sich ans Fußende und fixierte die nackten Füße des Eindringlings. Vorsichtig stellte er sich auf die Hinterpfoten und testete seine Reichweite. Nun galt es nur noch den richtigen Moment abzuwarten. Als Max mit seinen Bewegungen etwas langsamer wurde, war der Augenblick gekommen. Der sadistische Kater richtete sich am Bettende auf und setzte beide Pfoten an den Waden von Max an. Genüsslich und schööön langsam kratzte er mit den messerscharfen Krallen bis zu den Knöcheln hinunter. Max glaubte durch die Decke gehen zu müssen vor Schmerz.
„Auahhhh“, schrie er lauthals. So schnell es ging, richtete Max sich auf und rieb sich mit beiden Händen die Beine. Sammy hatte sein Ziel erreicht. In Windeseile verkroch er sich unter dem Bett. Das Liebesspiel über ihm hatte wie geplant ein abruptes Ende gefunden. Bald würde der Platz im Bett wieder frei sein.
„Auuuuhhaaa“ jammerte Max und beobachtete, wie sich die langen Kratzer mit Blut füllten. Er stand auf und hüpfte nackt im Schlafzimmer umher. Dabei rieb er sich die lädierten Waden. Er schimpfte und tobte vor Schmerz und Enttäuschung. Die Kratzer juckten und brannten, dass es fast nicht zum aushalten war. Der Bastard hatte ihn so richtig erwischt. Und was machte Elke unterdessen?
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