Ulla Rogalski - Ein ganzes Leben in einer Hutschachtel

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Die alte Hutschachtel hat einst einer jüdischen Innenarchitektin namens Bertha Sander gehört, die 1936 mitten in ihrem Berufsleben «Nazi-Deutschland» verlassen musste und von Köln nach London emigrierte. Dieses lädierte schwarze Behältnis war das «Allerheiligste» der Emigrantin. Hier hat sie ihre liebsten Erinnerungsstücke aufbewahrt – aus ihrem wunderschönen «ersten Leben». Aus der Zeit, als sie jung und erfolgreich war – privat wie beruflich. Als sie Dagobert Peche, dem genialen Architekten der Wiener Werkstätte begegnete, dort in Wien und in den Architekturbüros von Philipp Häusler und Bruno Paul arbeitete. Als sie an Tuberkulose erkrankte und das muntere Leben in der «Zauberberg-Atmosphäre» Schweizer Sanatorien kennenlernte. Der Hutschachtel-Inhalt führt auf die Spuren ihres Lebens und skizziert gleichzeitig Momentaufnahmen der Lebensumstände ihrer kultivierten, kosmopolitischen Familie. Er führt auch zu Berthas umfangreichem Werk, das heute in den Archiven des Victoria & Albert Museums in London lagert. 1986 wird im Museum eine kleine Zeichnung der inzwischen alten Dame ausgestellt. Sie freut sich über alle Maßen – in den vielen Jahrzehnten des Exils bot ihr das Leben keine solchen Lichtblicke mehr. Doch dann stellt sich die Wahrheit heraus, über die Zeichnung wie auch die Rosentapete, die alle Freunde jahrzehntelang nur als «Berthas Rosentapete» kannten.

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1991 gehe ich zweimal auf Recherche-Reise nach London. Gesichtet wird erst einmal der Bertha-Sander-Nachlass in den „Archives of Art und Design“. Sie gehören zum Victoria & Albert Museum. Dort sind Nachlässe von interessanten Künstlern, Designern, Unternehmen und Vereinigungen aus dem 20. Jahrhundert untergebracht. Mit Voranmeldung kann man sie zu Studien- und Forschungszwecken an Ort und Stelle einsehen. Um als Privatperson zugelassen zu werden, muss man zu jener Zeit noch ein Empfehlungsschreiben einer wissenschaftlich arbeitenden Institution vorlegen können. In den „Archives“ sichte ich die Bestände der Bertha Sander — sie sind sehr umfangreich. Listen werden anlegt, Texte handschriftlich (nur Bleistifte sind erlaubt) abgeschrieben, ein paar Dokumentationsfotos werden aufgenommen. Jetzt sehe ich erstmals die wunderschöne Sesselzeichnung im Original, die vor Jahren mein Interesse für Bertha geweckt hat. Sie liegt allerdings nicht in den „Archives“, sie wird im berühmten Museum selbst, in der Grafischen Sammlung des Hauses, „Print Room“ genannt, aufbewahrt. Im Original und in Farbe wirkt die Zeichnung noch faszinierender. Wenn sie nur von Bertha wäre — dann hätte ich eine Entdeckung gemacht und könnte eine richtig gute Geschichte schreiben. Aber da steht nun einmal „Eigentum der Wiener Werkstätte“ und da ist Peches Signatur. Eine ähnliche Farbskizze ruht auch noch zwischen Berthas Arbeiten in den „Archives“, ebenfalls mit dem „Werkstätte“-Stempel. Der Kurator des „Print Room“, der 1986 die Ausstellung „Designs for Interiors“ zusammenstellte und damit Bertha zu später Freude verhalf, zeigt mir noch einige Skizzen und Tapetenentwürfe von Bertha. Aber er zeigt sich wenig beeindruckt, als ich anhand von Abbildungen der Peche-Signatur aus Fachbüchern Berthas Urheberschaft an der Sesselzeichnung ganz vorsichtig infrage stelle. Der Experte überspielt das einfach souverän. Vielleicht kann man sagen „Was soll‘s?“ Damit hat er Bertha in ihren grauen letzten Jahren wenigstens kurzfristig eine Freude gemacht, sie fühlte sich geschmeichelt. Sie hat sich gerne einmal kurz im „Glanz“ des eleganten Österreichers gesonnt und ihn unwidersprochen als den Ihren genossen. Hoffentlich wird die Zeichnung künftig korrekt zugeschrieben — der Ordnung halber und dem Renommee der Institution entsprechend, den Forschenden zum Nutzen und nicht zuletzt dem genialen Urheber zu Ehren.

Reste vom Dachboden

Zur Bertha-Sander-Recherche gehört auch ein Besuch in Justins, dem kleinen privaten Retirement Home auf dem Land, in dem Bertha ihre letzten Lebensjahre verbracht hat. Die Besitzer, das Ehepaar Ted und Jane Francis, sind reizend und erzählen viel von Bertha, auch dass sie sehr schwierig war und gerne „die Puppen tanzen ließ“. Die beiden holen einen Karton vom Dachboden, darin haben sie das von Bertha verwahrt, was die anderen Erben nicht haben wollten. Ted und Jane sind begeistert, dass jemand etwas über „ihre“ Bertha schreiben möchte und überlassen mir gerne etliche Fotos, Papiere und Zeitschriften, die nützlich erscheinen. Die reisen nun, in einer Liste erfasst, mit mir zurück nach Heidelberg. So können wir beiden Nachbarinnen weitere Fragmente aus Bertha Sanders Leben sichten und vielleicht ein paar Steinchen mehr zueinander fügen.

Recherche verpackt

Aber dazu kommt es zunächst nicht. Erst einmal lasse ich alles ruhen und komme dann für mich zu dem Schluss, dass Berthas Arbeiten nicht die design-historische Entdeckung sind, die eine Publikation tragen könnte. Hier gibt es keine neue Eileen Gray zu entdecken, wie Ende der 1970er-Jahre, als aufsehenerregende Möbelstücke dieser irischen Autodidaktin auf dem Kunstmarkt auftauchten und ihr Name auf einmal bekannt wurde. Ich habe Innenarchitektur studiert und arbeite im Bereich Kommunikation rund um das Thema Design. Da wäre die Geschichte einer solchen Neuentdeckung ein großes Vergnügen gewesen — aber die gibt es ja nun nicht. Und einer Biografie, für die Berthas Leben und Schicksal wahrscheinlich genug Stoff liefern würde, fühle ich mich nicht gewachsen. Irgendwann packe ich Berthas Lebensfragmente mit etwas Wehmut in eine Kiste. Sie landet in unserem Familien-Depot, fünfzig Kilometer entfernt von Berthas Geburtsort Köln. Da bleiben sie erst einmal — nicht immer in bester Gesellschaft.

4

Zwei Kisten und das „Lager“

Es ist illuster, was im Familien-Depot zusammen lagert. Im Bergischen Land, nahe bei Wuppertal, liegt mein Elternhaus, ein kleines altes Fachwerkhaus mit grünen Fensterläden und verschieferter Wetterfront. Meine Mutter lebt dort und nebenan gibt es das „Lager“, wie die ganze Familie das schmucklose Zweckgebäude aus der Nachkriegszeit nennt. Dort ist viel Platz. Jedes Familienmitglied hat hier abgestellt, was momentan nicht gebraucht wird, von dem man sich aber nicht — oder nicht sofort —trennen will.

Die NS-Kiste

Im Jahr 2005 kommt eine weitere Kiste ins Familien-Depot: eine NS-Kiste. Unser Vater ist im Alter von 95 Jahren ins Altersheim gezogen und wollte nichts mitnehmen. Mein Bruder, ein Politik- und Islamwissenschaftler, und ich räumen seine Wohnung und stellen Dinge sicher, die keinesfalls in falsche Hände geraten sollten: Fotos und Dokumente aus der NS-Zeit. Der Lebenslauf unseres Vaters ist exemplarisch für junge Nationalsozialisten seiner Generation. Für uns unverständlich bleibt er seiner Gesinnung bis über seinen hundertsten Geburtstag hinaus „treu“. Uns liegt nun daran, dass diese Dokumente sicher untergebracht sind und künftig einmal der Aufklärung dienen können, indem sie öffentlich zugänglich sind.

Zwei Seiten deutscher Geschichte

2009 wird der kleine Familiensitz im Bergischen Land verkauft. Das Fachwerkhaus und das „Lager“ müssen geräumt werden. Zwei wichtige Kisten, die — streng gesehen — keinem von uns beiden Geschwistern gehören (und die wir auch nicht besitzen möchten), bleiben nach der großen Haushaltsauflösung übrig: die „Bertha-Kiste“ und die „NS-Kiste“. Zwei Seiten deutscher Geschichte stehen jetzt nebeneinander. Könnte man sagen, dass es zwei eher „gemäßigte“ Beispiele der einen wie der anderen Seite des Nationalsozialismus sind? Einmal die fortschrittliche Frau aus jüdischer Familie, die nie jüdisch lebte und deren Leben der Nationalsozialismus zerstörte, deren Karriere er für immer beendete. Sie musste emigrieren und konnte nie wieder Fuß fassen. Auf der anderen Seite der arbeitslose junge Mann aus einer ins Ruhrgebiet eingewanderten Bergarbeiterfamilie, der bei den Nationalsozialisten und deren Vorgängervereinigungen eine Heimat und sozialen wie beruflichen Aufstieg fand. Sie wird 1901 in wohlhabende Verhältnisse in Köln hineingeboren, er 1910 in bescheidene in Bochum.

Der Abstieg

Die eine Seite deutscher Geschichte, der Abstieg: Die jüdisch-stämmige Deutsche kann 1936 mit ihrer Mutter noch selbstbestimmt auswandern. Sie überleben — wenn auch nicht in ihrem gewohnten Lebensumfeld. Sie können sich später in London ein kleines Haus kaufen und erhalten in den 1950er-Jahren Wiedergutmachungsleistungen. Doch ihr gewohntes Leben hatte ohne eigenes Zutun ein Ende gefunden. Für Bertha ist nun alles nur negativ: Sie kann nie mehr in ihren Beruf arbeiten, ihre Karriere ist Vergangenheit. Sie musste ihr Land, ihr kulturelles Umfeld und ihre Freunde verlassen und sich später ganz alleine um die Mutter kümmern. Sie fühlte sich nie wieder zuhause.

Der Aufstieg

Die andere Seite deutscher Geschichte, der Aufstieg: Der junge Nationalsozialist dient Partei und „Führer“ im NSKK, dem „Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps“. Er hat Freude an der Arbeit rund um die Fahrzeuge und nutzt seine Karrierechancen. Soweit bekannt, ist er nicht direkt an der Judenverfolgung beteiligt. Er trifft seine Frau und baut mit ihr zusammen später ein erfolgreiches Unternehmen auf. Ihm bringt der Nationalsozialismus nur Positives: Anerkennung, Erfolg und Aufstieg. Nationalsozialist bleibt er bis zum Ende seines langen Lebens. Das hat das Familienleben wie das Leben seiner Kinder beeinflusst.

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