Mohammed Khallouk - Ein Islam ohne Prophet

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Dieses Buch zeigt anhand von verschiedenen Essays die Diskrepanz zwischen einer auf Glaubens- und Gewissensfreiheit basierenden liberalen Gesellschaft in Europa, speziell im deutschen Kulturraum, einerseits und einflussreichen Bestrebungen darin, den Muslimen ihre öffentliche Religionspraktizierung einzuschränken, andererseits auf. Zugleich wird den führenden Eliten der Mehrheitsgesellschaft, ebenso wie der muslimischen Minorität die Verantwortung für ein auf gemeinsamer Wertebasis beruhendes Miteinander beider Kulturen zugewiesen.
Die einzelnen Beiträge erheben vor allem das Islambild von jenen Intellektuellen des deutschen Sprachraums, die über ihren Bekanntheitsgrad und ihre häufige Medienpräsens mit ihren Statements zum Islam und zu Muslimen in der Durchschnittsbevölkerung auf Resonanz treffen, zum Diskussionsschwerpunkt. Daneben werden aktuelle Ereignisse und Konflikte kommentiert, die daraus resultieren, dass die muslimische Minorität ihre religiösen Ansprüche in der pluralistischen europäischen Gesellschaft durchzusetzen bestrebt ist. Die zahlreichen Widerstände, denen sie sich gegenübersieht, können nachempfunden werden, verschwiegen wird jedoch nicht die Unterstützung, die sie von Teilen der nichtmuslimischen Majorität und ihren staatsrechtlichen Autoritäten immer wieder erfährt.

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Vorwort

Obwohl der Islam prinzipiell bereits seit seiner Frühzeit, spätestens aber seit der Immigration von Muslimen in die europäischen Kernstaaten im Zuge der sogenannten Arbeitsmigration in den 1960er Jahren ein elementarer Bestandteil der europäischen Civil Society darstellt, präsentiert sich die gegenwärtige europäische Medienöffentlichkeit dieser Religion und ihren Anhängern gegenüber nicht selten mit Argwohn und Reserviertheit.

Wahrgenommen wird vielfach in erster Linie ein Bedrohungspotential, welches die Gesellschaft des Abendlandes von ihrer humanen Geistesgrundlage zunehmend distanziere, ein archaisches Geschlechterrollenverständnis konserviere und Gewalt als bevorzugtes Mittel der Konfliktaustragung einsetze. Konkrete Anzeichen einer in absehbarer Zukunft bevorstehenden gewalttätigen Massenkonfrontation zwischen Muslimen und jüdisch-christlich geprägten Westlern wie in der Ära der mittelalterlichen Kreuzzüge bestehen zwar keine, das Bewusstsein vieler Europäer für das die eigene Kultur bereichernde Element ausgehend von den Muslimen und ihrer kulturellreligiösen Praxis ist vielerorts jedoch angesichts jenes bedrohlich klingenden ressentimentbeladenen Medienbildes in den Hintergrund getreten.

Dieses Buch zeigt anhand von verschiedenen Essays die Diskrepanz zwischen einer auf Glaubens- und Gewissensfreiheit basierenden liberalen Gesellschaft in Europa, speziell im deutschen Kulturraum, einerseits und einflussreichen Bestrebungen darin, den Muslimen ihre öffentliche Religionspraktizierung einzuschränken, andererseits auf. Zugleich wird den führenden Eliten der Mehrheitsgesellschaft, ebenso wie der muslimischen Minorität die Verantwortung für ein auf gemeinsamer Wertebasis beruhendes Miteinander beider Kulturen zugewiesen.

Die einzelnen Beiträge erheben vor allem das Islambild von jenen Intellektuellen des deutschen Sprachraums, die über ihren Bekanntheitsgrad und ihre häufige Medienpräsens mit ihren Statements zum Islam und zu Muslimen in der Durchschnittsbevölkerung auf Resonanz treffen, zum Diskussionsschwerpunkt. Daneben werden aktuelle Ereignisse und Konflikte kommentiert, die daraus resultieren, dass die muslimische Minorität ihre religiösen Ansprüche in der pluralistischen europäischen Gesellschaft durchzusetzen bestrebt ist. Die zahlreichen Widerstände, denen sie sich gegenübersieht, können nachempfunden werden, verschwiegen wird jedoch nicht die Unterstützung, die sie von Teilen der nichtmuslimischen Majorität und ihren staatsrechtlichen Autoritäten immer wieder erfährt.

Behandelt werden zeitgeschichtlich relevante Themen, die von den verschiedensten Gesichtspunkten her alle das Verhältnis der europäischen Civil Society und ihrer Eliten zum Islam, sowie die Vereinbarkeit des muslimischen Glaubens mit den Werten der europäischen Moderne tangieren. Ein kritisches Augenmerk liegt auf der Ausrichtung der Islamdiskussion in der westlichen medialen Öffentlichkeit hinsichtlich ihrer Wirkung auf die mit Muslimen konfrontierte Durchschnittsbevölkerung. Dabei gelangt zum Ausdruck, dass Pauschalisierungen und Verallgemeinerungen darin nicht selten die Grundlage darstellen, die zur Verfestigung bestehender Ressentiments beitragen oder mittels Hervorhebung und erhöhter Aufmerksamkeit für elitäre Extrempositionen einhergehend mit der Überbetonung von Randphänomenen ein Zerrbild vom Islam entstehen lassen.

Die vorrangige Verantwortung der islamkundigen Elite in Europa, zum Teil sogar mit muslimischem Hintergrund, für die Einstellung der nichtmuslimischen Majorität ihrer Gesellschaft gegenüber dem Islam wird herausgehoben, da für eine erfolgreiche Integration der muslimischen Immigranten in die europäische Gesellschaft die dortige Aufgeschlossenheit gegenüber deren religiösen Anliegen maßgeblich ist.

Ziel des Buches besteht darin, der Ausbreitung einer postmodernen Islamophobie in der westlichen Gesellschaft als Contrapart zum gegen westliche Aufklärungsideale gerichteten Islamismus entgegenzuwirken, indem die Civil Society für aufhetzerische Tendenzen innerhalb ihrer publizistischen Elite sensibilisiert wird und darüber hinaus angeregt, durch das bewusste Eintreten in den unvoreingenommenen Dialog mit der ihr „fremd“ erscheinenden Kultur zur Überwindung von Angstbildern aktiv beizutragen. Der Leser soll motiviert werden, die ihm in den Massenmedien, in der Populärliteratur, aber auch im Alltag begegnenden Zuschreibungen im Zusammenhang mit Islam und Muslimen kritisch auf ihre Herkunft und die hinter ihrer Verwendung stehende Absicht zu hinterfragen sowie durch die eigens gewählte Konfrontation mit Muslimen auf ihre Angemessenheit hin zu reflektieren.

Getragen von diesem Grundanliegen richtet sich dieses Buch vornehmlich an gesellschaftspolitisch Interessierte ohne spezifisches fachbezogenes Vorwissen, denen ein Miteinander von verschiedenen Kulturen und Weltanschauungen innerhalb des europäischen und speziell deutschen Gemeinwesens eine Herzensangelegenheit ist. Demzufolge wird hierin keine akademische Debatte über theologische oder islamwissenschaftliche Fragestellungen geführt, sondern in allgemeinverständlicher Sprache vermittelt, welchen Problemen, aber auch Chancen sich gewöhnliche Muslime in Europa im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen gegenübergestellt sehen. Vielmehr entlarven die Beiträge die erhöhte Aufmerksamkeit innerhalb der Politik und Medien für Bereiche, die mit dem Alltag der Majorität der hier ansässigen Muslime und ihrer Religionspraxis wenig gemein haben, als eine Ursache von Missverständnissen, aus denen kollektive Voreingenommenheit erwächst.

Angesichts der nicht zu leugnenden Tatsache, dass unter Muslimen ebenso Ressentiments gegenüber der europäischen Mehrheitsgesellschaft und ihrem Wertefundament bestehen, wird anhand konkreter Beispiele aus dem Alltag im deutschen, auf Religionsfreiheit basierenden Rechtsstaat demonstriert, dass trotz bestehender Minoritätensituation und im Einzelfall sogar kulturalistischer Ausgrenzungserfahrungen Muslime sich insgesamt hierzulande weder von ihrem Glauben noch von ihren ethischen Grundsätzen zu distanzieren brauchen. Identifikation mit dem demokratischen Gesellschaftssystem in Deutschland und Akzeptanz in der deutschen Mehrheitsbevölkerung bedeuten demnach zu einem zeitgemäß interpretierten und praktizierten Islam in keiner Weise einen Gegensatz.

Brückenbauer zwischen den Kulturen oder Dienstboten einer Exklusivität?

Stigmatisierung von Menschen im Namen der Gerechtigkeit anderer

Das Aufeinandertreffen der mannigfaltigen Kulturen im Angesicht der Globalisierung stellt die Herausforderung an die Menschheit, nach einem ethischen Fundament für diese neu entstehende Weltgesellschaft Ausschau zu halten, das zum einen mit den Basisnormen der divergenten Zivilisationen kompatibel ist und zum anderen eine Verständigung untereinander sowie ein Zusammenwirken im Sinne der Bewältigung globaler Zukunftsprobleme ermöglicht. In diesem Zusammenhang ist den Eliten, die angesichts ihres akademischen Hintergrunds bereits ebenso über Vorkenntnisse zu den religionsethischen Grundlagen der anderen Zivilisationen verfügen wie zu den divergenten Bestandteilen der eigenen Zivilisation, eine besondere Verantwortung zugewachsen. Sie besitzen den Auftrag, ihre jeweilige Gesellschaft auf den Gegenübertritt mit ungewohnten Wertvorstellungen wie fremden Sichtweisen vorzubereiten und zugleich die Repräsentanten der Divergenz vor einer Diskriminierung zu schützen.

Besonders für letztere Aufgabe haben sich Intellektuelle in Deutschland in sogenannten Interessengruppen zusammengeschlossen. Sie fühlen sich in besonderer Weise ethnischen, religiösen oder weltanschaulichen Minoritäten verpflichtet, denen man beansprucht, den Weg zur gleichberechtigten Teilhabe an gesellschaftlichen Errungenschaften zu ebnen. Man gerät dabei allerdings leicht in Gefahr, sich so sehr mit der betreffenden Gruppe zu identifizieren, dass man einen privilegierten Status dieser in bestimmten Bereichen und in bestimmten Kontexten nicht als dem eigenen Egalitätsgedanken entgegenstehend zur Kenntnis nimmt. Jedem Gesellschaftsmitglied, dem diese Privilegierung bewusst wird und das sie offen als Missverhältnis zum Ausdruck bringt, wird gelegentlich sogar eine diskriminierende Einstellung gegenüber dem ins Auge gefassten Kollektiv unterstellt.

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