Andreas Geist - Frau vor Sonnenuntergang
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Konnte man den Tod planen, konnte man ihn erträglich machen, indem man die große Spanne von friedlichem Entschlafen bis Bei-lebendigem-Leib-von-einem-Wildschwein-verspeist-werden zu Lebzeiten durchspielte?
Ich war in der privilegierten Position, dies jetzt tun zu können. Etwas spät und doch nicht zu spät.
Ich wollte nicht sterben! Eine Stinkwut kochte in mir hoch. Meine Situation war grotesk. Ich sollte nicht hier sein. Das hier gab es nicht wirklich. Man starb oder aber nicht. In diesem Punkt war die Natur digital. Entweder oder, aber nicht dieses Auf-Raten-sterben .
Andrerseits war der Restkosmos ein analoges Ding. Er kannte unendlich viele Graustufen. Er war chaotisch und erlaubte einen komplett anderen Gang aller Dinge, wenn sich nur die Parameter der Gegenwart minimal änderten. Darin lag die eigentliche Freiheit, die in der Singularität des Jetzt steckte. Ja, ich hätte mit der Entscheidung, auf der Couch liegen zu bleiben, nicht nur mein Leben grundlegend geändert, sondern den Lauf der ganzen Welt.
Warum sollte also die Natur ihre Gesetze ändern, wenn es um das Sterben ging?
Vielleicht hatte ich eine falsche Vorstellung gehabt. Vielleicht hatte ich ja überhaupt keine Vorstellung gehabt. Verdammt!
Nun war ich fünfundvierzig Jahre alt geworden und hatte es nicht geschafft wenigstens ein paar Minuten ernsthaft ein paar Gedanken auf die wichtigste Sache der Welt zu verwenden, die mit tödlicher Gewissheit irgendwann eintraf.
Die Bibel ermahnte die Menschen immer wieder, daran zu denken, dass der Herr käme wie der Dieb in der Nacht.
Ich hatte mir in der idealistischen Zeit meiner Jugend vorgenommen, Mönch zu werden. Warum hatte ich den Plan aufgegeben? Zum einen wäre ich an diesem schicksalsschweren Morgen mit meinen Mitbrüdern zum Chorgebet in der Kirche gewesen, anstatt mit dem Fahrrad durch den Wald zu rasen, und zum anderen hätte ich mein Leben im Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit gelebt und gestaltet. Ich hätte nie eine Familie gehabt, doch im Angesicht meines Todes war nun die Familie, die ich zurücklassen musste, der größte Schmerz, den ich mir vorstellen konnte. Als Mönch könnte ich einfach loslassen, weil es nichts loszulassen gäbe. Für ihn wäre das Sterben ein friedliches Entschlafen.
Würde Gott mir verzeihen, dass ich mein Leben so leichtfertig aufs Spiel gesetzt hatte? Gab es ihn und ein Jenseits, wenn das hier vorüber wäre?
Die Tränen rannen mir über das Gesicht. Ein heißer Schmerz in meinem rechten Oberschenkel unterbrach meine Trauer. Der Kämpfer in mir erwachte wieder zum Leben. Ich wollte nicht sterben und ich würde nicht sterben, sondern vollständig genesen und wenn ich Jahre darum kämpfen müsste.
Sie waren zurück. An meinem rechten Bein zerrte etwas. Irgendwie spürte ich eine Spannung in meiner Nackenmuskulatur, die mich zu diesem Schluss zwang. Ich hatte Turnschuhe und eine gefütterte Radlerhose an, durch die sie sich erst mal durcharbeiten müssten. Dann kamen noch die Socken und die lange Unterhose.
Schuhe und Hose waren aus synthetischem Material und schwer zu verdauen. Ratten, die im Wald lebten, sollten eigentlich auf eine Bioernährung achten und synthetisierte Erdölprodukte ablehnen. Der Galgenhumor gab mir einen Teil meiner Energie zurück.
Es raschelte aufgeregt um das Ende meines Körpers herum, das so weit weg war wie der Mond. Es waren mindestens drei, nein, vier Tiere. Eines näherte sich von links und raste schließlich mit etwas leuchtend Weißem durch mein Gesichtsfeld. Es dauerte einen Moment bis mir klar wurde, dass es ein Schnürsenkel war.
„Ersticke dran, du Scheißvieh!“, zischte ich wütend. Ein scheußlicher Schmerz erreichte mein Gehirn. Er kam eindeutig von meinem kleinen Finger der linken Hand. Eigentlich ein Grund zur Freude, doch dann wurde mir schlagartig bewusst, dass ein Handschuh links in meinem Gesichtsfeld lag. Er musste mir bei meinem Sturz abgerissen worden sein. Sie hatte also meine verwundbarste Stelle gefunden. Ich war ein Held wie Siegfried, und eine scheinbar unbedeutende Kleinigkeit würde mich das Leben kosten wie ihn. Eins der Biester biss zum zweiten Mal in meinen kleinen Finger. Der Schmerz schwoll an, und plötzlich zuckte meine Hand. Ich war so verblüfft, dass ich meine Angst für einen Augenblick vergaß.
Auch wenn es nur ein Reflex war, der über mein Rückenmark lief, die Ratte wertete es als Gefahr und huschte davon. War das ein gutes Zeichen gewesen? Ich dachte fieberhaft nach. Der Kniescheibenreflex funktionierte auch bei Querschnittsgelähmten. Gab es einen ähnlichen Reflexbogen an der Hand? Das Zurückziehen des Armes, wenn man auf die heiße Herdplatte fasste, geschah unwillkürlich, doch ich wusste nicht mehr, ob das Gehirn irgendwie beteiligt war. Logisch war es beteiligt! Der Schmerzreiz hatte mein Gehirn erreicht und die Bewegung ausgelöst. Irgendein altes Kabel hatte den Betrieb wieder aufgenommen. Konnte es den Rest des elektrischen Netzes defibrillieren, damit es neu startete?
Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Eine weitere Welle unbändiger Wut überflutete meinen Körper mit Adrenalin und verursachte ein Kribbeln in meinem Nacken. Die Frage war, ob die Ratten schneller waren als das Booten meines Nervensystems.
Irgendwie spürten die Nager instinktiv, dass sie sich in einem Wettlauf gegen die Zeit befanden und zerrten in einer konzertierten Aktion an meinem rechten Hosenbein. Sie wollten die Hose herunterziehen, aber der enge Gummibund war nicht leicht zu überwinden. Hätte ich nur den Nylongürtel nach dem Waschen der Fahrradgarnitur wieder eingezogen. Er hätte die Hose unweigerlich an meinen Hüften gestoppt, aber jetzt merkte ich, dass das Gummi irgendwann diese Hürde überwinden würde, und dann war es eine Frage von wenigen Minuten.
Sie wollte meinen kleinen Finger abnagen. Das Biest gab nicht auf. Ratten hatten sicher deshalb Jahrmillionen überlebt, weil sie mangelnde Körpergröße mit einem hohen Maß an Unverschämtheit kompensierten. Sie würde sich nicht durch ein schwaches Zucken abhalten lassen. Im Gegenteil. Ein Opfer, das sich bewegte, musste noch frisch und besonders bio sein.
Es wurde Zeit, dass ich alle Konzentration in meine Gliedmaßen leitete, anstatt mich mit philosophischen Betrachtungen des Lebens zu verausgaben. Der Geist steckte im Körper, und wenn der Körper im Magen hungriger Tiere landete, war auch der Geist futsch.
Der römische Satiriker Juvenal hatte mens sana in corpore sano so locker von sich gegeben. Die Römer waren zu seiner Zeit bauchlastig geworden, und wenn sie nicht an einer fettinduzierten Zirrhose oder Diabetes starben, dann wurden sie von durchtrainierten Haussklaven niedergemetzelt, die weniger zu essen hatten und deshalb in corpore sano steckten. Damit ist aber eine wichtige Voraussetzung für mens sana erfüllt, denn plenus venter non studet libenter .
Ich war durchtrainiert, doch im Augenblick so weit von corpore sano entfernt wie die Erde vom Mond. Vielleicht war aber deshalb mein mens in einem noch viel erbärmlicheren Zustand, und so murmelte ich die Worte Juvenals in ihrem ursprünglichen Sinn gebetsmühlenartig vor mich hin, während ich die Augen geschlossen hielt und alle Sensoren meines Körpers abzufragen begann: Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.
Schon wieder ein scharfer Schmerz in einem Finger meiner linken Hand. Diesmal war er sehr viel heftiger und löste eine Reaktion aus, die die Ratte abermals in die Flucht schlug. Vielleicht konnte ich doch gewinnen. Sie würde zwar zurückkehren, doch ihr war nicht klar, dass sie mit jedem Biss mein Nervensystem dichter an die Schwelle der Reaktivierung brachte. Es musste so sein. Der Schmerzreiz war der Nervenimpuls, den die Evolution am besten abgesichert hatte, weil ihm die größte Bedeutung für das Überleben des Organismus zukam. Folglich musste man auf dieser untersten Ebene des Betriebssystems den Bootvorgang starten. Windows startete erst BIOS, dann DOS und schließlich das Fensterchenprogramm, dessen Einrichtung so viel Zeit in Anspruch nahm, dass man sich schon fragte, ob man seinen Text nicht besser von Hand geschrieben hätte. Ich hoffte inständig, dass nicht Bill Gates die Software meines Input-Output-Systems geschrieben hatte, denn sonst könnten sich die Ratten entspannt zurücklehnen.
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