
Udo lenkte den Weg der Kinder jetzt zu dem Ferkelstall. Schon von weitem hörten sie das Quieken und Grunzen der Schweinchen. Sabine rümpfte die Nase und sagte: „Nein, wie das stinkt! Da komme ich nicht mit.“ Der Betreuer hockte sich vor das Mädel und sprach: „Du bist die Sabine, nicht wahr?“ Die Kleine nickte und reichte im die Hand. „Also Sabine. Bei euch zu hause gibt es doch auch ein Badezimmer mit Wasserkloset. Riecht es da immer nach Blumen?“ Sabine gab zu, dass es auch da mal Gerüche gab, die nicht so gut riechen. „Dann kannst du doch sicher verstehen, dass bei den vielen Ferkeln und Sauen, die Luft nicht immer gut dufte kann. Doch ich versichere dir, mit der Zeit gewöhnst du dich daran. Atme nur durch den Mund, dann ist es nicht so schlimm.“ Meinte Udo. Dann gingen die Kinder weiter bis zum Auslauf der Ferkel. Die Gruppe durfte in den Verschlag der Ferkelchen. Die Sauen waren in einem separaten Stall. „Ach was sind die süß. Das hier hat einen richtigen Ringelschwanz. Ach und das hier hat schwarze Flecken auf dem Rücken. Ach und schau mal das Ferkelchen, es hat ein Knickohr und ein Stehohr.“ So riefen die Kinder durcheinander. Sogar Sabine fand Spaß an den kleinen Schweinchen. Der Betreuer hatte Mühe die Kinder von den Schweinen wieder weg zu locken.

Udo führte die Kinder zu dem Kälberstall. Die Kühe waren ja alle auf der Weide, nur die Kälbchen waren im Stall geblieben. „Die werden von der Bäuerin von Hand aufgezogen und später verkauft.“ So wusste Udo zu berichten. Die Kinder streichelten über das weiche Fell von den Kälbchen. Blickten in die dunklen Augen mit den langen Wimpern. „Schau mal! Wie lieb mich das Kälbchen anschaut. Ob es wohl Hunger hat?“ so wollte Maria von Udo wissen. Er wollte das gerade verneinen als die Bäuerin mit einer Schubkarre in den Stall kam. Auf der Karre waren jede Menge Milchflaschen mit Sauger. „Wer hilft mir die Kälber zu füttern?“ so rief die Frau vom Bauern. Natürlich wollten alle Kinder helfen. Und wie der Zufall es will, hatte die Bauersfrau auch genau 10 Fläschchen auf der Karre. Die kleinen Kühe schmatzten und saugten an den Flaschen, es war eine Erfahrung, die die Kinder bestimmt nicht vergaßen. Wie bekommt man die kleinen Mädchen jetzt aus dem Stall? Doch Udo wusste sich zu helfen. Er lockte die Kinder durch das Versprechen auf Kuchen und Kakao aus dem Kälberstall.
Die Mädchengruppe ging geschlossen in den Waschraum und reinigte sich die Hände und das Gesicht. Im Speisezimmer waren schon viele Kinder versammelt, Tamara schaute über die Tische und sah ihren Freund Paul, der winkend an einem Tisch saß. Es waren noch einige Stühle frei und Tamara ging mit ihren Kusinen auf den Tisch am Fenster zu. Die anderen Mädchen folgten. Tamara stellte den Freund vor. Dann wurden Paul die anderen Mädchen vorgestellt. Paul begrüßte alle Mädels und erzählte dann von seinem Zimmer. 4 Etagenbetten teilte er mit 7 anderen Jungen. Er durfte oben schlafen, und fand es ganz toll. Sein neuer Freund Peter schlief lieber unten. In dem Zimmer der Jungen gab es Bettbezüge mit Abenteuermotiven. Paul schlief mit Tarzan, sein neuer Freund hatte Astronauten im Bett. Die anderen Jungen hatte er nur kurz begrüßt bei der Führung über den Hof. Seine Gruppe hatte, mit dem Betreuer Rolf, schon die Kälbchen und Gänse gesehen. Er schwärmte von den kleinen Kälbern. Er hatte einem Kälbchen die Hand hingehalten und gleich hat das Kälbchen an seinen Fingern genuckelt. Es war sehr beeindruckend.
Da konnten Maria und Erika ihm erzählen, dass sie den Kälbchen die Flasche gegeben hatten. Maike, eine neue Freundin von Tamara erzählten von ihren Erlebnissen bei den Ferkeln und Küken. Im ganzen Raum war ein Geschnatter, wie auf dem Gänsehof. Doch eine Glocke, die an der Wand hing, wurde von der Bäuerin angeschlagen und sofort war Ruhe. „Ich freue mich, dass ihr eure Ferien auf dem Hof von meinem Mann und mir verbringen wollt. Mein Name ist Berta Heinrich. Ihr dürft mich Tante Berta nennen, mein Mann ist für euch Onkel Hannes Noch einmal herzlich willkommen auf unserem Bauernhof mit Ferienheim. Bei dem Rundgang. habt ihr ja schon einen kleinen Eindruck von dem Leben auf einem Bauerhof bekommen. Beim Abendessen erzähle ich euch mehr. Jetzt genießt den Kuchen und habt noch einen schönen ersten Tag auf unserem Hof. Heute haben wir für euch leckeren Streuselkuchen mit Apfelmus gebacken. Als Getränk gibt es Milch und Kakao. Lasst es euch schmecken. Guten Appetit.“
Die riesigen Platten mit dem duftenden Kuchen waren ruckzuck abgeräumt. Frische Luft macht wohl hungrig. Die Gespräche der Kinder waren teilweise lustig, doch stimmten auch manchmal nachdenklich. Die Betreuer kannten es schon, denn es waren ja nicht die ersten Kinder aus der Stadt, die hier Ferien machen konnten. Sie fanden die Idee von den Heinrichs richtig gut, obwohl die Nachbarn des Bauern erst Bedenken gegen die Kinder hatten. Doch im laufe der Zeit wurden sie eines Besseren belehrt. Die Stadtkinder waren neugierig und gelehrig. Im letzen Jahr hatten Jugendliche ab 13 Jahren hier Ferien gemacht und wurden im Laufe der Ferien richtig gute, freiwillige Helfer im Obst- und Gemüsegarten. Auch die älteren Kinder hatten noch nie Hühner, Schweine oder Kühe gesehen. Sie kamen aus der Stadt und gingen wohl mal in den Zoo, doch niemals auf einen Bauernhof. Das war nicht cool. Am Ende der Ferien waren sie wie umgekrempelt. Im positiven Sinne. Mal sehen, wie sich die Kleinen machten.
Nachdem die Kinder die Gläser ausgetrunken hatten, sammelte die Magd Rosi die leeren Gläser ein. „Liebe Kinder, ich hoffe, es hat euch geschmeckt. Jetzt dürft ihr auf eigene Faust den Bauernhof erkunden. Wenn ihr Hilfe benötigt oder Fragen habt, dann wendet euch an die Betreuer. Ich wünsche euch viel Spaß. Ach ja! Etwas habe ich noch vergessen. Wenn ihr die Glocke hört, so müsst ihr euch sofort unter der Kastanie am Garten sammeln. Entweder gibt es Essen oder eine neue Information. Nun raus aus der Stube und ab ins Vergnügen.“ So sprach Tante Berta und hob die Tafel auf. Mit lautem Geschrei rannten Jungen und Mädchen hinaus auf den Hof. Sie lernten sich jetzt erstmal kennen. Hockten sich in der Tenne auf die Heuballen und erzählten sich woher sie kamen und warum sie diese Reise gemacht hatten. Die 10 Kinder aus dem Kindergarten von Tamara hatten somit die gleiche Geschichte und waren schnell fertig mit dem Erzählen. Maike und Karin waren Nachbarskinder und sind durch den Pfarrer auf Reise geschickt worden. Die Eltern hatten das Angebot vom Pfarrer gerne angenommen, weil sonst kein Geld für die Ferien da gewesen wäre. Die Jungs aus Pauls Zimmer, Max, Erwin, Otto, Walter, Kurt und Michael spielten in einer Jugendgruppe gemeinsam Fußball. Die Reise wurde durch den Trainer gebucht als Gruppenreise, mit vergünstigtem Preis. Damit waren die Eltern der sportlichen Jungen einverstanden, sonst hätten sie die Ferien zu hause verbracht. Peter wurde von seiner Oma zu diesem Ferienspaß angemeldet. Bis jetzt fanden Alle die Unterbringung super. Während die Kinder erzählten blickte Paul immer wieder zu der oberen Ablage. Er sah die Holzleiter, die angestellt war. Die Neugierde wurde immer stärker.
„Hey! Was haltet ihr davon, wenn wir mal die Spinnen oben auf der oberen Etage besuchen?“ Die Köpfe der Kinder ruckten nach oben. Die Augen begannen zu strahlen. Dann wollte jeder der Jungen zuerst die Leiter erklimmen. Die Mädchen tippten sich mit einem Finger gegen die Stirne. Doch dann packte auch sie die Abenteuerlust. Die Latzhosen waren hierfür gut geeignet. Nur Sabine hatte einen Rock an. Sie genierte sich und wollte die Leiter nicht hoch klettern. Doch Tamara sagte: „Sei doch nicht dumm. Du hast doch eine hübsche Hose unter dem Rock. Komm nach oben, es macht Spaß.“ Sabine zögerte noch etwas doch dann war sie wieselflink auf den Sprossen der Leiter und kletterte hoch. Tamara und Marie gaben ihr die Hand um sie das letzte Stück hochzuziehen. Geschafft! Auf den Strohballen kletterten die Kinder bis nach ganz oben. Hier war eine Luke, die offen stand wegen der Durchlüftung. Die Kinder legten sich auf den Bauch, stützten den Kopf auf die Arme ab und schauten hinaus. Was sie sahen machte ihnen schon Vorfreude auf die kommenden Ausflüge, die geplant waren. Mit der Zeit wurde es ihnen Langweilig.
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