Monika Clayton
TEE macht tot
Gestorben wird Donnerstags
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Inhaltsverzeichnis
Titel Monika Clayton TEE macht tot Gestorben wird Donnerstags Dieses eBook wurde erstellt bei
Prolog
1.Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11.Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
Epilog
Anmerkung der Autorin
Impressum
Prolog
AN DEN SCHEIDEWEGEN DES LEBENS
STEHEN KEINE WEGWEISER.
CHARLIE CHAPLIN
Bedächtig ging sie, ohne sich umzudrehen, in Richtung Haustür. Ihre Hand auf der Türklinke hielt sie zögernd inne. Unzählige Male war sie schon durch diese Tür hinausgetreten, doch nun, mit dem Wissen, nie wieder hierher zurückzukehren, fiel es ihr schwer, sich auf den Weg zu machen. Nachdenklich hielt sie ihren Kopf zur Seite geneigt. Sollte sie sich noch ein einziges Mal umdrehen? Einen letzten Blick wagen?
Es war der winzige Moment, in dem sie die Küchenjalousie erblickte, bevor ihr Blick weiter wanderte, doch dieser Moment hatte ausgereicht, um sie entschlossen kehrt machen zu lassen. Letztlich hätte es ihr egal sein können, ob diese Jalousie oben oder unten war. Es war einfach die Gewohnheit, die sie hatte umkehren lassen. Nie war sie außer Haus gegangen, ohne dieses klemmende Ding halb herunterzulassen, und stets hatte sie sich darüber geärgert. Als sie nun an dem Seil zog, glitt die Jalousie mühelos herunter.
Esther Friedrichsen musste schmunzeln. Manche Dinge erforderten einfach ein bisschen Abstand, um reibungslos zu funktionieren.
„Ach herrje!“, murmelte sie vor sich hin. „Da muss ich erst 50 Jahre hier wohnen, um darauf zu kommen.“
Von unten hörte sie das bestellte Taxi hupen.
„Ich komme ja gleich!“, grummelte Esther, zog einen Stuhl unter dem Esstisch hervor und ließ sich darauf nieder. Leicht strich ihre Hand über den Tisch. Wie oft hatte sie an diesem dunklen Holztisch, der stets mit einem Strauß Wiesenblumen geschmückt war, gesessen? Ohne die Blumen und vor allem ohne ihren Karli wirkte er jetzt jedoch seltsam fremd.
Erneut hupte das Taxi. Esther stand auf und schob den Stuhl wieder ordentlich unter den Tisch.
Prüfend warf sie im Vorbeigehen noch einen Blick in einen der Küchenschränke. Sie musste sich auf Zehenspitzen stellen, um ganz hineinsehen zu können. Der Schrank war leer. Nicht ein Teller war übriggeblieben.
Alles, was etwas wert gewesen war, hatte sie verschenkt. Wie auf einem Flohmarkt war ihre Nachbarschaft in ihrer Wohnung umhergestreift, hatte in Schränken gestöbert und eingepackt, was sie glaubten, gebrauchen zu können, oder von dem sie meinten, daraus Geld machen zu können. Esther Friedrichsen hatte das nicht gestört. Ihre Erinnerungen bewahrte sie schließlich in ihrem Kopf auf und nicht in Schränken.
Dort, wo sie nun hinging, brauchte sie von all den Dingen ohnehin nichts mehr, und das, was sie benötigte, hatte sie in zwei Koffern verstaut. In einem befanden sich, fein säuberlich verpackt, ihre Kräuter, in dem anderen ihre Kleidung.
Wehmütig schlenderte sie endgültig zur Wohnungstür und zog sie hinter sich zu. Den Schlüssel, den sie sonst so sorgfältig in ihre Tasche packte, warf sie heute in den Briefkasten.
Unwillig sah der Taxifahrer sie an, als sie endlich auf der Rückbank Platz nahm.
„Wo soll´s hingehen?“, fragte er mürrisch. Unendlich genervt, mit welcher Ruhe sie im Leben umhertrabte.
„St. Benedikta, das liegt beim …“, antwortete Esther leise.
„Ich weiß, am Starnberger See. Meine Mutter war auch dort.“ Der Blick des Fahrers wurde freundlicher. „Ihr Umzug nach St. Benedikta?“
Mit wässrigen Augen nickte Esther Friedrichsen. Ja, das sei die letzte Station ihres Lebens, meinte sie. Melancholisch guckte Esther noch einmal zurück. Zurück auf ihr altes Leben, zurück auf ihren alten Wohnblock in ihrem alten Wohnviertel. Dann atmete sie tief durch, versuchte mit aller Kraft, die trüben Gedanken wegzuwischen und wandte sich wieder dem Fahrer zu, der sie in ihr neues Leben befördern sollte.
1.Kapitel
Schon früh hatte sein Vater ihn gelehrt, jede Entscheidung, die er für sein Leben treffen musste, genau abzuwägen und von verschiedenen Faktoren abhängig zu machen.
„Welche Faktoren sind das?“, wollte der 7-jährige Balthasar Sebastian Rohrasch wissen.
„Das ist abhängig von dem, was dein Ziel ist, mein Junge“, erklärte der Vater. „Nicht der Weg bestimmt dein Ziel, sondern das Ziel deinen Weg.“
„Das verstehe ich nicht, Vater.“
Vater Rohrasch nahm sich ein Blatt Papier setzte sich an den Küchentisch und holte sich seinen Sohn auf den Schoß. „Hast du ein Ziel“, erklärte der Vater, während er flink eine Tabelle auf das Papier kritzelte, „dann schreib dir alles auf, was dir dazu einfällt, um dahin zu kommen.“
„Meinst du meine Wünsche?“, erkundigte sich der kleine Balthasar Sebastian Rohrasch mit wissbegierigem Blick.
„Nein, mein Sohn, ein Wunsch ist einer der Schritte, um ein Ziel zu erreichen.“
„Aber ist das denn nicht dasselbe?“ Der kleine Junge verstand das nicht.
„Nein, ein Wunsch hat mit dem Ziel nichts zu tun. Wünsche kannst du Hunderte haben, alle gleichzeitig, aber durch hundert Ziellinien kannst du nicht gleichzeitig rennen. Pick dir aus deiner Wunschliste einen Wunsch heraus, mach ihn zu deinem Ziel, und dann fang an zu laufen!“ Der Vater rutschte seinen Sohn wieder ordentlich auf seinen Schoß und erläuterte ihm alles noch einmal. „Hör zu, Junge! Angenommen, du willst ein Auto, diese neue Erfindung, den Computer, ein Haus und ein Pferd haben!“
„Einen Computer hätte ich sehr gerne, aber was soll ich mit einem Pferd?“, warf der Junge fragend ein.
„Es ist nur ein Beispiel, und jetzt hör zu! Angenommen, du willst das alles haben, wo würdest du anfangen?“
„Ich weiß es nicht“, seufzte der kleine Balthasar und schaute angestrengt nach oben, um darüber nachzudenken.
„Siehst du!“, munterte der Vater ihn auf, „ich würde das auch nicht wissen. Alle vier Dinge zu bekommen, würde nämlich bedeuteten, dass ich mir ein weiteres übergeordnetes Ziel stecken muss. In diesem Fall das Geld. Ich muss also so viel verdienen, damit ich mir alle vier Dinge gleichzeitig leisten kann. Der Weg, den ich einschlagen müsste, wäre entbehrungsreich und lang. An allen vier Wünschen müsste ich erst einmal vorbeilaufen, um dann später zurückzugehen, um sie mir zu erfüllen. Aber es gibt auch einen anderen Weg. Mach dir für den Anfang nur einen deiner Wünsche zum Ziel! Der Weg dorthin ist realisierbar. Wenn du dieses Ziel erreicht hast, kannst du zum nächsten Ziel laufen. Ein Sieg, mein Junge, wird in kleinen Etappen gewonnen, immer nur in kleinen Etappen!“
Langsam verstand der kleine Balthasar, was sein Vater ihm sagen wollte. „Hast du dich deswegen für den Beruf des Totengräbers entschieden, Vater? War das dein Ziel?“
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