Deine Mama!“
„14.03.1992
Hallo mein kleiner Liebling!
Heute hatte ich das erste Gespräch mit der Heimpsychologin. Ein Zweitgespräch wird es nicht geben. In der Stunde, die wir miteinander gesprochen haben, hat sie mir einfach zu oft betont, dass sich die Krömers viel besser um dich kümmern können, als ich. Das weiß ich. Zumindest verstandsmäßig. Aber vom Gefühl her, will ich dich einfach bei mir haben. Warum verstehen mich die Erwachsenen hier nur nicht? Die sagen, dass ich selber noch zu jung bin. Doch woher wollen sie das wissen? Keiner von denen gab sich die Mühe, mich wirklich kennen zu lernen. Sie sehen nur das Mädchen, das hier in dem Heim gelandet ist, weil sie sich nicht anpassen kann. Warum ich keine Lust habe, mich anzupassen, weiß keiner. Und es will auch keiner wissen. Das hier ist nur eine Verwahrstelle für junge Menschen, die keiner haben will. Dabei wurde diese Heimeinrichtung als familiär bezeichnet. Aber das hier ist genauso viel „Familie“ wie das, vor dem die meisten hier geflohen sind. Ach Elisa, vielleicht ist es wirklich besser, dass du diese Einrichtung nicht erleben musst. Nein, ganz sicher ist es besser für dich, nicht hier zu sein.
Deine Mama“
„15.10.1992
Liebste Elisa,
heute habe ich endlich deine Pflegeeltern kennengelernt. Sie scheinen wirklich sehr nett und herzlich zu sein. Ich habe jetzt ein Foto von dir, das steht nun auf meinem Schreibtisch. Ohne dass ich fragen musste hat deine Pflegemutter mir das Bild rüber geschoben. Und so viel von dir erzählt haben die Beiden. Mein Herz wurde schwer, weil ich all das nicht mit dir zusammen erleben kann. Aber ich freue mich, weil du es wirklich gut hast. Du strahlst auf dem Foto richtig. Hoffentlich bleibt es auch so. sie würden dich gerne adoptieren. Doch das kann ich einfach nicht. Du bist doch mein Kind, auch wenn du bei denen aufwächst. Du sollst meinen Namen tragen, daher bin ich froh, dass ich dir schon einen Namen gegeben hatte, bevor du zu ihnen gekommen bist. Auch wenn ich ihren Wunsch verstehen kann, dass sie dich ganz für sich wollen. Seit 7 Monaten lebst du nun bei ihnen, bist wie ihr Kind, auch wenn ich dich unter meinem Herzen getragen habe. Es wurde davon gesprochen, dass ich dich vielleicht bald sehen darf. Ob ich das durchstehe, dich auf meinem Arm halten zu dürfen, eine Stunde lang und dich dann loslassen zu müssen, dich mit denen gehen lassen zu müssen. Der Mann vom Jugendamt, der uns jetzt betreut ist freundlich, nachdem deine Pflegeeltern weg waren, haben wir uns noch unterhalten. Ich habe geweint, doch das erste Mal habe ich mich einem Fremden gegenüber nicht für meine Tränen geschämt. Wohl auch, weil er meine zwiespältigen Gefühle verstehen kann. Er macht diesen Job schon einige Jahre und kennt die Reaktionen von Müttern, denen die Kinder entrissen wurden. Auch wenn er eher auf der Seite der Pflegeeltern steht. Warum sonst wohl sollte er bei jedem Gespräch versuchen, mich dazu zu überreden, dass ich dich zur Adoption freigebe? Aber darauf kann er sehr lange warten, ich kann dich nicht vollständig hergeben.
Deine Mama!“
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