„pass auf, wenn du rüber kommst, nach acht Uhr, dürfen wir unsere Zimmer nur noch verlassen um pinkeln zu gehen.“ Sagte er und grinste.
Dann gingen wir endgültig zurück in unsere Zimmer.
Ich horchte an der Wand, was er jetzt wohl tat.
Außer mir war niemand im Zimmer und so konnte ich ihn hören.
Er sprach mit einem seiner Mitbewohner.
„Hey Raffi. Das glaubst du mir nie. Zu den „Drei Prinzessinnen“ ist eine Rebellin gezogen.“ sagte er und ließ sich auf eines der Betten fallen.
„Wie meinst ‘n das jetzt?“ fragte der andere.
„Ich sage doch das glaubst du mir nie. Marie heißt sie. Das totale Gegenteil von Natha, Enja, und Babsie. Die hat Charakter.“ sagte er in einer ziemlich verträumten Tonart.
„Und das weißt du woher?“ fragte Raffi wieder.
„Ich hab sie eben im Flur getroffen, Hammer sag ich dir. Lange schwarz gefärbte Haare, riesige blaue Augen und einen Body wie Cameron Diaz!! Und nett und frech ist sie auch noch.“ sagte er.
„Du stehst auf sie, was?!“ sagte der andere und lachte.
„Na wann denkst du hast du sie soweit?“ fragte er und man konnte das Grinsen in seiner Fresse förmlich hören.
„Was meinst du damit? Soweit wofür?“ erwiderte Kibo verwirrt.
„Stell dich doch nicht dümmer, als du bist!! Wann du sie hier in deinem Bett liegen hast und so richtig mit ihr… bam bam bam!!“ sagte Rafael und klatschte dabei in die Hände.
„Bist du verrückt?? Das ist keine die man einfach so bumst. Das ist ne Frau zum verlieben Raffi. Ich sag’s dir. So toll…“ erwiderte Kibo wieder in dieser verträumten Tonlage.
„Das ist dein ernst was?“ fragte Rafael in einem für ihn ungewöhnlich, ernstem Ton.
„Ich meine, dass sie dir gefällt.“
„Ja. Ich denke schon.“ sagte Kibo scheinbar über sich selbst erstaunt.
Ich sank auf mein Bett und blickte an die Decke. Ich fand in mir auch so ein Kribbeln, aber ich wollte nicht verletzt werden. Bisher hatte ich alle meine Erfahrungen, also geknutscht und gefummelt, nur mit wildfremden Typen ohne irgendwelche Gefühle gemacht.
Wenn ich das zuließ, dann konnte ich nur verletzt werden, denn ich wollte hier weg. Und wenn ich das schaffte, dann blieb er zurück.
Babsie und Nathalie kamen ins Zimmer.
„Hast du schon mal rausgeschaut?! Man da draußen ist Sonne pur und geniales Wetter, dafür das schon September ist. Dumm dass diese Infoveranstaltung in der Aula stattfindet.“ sagte Babsie und lehnte sich auf die Fensterbank.
„Ja zu dumm.“ Nuschelte Nathalie.
„Wo habt ihr eigentlich Enjala gelassen?“ fragte ich und hätte mich dafür Ohrfeigen können. Ich wollte mit diesen dummen Puten doch eigentlich nichts zu tun haben.
Andererseits konnte es nicht schaden, in einer solchen Hölle, ein paar Vertraute zu haben.
„Sie ist bei Rubina und Ronja. Sie sind Zwillinge und waren letztes Jahr mir ihr im Cricketteam.“ Antwortete Babsie.
„Apropos wir sollten sie jetzt vielleicht mal wieder einsammeln, die dumme Veranstaltung geht gleich los.“ fügte sie an.
„Naja dann mal los.“ sagte Nathalie.
Ich stand mit auf und ging in die Aula hinunter.
Auf der Bühne stand ein Rednerpodest, und hinter diesem Podest stand Ms. Hosenanzug.
Ich ließ meine Blicke schweifen und suchte die Aula nach Kibo ab.
Ich entdeckte ihn in der dritten Reihe vor der Bühne. Ich stellte fest, dass jedem ein Platz zugeteilt war, als ich im Mittelgang eine Frau mit Platzkärtchen sah.
Schnell drückte sie mir die Nummer 126 in die Hand und ich suchte. Siebte Reihe. Linke Seite.
Ich setzte mich hin und langsam füllte sich die Aula.
Die Reihen wurden immer voller. Neben mich setzte sich ein ungepflegtes Mädchen mit langen gräulichen Haaren.
„Hi ich bin Lola.“ rotzte sie.
Sie zog den Schleim in ihrer Nase bis zu ihrem Haaransatz, wie mir schien.
„Und wie heißt du?“ fragte sie mit einem fetten, stinkenden grinsen.
„Marie… aber ganz ehrlich, sehe ich so aus als wollte ich mich mit dir unterhalten?“ fragte ich und zog die Augenbrauen hoch.
„Ähm ich… ich wollte nur nett sein.“ sagte sie nun leise und drehte sich wieder weg.
Und in dem Moment feuerte Ms. Hosenanzug ihre Begrüßungsrede in die Masse.
„Guten Abend liebe Schülerinnen, liebe Schüler, mein Name ist Ms. Lourdess. Ich bin eure Betreuerin. Das bedeutet ich lebe auch im Wohnheim. Im Personalblock.“ Sie beamte eine Karte des Schulgeländes an die Wand und zeigte auf den linken Flügel, des Wohngebäudes.
„Ich weiß, für viele hier, ist es das erste Mal, für viele aber auch nicht.
Ich freue mich, all diejenigen, wieder hier begrüßen zu dürfen, die uns schon in den vorigen Jahren besucht haben. Doch natürlich, freue ich mich auch über unsere Neuankömmlinge.
Wie viele von euch schon wissen, ist dies hier die Einführungsveranstaltung, die an jedem Schuljahresbeginn stattfindet.
Ihr findet unter eurem Stuhl eine Mappe, in der sich die Hausordnung befindet und eine Zugehörigkeitskarte. Wozu die ist, erkläre ich euch später.
Zuerst einmal möchte ich mit euch die wichtigsten Punkte, der Hausordnung durchgehen, vor allem was die Nachtruhe betrifft, müssen wir dieses Jahr, einiges wieder etwas gewissenhafter behandeln.
Also wenn ihr die Seite 4 aufschlagt, findet ihr den Abschnitt, über Nachtruhe und Kontakt mit Mitschülern nach Ruhezeit.
Als erstes einmal, die Nachtruhe beginnt um halb neun ABENDS. Nach halb neun, möchte ich niemanden mehr auf den Fluren erwischen, wenn er nicht auf die Toilette muss.
Letztes Jahr gab es auch mehrere Verstöße, die in sogenannten Zimmerpartys ausgeartet sind.
Diese sind strengstens verboten!!“ Sie sah sich in der Menge um und wirkte als würde sie das äußerst ernst meinen.
„Des Weiteren, sind Beziehungen mit Mitschülern untersagt. Und damit meine ich keine freundschaftlichen Interaktionen sondern mehr die, sexueller Natur. Sollte ich jemanden bei diversen Handlungen erwischen, die auf eine Beziehung hindeuten, werdet ihr genauer beobachtet und bei einer Wiederholung erhaltet ihr eine Verwarnung und eure Eltern eine Benachrichtigung über euer Fehlverhalten.
Ich möchte auch darauf hinweisen, dass das Konsumieren von Alkohol, Zigaretten und allen härteren Drogen, sowohl die natürlicher Basis als auch die chemischer Basis, verboten ist. Sollten wir euch beim Konsumieren von Alkohol und Zigaretten erwischen, erhaltet ihr eine Verwarnung. Beim Einnehmen von Drogen, erhaltet ihr einen Schulverweis.
Die Pünktlichkeit, beim Unterricht, ließ letztes Jahr auch sehr zu wünschen übrig. Sollten wir Unpünktlichkeiten feststellen, wird dies unverzüglich vermerkt und beim dritten Mal eure Eltern benachrichtigt.
So das waren nun die wichtigsten Verhaltensregeln.
Als nächstes klären wir, wozu eure Zugehörigkeitskarte gut ist.
Selbstverständlich dürft ihr das Schulgelände auch hin und wieder verlassen, um euch mit Süßigkeiten oder anderen notwendigen Dingen einzudecken. Ihr dürft auch, in der nächsten Stadt shoppen gehen.
Wenn ihr wieder zurückkommt, kommt eure Zugehörigkeitskarte zum Einsatz.
Wenn ihr am Eingang steht, steht da entweder ein Betreuer oder ein Wachmann oder ihr müsst klingeln. Dann wird jemand zu euch kommen, und ihr müsst eure Zugehörigkeitskarte hervorzeigen.
Sie ist dazu gut, dass niemand auf das Schulgelände kommt, der dort nichts zu suchen hat…“
Sie redete noch eine Weile über die Geschichte der Schule, Projekte außerhalb der Schulzeit und alle Kurse die man belegen konnte.
In unseren Mappen waren auch Kurspläne, von denen wir jeden Tag mindestens sechs ankreuzen mussten außer am Wochenende.
Wir hatten bis zum dritten Eingewöhnungstag Zeit um uns die Kurse auszusuchen.
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