Aus Träumen erwacht,
schwarz wie die Nacht,
bleib ich im Dunkeln.
Die Kälte der Welt
ist mir ein Umhang.
Gefühle am Tag,
Tau, der hinab tropft.
Aus Träumen erwacht,
schwarz wie die Nacht,
bleib ich im Dunkeln.
Niemals berührbar,
für immer allein,
die Nacht durchstreifend,
umarmt nur vom Wind.
Aus Träumen erwacht,
schwarz wie die Nacht,
bleib ich im Dunkeln.
Copyright für diesen Text: Tuja
CC BY SA
Die Weiterverbreitung, Nutzung und Spiegelung der Texte ist ausdrücklich erwünscht. Die Texte stehen unter der Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
Die Zeichnung auf dem Innentitel wurde von Jessy Ryuu - Kontakt: JessyRyuu@hotmail.deals Auftragsarbeit gezeichnet. Sie ist im Kontext von Buchbesprechungen frei nutzbar.
Allein
Kurze Texte im Light-Novel-Format
(raito noberu)
Tuja
Hannover 2017
HerausgeberInnengemeinschaft Irrliche
http://www.irrliche.org
Anarchistische Literatur, Lyrik, Texte und Theaterstücke
für das 21. Jahrhundert
Allein - Inzwischen denke ich, dass es besser ist, allein einsam zu sein, als einsam unter Menschen.
Die Flucht der Tochter des Teufels - Was wird Dir passieren, wenn Du ins Bild hinein trittst und nicht weiter nur Beobachterin bleibst?
Das Böse lauert im Licht - Hoffnung kann überall existieren und sei sie noch so dunkel.
"Du kannst das nicht." Akina entzog sich ihrer Umarmung.
Kiriko zuckte leicht zusammen. "Nein," sie warf den Kopf zurück und lachte dumpf, "ich kann das nicht."
Akina schien das peinlich zu sein. "Ich muss los."
"Ja." Kiriko wusste, sie würde sie nicht wiedersehen, nicht mehr als Freundin, nie mehr zu zweit. Sie kannte das schon. Wieso war sie so naiv gewesen? Nachdem Akina sie allein zurückgelassen hatte, flüsterte sie leise vor sich hin ins Nichts der Leere des Schulhofs hinter den Fahrradständern: "Ich kann das nicht, vielleicht hat sie recht, ich kann das nicht."
Auf dem Rückweg nach Hause redete sie weiter leise vor sich hin. "Wie umarmt man Menschen richtig? Ich weiß es nicht? Ist das wichtig?" Auch das wusste sie nicht, sie blies Luft durch ihre Nase und zuckte mit den Schultern.
Ein Bild formte sich vor ihren inneren Augen, ein Gesicht, das für viele Gesichter stand. Es starrte sie an: "Deine Umarmungen sind so seelenlos." Lautlos antwortete sie ihm: "Und wenn schon? Was macht das? Ich brauche niemanden, aber dann lasst mich in Ruhe."
Tagebuch 1 - Besser allein einsam, als einsam unter Menschen
Zu Hause in ihrer Einzimmerwohnung war es trotz des Sommertages angenehm kühl. Sie lebte alleine, da ihre Eltern im Ausland arbeiteten. Die Vorhänge ließen das Licht nur gedämpft ins Zimmer. Sie zog ein schwarzes schmales Buch aus ihrer Schreibtischschublade. Eines Tages hatte sie dieses Buch gefunden, ein Tagebuch mit leeren Seiten. Nur ein schwarzes anarchisches rauchendes Kaninchen fand sich als Zeichnung auf vielen Seiten in unterschiedlichen distanzierten Posen. Nachdem sie anfing die Seiten zu füllen, hatte es irgendwann angefangen mit ihr zu sprechen. Inzwischen waren ihr die Unterhaltungen zur Gewohnheit geworden.
Auf einmal brachen die Worte aus Ihr heraus. "Wieso können sie mich nicht akzeptieren? Nur weil ich nicht so kuschelig bin, das ist doch kein Grund."
Das schwarze Kaninchen sah nur schweigend durch sie hindurch.
"Immer passiert das gleiche, Berührungen lösen bei mir Furcht aus, nicht wirklich Angst, es ist mehr, wie die Furcht vor einer heißen Herdplatte. Sie begreifen das nie. Wenn ich versuche, sie zu umarmen, ist es nicht richtig, meine Umarmung zu kalt, und wenn ich distanziert bleibe, ist das auch falsch. Und dann sind sie peinlich berührt und ziehen sich zurück."
Das Kaninchen zuckte mit der Nase. "Niemand zwingt dich, wieso versuchst du es überhaupt noch?"
"Das stimmt, nur begreife ich nicht, wieso sie mich nicht einfach. so wie ich bin. akzeptieren können. Die Furcht ist ein Teil von mir und diese Gefühle gehören zu mir. Ich will niemand anderes sein. Ich habe immer gehofft, das ich eine Freundin finde, die das versteht. Aber sie bezeichnen mich deshalb als seelenlos."
"Und?" Das Kaninchen putzte sich.
"Inzwischen denke ich, dass es besser ist allein zu sein, keine Freundinnen zu haben als solche, dass es besser ist allein einsam zu sein, als einsam unter Menschen. Doch dann lasse ich mich doch wieder auf andere ein. Ich sollte damit aufhören." Das Kaninchen putzte sich immer noch. Sie klopfte auf das Buch. "Hörst du mir überhaupt zu?"
Ein gewöhnlicher Schultag
Auf ihrem Weg zur Schule am nächsten Morgen dachte sie noch einmal über ihr Treffen mit Akina nach. Dann traf sie Miharu und Nanami, die mit ihr zusammen Schwimmuntericht hatten. Als die beiden sie sahen, begrüßten sie sie: "Hallo Hiruko."
Kiriko reagierte nicht, sie sah einfach durch die beiden hindurch als wären sie Luft. Sie hasste es Hiruko genannt zu werden und alle wussten das.
"Was ist denn?"
"Ich heiße nicht Hiruko."
"Das ist doch nicht böse gemeint."
"Nein, wieso sagt ihr das dann?"
"Nimm doch nicht immer alles so ernst." Die Stimme kam von hinter ihr.
Kiriko drehte sich um und stand Akina gegenüber. "Ich heiße Kiriko und Du weißt das."
Akina verdrehte die Augen und hakte sich bei Miharu und Nanami unter. "Du musst einfach lernen, mehr Spaß zu verstehen."
"Das ist kein Spaß."
Akina ging gar nicht auf Kirikos Antwort ein. Sie betrachte nur missbilligend ihre Kleidung. "Wenn du dich immer so anziehst, musst du dich nicht wundern, wenn die anderen dich ausgrenzen. Du provozierst das doch."
"Nur, weil ich mich nicht aufhübsche."
"Bei dir hört sich das an, als wäre es ein Verbrechen, sich gut zu kleiden."
"Habe ich das gesagt, du hast doch angefangen." Kiriko hatte genug, sie ging, ohne die Drei weiter zu beachten, an ihnen vorbei. Sie hatte genug von diesen nichtssagenden Gesichtern, die nur die dahinter liegende Grausamkeit vertuschten. Wieso war Akina sauer, Akina hatte doch sie abgewiesen und nicht umgekehrt. Sie seufzte, aus irgendeinem Grund fanden die anderen alles, was sie tat, falsch. Wieso, sie verhielt sich doch ihnen gegenüber auch nicht so?
Der Schultag ging vorbei, wie viele andere auch. Sie vermied weitere Auseinandersetzungen, in der Pause stellte sie sich abseits in den dunklen Schatten unter einen Baum, hier war es still und sie war für sich.
Nachdem sie wieder zu Hause war, machte sie sich zuerst eine Kleinigkeit zu Essen und kochte sich einen Kaffee. Sie trank ihn mit viel Milch. Dann setzte sie sich mit dem Tagebuch ans Fenster. Das schwarze Kaninchen wirkte wie immer sachlich distanziert, fast unbewegt.
"Wieso tun die anderen das?"
"Was?" Der Blick des Kaninchen verriet nichts darüber, wie es über Kiriko dachte.
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