1 ...8 9 10 12 13 14 ...28 Mit diesen Worten legte Alex lächelnd auf und konnte sich im Geist das grinsende Gesicht des Leitenden Polizeidirektors vorstellen. Anschließend wählte Alex sofort die Nummer seiner Firma und gab, nachdem er die näheren Umstände erläutert hatte, den Auftrag zur Recherche bezüglich der elektronischen Footprints von Peter Leitner und Hans Gruber an seinen Partner und besten Freund Hans Huber weiter.
„Ich hab‘s begriffen, sagte Hansi Huber sogleich, wir haben ja, wie du weißt, ohnehin in Zusammenhang mit diesem windigen Kunsthändler Gruber Ermittlungen laufen, insofern passt das also ganz gut – aber sag doch mal: Ist sie hübsch, deine liebreizende Gerettete, die du jetzt beschützen darfst?“
„Ja sehr, aber das geht dich nichts an, mach Du mal lieber mit den Jungs vom IT-Labor deine Arbeit – wie du jetzt weißt, braucht die Polizei eure Ergebnisse möglichst rasch.“
Mora, die über den eingeschalteten Lautsprecher von Alex Handy interessiert zugehört hatte, meinte: „Mit Ihnen sollte man sich ja wohl besser nicht anlegen, so wie Sie für eine Wildfremde in diese Sache einsteigen.“
„Na ja, das mit der Wildfremden beabsichtige ich sofort zu ändern – als Erstes sollten wir daher aufhören uns zu Siezen, meinen Vornamen weißt du ja schon, fehlt nur noch der Bruderkuss.“
Und ehe Mora sich versah, hatte sich Alex zu ihr herunter gebeugt und ihr einen gar nicht sehr brüderlichen Kuss mitten auf ihre vollen Lippen gegeben, den Mora, nachdem sie ihre Überraschung überwunden hatte, mit deutlich spürbarer Erregung erwiderte.
„Gehst du immer so ran und vergreifst dich an wehrlosen Kranken?“, fragte sie atemlos mit einem seligen und gar nicht mehr spöttischen Lächeln auf dem Gesicht.
„So, wie‘s aussieht, bist du nach diesem Kuss gar nicht mehr so krank und im Übrigen küsse ich nur die wenigen Frauen, die mich absolut faszinieren“, antwortete Alex. „Da so ein Kuss deiner Gesundung dient, muss ich ihn dir als Medizin in den kommenden Tagen und Wochen wohl noch öfter verordnen, da ich – wie schon gesagt – ja ab sofort dein persönlicher Begleiter bin.“
„Ach, jetzt ist mein Polizist und Lebensretter auch noch Arzt und mein ständiger Begleiter – du scheinst ja viele Talente zu haben, mein Lieber“, sagte Mora, nachdem sie diese Überraschung verdaut hatte. „Und, wie geht’s jetzt weiter?“, fragte sie, als sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte.
Mora schien nun doch ein wenig besorgt. „Ich kann ja die Ausgrabungen schlecht im Stich lassen – gerade jetzt, wo wir begonnen haben, die Keltensiedlung freizulegen.“
„Schon vergessen, ich bin doch als dein Bodyguard engagiert worden und werde dir deshalb nicht nur bei deinem Privatleben sondern auch bei der Ausübung deines Berufs nicht mehr von der Seite weichen“, entgegnete Alex.
„Und sollte ich mal wegen eines Verhörs oder einer Besprechung im Präsidium verhindert sein, wird Bill Carter aus meiner Firma mich ablösen. Er war früher Master Gunnery Sergeant beim U.S. Marine Corps und ist nach dem Ende seiner Dienstzeit während eines Europaurlaubs in Bayern hängen geblieben.
Inzwischen haben er und seine bayerische Frau Maria einen Sack voller Kinder – und um deren Mäuler zu stopfen, sind er und sein Bruder Nick, der ebenfalls eine militärische Ausbildung beim U.S. Marine Corps hinter sich hat, vor ein paar Jahren als Personenschützer in meine Firma eingestiegen. Also keine Angst, deine Ausgrabung wird weitergehen – wir wollen schließlich alle wissen, was du und dein Team dort noch an altem Kram und Krempel so zutage förderst.“
Wenn Alex auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, wie bedeutungsvoll diese flapsige Bemerkung noch für sein gesamtes Leben werden würde, wäre er sicher ernster geblieben.
Kapitel 8 Der Bodyguard – 01.09.2014
Alex hatte gerade auf seine ultraflache Armbanduhr geblickt, als es gegen 12:30 Uhr an der Eingangstür des Krankenzimmers klopfte. Herein kam ein älterer drahtiger Mann mit kurz geschnittenen eisgrauen Haaren und einem forschenden Adlerblick, der kaum über seine Verwandtschaft mit Mora hinwegtäuschen konnte.
„Darf ich vorstellen, mein lieber Herr Vater, Max Klausner – Paps, das ist mein mir aufoktroyierter ‚neuer bester Freund‘, Alexander Kranz von der Münchner Kripo“, sagte Mora sogleich.
„Stell dir vor, man hat ihn nicht nur zu meinem Schutz abgestellt, was du als Drahtzieher dieser Angelegenheit ja wahrscheinlich schon längst weißt, sondern er soll auch helfen, Licht in diese Sache zu bringen. Und ich muss sagen, für einen Reservepolizisten stellt er sich bis jetzt ganz passabel an, aber er ist auch ein bisschen schnippisch und vorlaut bei seiner Befragung vorgegangen und hat mich bereits aus medizinischen Gründen zur Verbesserung meiner ach so angeschlagenen Gesundheit geküsst.“
Max Klausner zeigte sich kein bisschen irritiert. „Typisch meine Tochter, statt mir zu sagen wie‘s ihr nach dem Anschlag geht, fährt sie gleich wieder die Krallen aus“, meinte Max Klausner lächelnd an Alex gewandt.
„Aber so sind diese Wissenschaftler halt – immer gleich mit Volldampf und ohne Umschweife beim Wesentlichen. Wundert mich übrigens, dass Sie, Herr Kranz, einen Kuss bei ihr landen konnten – normalerweise zerfleischt sie nämlich jeden, der sich ihr auf diese Weise zu nähern versucht. Deswegen hat sie auch bisher jeden Verehrer – sehr zu meinem Leidwesen – verjagt.“
Alex, der zwar mit roten Wangen seine Überraschung über diese Rede des alten Klausners rasch überwunden hatte, beschloss aufs Ganze zu gehen: „Herr Klausner, der Kuss tut mir nicht leid – ganz im Gegenteil, ich glaube ich habe mich auf den ersten Blick in ihre wunderschöne Tochter verliebt – und nein, gebissen hat sie mich bis jetzt noch nicht und ich werde dafür sorgen, dass das auch noch ‘ne Weile so bleibt.“
Mora war bei diesen Worten ebenfalls rot angelaufen und dachte: „Schlagfertig sind sie ja alle beide, mein alter Herr und dieser Alex von der Kripo – und so wie Papa Alex anschaut, scheint auch ihm zu gefallen, was er sieht. Aber dass dieser liebe Frechdachs Alex seine spontane Liebeserklärung auf diese Art, quasi über meinen Vater anbringt, darüber wird noch im Vieraugengespräch zu reden sein – box dich schon mal warm, mein lieber Alex.“
„Übrigens, mein Schatz, ich weiß bereits, wie es dir geht“, fuhr Max Klausner ohne eine Miene zu verziehen fort. „Ich habe gerade mit Professor Schmelzeisen gesprochen und wenn du ausnahmsweise mal folgsam bist und dich zu schonen versprichst, darfst du jetzt gleich mit mir nach Hause fahren.“
„Da ihr beide ja anscheinend schon nach Belieben über mich verfügt, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, allerdings würde ich lieber mit meinem neuen Bodyguard fahren, damit ich ihm unterwegs den Kopf abreißen kann. Schließlich passiert es ja nicht alle Tage, dass man als Betroffene von einem Fremden – und noch dazu hinten herum – eine so spontane Liebeserklärung erhält. Und jetzt schert ihr euch beide raus, schließlich muss ich mich anziehen und reisefertig machen.“
Klausner zwinkerte Alex zu. „Na dann wollen wir die Dame mal für einen Augenblick alleine lassen, ehe sie noch mehr Gift versprüht.“ Damit gingen beide hinaus auf den Flur, um die Abfahrt vorzubereiten.
„Ich rufe schnell mal im Präsidium an, mal sehen, was die Untersuchungen bisher ergeben haben“, sagte Alex. Damit ging er ein Stück den Flur hinunter und zog sein Handy heraus.
„Träume ich das alles nur, oder habe ich heute die Frau fürs Leben gefunden“, fragte er sich dabei immer wieder. Aber es bestand wohl kein Zweifel daran, dass sich diese scheinbar so spröde und reserviert gebende Wissenschaftlerin offensichtlich ebenfalls auf den ersten Blick in ihn verliebt hatte. Das hatte er schließlich schon bei der Erwiderung seines ersten heißen Kusses am Krankenbett gespürt. Und er würde durchs Feuer gehen und alle seine Talente und Mittel einsetzen, um dieses wunderbare Wesen zu beschützen.
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