Christian Manhart - Max Muckel Band 3

Der Mann hatte wirklich einen äußerst seltsamen Geschmack ...

Der Arzt rief inzwischen seiner Zahnarzthelferin eine Reihe von Zahlen zu, die sie aufmerksam notierte.

„Mhhhmm“, gab der Doktor von sich. Der Stuhl bewegte sich leise surrend wieder in die Sitzposition.

„Herr Muckel, da wird ein wenig mehr Arbeit nötig sein. Wie lange waren Sie denn schon nicht mehr beim Zahnarzt?“

„Ohhh, schon länger ...“, antwortete Max ausweichend. Nichts hasste Max mehr als Zahnarztbesuche.

„Sehen Sie, mit der heruntergefallenen Krone allein, ist es nicht getan. Da sind noch andere locker und abgenutzt. Außerdem ist an diesem Zahn dringend eine Wurzelbehandlung notwendig. Man kann schon den Nerv sehen! Soll ich ihnen ein Kostenangebot machen?“

Max nickte verzweifelt. Alles umsonst? Der Mann konnte ihm nicht helfen?

„Ich werde ihnen natürlich einstweilen die Krone wieder aufsetzen. Sie wird aber nicht sehr lange halten und der Zahn auch nicht ganz schmerzfrei bleiben. Aber wenn sie es mit dem Kauen nicht übertreiben, wird sie nicht gleich bei der ersten Mahlzeit wieder herunterfallen“ versicherte ihm der Arzt.

„Sie können natürlich auch gerne zu ihrem eigenen Zahnarzt gehen, wenn ihnen mein Angebot nicht zusagt“ Wotan verzog dabei keine Miene. Es schien ihm gleichgültig zu sein, ob Max wiederkommt.

Max seufzte unsicher.

Doktor Wotan gab ihm eine Spritze, reinigte den Zahn und die Krone. Dann klebte er das Stück wieder auf den abgeschliffenen Zahn. Fertig!

Die Behandlung, so der Eindruck von Max, hatte trotzdem ewig gedauert.

An der Anmeldung überreichte ihm die hübsche Sprechstundenhilfe einen Umschlag mit dem Angebot. Max riss das Kuvert auf, und als er den Betrag „5670 €“ las, stöhnte er laut.

„Dafür bekommen Sie ein Gebiss, mit dem sie viele Jahre lang ihre Ruhe haben. Garantiert!“

Der Arzt stand plötzlich neben ihm und zwinkerte ihm zu. Max sah ihn sich genauer an. Verfügte Doktor Wotan über die nötige Erfahrung? Bestimmt, in seinem Alter, dachte sich Max.

„Wann können Sie denn das alles machen?“, fragte er zaghaft den Doktor.

„Mal sehen ... ... nächsten Montag könnten Sie den ersten Termin bekommen“, meinte die hübsche Blonde.

„Den Ersten?“, fragte Max ungläubig.

„Von insgesamt drei Sitzungen, Provisorium und in vier Wochen das Einsetzen der fertigen Kronen“, antwortete Doktor Wotan.

Max willigte seufzend ein und unterschrieb das Angebot. Es hatte ja doch keinen Sinn, noch länger zu warten. Als er wenig später draußen in der Sonne stand, kam ihm wieder die bekannte Gestalt von Doktor Wotan in den Sinn. Woher kannte er diesen auffälligen Mann? War das etwa ... Nein, das konnte nicht sein. Anton! Anton der Zurückgebliebene. Anton, der Riese, den Max in die Irre geführt hatte. Anton, den Max so schäbig benutzt hatte. Nein, Anton war nie und nimmer Zahnarzt geworden. Nicht, nachdem Erlebnis von damals. Schuldgefühle machten sich in Max breit.

Anton und der aggressive Hund ... Lange vergessen und verdrängt diese schlechten Erlebnisse von damals ...

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