Hubert Schem - Richard Wiedendoms verstörender Wendegewinn

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Richard Wiedendoms verstörender Wendegewinn: краткое содержание, описание и аннотация

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Richard Wiedendom, ein menschenfreundlicher Westberliner der Trümmerkinder-Generation mit einigen ziemlich unerschütterlichen moralischen Prinzipien durchlebt in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung ein Wechselbad von höchst erfreulichen und bedrückenden Ereignissen, Problemen, Prüfungen und Befindlichkeiten. Einerseits beschert ihm die Wiedervereinigung die Möglichkeit, als Erbe seines Vaters Eigentümer eines wertvollen Grundstücks im Rostocker Stadthafen zu werden, das einst zum Unternehmen seines vom NS-Volksgwerichtshof zum Tode verurteilten, aber nicht hingerichteten Vaters gehörte. Andererseits erfährt er Neuigkeiten über die Tätigkeiten seines Vaters während der Nazizeit, die ihn in Konflikt mit seinen moralischen Überzeugungen bringen. Seine beiden Söhne sind aus verschiedenen Gründen in einer prekären Situation und auch die drei Enkelkinder tragen dazu bei, seine ehernen Grundsätze hinsichtlich der materiellen Folgen bestimmter Unrechtshandlungen während der Nazizeit und ihrer Wiedergutmachung an Erben oder gar Erbeserben des Geschädigten in Frage zu stellen.
Während eines langjährigen Verwaltungs- und Gerichtsverfahrens, das den äußeren Spannungsbogen bildet, macht Richard einen extrem strapaziösen Prozess durch, der ihn nicht nur gesundheitlich an die Grenze des Todes bringt, sondern ihn immer wieder zwingt, bestimmte «Wahrheiten» zu überdenken.
Seine Nachkommen, seine späte Liebe zu einer wesentlich jüngeren Journalistin, seine Freundschaft mit einem alten Freund aus Studienzeiten, der ihn in dem Verfahren rechtlich vertritt, die Erinnerung an seine vor Jahren tödlich verunglückte Ehefrau und Mutter seines älteren Sohnes, die Entwicklung seines vor Jahren abgebrochenen Beziehung zur Mutter seines jüngeren Sohnes und seine quicklebendigen Enkelkinder – das alles treibt ihn um, verändert ihn, macht ihn zeitweise ratlos, doch schließlich anscheinend «weise».

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Henrike starrte auf den Aktenstapel vor sich, ohne die Herausforderung schon anzunehmen. Vielleicht sollte sie einer Nebengeschichte nachgehen und ein eigenes Feature über Elisabeth Wiedendom, geborene Lintel, entwickeln. Ehefrau eines waschechten Unternehmers, Mutter zweier grundverschiedener Söhne. Ihre Position in der Familie. Ihre Monat für Monat, Jahr für Jahr aussichtsloser gewordene Hoffnung auf die Rückkehr des vermissten Sohnes. Ihr schleichender Rückzug aus der Realität in Phasen der Depression. Die Vorstellung von einem Wiedersehen im Jenseits als letzter Trost. Ihre Rolle bei den Versuchen des Vaters, den Nachgeborenen zum Unternehmer zu formen. Die kurze Phase nach dem Tod ihres Mannes, als sie versuchte, aktiv ihr Leben zu gestalten. Die Gründe des Misslingens. Und ihr Dahinsiechen. Nein! Henrike verbot sich ein solches Projekt sofort. Unzumutbar für Richard, selbst wenn er es ausdrücklich gutheißen würde.

Das interessanteste Feature überhaupt wäre aus ihrer Sicht über Richard selbst zu produzieren. Der Mann, der zu klug war, um erfolgreich zu sein. Aber nicht ganz klug genug, sich das einzugestehen und zu vergeben. Das Scheitern seiner Berufsträume. Sein lebenslanger Kampf um Gelassenheit und um Unabhängigkeit von materiellen Werten. Die Auswirkung der Wende auf seine Grundbefindlichkeit. Sein aktueller Versuch, mit aller Kraft für ein materielles Ziel zu kämpfen. Seine ausgeprägte Menschenfreundlichkeit. Seine ambivalente Beziehung zu dem Mythos Familie. Der Unfalltod seiner Ehefrau. Quälende Selbstvorwürfe als Grund für das spätere Auseinanderbrechen der neu zusammengesetzten Familie? Ein vergleichendes Porträt der Mütter seiner Söhne? Und nicht zuletzt: ihre eigene Rolle in seinem Leben. Dass ein solches Feature niemals gesendet werden durfte, stand für Henrike außer allem Zweifel. Es war dazu bestimmt, in ihrem Innern verschlossen zu bleiben.

Jetzt ganz gelöst, verglich Henrike die Signaturen der Aktendeckel noch einmal mit ihrer Bestellung. Es stimmte alles. Wo jetzt anfangen mit der spannenden aber auch anstrengenden Arbeit? Welche Akte versprach am ehesten Erfolg? Sie widerstand dem Impuls, mit der dünnsten Akte zu beginnen und griff stattdessen nach der dicksten. Zunächst ein noch nicht voll konzentriertes Durchblättern. Es sah nach einem kompletten Fehlgriff aus. Schriftverkehr in Personalsachen. Originalbriefe des Reichsministers der Justiz an den Präsidenten des Berliner Kammergerichts, Durchschläge von Schreiben des Präsidenten an den Reichsminister. Vorschläge zu Versetzungen und Beförderungen, kurze Sätze des Einverständnisses, lange Antworten mit Bedenken und Gegenvorschlägen. Alles in allem anscheinend personelle Routineangelegenheiten auf hohem hierarchischen Niveau. Henrike legte die Akte zunächst unter den Stapel und griff nach der nächsten, ohne sich über ihr System Rechenschaft abzulegen. Ein Bündel von 250 Seiten. Beschaffungsanträge, Genehmigungen, Rechnungen, Zahlungsanweisungen, Schriftwechsel mit Lieferanten und Handwerkern. Anschaffungen für Haftanstalten in Berlin. Stockwerksbetten, Strohsäcke, Anlagen für Durchsagen und zum Abhören, Handschellen, Gummistöcke, Uniformen, schließlich auch Pistolen. Die nächste Akte anscheinend das Gleiche. Sie ging dazu über, nur noch Stichproben zu machen. Bürokratischer Alltag ohne jeden speziellen Bezug zum NS-System. Einfach nur ermüdend. Sie schob auch diese Akte unter den Stapel und lehnte sich wieder zurück. Fast zwei Stunden erfolgloser Anstrengung.

Ihr Blick wanderte nach links. Der junge Mann mit seinem tiefschwarzen Haar war in seine Arbeit vertieft. Er bewegte die Tasten seines Laptop mit rasender Geschwindigkeit. Sein feines Profil zeigte hohe Konzentration. Wenn er arbeitete, war er hundertprozentig bei der Sache. Das hatte Henrike immer wieder beobachtet – manchmal mit einem Anflug von Neid. Von seinem Aktenstapel lagen jetzt zwei Akten auf der rechten Tischseite. Die dritte Akte schien inhaltsschwer zu sein. Er tippte, schlug die Seite um, tippte weiter, kurze Pause, neuer Start, blättern, blicken, tippen. Jetzt tippte er anscheinend keinen Text aus der Akte, sondern eine Zusammenfassung aus dem Stegreif. Bewundernswert. Henrike hatte Lust auf einen Kaffee, schob ihren Stuhl zurück und wollte aufstehen. Ihm war die Bewegung nicht entgangen. Er schaute herüber, lächelte, machte eine angedeutete Verbeugung im Sitzen, griff dann hastig in seine Aktentasche und wedelte mit einigen Blättern in der Luft herum. Sie verständigten sich wortlos und verließen zusammen den Lesesaal. Die Blätter hielt er weiter demonstrativ in seiner ausgestreckten Hand, wie ein Straßenverkäufer, der den Vorbeiflanierenden seine Ware aufzudrängen versucht.

6

„Wie findest du Richard in der letzten Zeit, Thomas? Kommt er dir nicht auch verändert vor“?

„Verändert? – Nein, nicht wirklich. Wir telefonieren alle zwei bis drei Wochen miteinander. Jedes Mal bemüht er sich tapfer, mich nicht danach zu fragen, warum ich ausgezogen bin. Ich hätte sogar Verständnis dafür. Wenn ich auch nicht in der Lage wäre, ihm das plausibel zu machen. Also, frag du mich lieber nicht, Bernd. Du bist sowieso noch zu jung dazu.“

„Alter Witzbold. Ich habe dich nicht gefragt und werde dich auch nicht fragen. Deine Sache.“

„Danke. Jedenfalls macht Richard einen sehr fitten Eindruck auf mich. Ungewohnt lebhaft, schlagfertig, sogar witzig. Insofern hast du Recht. Ist es seine große neue Liebe? Oder hat ihn die Sache mit dem Grundstück in Rostock so mobilisiert?

„Vermutlich beides.“

„ Ich kann das mit dem Grundstück noch gar nicht richtig unterbringen. Für uns hier ist der Osten Deutschlands immer noch so weit weg wie Sibirien. Österreich und die Schweiz vor der Tür, Frankreich und Italien nicht weit, aber Rostock? Ein Punkt auf der Fernseh-Wetterkarte ganz oben im Nordosten, mehr nicht. Übrigens, deine neue Freundin sitzt doch vor Ort. Weiß sie irgendwas über das Grundstück? Können wir uns bald kontemplativ zurücklehnen im Vertrauen auf die große Erbschaft?“

„Nanu, Bruder, seit wann ist deine berüchtigte Ironie auch noch makaber? Ich versuche das vollkommen zu verdrängen. Hab’ genug im Kopf mit meiner Aufgabe hier. Wir wissen ja von Monat zu Monat nicht, ob es weitergeht mit dem Projekt. Aber vielleicht solltest du direkt mit Barbara sprechen. Richard hat sie letzte Woche besucht, zusammen mit seinem seltsamen Freund Schnippenholz. Barbara war tief beeindruckt von dem. Was das für ein Typ ist, war mir nie klar. Irgendwie schräg. Wenn man es ihm auch nicht ansieht. Du müsstest ihn besser kennen als ich. Wie auch immer. Der ist anscheinend emeritiert und vertritt Richard in dem Rückgabeverfahren. Na ja, weiß nicht recht, ob das so angesagt ist. Aber geht mich auch nichts an. Richard würde ich es natürlich gönnen, wenn er plötzlich Millionär wäre. Ich will mich lieber selber durchschlagen.“

„Mensch, Bernd, hast du einen personality change hinter dir? Das klingt so musterknabenhaft.“

„Soll das heißen, ich hätte mich bisher gekonnt durchgeschnorrt, großer Bruder?“

„Hilfe, nein, das soll es wirklich nicht heißen, Bernd. Vielleicht habe ich mehr an mich gedacht als an dich. Personality change hin, personality change her - ich würde lieber heute als morgen die Brocken hinschmeißen und was Neues anfangen. Wenn ich nur wüsste was und wie. Das wird von Tag zu Tag drängender. Irgendwer oder irgendwas zieht mir den Boden unter den Füßen weg.“

„Klingt ja richtig dramatisch, Mann. Was ist denn los?“

„Wenn ich das genau wüsste! - Verstöße gegen Denkverbote. Demotivation des Motivators. Entfremdung, wenn dir das noch was sagt. Ich kann es nicht in eine griffige Formulierung pressen. Ein Sabbatjahr wäre jetzt ein Geschenk des Himmels. Abstand gewinnen. Nachdenken. Dösen. Vielleicht neu entscheiden. Oder auch nicht. Vielleicht auch nur das eine Jahr voll genießen und dann im vertrauten Trott weitermachen. Egal, es ist sowieso nur eine schöne Illusion bei meinen finanziellen Verhältnissen.“

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