Robert Ullmann - Herbstfeuer

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Armut und Elend auf der einen, Wohlstand und Luxus auf der anderen Seite des Flusses, der die Industriestadt Ersthafen teilt. Fest entschlossen an der Front einer Arbeiterrevolution das Schicksal der Nation zu ändern, führt Timmrin das eigene an die Seite eines Mannes düstern Mannes, getrieben von undurchsichtigen Rachemotiven. Als sich die Ereignisse überschlagen, beginnt eine wilde Flucht und ein gnadenloser, blutiger Überlebenskampf.

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dein Herr“, der Atle lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „So…so war das nicht gemeint. Ich wollte höflich sein“, rang Timmrin nach Worten. „Vorher klangst du nicht ganz so höflich“, der Alte lächelte ganz unscheinbar. Sie schwiegen eine kleine Weile, bis Timmrin´s Neugier siegte: „Darf ich fragen, woher ihr kommt?“ „Von hier.“ „Das möchte ich bezweifeln.“ „Wer hat dir eigentlich Manieren beigebracht, willst du mich Lügner nennen?“ „Nein.“ „Dann überleg vorher, was du sagst!“ „Es ist nur so, Ihr…wirkt nicht wie einer aus diesem Teil der Stadt, auch nicht wirklich wie jemand aus dem ersten Bezirk.“ Der Fremde schwieg und nippte bedächtig an seinem Wein. Schließlich antwortete er: „Ich bin im Händlerviertel geboren und ich war der Sohn eines Händlers.“ „Verstehe, dass erklärt einiges“, Timmrin hatte sich schon wieder dabei ertappt, aufstachelnd zu werden. „Das erklärt nichts und jetzt trink deinen Wein und frag mir keine Löcher in den Bauch.“ Der Fremde wandte seinen Blick in die Gaststube, weil einige Männer aufgestanden waren. Sie sprachen leise miteinander und spähten auffällig zu dem Tisch, an dem Timmrin und der Fremde saßen. Nach einer Weile kamen die drei langsam auf sie zu. „Sir, das sieht nicht gut aus. Die wittern, dass Ihr etwas besser betucht seid. Ich will nicht unhöflich sein aber---“, der Fremde unterbrach Timmrin: „Habe ich nicht gesagt, du sollst deinen Wein trinken?“ Kaum hatte er zu Ende geredet, waren die Männer herangekommen. Einer ergriff das Wort: „Also das Schwert da, das Ihr versteckt…nun Ihr wisst vielleicht, dass der Besitz von Edelmetallen verboten ist. Sie sind dem Staat zu übereignen und…nun ja, Ihr müsst euch selbstverständlich keine Sorgen machen. Wir sehen gern über solche Kleinigkeiten hinweg: Aber auch wir müssen von etwas leben, versteht Ihr das?“ Der Mann war füllig, groß und breitschultrig. Seine beiden Begleiter weniger. Sein Gesicht hatte harte Kanten, die ein Bart um den Kiefer noch hervorhob. Der Alte erhob sich blitzartig, sodass die anderen unmerklich zusammenzuckten. Als er vor den dreien stand, machte sich bemerkbar, dass er seinen gegenüber in der Größe noch übertrumpfte. „Sieh zu, dass du wegkommst.“ Der bärtige Rowdy sah den Fremden plötzlich mit großen, zornigen Augen an. Sein vorher scheinfreundlicher Gesichtsausdruck verfinsterte sich zu einer böswilligen, überlegenen Grimasse. Einen Augenblick standen sie so gegenüber, schweigend. Plötzlich hob der Kerl den Arm, um zuzuschlagen. Was dann geschah, hätte Timmrin nie gedacht: Der Alte riss reflexartig den linken Arm nach oben, blockte den gewaltigen Fausthieb seines Gegenübers mit scheinbarer Leichtigkeit. Fast gleichzeitig schnellte seine rechte Faust nach vorn, während sein Oberkörper eine leichte Drehung beschrieb. Die Faust des Alten traf das Kinn des Angreifers, der, nach hinten geworfen zurücktaumelte, das Gleichgewicht verlor, stürzte und liegen blieb. Blitzschnell griff der Alte mit der rechten hinter seinen Rücken und riss einen langen Dolch hervor. Als hätte er es gewusst, hatte auch einer der Angreifer zeitgleich nach einem Messer gegriffen – zu spät. Als er zustach, griff der Alte schon mit seiner Linken nach dem Handgelenk des Angreifers und stieß ihm seinen Dolch durch den Oberarm. Ein Blutschwall drang aus der Wunde und besudelte ihm Hals und Wange. Der Getroffene stieß einen Schmerzensschrei aus. Als der Alte den Dolch aus der Wunde riss, brach der Verletzte auf die Knie zusammen. Er war kreidebleich und schien nicht mehr ganz bei sich zu sein. Dann krachte sein Rumpf bewusstlos auf die Dielen des Bodens. Der dritte war schnell zurückgewichen und stand mit dem Rücken zum Tresen. Mit einem Satz sprang er am Fremden vorbei in Richtung Tür. Der aber wandte mit einer Handbewegung den Dolch in seiner Hand, sodass er ihn an der Klinge fasste. Dann sauste die Waffe durch die Luft und traf den Flüchtenden in die Kniekehle. Er stürzte noch im Lauf. Kurz darauf war es still im Raum, nur ein Wimmern war zu vernehmen. Der Verwundete versuchte sich aufzurichten, da stand der Alte auch schon hinter ihm. Er bückte sich und riss den Dolch aus der Wunde. Ein gellender Schrei bohrte sich in die Ohren der Zuschauer. Der Kerl kroch auf dem Boden weiter, schleifte sich in Richtung Tür. Der Alte trat vor ihn hin und öffnete sie weit. Mühsam richtete sich der Verletzte auf, schliff sein Bein nach und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht aus der Taverne. Beinahe alle waren aufgestanden, jeder Blick ruhte jetzt auf dem Fremden. Es war totenstill. Mit langen, schweren Schritten ging der Alte zu seinem Tisch, ergriff sein Glas und trank den Wein in einem Zug leer. Danach zog er seelenruhig fünf Thamen aus einer kleinen Gürteltasche und legte sie, einen nach dem anderen auf den Tisch. Seinen Dolch säuberte er am Hosenbein des noch immer bewusstlosen großen Kerls vom Blute und steckte ihn wieder an seinen Platz. Dann ging er, langsamer als nötig, zum Eingang und verließ die Taverne. Kaum war er hinaus, begann ein Raunen und Zischeln, dann wurde lauthals drauflos geplappert. Ein paar Männer eilten zu den Verwundeten. Timmrin aber griff nach seinem Glas, lehrte es in einem Zug, stand auf und rannte zur Tür, um dem Fremden zu folgen. Erst als er wieder draußen in der Kälte war, begriff er, dass er töricht handelte. Was versprach er sich davon? Es war, als ob ihm eine innere Stimme sagen wollte, dass er dem Alten folgen musste, weil sein Schicksal mit dem seinigen verwoben war. Vielleicht war es auch einfach die Überlegenheit und Stärke des hochgewachsenen Mannes, die Timmrin in seinen Bann zog. Schnell hatte Timmrin ihn eingeholt und blieb wenige Schritte hinter ihm stehen, der Fremde ebenso. Plötzlich riss er wieder seinen Dolch hervor und hob ihn zum Wurf. „Halt“, brüllte Timmrin und hielt beide Hände erschrocken vors Gesicht. „Ich will nichts von Euch!“ „Warum folgst du mir dann“, der Alte ließ den Dolch nicht sinken. „Ich…ich denke, Ihr seid nicht sicher hier“, Timmrin wusste in Wahrheit nicht, was er antworten sollte. „Sah das gerade so aus für dich, als ob ich mich nicht verteidigen könnte?“, der Alte klang noch immer gelassen und kühl. „War das wirklich nötig?“, stammelte Timmrin. „Ich habe mich nur verteidigt“, der Alte senkte langsam die Waffe. „Und die sterben nicht dran, jedenfalls mit etwas Glück nicht.“ Timmrin blickte dem Alten fest in die Augen, welche wie verrosteter Stahl ihren alten Glanz verloren zu haben schienen. Und doch konnte man darauf schließen. „Was wollt Ihr eigentlich hier? Wer seid Ihr und warum tragt Ihr dieses Schwert?“, er betonte die letzten Worte deutlich. „Was geht es dich an“, brummte der Gefragte. „Nichts, es geht mich gar nichts an.“ „Na also, dann sieh zu, dass du verschwindest!“ „Das werde ich nicht. Ich kann es auch gar nicht, wüsste nicht, wohin.“ „Und was kümmert mich das?“ „Das weiß ich im Augenblick noch nicht.“ „Was soll das, bist du besoffen?“, jetzt war ein gereizter Unterton in der ruhigen, tiefrauen Stimme des Alten. „Vielleicht braucht Ihr Hilfe? Ich kenne mich in dieser Gegend aus, bin hier aufgewachsen. Ich kann auf eure Sachen aufpassen, während ihr schlaft“, Timmrin rang merklich nach Argumenten. „Du hast ja eine blühende Fantasie“, spottete der Alte. „Sie zu, dass du Land gewinnst.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Da brüllte Timmrin ihm nach: „Warum seid ihr hier, gegen wen werdet ihr kämpfen!“ Jetzt drehte sich der Fremde noch einmal um und ging ein paar Schritte zurück auf Timmrin zu. „Wer sagt, dass ich gegen irgendwas kämpfen werde?“ Timmrin schwieg ihn an. „Weißt du etwas über die wichtigen Persönlichkeiten der Stadt?“, erkundigte sich der Fremdling. „Was genau wollt Ihr von mir wissen?“ „Du bist nicht dumm und du hast Mut“, der Alte lächelte kurz und kaum wahrnehmbar. „Sag mir, wer der Kommandant der Kaserne ist und wer die Stadtgarde anführt.“ „Tarjeff von Tarzo führt die Heimatgardisten in Ersthafen. Der Name des Kommandanten der Dukor-Feste lautet Argahl. Seinen Vornamen kenne ich nicht.“ Als Timmrin den Namen Argahl aussprach, schien es aufzublitzen in den Augen des Fremden. „Das ist…interessant. Stellt sich jetzt nur die Frage, was DU von mir willst?“ „Euch begleiten“, antwortete Timmrin. „Ihr braucht sicher einen Gefährten, einen…Diener.“ Er musste sich überwinden, das auszusprechen. Der Fremde sah ihm eine ganze Weile in die Augen. „Und was sollen deine Dienste kosten?“ „Einstweilen nur ein Dach über dem Kopf und eine Mahlzeit am Tag.“ Da gab ihm der Alte schließlich zur Antwort: „Du bleibst drei Schritte hinter mir, immer! Du sagst nichts. Du gibst nicht mal einen Laut von dir, wenn ich es nicht sage. Meine Sachen fasst du nicht an. Und wenn ich sage, du sollst verschwinden, dann verschwindest du.“ „Ganz wie Ihr wollt“, Timmrin war angespannt und erleichtert zugleich. „Wo werden wir hingehen? Wir müssen diesen Ort schnell verlassen.“ „Wir gehen nirgendwo hin“, korrigierte ihn der Alte. „Ich gehe ins Händlerviertel und du folgst mir. Dort werden wir uns Quartier für die Nacht suchen…und einen Ofen, um deine schimmelnde Jacke zu trocknen.“ Seine Jacke war nicht schimmlig. Und außerdem fand es Timmrin alles andere als nötig, wie der Alte mit ihm umsprang. Aber er wusste, dass es eine Chance bedeuten konnte und so trottete er ihm nach durch die finsteren Gassen zurück ins Händlerviertel, wo sie sich im Gasthof „zum alten Brunnen“ einmieteten. Es war noch vor dem Morgengrauen, als Timmrin erwachte. Erschrocken drehte er sich im Bett um - seine Erinnerungen hatten ihn in den Träumen eingeholt. Er wusste zuerst nicht, wo er sich befand, doch er spürte, dass es warm war, warm und behaglich. Er lag in weichen Daunen. Es war fast dunkel, nur der Schein einer Kerze warf etwas Licht in den Raum. In jenem Schimmer konnte Timmrin seinen Begleiter erkennen, der auf dem anderen der zwei Betten im Raum saß. Er hatte seinen langen Pallasch über die Beine gelegt und polierte langsam und bedächtig die Klinge des schweren Degens mit einem Tuch. Weil sein Oberkörper nicht bekleidet war, konnte Timmrin jetzt sehen, dass er sehr muskulös war. Eine kleine Narbe zierte die rechte Schulter und eine andere verlief quer über die Brust. Unter dem Kinn fiel Timmrin noch eine weitere auf, die sich knapp über dem Kehlkopf vorbei den Hals entlang zog. Timmrin wollte leise etwas sagen, schloss dann aber die Augen und schlief sofort wieder ein. Als er abermals erwachte, fiel Licht durch die Fenster. Er war noch nicht ganz bei sich, als er die Worte des Alten vernahm: „Für einen aus dem Arbeiterviertel schläfst du aber ganz schön lange. Steh auf, es gibt viel zu tun.“ Was der Alte wohl meinte. Timmrim war neugierig, es zu erfahren. „Hatte ich dich schon nach deinem Namen gefragt?“, wollte der Fremde wissen. „Ich heiße Timmrin Adom. Und Ihr?“ „Timm also!“ „Man nennt mich nicht Timm“, Timmrin gab sich Mühe, nicht gereizt zu klingen. „Und warum?“ „Mein Vater hieß Timmrol. Wir redeten uns immer mit vollem Namen an.“ „Aber dein Vater lebt nicht mehr, oder?“ „Nein, er starb im Krieg.“ „Dann werde ich dich Timm nennen.“ Timmrin war gereizt. Die Grobheit des Alten passte ihm nicht. Er war vielerlei Grobheit gewöhnt. Respektlos oder herablassend behandelt zu werden war auch alles andre als fremd für ihn. Aber dieser Kerl hatte nicht wirklich einen Grund so mit ihm umzuspringen. „Nun, nennt mich wie Ihr wollt. Darf ich Euren Namen auch erfahren?“ „Skhat heiße ich“, antwortete der Alte knapp. Timmrin fragte nicht weiter nach dem Zunamen. Außerdem glaubte er keinesfalls, dass der Mann Skhat hieß. Dieser Wortlaut konnte bestenfalls eine Abkürzung sein, die wohl für Skhator stehen musste. Der Fremde schien nicht viel über sich preisgeben zu wollen. „Steh auf und zieh deine Sachen an“, Skhat deutete auf den kleinen Tisch in der Ecke des Raumes, wo Timmrins Klamotten lagen. „Ich habe sie heute Nacht trocknen lassen unten in der Stube. Danach wirst du dich zu einem Schneider begeben und dir etwas zweckmäßigere Kleidung besorgen.“ „Zweckmäßig?“, fragte Timmrin. „Ja“, antwortete Skhat. „Du wirst für mich ein paar Dinge in Erfahrung bringen. Ich will nicht, dass du dabei unnötig auffällst.“ „Ich habe kein Geld für Kleidung!“, Timmrin richtete sich im Bett auf. „Auf dem Tisch liegt ein Beutel. Der Inhalt sollte ausreichen, deine Ausgaben zu decken“, der Alte ging rüber zum Fenster und blickte auf die Straße hinaus. Timmrin stand auf, ging zum Tisch und zog seine Sachen an. „Was genau soll ich für Euch tun?“ „Das ist einfach“, Skhat wandte sich zu seinem Gesprächspartner um. „Ich werde dir einen Orden geben: den eines Veteranen, den Silberzahn, ein Tapferkeitsorden! Du wirst ihn tragen.“ „Das…das ist gefährlich…und wird hart bestraft!“, Timmrin gab sich Mühe, über ein solches Angebot schockiert zu wirken. „Wie kommt Ihr überhaupt darauf, dass ich so etwas tun würde – das Gesetz brechen?“ „Welches Gesetz?“ „Was ist das für eine Frage?“ „Das Gesetz, dass den Schwachen unterdrückt und den Starken fett und träge werden lässt?“, der Alte klang wie immer ruhig, beinahe monoton. Timmrin setzte sich aufs Bett, dachte nach. Dann antworte er: „Gesetz ist Gesetz! Warum verlangt Ihr so etwas von mir und was soll ich überhaupt mit diesem Orden?“ „Mit ihm gelangst du in den ersten Bezirk.“ Timmrin wurde hellhörig. Das Reichenviertel, ein Ort, an dem er noch nie gewesen ist, noch jemals zu träumen gewagt hätte, ihn zu betreten, ein Ort, der auf ihn ebenso abstoßend wie faszinierend wirkte. Timmrin hatte sich oft vorgestellt, heimlich hinüber zu schwimmen und die hohe Kaimauer hinaufzuklettern, um hinein zu gelangen. „Was soll ich im Reichenviertel? Und warum wollt Ihr mich zur Straftat anheuern? Ihr begeht einen schwerwiegenden Verstoß in diesem Augenblick!“, Timmrin hatte die Gedanken der Neugierde vertrieben und sich die Risiken wieder vor Augen geführt – Gefängnis in Ersthafen, eine mit dem Tod gleichzusetzende Strafe. „Du bist hier, anstatt einer Arbeit nachzugehen, obgleich du gesund bist. Das ist doch richtig, oder?“, fragte Skhat. „Was hat das denn damit zu tun?“, Timmrin wurde ungeduldig. „Ganz einfach, du hast keine Lebensgrundlage. Wahrscheinlich bist du ohnehin ein Dieb oder ein Halsabschneider oder warum bietest du einem Kerl deine Dienste an, der vor deinen Augen drei Männer niedergestochen hat?“ Die Worte des Alten gaben Timmrin zu denken, aber gleichzeitig erzürnten sie ihn erneut. „Ihr nennt mich einen Halsabschneider? Ich habe gearbeitet wie jeder andere, bevor man mich rausgeworfen hat, weil ich nicht mit ansehen wollte, wie man einen Jungen misshandelt!“ Timmrin hatte diese Worte sehr laut ausgesprochen, beinahe gebrüllt. Skhat entgegnete kühl: „Aber nun hast du keine Arbeit mehr, keinen Verdienst.“ „Und Ihr glaubt, dass mich das zu einem Verbrecher macht?“, Timmrin wurde noch zorniger ob der Tatsache, wie ihn der Alte einschätzte. Skhat aber blieb gelassen: „Nein, das glaube ich nicht. Auch weiß ich, dass du kein Verbrecher bist. Du bist einfach ein Knabe, der keine Arbeit hat und außerdem wütend darüber, was dieses System ihm Tag für Tag antut.“ „Woher wollt Ihr das wissen?“ „Ich sehe es in deinen Augen. Ich kann deinen Zorn sehen!“ Timmrin schwieg. Der Alte fuhr fort: „ Du botst mir deine Dienste an. Ich hatte dich nicht danach gefragt. Wenn du nicht willst, dann sieh zu, dass du hier rauskommst. Behalte das Geld, meinetwegen, aber wage nicht, jemandem von unserer Begegnung zu erzählen.“ Timmrin sah dem Alten in die Augen - Augen die nichts verraten wollten. „Ich weiß nicht, wie man redet, wie man sich verhält im ersten Bezirk. Was soll ich sagen, wenn man mich nach dem Krieg frägt?“ „Das gleiche, was die anderen erzählen“, lautete die Antwort. „Was du davon bereits gehört hast. Oder du sagst, dass du nicht darüber reden willst, nicht darüber reden kannst. Stell dich stumm oder blöd, was weiß ich. Vermutlich wird dich niemand danach fragen.“ „Sehr hilfreich!“, spottete der frisch getaufte Timm und ging rüber zum Tisch um einen Blick in den Beutel mit dem Geld zu werfen. Es waren zahlreiche Fünf- und Zehn- Thamenmünzen, insgesamt etwa 200 Thamen. Skhat schien nichts auf Papiergeld zu geben. „Den Rest kannst du behalten“, erwähnte dieser beiläufig. Selbst wenn Timmrin sich mit stattlicher Kleidung eindeckte, würde ihm knapp die Hälfte bleiben – eine beachtliche Summe. Er dachte nach. Wenn er es einfach tun würde? Mit etwas Glück hätte er etwas Geld und eine Grundlage für die nächsten Tage. Vielleicht würde er wieder Arbeit finden – oder noch besser, die Stadt verlassen. Mit diesem Geld konnte Timmrin sich Vorräte kaufen, gutes Schuhwerk. „Nun, was genau soll ich im ersten Bezirk in Erfahrung bringen?“ „Das ist einfach: Ich will wissen, wo sich Argahl aufhält. Ich will wissen, ob er in der Kaserne wohnt, oder ob er einen Wohnsitz im ersten Bezirk hat.“ „Wieso sollte er denn nicht in der Kaserne wohnen? Er ist der Kommandant!“ „Weil es ihm dort zu unbequem geworden sein könnte.“ „Unbequem?“ „Stell dich nicht dümmer als du bist. Was denkst du halten die Rekruten, die an die Front müssen, von einem Mann, der selbst seit Jahren keinen Fuß in eine Schlacht gesetzt hat? Noch dazu, wenn er ihr Kommandant ist?“ Timm nickte verstehend. „Genau“, fuhr Skhat fort, „sie respektieren ihn nicht. Argahl ist zwar ein Veteran, aber kein Krüppel, wie viele Heimkehrer, nie ernstlich verwundet worden.“ „Und deswegen soll er sich nicht sicher fühlen?“ „Deswegen und weil er nicht alle Leute gleich behandelt, nicht alle Rekruten, nicht alle Väter. Aber das waren genug der Fragen. Geh und kauf dir etwas zum Anziehen. Geize nicht dabei, aber leiste dir auch nichts zu Nobles, Sachen eben, die ein Veteran tragen würde. Wenn jemand nach Wunden fragt: Du brauchst nicht unbedingt welche gehabt zu haben - du bist auf Heimaturlaub. Die Beurlaubung wurde dir als Belohnung erteilt für deine herausragenden Dienste im Feld.“ Der Alte hatte diese Dinge so erzählt, als wären sie wirklich passiert. „Wie lange bin ich beurlaubt?“, fragte Timmrin. „Zwei Monate sind üblich in solchen Fällen, um die „Helden“ ausreichend in der Heimat zu präsentieren.“ „Das wäre alles?“, erkundigte sich Timm. „Nicht ganz. Besorge dir außerdem noch ein Messer für den Notfall. Trage es aber nicht im Stiefel oder übertrieben versteckt. Veteranen dürfen Blankwaffen offen tragen. Mit einer verborgenen Klinge erregst du nur Verdacht.“ Timmrin lief ein kalter Schauer über den Rücken bei dem Gedanken, wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen. „Wo genau soll ich in Erfahrung bringen, was Ihr wissen wollt?“ „In den Tavernen, auf der Straße! Fang ein Gespräch an, welches du auf dieses Thema lenkst. Das wirst du ja wohl fertig bringen! Vermeide den Kontakt mit anderen Kriegsheimkehrern. Die werden dir schnell auf den Zahn fühlen.“ „Das hört sich alles sehr leicht an, wenn Ihr es sagt!“, Timmrins Beunruhigung war ihm anzumerken. Der Alte aber verabschiedete ihn ebenso kühl wie schonungslos mit den Worten: „Ich erwarte dich heute Abend hier, nach Sonnenuntergang. Viel Erfolg!“ „Danke!“, verabschiedete sich Timmrin mit ironischem Unterton, „Bis später.“Читать дальше
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