„Julia!“
„Willkommen, Liebes!“ schon schloss er mich in seine Arme.
„Und du bist?“
„Ach so, entschuldige, Liebes. Ich bin Robin.“
Robin? Hatten Matthew und Frank nicht gesagt, Robin wäre eine Frau?
„Dein Schlafanzug ist ja allerliebst! So einen hätte ich auch gerne!“
Ich sah an mir herunter. Ich trug eine kurze Pyjamahose und ein Träger-Shirt mit Teddys drauf.
„Ich hab’ noch mehr davon, kannst gerne einen abhaben“, bot ich spontan an, denn Robins Art gefiel mir. Er kam so herzlich und ehrlich rüber, dass ich ihn gleich in mein Herz schloss.
„Gerne Liebes! Magst du uns einen Kaffee kochen, dann können wir gleich ein bisschen quatschen!“
Ich sah Robin hinterher, wie er mit dem Hintern wackelnd in sein Zimmer verschwand.
Also ging ich in die Küche, setzte Kaffee auf und lief dann zurück in mein Zimmer.
Kurz darauf klopfte es an meine Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten, kam Robin rein.
„Du brauchst dich wegen mir nicht anziehen, Liebes!“
„Mach ich auch gar nicht, Robin. Ich hab’ dir zwei Schlafanzüge rausgesucht, wenn du magst kannst du dir einen aussuchen!“ bot ich an.
Robin nahm sich den mit den kleinen Kätzchen drauf und verschwand damit wieder in seinem Zimmer.
Kurz darauf kam er in meinem Schlafanzug zu mir in die Küche.
„Der ist ja so süß, Liebes! Meinst du, der ist mir zu eng?“
Der Schlafanzug spannte schon ganz schön, sah aber irgendwie auch witzig an Robin aus.
„Er passt zu dir!“
„Nun erzähl mal, Liebes! Was hat dich hierher verschlagen? Du siehst nicht wie ein Erstsemester aus!“
Also erzählte ich Robin von meinem Studium.
„Und du?“
„Ich will mein Diplom in Psychologie machen und bin im vorletzten Semester.“
„Wie alt bist du?“
„Schon sechsundzwanzig, aber verrat’s nicht weiter!“
In diesem Moment betrat Matthew wie immer leicht bekleidet die Küche. Wieder konnte ich nicht widerstehen und ließ meinen Blick über seinen Körper wandern.
„Hallo Süßer!“ begrüßte Robin Matthew.
„Hier wird einem schon am frühen Morgen was geboten“, schwatzte Robin zwinkernd. Mein Blick war ihm nicht entgangen.
„Robin, lass den Scheiß!“ warnte Matthew.
Endlich hatte ich einen Verbündeten gegen Matthew und Frank gefunden.
„Gibt’s diese nette Show tatsächlich jeden Morgen oder nur während der Ferien?“ erkundigte ich mich lächelnd.
„Jeden Morgen, Liebes!“
„Was hältst du davon, wenn wir das von nun an jeden Morgen gemeinsam genießen, Robin?“
„Was willst du genießen, Julia?“ fragte Frank, der nun auch in die Küche kam.
Robin kam mir zuvor:
„Zwei sexy Männerkörper!“
Frank sah mich an und ich ließ meinen Blick grinsend über seinen Körper gleiten. Es machte mir tatsächlich Spaß, mich so mit den Männern zu unterhalten. In meiner alten WG hatte ich mit anzüglichen Blicken und Sprüchen leben müssen. Ich hatte es nie als schlimm empfunden, aber manchmal war es schon nervig. Allerdings empfand ich es als spaßig, den Spieß einfach umzudrehen.
Matthew und Frank schien das nichts auszumachen, sie setzten sich zu uns an den Frühstückstisch.
„Hej, Robin! Nur gucken, nicht anfassen!“ stellte Frank gleich klar, als er sich zu ihm setzte.
Matthew setzte sich zu mir und erklärte:
„Das gilt übrigens nicht für dich, Julia!“
„Auf dich oder auf Frank bezogen?“ fragte ich frech.
Robin lachte.
Ich freundete mich schnell mit Robin an. Er gab mir viele Schminktipps, wir machten uns regelmäßig irgendwelche Gesichtsmasken und zogen Frank und Matthew auf. Genau wie ich alberte Robin gerne mit den beiden rum. Robin erschien mir immer fröhlich, er hatte grundsätzlich gute Laune. Doch manchmal, wenn ich ihn heimlich beobachtete, hatte ich das Gefühl, dass Robin in seinem tiefsten Inneren sehr unglücklich war.
Gerade betrat ich die Wohnung, da sah ich schon das junge Mädchen. Sie stand verschüchtert neben Matthew und sah ihn unsicher an. Ich ging zu den beiden.
„Hallo Julia, das ist Antonia“, stellte er sie mir vor.
„Hallo Antonia! Hoffentlich war Matthew nett zu dir!“
Schüchtern gab sie mir die Hand.
„Hat Matthew dir schon alles erklärt?“
„Ja, er meinte, ich hätte diese Woche gleich Putzdienst!“
„Sagt er das?“ fragte ich, während Matthew mich angrinste.
Dann schnappte ich mir ein Sofakissen und schlug damit einmal zu. Danach drückte ich es Antonia in die Hand.
„Hier! Damit darfst du Matthew verhauen, wenn er frech wird!“ erklärte ich ihr und zeigte ihr dann den Putzplan.
Als wir alleine waren, fragte sie mich:
„Ist er immer so?“
„Matthew? Ja, aber keine Sorge, das sind alles bloß Sprüche. Er ist sonst ein ganz netter Kerl.“
Antonia sah mich wenig überzeugt an.
„Kennst du die Anderen schon?“
Da sie den Kopf schüttelte, ging ich mit ihr zu Frank. Auf mein Klopfen öffnete er die Tür.
„Du musst Antonia sein“, begrüßte er sie gleich freundlich und fing ein Gespräch mit ihr an.
Antonia war etwa einen Kopf größer als ich, schlank und hatte lange blonde Haare, die sie offen trug. Ich band meine Haare meist zu einem Pferdeschwanz zusammen.
Dann ging ich mit Antonia zu Robin, die beiden verstanden sich auf Anhieb und Robin und ich beschlossen, Antonia unter unsere Fittiche zu nehmen.
Wir drei standen gerade in der Küche und waren gemeinsam am Kochen, als ein Mann die Küche betrat. Robin umarmte ihn gleich.
„Hallo David! Wie waren deine Ferien?“
Das war also David! Er war nicht so groß wie Frank und Matthew, sondern nur etwas größer als ich. David war mollig und hatte graue Schläfen. Ich fragte mich, wie alt er wohl sein mochte.
Robin stellte uns vor.
„Was macht ihr beiden so?“ fragte er uns gleich.
Zu meiner Verwunderung fing Antonia gleich an zu erzählen:
„Ich hab’ noch keine Ahnung, was ich machen will, deswegen hab’ ich mich erst mal für verschiedene Bereiche als Gasthörerin eingetragen.“
„Wie alt bist du, Antonia?“
„Zwanzig.“
„Dann schau dich mal in Ruhe um“, meinte er freundlich.
„Und wie alt bist du?“ fragte sie.
„Fast dreißig.“
„Bist du Langzeitstudent oder willst du Arzt oder so was werden?“
Ich war erstaunt, woher kam plötzlich diese Offenheit? Vor Matthew und Frank hatte sie kaum den Mund aufgekriegt und nun das!
„Nein, ich studiere Informatik. Vorher hab’ ich ne Ausbildung im Handwerk gemacht, dann das Abi nachgeholt und nun bin ich hier“, erklärte David.
„Und was ist mit dir?“ wandte David sich an mich.
„Sie wollte gleich an ihrem ersten Tag im `blue elephant` anfangen“, zog Matthew mich auf.
Erstaunt sahen Robin und David mich an.
Ich baute mich vor Matthew auf, stemmte die Hände in meine Hüften und musterte ihn mit funkelnden Augen.
Das schien Matthew überhaupt nicht zu beeindrucken. Er hob mich einfach hoch und stellte mich zur Seite. Dann begrüßte er David.
„Das lässt du dir doch wohl nicht gefallen?“ fragte Robin gleich.
Suchend sah ich mich in der Küche um. Robin reichte mir eins der Stuhlkissen.
„Nein, natürlich nicht!“
Schon schlug ich von hinten zu.
Unbeeindruckt drehte Matthew sich zu mir um.
„David, Julia ist übrigens ein kleiner Wildfang. Ich bin noch dabei, sie zu zähmen“, erklärte er ruhig und nahm mir dann das Kissen weg.
Also drehte ich mich um und rannte weg. Matthew kam hinterher, im Wohnzimmer hatte er mich eingeholt, hielt mich fest und begann damit mich zu kitzeln.
„Gnade!“ bat ich.
„Bist du auch brav?“
„Ganz brav, Matthew!“ versprach ich.
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