„Philipp?“
„Was treibt Julia eigentlich?“
Matthew überlegte, wie meinte Philipp seine Frage?
Philipp grinste Matthew an.
„Dein Schweigen verrät alles! Ein Glück!“
„Was?“
„Wir haben uns schon Sorgen um Julia gemacht.“
„Sie kann ganz gut auf sich selbst aufpassen!“ fand Matthew.
Diese Antwort zeigte Philipp, dass Matthew keine Ahnung hatte. Er würde ihn nicht von sich aus ins Vertrauen ziehen, aber vielleicht sollte er sich mal mit dem jungen Mann unterhalten, der Julias Schuhe so bewundert hatte. Die beiden schienen befreundet zu sein.
Gemeinsam mit Robin hängte ich meine Klamotten in den Kleiderschrank. Philipp hatte es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht und beobachtete uns.
„Was gibt’s Neues, Kätzchen?“
„Was willst du hören, Baby?“
„Du sollst nicht immer Baby zu mir sagen!“
„Dann hör’ mit diesem ewigen Kätzchen Kram auf!“
„Also gut, was gibt’s Neues, Julia?“
„Nichts - und bei dir?“
„Gehst du wieder zur Uni?“
„Deswegen bin ich hierher gezogen.“
„Na ja, nach dem was damals passiert ist…“
Schnell unterbrach ich Philipp. Ich wollte nicht, dass Robin oder sonst jemand etwas davon erfuhr.
„Robin ist meine beste Freundin und wir waren zusammen in einem total angesagten Club!“ begann ich.
„Ich bin deine beste Freundin, Liebes?“ fragte Robin mich erstaunt.
Ich drückte Robin an mich.
„Was war das für ein Club?“
Robin schwärmte Philipp von dem Club und von Fabienne vor.
„Und hat Julia auch einen netten Kerl im Auge?“
„Einen? Wir flirten mit allen!“
Robins Antwort gefiel mir.
„Das wurde aber auch Zeit, Julia!“
„Was wurde Zeit?“
„Dass Julia endlich wieder anfängt zu leben…“
„Phil, was macht die Schule?“
„Jetzt lässt sie wieder die große Schwester raushängen“, beschwerte Philipp sich.
Als Philipps Magen sich lautstark bemerkbar machte, gingen wir gemeinsam in die Küche. Hier saßen die Anderen versammelt am Küchentisch.
„Das ist Philipp!“ stellte ich meinen kleinen Bruder vor und forderte ihn dann auf, sich zu setzen. Er nahm sich Robins Platz und Robin setzte sich zu Matthew auf meinen Stuhl.
„Hab’ ich dir jetzt deinen Stuhl geklaut?“ fragte Phil mich gleich und wollte aufstehen.
„Ja, hast du!“ bestätigte ich und setze mich dann auf seinen Schoß.
Toni warf mir einen empörten Blick zu.
„Haben eure Eltern dich geschickt, damit du auf Julia aufpasst?“ fragte David gleich.
„Woher weißt du…?“ begann Matthew, denn er hatte es nicht verraten.
„Die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen!“
„Also, ich finde Philipp schnittiger!“ verriet Robin.
Tonis Gesichtsausdruck entspannte sich wieder.
„Julia brauchte dringend was zum Anziehen und hat darauf bestanden, dass ich es ihr sofort herbringe!“
„Ist doch gar nicht wahr!“
„Bleibst du über Nacht?“ wollte David wissen.
„Philipp muss morgen zur Schule.“
„Muss ich nicht, Kätzchen! Ich hab’ bewegliche Ferientage!“
„In meinem Bett schläfst du nicht!“
„In meinem ist noch ein Plätzchen frei!“ bot Robin sofort an.
„Hat einer von euch was dagegen, wenn ich bleib’?“
Bis auf Toni verneinten alle, Philipp bemerkte es.
„Und stört’s dich?“ fragte er sie nun direkt.
„Ist mir egal.“
„Klasse! Was machen wir heute Abend?“
Philipp war voller Tatendrang.
„Ich muss morgen früh zur Uni und danach arbeiten.“
Phil sah mich erstaunt an.
„Kann mir einer von euch sagen, wer das hier ist? Meine Schwester kann sie nämlich nicht sein!“
„Philipp, hör auf damit!“
„Sonst hat dir das doch auch nichts ausgemacht, mal einen Tag zu schwänzen!“
„Die Zeiten ändern sich!“ gab ich zurück, stand auf und ging in die Stube.
„Julia hat geschwänzt?“ fragte Antonia ungläubig.
„Sie hat so einiges getrieben!“
„Und warum hat sie die Uni gewechselt?“ wollte Frank wissen.
„Um möglichst weit weg von Philipp zu sein!“ rief ich vom Flur.
„Wenn Julia nicht ausgehen will, könnten wir doch hier was Nettes zusammen machen!“ schlug Philipp vor.
„Oh ja! Wie wär’s mit Wahrheit oder Pflicht?“ schlug Robin begeistert vor.
Matthew und Frank sahen sich an, sie hatten für heute eigentlich schon etwas anderes vorgehabt und Frank hatte gerade noch darüber nachgedacht, ob er Julias Bruder einladen sollte, mitzukommen. Der Blick der beiden jungen Männer zeigte, dass sie sich einig waren. Spontan entschlossen sie sich dazu, ihre Pläne zu ändern. Als nun auch David mitmachen wollte, war Toni plötzlich Feuer und Flamme.
Damit war ich überstimmt, es wurde mal wieder nichts daraus, früh ins Bett zu gehen…
„Was war der schlimmste Streich, der dir je gespielt wurde?“ wollte Phillip von Matthew wissen.
„Das ist leicht“, entgegnete er mit einem Blick auf mich, „ich sag’ nur blaue Haare!“
Robin und ich bekamen kaum noch Luft vor Lachen. Schon längst saßen wir alle im Wohnzimmer auf dem Fußboden. Ich hatte den Anderen einen Sechserpack Bier ausgegeben, verzichtete aber selbst auf Alkohol.
„Du bist dran, Matthew!“
„Julia…“
„Nicht schon wieder ich!“ beschwerte ich mich gleich.
„Also gut, dann Antonia! Wahrheit oder Pflicht?“
„Wahrheit!“
„Bist du im Moment in jemanden verknallt?“
Toni wurde rot, dann meinte sie:
„Ich nehm’ doch lieber Pflicht.“
Matthew überlegte.
„Sei nicht so fies!“ flüsterte ich ihm zu.
Matthew sah mich an, dann forderte er Toni auf:
„Beweis und, dass du Karate kannst!“
„Kann ich gar nicht!“ gab Toni zurück.
„Judo!“ sagten Frank und ich gleichzeitig.
„Also gut, dann zeig’ uns das!“
„Wer ist mein Opfer?“
Grinsend sah Matthew mich an, also stand ich auf und stellte mich vor Toni hin.
„Greif mich an!“ forderte sie mich auf.
Keine zwei Sekunden später lag ich auf dem Fußboden.
„Julia ist doch keine Herausforderung! Wetten, dass du das mit mir nicht schaffst!“
„Komm her!“ forderte Toni Phillip auf.
Kurz darauf bereute er seine große Klappe.
Nun wandte Toni sich an David.
„Wahrheit!“ war seine Wahl.
„Gibt es eine besondere Frau in deinem Leben?“
„Ja!“
Antonias Blick drückte keine Freude aus.
„Erzähl!“ forderte ich David auf.
„Ich habe eine zehnjährige Tochter.“
Damit hatte niemand gerechnet.
„Sie lebt bei ihrer Mutter, aber in den Semesterferien fahre ich sie immer besuchen.“
„Also bist du verheiratet?“ wollte Toni wissen.
„Nein, geschieden.“
„Frank, was darf’s sein?“ wandte sich nun David an ihn.
Frank entschied sich für die Wahrheit.
„Was ist dein dunkelstes Geheimnis?“
„Das werd’ ich euch bestimmt nicht verraten!“
„Dann zeig uns, wie gut du Tango tanzen kannst und zwar mit Toni!“
Frank stand auf und reichte Toni die Hand. Es wunderte mich nicht, dass sie sich weigerte. Also stand ich auf.
„Was dagegen?“ fragte ich Frank auffordernd.
„Absolut nicht!“
Frank nahm meine Hand und wir gingen an die Seite, wo wir mehr Platz hatten. Derweil war Matthew dabei, eine CD einzulegen. Als das Lied begann, legte Frank los. Ich hatte absolut keine Ahnung vom Tango tanzen, Frank allerdings auch nicht und so machten wir uns zum Gespött der Runde.
Frank brachte mich zurück an meinen Platz.
„Ich danke für diesen Tanz!“ meinte er großspurig, dann setzte auch er sich wieder hin.
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