„Wie willst du dich vor Kälte, Bedrohung und Verletzungen schützen?“, fragte mich Madlen, „wenn du das selbst aussendest? Da ist jeder Schutz zwecklos, außer du hörst auf, das an andere weiterzugeben, was du selbst nicht leben willst.“
Nun, meine erste Reaktion auf ihre Worte war: WUT! Wie konnte sie es wagen! Na ja, um ehrlich zu sein: Madlen hatte wieder einmal ins Schwarze getroffen.
Also gebe ich mein Barriere-Verhalten auf. Ich lasse los. Ich zeige, wie es mir ums Herz ist. Ich belüge mich und andere nicht mehr, und ich stehe zu meiner Meinung, ohne diese anderen aufdrängen zu wollen. Somit bin ich wieder bei mir selbst. Ich bin in meiner eigenen Stärke, ohne anderen dafür die Stärke nehmen zu müssen.
Ich bin Liebe, und ich bin immerwährend in meinem inneren Frieden. So kann ich meine Berufung mit Erfolg und Würde erfüllen, und ich bin offen für die gebende Energie meiner Mitmenschen.
Ich bin glücklich, aber noch nicht zufrieden, denn ich strebe nach mehr. Ich möchte mehr Gutes tun, mehr gehört werden. Ich will das umsetzen, was ich sage. Ich will noch intensiver Liebe geben und empfangen können. Ich wünsche mir so sehr einen Sohn. Ich will meine Freunde aus der Geistigen Welt nicht nur besuchen, ich will richtig mit ihnen leben.
Ja, ich will mehr…
Ratssitzung: Wir fühlen mit euch
Sarinah:
Während ich diese Zeilen schreibe, versuche ich, das Tor zu dieser wundervollen Ratssitzung zu öffnen, die mir von Erzengel Michael angekündigt worden war. Aber es gelingt mir nicht. Ich war die letzten Male einfach durch das Schreiben in diese Sphäre gereist, in der sich unsere geistigen Freunde aufhalten. Doch heute ist das Tor zu. Jedenfalls fühle ich es so. Das macht mich nachdenklich und traurig.
Also beschließe ich, einen Spaziergang durch den Wald zu machen. Da bekomme ich den Kopf frei. Die Energien der Bäume, die teilweise uralt sind, tun mir gut. Doch als ich bei der Lichtung ankomme, wo eine Bank steht, fühlte ich, dass das Tor zur Ratssitzung nun offen ist.
„Was tue ich denn jetzt? Wie soll ich das alles ohne Stift jetzt aufschreiben?“, frage ich mich selbst.
„Einfach zulassen“, sagt eine Stimme neben mir.
Ich sitze auf der Bank. Alles herum scheint vor Licht zu flirren, und ich rieche Blumenduft.
„Ach, du bist es“, sage ich zu Marix, der neben mir wie aus dem Nichts erschienen ist. „Ich hätte es wissen müssen, dass du es warst, der mich in den Wald gelotst hast. Warum ausgerechnet hier?“, frage ich ihn.
Marix lächelt wissend und nimmt meine Hand. Er führt mich in das Zentrum der sonnendurchfluteten Lichtung, und schon sind wir in dem Saal, der schon oft Ort dieser Sitzungen war.
„Komm, Sarinah. Ich erkläre dir später, warum der Wald dieses Mal die Pforte ist“, wispert mir Marix zu.
Wir waren scheinbar die letzten Teilnehmer, alle anderen waren schon da. Ich sah die neugierigen Blicke der geistigen Mentoren. Marix und ich grüßten freundlich in die Runde, während wir Hand in Hand zu unseren Plätzen gingen.
Harry:
Fürwahr, heute war nicht mein Tag. Ich war den ganzen Tag im Büro und führte Gespräche mit denen, die versuchen, lichtvolle Dinge zu bewegen, so, wie ich. Doch immer wieder fühlte es sich so an, als würde man mich blockieren.
Ich stehe im Garten und strecke meine Glieder, die vom langen Sitzen ganz steif geworden sind. Mein Rücken schmerzt, und ich habe Sehnsucht nach Madlen, nach ihren heilenden Händen und ihrer Stimme. Ich spüre, dass die Kollegen des Himmels heute wieder tagen, ich spüre es schon den ganzen Tag. Ich will dahin, sofort…
Ungeduld steigt in mir auf. Bin ich es doch gewohnt, nicht warten zu müssen, da meine Wünsche immer sofort erfüllt werden. Also wenigstens die Bedürfnisse, die erfüllbar sind!
Da spüre ich, wie sich eine unsichtbare Hand in die meine schiebt. Sie ist da, ich weiß es. Es ist Madlen. Sie ist das zauberhafteste Wesen, das ich jemals gesehen, gehört und gespürt habe. Manchmal kommt sie in Menschengestalt, dann wieder unsichtbar zu mir.
„Komm, lass uns zu dieser Ratssitzung gehen, sie warten schon auf uns“, höre ich sie flüstern. Ihre Stimme klingt wie Musik in meinen Ohren. Sie tut mir einfach gut. Ich nicke zustimmend in ihre Richtung. Dann höre ich schon Erzengel Uriels Stimme, der laut in die Runde ruft: „Endlich! Unser Harry! Da ist er ja!“
Erzengel Uriel saß auf seinem Stuhl und wirkte etwas unruhig. Da sah er, wie endlich die Tür aufging und der Erdenengel Harry in den Raum schritt.
„Du hast dir heute Zeit gelassen“, rief Erzengel Uriel dem ankommenden Harry zu.
Harry blickte sich um. Madlen war leider verschwunden. Dafür erblickte er Sarinah und Marix, und ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht.
Erzengel Uriel war aufgesprungen. Er spurtete zu Harry und versperrte ihm spaßeshalber den Weg.
„Hey“, sagte er, während er Harry an seine Brust zog. „Du Nachzügler. Dafür sollst du mit mir die Begrüßungsworte sprechen.“
Harry nickte Erzengel Uriel zustimmend zu, und während die beiden in Richtung Podium gingen, gab Harry jedem Anwesenden freundlich die Hand.
Als sie oben angekommen waren, blickte Harry sich um. Er sah Erzengel Michael, der mit verschränkten Armen lässig auf seinem Stuhl saß. Es waren außer Erzengel Michael, Erzengel Uriel und Harry noch anwesend: Lady Nada, Erzengel Raphael, der Aufgestiegene Meister Kuthumi, Marix, der Erstkontakt-Sprecher der Galaktischen Föderation des Lichts, und Sarinah.
„Wir sind heute hier, um über die Liebe zu sprechen“, sagte Harry. Er sah dabei Erzengel Uriel von der Seite an. Dieser legte seine große Hand auf seine Schulter und flüsterte: „Das ist dein Thema, lieber Freund. Wir haben uns heute versammelt, um die Erde endlich von gewalttätigen Energien zu befreien.
Ich begrüße euch alle. Schön, dass ihr gekommen seid. Lasst uns sehen, wo die Reise hinführt“, rief er ins Mikrofon.
Erzengel Uriel sah, wie Harry so gebannt zum Eingang starrte, dass er sogar vergessen hatte, seinen Mund zu schließen. „Komm, wir gesellen uns zu den anderen. Du wartest umsonst, sie kommt nicht“, sagte er zu Harry, während er ihn sanft an der Taille fasste und vor sich herschob.
Erzengel Michael flüsterte Harry mitfühlend zu: „Ich weiß, wie du dich fühlst, mein Freund. Doch sei unbesorgt, Madlen ist nicht weg, sie ist nur heute nicht hier.“
„Sie ist ein Engel“, murmelte Harry vor sich hin. „Sie ist das Gegenstück von mir, ein himmlischer Engel, der sich auch auf der Erde manifestieren kann. Ich bin ein Erdenengel, der sich auch in den himmlischen Sphären aufhalten kann.“
Erzengel Uriel klopfte Harry sanft und zustimmend auf den Rücken, dann setzten sie sich.
„Was ist denn das heute für eine brave Veranstaltung?“, dachte Marix und stupste dabei Sarinah an. Es schien, als wäre sie kurz vorm Einschlafen.
Sarinah sah ihren Sitznachbarn verwundert an und sagte: „Marix, ich schlafe nicht. Ich denke nach.“
„Du kannst von jedem Ort zu diesen Ratssitzungen reisen, Sarinah. Der Wald war heute der Ort der Wahl, weil wir…“
Marix stoppte abrupt in seinem Redefluss. Er blickte in die Runde, denn nun waren alle Teilnehmer aufgestanden.
Sarinah stand ebenfalls auf und zog Marix mit hoch. Sie senkte den Kopf und faltete die Hände zum Gebet, so, wie alle anderen, und Marix folgte ihrem Beispiel.
„Aha, eine Schweigeminute“, dachte Marix. Er sah zu Sarinah. Diese hatte die Augen geschlossen, und wirklich, es schimmerten Tränen in ihren Augenwinkeln.
Marix spürte ihren Schmerz und den der anderen Teilnehmer. Sie beteten für die Menschen, die durch Gewalt, Unfälle, Kriege, Terror, Krankheiten aus dem Leben gerissen worden waren. Er sah, dass sich Lady Nada schniefend an Erzengel Raphael lehnte. Dieser legte sogleich fürsorglich den Arm um ihre Taille.
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