Alfred Bekker
Der Fluch der Steine
Unheimlicher Roman
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Inhaltsverzeichnis
Titel Alfred Bekker Der Fluch der Steine Unheimlicher Roman Dieses ebook wurde erstellt bei
FLUCH DER STEINE FLUCH DER STEINE von Alfred Bekker Roman © by Alfred Bekker www.AlfredBekker.de www.Postmaster@AlfredBekker.de All rights reserved Ein CassiopeiaPress Ebook Ausgabejahr dieser Edition: 2013
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Impressum neobooks
von Alfred Bekker
Roman
© by Alfred Bekker
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www.Postmaster@AlfredBekker.de
All rights reserved
Ein CassiopeiaPress Ebook
Ausgabejahr dieser Edition: 2013
"Du wirst sterben, Mark Potter!" flüsterte John Jennings leise vor sich hin. Der Gedanke gefiel ihm, daß sich sein Opfer in diesem Moment nicht wehren konnte. Es ahnte nicht einmal, in welcher Gefahr es sich befand und das seine Atemzüge buchstäblich gezählt waren...
Die Kräfte der schwarzen Magie sind eine tödliche Waffe, dachte Jennings. Genau die richtige Waffe für einen unbarmherzigen Scharfrichter...
Und genau so sah Jennings sich.
In Gedanken stellte er sich sein Opfer vor. Die Augen, die sich in dem Moment vor Entsetzen weiteten, wenn die Luft wegblieb, der verzweifelte Griff zum Hals, um sich von der unsichtbaren Schlinge zu befreien, die sich immer enger zu ziehen schien und schließlich das letzte Todesröcheln. Der Schweiß stand Jennings auf der Stirn. Wie ein Besessener hatte er für diesen Augenblick gearbeitet und nun war es soweit. Er ließ Hammer und Meißel sinken.
Sein Blick fixierte die steinerne Büste vor ihm auf dem Tisch. Dann sah er seitwärts, wo er das Foto eines etwa vierzigjährigen grauhaarigen Mannes hingelegt hatte. Es war seine Vorlage.
Jennings atmete tief durch.
Das Gesicht war perfekt. Jennings legte Hammer und Meißel zur Seite. Er hatte ein natürliches Gefühl dafür, wann man mit einer Arbeit aufhören mußte, um sie nicht zu ruinieren. Er bewegte den Rollstuhl, in dem er saß, ein Stück nach hinten und verharrte dann einige Augenblicke lang. Sein Blick hing noch immer an der Büste.
Ein Kopf aus kaltem Stein, dessen Gesicht dem auf dem Foto so ähnlich war, daß einem Betrachter schon fast unheimlich werden konnte.
In Jennings feingeschnittenem, etwas melancholisch wirkendem Gesicht zuckte es. Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Bilder eines Unfalls, die ihn seit jenem Tag verfolgten und dafür sorgten, daß er ohne Medikamente kaum Schlaf finden konnte...
Ein einziger Augenblick, dachte Jennings, der alles verändert hatte...
Jennings schluckte.
Er kniff die Augen zusammen und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Dann rollte er durch das halbe Atelier. Bei einem Schrank stoppte er und holte eine schwere gußeiserne Kette sowie eine Dose mit schwarzer Farbe und einen feinen Pinsel aus einer Schublade. Damit kehrte er zurück zu dem steinernen Gesicht.
Er öffnete die Farbdose, indem er den Deckel mit dem Meißel heraushebelte und trug mit dem feinen Pinsel eine Reihe von Zeichen auf der Stirn des Steinkopfes auf.
Dann nahm er die Kette und schlang sie der Büste um den Hals. Ganz fest zog er sie, so als wollte er jemanden damit erwürgen.
"Die Kraft der Finsternis wird dir den Atem nehmen, Mark Potter!" murmelte er und wiederholte es gleich darauf. Er sagte es immer wieder und es wurde eine Art dumpfer Singsang daraus. Jennings' eigentlich sehr gutaussehendes Gesicht verzog sich dabei zu einer Maske des Hasses.
Schließlich brach er abrupt ab.
In seinen Augen blitzte es.
"Deine Seele ist eine Beute Satans, Mark Potter!" stieß er dann hervor und lehnte sich in seinem Rollstuhl zurück. Er schwieg. Es war vollbracht.
In den nächsten Tagen würde er aufmerksam die Todesanzeigen der Londoner Tageszeitungen studieren... Eine ganze Weile saß er einfach nur so da. Ein stilles Lächeln von kalter Grausamkeit stand ihm dabei im Gesicht. Er wirkte in sich gekehrt. Dann sah er das blinkende Lämpchen des Sprechgeräts am anderen Ende des Tisches. Er bewegte sich mit seinem Rollstuhl dorthin und drückte auf einen der Knöpfe.
"Was gibt es?" fragte er mürrisch, denn eigentlich hatte er diesen Augenblick noch etwas auskosten wollen.
Eine weibliche Stimme antwortete.
"Da ist wieder diese junge Journalistin. Miss Dana McGraw vom LONDON CHRONICLE wartet auf dich, John!"
"Jetzt nicht!"
"Aber du bist mit ihr jetzt verabredet!"
"Ich habe gesagt: jetzt nicht!" fauchte Jennings. "Hast du mich verstanden, Elizabeth?"
"Was soll ich ihr sagen?"
"Denk dir was aus und mach einen neuen Termin mit ihr, okay?"
Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern schaltete das Gerät aus und umrundete erneut den Tisch. Dann betrachtete er mit einem Ausdruck der Zufriedenheit die Steinbüste von Mark Potter. Er fühlte sich leer und ausgelaugt.
Und erleichtert.
*
"Guten Morgen, Dana!" begrüßte mich Morton T. Smith, der Chefredakteur des LONDON CHRONICLE, als ich sein Büro betrat. Für eine Sekunde war ich etwas irritiert, denn anstatt des eher etwas mürrischen Gesichtsausdruck, der ansonsten so typisch für ihn war, schien er heute gut gelaunt zu sein.
"Guten Morgen", erwiderte ich.
Er erhob sich und umrundete seinen Schreibtisch, der über und über mit Manuskripten bedeckt war.
"Ich wollte mal fragen, wie weit Sie schon mit Ihrer Reportage über diesen Künstler sind?"
"John Jennings?"
"Genau!"
Ich atmete tief durch. "Er scheint seit dem Unfall, den er vor drei Jahren hatte, sehr exzentrisch geworden zu sein", erklärte ich dann.
"Seitdem sitzt er ja auch wohl im Rollstuhl, oder?" hakte Smith nach, der sich erklärtermaßen nicht sehr für moderne Kunst interessierte. Der Chefredakteur zuckte die Achseln und verschränkte die Arme vor der Brust. "Seine Exzentrik ist schließlich der Grund dafür, daß wir überhaupt etwas über ihn bringen. So sehe ich das jedenfalls!"
Da hatte Smith natürlich recht. John Jennings war ein Star auf dem Kunstmarkt.
Seine Objekte und Skulpturen erreichten astronomische Preise. Und das, obwohl der Künstler erst Mitte dreißig war. Nicht, daß seine Jugend gegen seine Kunst gesprochen hätte, aber die meisten erreichten diese Preisklasse erst, wenn sie verstorben waren.
Wirklich prominent hatte Jennings seine Hinwendung zu Okkultismus und Magie gemacht, die er seit seinem tragischen Verkehrsunfall vollzogen hatte. Die einen hielten ihn nun für halb wahnsinnig, aber auf andere wirkte gerade das anziehend. Es gab Jennings etwas Mysteriöses, wie auch die Tatsache, daß
er sich kaum noch in der Öffentlichkeit zeigte.
Der LONDON CHRONICLE war die erste Zeitung seit langem, die überhaupt hoffen konnte, an ihn heranzukommen. Und das auch nur, weil einer der Herausgeber des CHRONICLE
offensichtlich gute Kontakte zu Jennings' Manager besaß.
"Also", wiederholte Smith. "Wie weit sind Sie, Dana?"
"Ich stehe noch ganz am Anfang!" mußte ich bekennen und Smith runzelte die Stirn. Er sagte es nicht, aber ich konnte ihm ansehen, was in seinem Kopf für Gedanken herumspukten: Da hätte ich Ihnen mehr zugetraut, Dana!
"Das müssen Sie mir erklären!"
"Er hat bereits zweimal Termine mit mir von einer Minute zur anderen abgesagt. Es scheint wirklich nicht so einfach zu sein, an ihn heranzukommen... Ich habe zwar im Archiv recherchiert, aber schließlich sollte auf den Seiten der CHRONICLE ja nicht nur das stehen, was ohnehin alle wissen..."
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