Gerd Pfeifer - ...des Lied ich sing'

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Aus der Laudatio der VONTOBEL-STIFTUNG, Zürich, gehalten anlässlich der Preisverleihung für «…des Lied ich sing'», den vorliegenden Roman:
"Gerd Pfeifer erzählt den Aufstieg eines charakterarmen Profiteurs spannend und mit hoher Formulierungs- und Gestaltungskunst. Behend bewegt sich der Opportunist, Lebenskünstler und Schwerathlet Georg Schäfer durch die deutsche Vorkriegs- und Kriegszeit. Er läuft bei den Nationalsozialisten mit, obwohl ihn Politik innerlich wenig angeht. Aber es dient dem Geschäft. Auch bei den Frauen hat er Glück. Die Biographie dieses anpasserischen, keineswegs simplen Protagonisten, der sich auch dem Kriegsdienst erfolgreich zu entziehen weiss, lässt die Anfänge der Judenverfolgung und die Zeitstimmung auf subtile Weise erkennen. Zu Wort kommt später auch die Stimme eines alten, illusionslos zurückblickenden Mannes. Dabei versteht es Gerd Pfeifer, die verschiedenen Zeitebenen dieser fesselnden Schelmengeschichte virtuos zu verbinden."

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Dies war das erste und einzige Mal, dass er versuchte, sich mit Kunst auseinanderzusetzen. Fragen der Ästhetik waren ihm herzlich gleichgültig. Oberstes Gebot war die Zufriedenheit seiner Gäste. Sie sollten sich wohlfühlen. Und vor allem wiederkommen. Wenn er dazu die Räume hätte schwarz streichen, Hammer und Sichel, rote Nelken, Hakenkreuze oder türkische Halbmonde auf die Wände verteilen müssen, er hätte sich nicht gescheut, das Haus entsprechend umgestalten zu lassen.

Gastwirte verdienen ihr Geld mit zufriedenen Gästen, nicht mit Kunst, Religionen oder Weltanschauungen. So oder ähnlich würde sein Wahlspruch lauten, wenn er sich jemals entschlossen hätte, überhaupt eine eigene Meinung zu haben. Falls er eine besaß, äußerte er sie bestenfalls gegenüber Abhängigen. Das war ziemlich ungefährlich und würde sich nur schwerlich gegen ihn wenden können.

Er hätte gern einen Juristen gefragt, ob die Arisierung rechtens gewesen war und Bestand haben würde. Schließlich war es eine Art Gewalt, die hier angewandt worden war. Zwar war sie staatlich sanktioniert – nicht nur das, der Staat selbst hatte sie ausgeübt. Es war Enteignung, wenn er es unvoreingenommen betrachtete. Durfte der Staat das? War alles was der Führer und Reichskanzler der Deutschen – der die gesamte gesetzgebende und vollziehende Gewalt in seiner Person vereinigte und mit dem andere Staaten gültige Verträge schlossen – in seiner Machtvollkommenheit beschloss, rechtens? War es Gesetz? Wer kontrollierte ihn? Gab es eine weltliche Macht, die über ihm stand? Wie ist das überhaupt mit dem Staat? Kann er beschließen, alle Gastwirte umzubringen – und ist das dann geltendes Recht? Gilt noch immer die im neunzehnten Jahrhundert vorherrschende Auffassung der Gesetzespositivisten, dass der Staat jedes beliebige Gesetz erlassen dürfe, wenn er nur die Befolgung durchsetzen könne? Wer könnte dagegen klagen? Und bei wem – wenn es denn einen Dummen gäbe, der sich zu einer Klage bereitfände?

Er wusste so wenig.

Jedenfalls war er überzeugt, dass allein schon die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Arisierung ihn zum Feind von Führer, Volk und Vaterland stempeln würde.

Und wem nutzten seine Zweifel an Recht und Ordnung wie sie nun einmal waren? Absolutes Recht, der Meinung ist er immer noch, gibt es nicht. Recht wird immer vom Sieger, vom Stärkeren gesetzt.

Für einen Gastwirt – und wahrscheinlich für alle Schwachen – ist nichts wichtiger als an der Seite eines Starken zu überleben. Leider ist es schwierig, rechtzeitig zu erkennen, wer sich letztlich als Sieger erweisen wird. Wahrscheinlich ist es am vernünftigsten, sich dem jeweils aktuellen Starken anzuschließen. Das erfordert zwar unehrenhafte Flexibilität, auch Selbstverleugnung und die Aufgabe eigener Überzeugungen, hat sich aber seit Jahrtausenden als Überlebenshilfe bewährt. Unbeugsame Helden sterben. Wahrscheinlich gibt es deshalb so wenig von ihnen – und weil sie vor lauter Todessehnsucht keine Zeit haben, ihre Veranlagung zu vererben. Georg beabsichtigte nicht, ein toter Held zu werden. Denn auch wer für eine gute Sache stirbt, ist tot.

Er entschloss sich, das Jugendstil-Hotel zu übernehmen. Vielleicht könnte er es sogar billig von der Brauerei erwerben, nicht nur pachten. In seinem jetzigen Zustand und ungenutzt war es für die derzeitige Eigentümerin wertlos. Weniger als das. Es war eine Quelle ständiger Verluste. Er rechnete der Gegenseite vor, welche Einnahmen sie statt der permanenten Verluste, die der Leerstand verursachte, erzielen könnte, wenn sie seinen angebotenen Kaufpreis akzeptierten.

Offenbar war er überzeugend, denn die Münchner Brauerei verkaufte ihm das Gesamtkunstwerk des Art Nouveau zu einem angemessenen Preis. Über die voraufgegangene Arisierung und die Zwangsversteigerung wurde nicht gesprochen. Georg war sicher, dass er guten Glauben geltend machen könnte, falls die wahrscheinlich zwangsweise Enteignung der Vorvorbesitzer später einmal einer juristischen Prüfung nicht standhalten würde.

Aber vorläufig waren Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Verdrängung der Juden aus der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft nicht angebracht. Im Gegenteil, die Olympischen Spiele in Berlin waren zu einem internationalen Propagandaerfolg geworden. Die Weltöffentlichkeit hatte den Nationalsozialisten zugejubelt. Nun verkündeten sie ihren Vierjahresplan und trieben Deutschlands Aufrüstung unangefochten voran. Und das deutsche Volk stand geschlossen hinter seinem bewunderten Führer, der alle politische Macht auf seine Person konzentrierte. Er war Reichskanzler, Kriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht. An seinem Geburtstag keine Hakenkreuzfahne zu schwenken, war ein Sakrileg – auch für die begeisterten Volksgenossen, die nicht die Ehre hatten, der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei als Mitglied angehören zu dürfen; denn längst nicht mehr jeder wurde aufgenommen; zu groß war der Andrang.

Und so taumelte Deutschland außer sich vor Selbstüberschätzung einer tausendjährigen goldenen Zukunft mit fünfzig Millionen Kriegstoten entgegen.

Natürlich konnte auch Georg sich der allgemeinen Euphorie nicht entziehen. Aber er hielt es für zulässig, neben der Auferstehung eines Großdeutschen Reichs auch an seinen eigenen ganz und gar persönlichen Vorteil zu denken. Falls er sich zu öffentlichen politischen Äußerungen hinreißen ließ, entsprachen sie dem, was ein stolzer Staat von seinen braven Bürgern erwarten durfte. Jedermann kannte die Sprachregeln. Georg wäre zutiefst befremdet gewesen, wenn ihn jemand nach einer eigenen Meinung gefragt hätte. Er besaß keine. Und er weigerte sich, persönliche Überzeugungen zu entwickeln. Andere Ansichten als seine Gäste zu vertreten, wäre dem Geschäft abträglich gewesen. Es war kontraproduktiv, überhaupt über Politik nachzudenken.

Die politischen Reden, Glückwünsche und Demutsadressen, die seine Gäste an den nationalsozialistischen Feiertagen von ihm erwarten durften, ließ er von einem eloquenten Oberkellner mit Bauch und Grandezza halten. Auch seine Angestellten, die sich über die Zwangspausen freuten, die ihnen die Feierlichkeiten bescherten, hörten mit ernsten Mienen zu. Sie kannten den Redner eher als unermüdlichen Erzähler mehr oder weniger geistreicher Zoten – aber wenn er sich bei diesen politischen Gelegenheiten zum Volkstribun aufschwingen wollte - - ihnen war es recht.

Und Georg stand im Hintergrund und achtete darauf, dass die Unterbrechung des Service nicht zu lange dauerte.

Er stottere, wenn er öffentlich reden müsse, behauptete Georg und sang laut und in einer falschen Tonart das Horst-Wessel-Lied und die Nationalhymne mit Inbrunst und zum deutschen Gruß erhobenem Arm wie alle es taten, wenn Norbert Sander, der wortgewaltige Oberservierer seine weitschweifigen Elogen endlich beendet hatte.

Er lehnte es ab, darüber nachzudenken, was er da eigentlich tat. Es entsprach den allgemeinen Erwartungen, war politisch korrekt und wurde von seinen Gästen honoriert. Es wäre unzuträglich gewesen, auch nur einen ernsthaften Gedanken an Außenseitertum zu verschwenden.

Die Verpächterin des Astoria bat ihn, den Betrieb im Seehotel weiterzuführen, bis ein neuer Pächter ihn übernähme. Eine auch nur kurzfristige Schließung würde sich negativ auf das Geschäft auswirken. Dem war nichts entgegenzuhalten. Er stimmte zu und vereinbarte rechtzeitig die kontinuierliche Übergabe des Inventars und der Ware, um den laufenden Geschäftsbetrieb nicht zu stören. Die gefundenen Gartenmöbel waren zu einem angemessenen Preis in der Inventarliste enthalten.

Während dieser beruflich ausgefüllten Zeit erhielt er einen langen, gefühlvollen Brief aus Heidelberg. Zuerst empfand er ihn als peinlich. Er konnte und wollte sich kaum noch an Ellen erinnern, und nun öffnete sie ihr Seelenleben vor ihm als sei inzwischen nichts geschehen. Als sei er ihr Bruder oder Geliebter. Als sei sie keine Gefahr für ihn. Es war unziemlich, taktlos, ärgerlich.

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