LichtNun, ich versichr Euch, der Gerichtsrat Walter Erschien in Holla unvermutet gestern, Vis'tierte Kassen und Registraturen, Und suspendierte Richter dort und Schreiber, Warum? ich weiß nicht, ab officio.
AdamDen Teufel auch? Hat das der Bauer gesagt?
LichtDies und noch mehr –
AdamSo?
LichtWenn Ihrs wissen wollt. Denn in der Frühe heut sucht man den Richter, Dem man in seinem Haus Arrest gegeben, Und findet hinten in der Scheuer ihn Am Sparren hoch des Daches aufgehangen.
AdamWas sagt Ihr?
LichtHilf inzwischen kommt herbei, Man löst ihn ab, man reibt ihn, und begießt ihn, Ins nackte Leben bringt man ihn zurück.
AdamSo? Bringt man ihn?
LichtDoch jetzo wird versiegelt In seinem Haus, vereidet und verschlossen, Es ist, als wär er eine Leiche schon, Und auch sein Richteramt ist schon beerbt.
AdamEi, Henker, seht! – Ein liederlicher Hund wars – Sonst eine ehrliche Haut, so wahr ich lebe, Ein Kerl, mit dem sichs gut zusammen war; Doch grausam liederlich, das muß ich sagen. Wenn der Gerichtsrat heut in Holla war, So gings ihm schlecht, dem armen Kauz, das glaub ich.
LichtUnd dieser Vorfall einzig, sprach der Bauer, Sei schuld, daß der Gerichtsrat noch nicht hier; Zu Mittag treff er doch ohnfehlbar ein.
AdamZu Mittag! Gut, Gevatter! Jetzt gilts Freundschaft. Ihr wißt, wie sich zwei Hände waschen können. Ihr wollt auch gern, ich weiß, Dorfrichter werden, Und Ihr verdients, bei Gott, so gut wie einer. Doch heut ist noch nicht die Gelegenheit, Heut laßt Ihr noch den Kelch vorübergehn.
LichtDorfrichter, ich! Was denkt Ihr auch von mir?
AdamIhr seid ein Freund von wohlgesetzter Rede, Und Euren Cicero habt Ihr studiert Trotz Einem auf der Schul in Amsterdam. Drückt Euren Ehrgeiz heut hinunter, hört Ihr? Es werden wohl sich Fälle noch ergeben, Wo Ihr mit Eurer Kunst Euch zeigen könnt.
LichtWir zwei Gevatterleute! Geht mir fort.
AdamZu seiner Zeit, Ihr wißts, schwieg auch der große Demosthenes. Folgt hierin seinem Muster. Und bin ich König nicht von Mazedonien, Kann ich auf meine Art doch dankbar sein.
LichtGeht mir mit Eurem Argwohn, sag ich Euch. Hab ich jemals –?
AdamSeht, ich, ich, für mein Teil, Dem großen Griechen folg ich auch. Es ließe Von Depositionen sich und Zinsen Zuletzt auch eine Rede ausarbeiten: Wer wollte solche Perioden drehn?
LichtNun, also!
AdamVon solchem Vorwurf bin ich rein, Der Henker hols! Und alles, was es gilt, Ein Schwank ists etwa, der, zur Nacht geboren, Des Tags vorwitz'gen Lichtstrahl scheut.
LichtIch weiß.
AdamMein Seel! Es ist kein Grund, warum ein Richter, Wenn er nicht auf dem Richtstuhl sitzt, Soll gravitätisch wie ein Eisbär sein.
LichtDas sag ich auch.
AdamNun denn, so kommt, Gevatter, Folgt mir ein wenig zur Registratur; Die Aktenstöße setz ich auf, denn die, Die liegen wie der Turm zu Babylon.
Ein Bedienter tritt auf. Die Vorigen. – Nachher zwei Mägde.
Der BedienteGott helf, Herr Richter! Der Gerichtsrat Walter Läßt seinen Gruß vermelden, gleich wird er hier sein.
AdamEi, du gerechter Himmel! Ist er mit Holla Schon fertig?
Der BedienteJa, er ist in Huisum schon.
AdamHe! Liese! Grete!
LichtRuhig, ruhig jetzt.
AdamGevatterchen!
LichtLaßt Euern Dank vermelden.
Der BedienteUnd morgen reisen wir nach Hussahe.
AdamWas tu ich jetzt? Was laß ich? Er greift nach seinen Kleidern.
Erste Magd tritt auf. Hier bin ich, Herr.
LichtWollt Ihr die Hosen anziehn? Seid Ihr toll?
Zweite Magd tritt auf. Hier bin ich, Herr Dorfrichter.
LichtNehmt den Rock.
Adam sieht sich um. Wer? Der Gerichtsrat?
LichtAch, die Magd ist es.
AdamDie Bäffchen! Mantel! Kragen!
Erste MagdErst die Weste!
AdamWas? – Rock aus? Hurtig!
Licht zum Bedienten. Der Herr Gerichtsrat werden Hier sehr willkommen sein. Wir sind sogleich Bereit, ihn zu empfangen. Sagt ihm das.
AdamDen Teufel auch! Der Richter Adam läßt sich Entschuldigen.
LichtEntschuldigen!
AdamEntschuld'gen. Ist er schon unterwegs etwa?
Der BedienteEr ist Im Wirtshaus noch. Er hat den Schmied bestellt; Der Wagen ging entzwei.
AdamGut. Mein Empfehl! Der Schmied ist faul. Ich ließe mich entschuldigen. Ich hätte Hals und Beine fast gebrochen, Schaut selbst, 's ist ein Spektakel, wie ich ausseh; Und jeder Schreck purgiert mich von Natur. Ich wäre krank.
LichtSeid Ihr bei Sinnen? – Der Herr Gerichtsrat wär sehr angenehm. – Wollt Ihr?
AdamZum Henker!
LichtWas?
AdamDer Teufel soll mich holen, Ists nicht so gut, als hätt ich schon ein Pulver!
LichtDas fehlt noch, daß Ihr auf den Weg ihm leuchtet.
AdamMargarete! he! Der Sack voll Knochen! Liese!
Die beiden MägdeHier sind wir ja. Was wollt Ihr?
AdamFort! sag ich. Kuhkäse, Schinken, Butter, Würste, Flaschen Aus der Registratur geschafft! Und flink! – Du nicht. Die andere. – Maulaffe! Du, ja! – Gotts Blitz, Margarete! Liese soll, die Kuhmagd, In die Registratur!
Die erste Magd geht ab.
Die zweite MagdSprecht, soll man Euch verstehn!
AdamHalts Maul jetzt, sag ich –! Fort! schaff mir die Perücke! Marsch! Aus dem Bücherschrank! Geschwind! Pack dich!
Die zweite Magd ab.
Licht zum Bedienten. Es ist dem Herrn Gerichtsrat, will ich hoffen, Nichts Böses auf der Reise zugestoßen?
Der BedienteJe, nun! Wir sind im Hohlweg umgeworfen.
AdamPest! Mein geschundner Fuß! Ich krieg die Stiefeln –
LichtEi, du mein Himmel! Umgeworfen, sagt Ihr? Doch keinen Schaden weiter –?
Der BedienteNichts von Bedeutung. Der Herr verstauchte sich die Hand ein wenig. Die Deichsel brach.
AdamDaß er den Hals gebrochen!
LichtDie Hand verstaucht! Ei, Herr Gott! Kam der Schmied schon?
Der BedienteJa, für die Deichsel.
LichtWas?
AdamIhr meint, der Doktor.
LichtWas?
Der BedienteFür die Deichsel?
AdamAch, was! Für die Hand.
Der BedienteAdies, ihr Herrn. – Ich glaub, die Kerls sind toll. Ab.
LichtDen Schmied meint ich.
AdamIhr gebt Euch bloß, Gevatter.
LichtWieso?
AdamIhr seid verlegen.
LichtWas!
Die erste Magd tritt auf.
AdamHe! Liese! Was hast du da?
Erste MagdBraunschweiger Wurst, Herr Richter.
AdamDas sind Pupillenakten.
LichtIch, verlegen!
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