Gordon Müller-Eschenbach
Wir statt Gier
Aufbruch in eine neue Ära der Wirtschaft
Dieses eBook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Gordon Müller-Eschenbach Wir statt Gier Aufbruch in eine neue Ära der Wirtschaft Dieses eBook wurde erstellt bei
Prolog: Der Wandel ist hier.
Teil I: Und wenn sie nicht gestorben sind ... Kleine Anatomie der Potenzialbremser und Innovationsverhinderer
1 Die alte Schule ist vor allem eines: alt
2 Die Krise der Ethik: Wie die Eliten unsere Werte missbrauchen
3 Management: Ein Missverständnis
4 Wölfe im Schafspelz: Schwarzes Marketing und andere öffentlichkeitswirksame Verfehlungen
5 Wer hat an der Uhr gedreht? Von der Zeitenwende des Wertebewusstseins
Teil II: Flickering Signals: Die Wirtschaft ist zum Glück auch nicht mehr das, was sie mal war
6 Der Wandel ist ein Gefühl: Warum die Wirtschaft der Zukunft im Bauch entsteht
7 Grass Roots Rule: Warum Veränderung immer öfter von unten kommt
8 Der Mensch lebt nicht vom Geld allein: Wie die nachwachsende Generation Erfolg neu definiert
9 Mission Possible: Führung im Zeichen des neuen Wertebewusstseins
10 Wir haben die Wahl: Arbeiten im Zeichen des neuen Wertebewusstseins
11 Wir können auch anders: Wie werteorientierte Businessmodelle die Märkte umkrempeln
12 Social Business: Leuchtturm einer Wirtschaft der Zukunft
13 Wer wagt, gewinnt: Von der angstgetriebenen Wirtschaft zur Unternehmenskultur der Freude
Teil III: … dann leben sie noch heute: Was Sie schon jetzt tun können, um im neuen Wertezeitalter nicht alt auszusehen
14 Ethik braucht keine Instanzen: Plädoyer für ein neues Wertebewusstsein
15 Die Glücksstrategie: Die Bewusstwerdung der Wertegemeinschaft
16 Gegensätze ziehen sich an: Für ein besseres Miteinander in der Gemeinschaft
17 Werte statt Regeln: Für eine zukunftsfähige Businessethik
18 Gemeinschaftlicher Wandel lebt vom Einzelnen: Warum es auf Sie ankommt
Epilog: Wer bremst hat Angst!
Anhang
Impressum
Prolog: Der Wandel ist hier.
Auf die Gefahr hin, dass Sie mich für verrückt erklären: Ich finde die Skandalmeldungen der jüngsten Zeit einfach großartig. Von Guttenberg bis Griechenland, von BayernLB bis Blatter, von Siemens bis Schlecker: Es ist das reinste Feuerwerk der frohen Botschaften.
Bevor Sie im Dreieck springen: Natürlich freue ich mich nicht darüber, dass unsere Regierenden sich ihre Titel erschleichen, europäische Staaten Bankrott anmelden, internationale Verbände im Geiste des fairen Wettkampfs sich als Sümpfe der Korruption erweisen, deutsche Traditionskonzerne sich Aufträge an ausländischen Märkten durch Schmiergelder erschließen und an jeder Ecke präsente Handelsketten ihre Mitarbeiter ausspionieren. Aber ich freue mich wie ein kleines Kind an Weihnachten darüber, dass diese Sauereien ans Licht der Öffentlichkeit kommen. Und zwar nicht hier und da, sondern jeden Tag, immer öfter, immer aktueller, boom, boom, boom – wie ich schon sagte, das reinste Feuerwerk.
Ich höre es gern krachen, denn auf jeder dieser Baustellen ist Abriss und Neubau angesagt. Und ich habe großen Spaß daran, der Abrissbirne noch einen Schubs zu geben und ihr beim Einschlag zuzuschauen. Noch größeren Spaß aber habe ich, wenn ich in dem ganzen großen Trümmerhaufen die Zeichen einer neuen Zeit aufblitzen sehe: Funkelnde Rohdiamanten, das Leuchten einer neuen Ära aus dem Innersten der falsch verdrahteten Gegenwart, wie Flickering Signals in der Physik. Keine Grenzen kennt meine Freude schließlich, wenn ich mitgestalten kann und dabei sein darf, wenn eine wachsende Wertegemeinschaft ein neues Haus auf dem Fundament baut, auf dem unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft fußt: dem Geist des wahren Unternehmertums – dem Geist der Freiheit, des Fortschritts und der Fantasie.
Doch immer der Reihe nach: Auch wenn ich aus den Ruinen der Baracken, die bereits eingerissen wurden, schon das Leuchten sehe – zunächst einmal haben wir noch kräftig mit dem Abriss zu tun und uns klar zu machen, warum all der Lärm notwendig ist, bevor er sich am Ende zu einer pyrotechnischen Sinfonie fügt und die Puzzleteile sich zu einem sinnvollen Ganzen fügen.
Es muss schlimmer werden, bevor es besser wird
Bringen wir erst einmal Ordnung in das ganze Durcheinander: Die Skandale unserer Zeit sind die ersten verstreuten Takte des Abgesangs der alten Eliten – die ersten Symptome einer todkranken Ethik, die von den Lenkern der alten Schule ihrer Werte beraubt und zum Zweck des Machtmissbrauchs pervertiert wurde.
Was mit der alten Schule gemeint ist, ist eine lange Geschichte. Ich versuche mich kurz zu fassen – und zwar im ersten Teil dieses Buches. Er enthält eine kleine Anatomie der Potenzialbremser und Innovationsverhinderer unserer Zeit. Anhand von Beispielen erläutere ich Ihnen dort zunächst, wie die Zentren der Macht im Allgemeinen und die Köpfe dieser Instanzen im Speziellen alles daran setzen zu verhindern, dass wir – als Gemeinschaft von Bürgern und Konsumenten, von Privatpersonen und Arbeitenden – unsere Werte zurückerobern. Ein intaktes und produktives Wertebewusstsein ist der Anfang jeder Erneuerung, denn der anhaltende Missbrauch jener Grundwerte ist es, der uns täglich zu schaffen macht. Es ist die zerrüttete Ethik der alten Garde, die uns in Ketten legt und den Fortschritt lähmt. Wir müssen im Zusammenhang betrachten, welche Auswirkungen dieser Missbrauch aufseiten der vermeintlich werteprägenden Instanzen der Macht auf unser Leben und unsere Arbeit hat, damit wir verstehen, warum wir unzufrieden sind. Wir müssen unsere Wahrnehmung dafür schärfen, dass es nicht auch, sondern vor allem Werte sind, die unsere Mitarbeiter produktiv und unsere Unternehmen effektiv machen. Das ist der erste Teil des Feuerwerks – noch nicht bunt und schön, aber laut und unübersehbar.
Innovation: Der krisensichere Erfolgsfaktor
Wenn wir diese Fassaden zum Einsturz gebracht haben, wird es Zeit, auf die Suche zu gehen nach den Flickering Signals, den Beispielen des Fortschritts in der Ruine der Ethik, im Schatten der alten Eliten. Naturgemäß äußert sich Fortschritt zuerst da, wo er auch gesellschaftlich gemacht wird: in der Wirtschaft.
Angesichts jüngster Ereignisse kann man über diese Aussage verblüfft sein: Gerade erst erholen wir uns von einer weltumspannenden Finanzkrise, die die deutsche Wirtschaft ebenso erschüttert hat wie den Rest der Welt; eine Krise, die Arbeitsplätze gekostet hat, die uns alle gezwungen hat, unseren Umgang mit Geld und vielleicht sogar ganz individuell unsere Prioritäten im Leben zu überdenken. Und schon steht die nächste Krise vor der Tür – „Lehman, die zweite“ ist im Herbst 2011 in aller Munde. Fakt ist jedoch auch: Jeder gesellschaftlichen Umwälzung, jeder zivilisatorischen Neuerung gehen massive Probleme voraus. Ein auslösendes Moment ist manchmal sogar die Voraussetzung dafür, dass eine Mehrheit darauf drängt, die politischen und wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse neu zu durchdenken.
Wie jede Krise bietet uns auch die Erschütterung der Finanzmärkte eine Chance. Sie zeigt uns überdeutlich: Trotz alledem ist genau hier in unserer Marktwirtschaft der Ort, an dem wir die Zukunft finden können, denn Innovation findet genauso wenig an den Börsen statt wie im Wirtschaftsministerium. Eine Finanzkrise ist keine Aussage über die Potenz einer Wirtschaft oder gar Gesellschaft, sondern über die ethische Beschaffenheit einer machttrunkenen „Elite“, die sich an Spekulationen weidet, anstatt die Realwirtschaft zu bedienen.
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