1 ...7 8 9 11 12 13 ...19 »Chiara, was ist los bei dir? Dich bedrückt etwas, nicht nur, dass dein Onkel im Krankenhaus liegt. Ich spüre da doch noch etwas anderes? «
»Katharina, ich habe ein Problem, bitte sage meinem Onkel nichts, das würde ihn nur aufregen. «
»Was ist los, Kleines? «
Ich überlegte, wie ich es ihr sagen soll. »Ich möchte mich von Peter trennen, ich kann nicht mehr, es geht schon wieder los. Er betrügt mich, und Geld fehlt auch schon wieder. « Ich schluckte den dicken Kloß, der in meinem Hals steckte einfach runter und sprach weiter: »Diesmal will ich es durchziehen! Es tut mir um Carlotta leid, aber meine Seele ist so schwer und ich möchte nicht so eine griesgrämige, alte Zicke werden, die durch die Enttäuschungen diese Falten am Mundwinkel bekommt! «
»Tja Chiara, ich kann dir nur eins sagen, der Peter, der ändert sich nicht mehr! Du weißt, ich hatte auch so einen Mann! Ich habe lange gebraucht. Mein Sohn war bereits vierzehn Jahre alt, als ich es endlich geschafft hatte mich zu trennen. Ich habe zu lange gewartet. Er hatte auch ständig Affären und dann war er weg und unsere Villa ebenfalls. Ich musste mit Mitte vierzig noch einmal von vorne anfangen, aber ich bin froh, dass ich das getan habe, sonst hätte ich nie deinen wundervollen Onkel kennenlernen können. Ich habe nichts bereut. «
»Sag mal Katharina, wie ist das eigentlich so, wenn man einen Mann kennenlernt, der schon viel älter ist, kann das gut gehen? «
»Na, Onkel Hans ist zwanzig Jahre älter, aber ich habe es nie bereut. Er ist der passende Deckel für mich, also, ich kann dir nichts Gegenteiliges dazu sagen. Wieso fragst du, Kleines? «
»Ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll, weißt du. Ich weiß selber noch nicht so genau Bescheid. «
»Hast du jemanden kennengelernt? Machst du dir Vorwürfe wegen Peter? «
»Nein! Also kennengelernt ist irgendwie der falsche Ausdruck, also, ich kenne diesen Mann schon seitdem wir eingezogen sind. « Ich stockte mein Atem beschleunigte sich. »Es ist mein Nachbar! Ja! Was soll ich sagen, weißt du, der hört mir zu, wenn ich mit ihm spreche. Er betrachtet mich nicht als Sexmäuschen, sondern behandelt mich respektvoll, unterhält sich mit mir. Stell dir vor, ich sage ihm, dass ich so gerne tanzen gehen möchte und er geht mit mir tanzen. Einfach so – ohne Gegenleistung. Er bekommt mit, dass ich daran Spaß habe und möchte mir eine Freude machen. Dann vor kurzem, hatte ich ihn etwas gefragt, einfach nur, um mal zu hören, wie er so tickt. «
Da unterbrach mich Katharina: »Ich schätze, er benötigt solche Spielchen nicht, dem geht es um dich, nicht um Macht! «
Ich konnte nur noch bejahen und erzählte ihr von dem Gespräch im Restaurant. »Ich fragte ihn wie er das findet, so mit anderen Frauen, also konkret, wenn er mit einer zusammen wäre und dann noch ein Abenteuer… «
So redete und redete ich, und es sprudelte alles nur so aus mir heraus, ich erzählte ihr, von ihm. Was er beruflich macht, dass er so ganz anders als Peter sei, aber, schon älter. Ich hätte keine Ahnung wie alt, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich durch Maurice eine neue Sichtweise zu meinem Leben bekommen hätte. Ich stellte fest, dass das Leben, welches ich führe, nur für einen schön sei, nämlich für Peter. Meine eigenen Bedürfnisse fielen ganz und gar unter den Tisch. Ich redete wie ein Wasserfall. Als ich Luft schnappte, sagte sie: »Chiara, ich glaube, du hast dich verliebt! «
»Katharina, nein!! « Doch ich merkte, dass sie Recht hatte! »Meinst du wirklich, aber ich weiß doch gar nicht, ob Maurice mich mag und dann kennt er doch Peter! Ich bin noch verheiratet, was soll ich nur tun, ich möchte mich doch nicht in das nächste Unglück stürzen? «
»Weißt du Chiara, vielleicht solltest du mal dein Leben genießen. Was spricht dagegen sich ab - und zu, mit diesem Maurice zu treffen. Schaue dir erst einmal alles an. «
»Meinst du? «
»So, wie du ihn mir beschreibst, hat er doch recht vernünftige Ansichten, außerdem, wenn er dir hilft über Peter hinwegzukommen, was spricht dagegen? Du hättest die Chance dich gedanklich von Peter frei zu machen. Danach kannst du dann schauen, ob dieser Maurice nicht sogar mehr als nur ein guter Freund für dich ist. Na, was sagst du! «
»Du hast mich ganz verwirrt. Ich bin befangen, wenn ich Maurice treffe. Ich bin jetzt seit über zehn Jahren mit Peter zusammen. Ich weiß nicht, welches Gefühl da gerade in mir hoch krabbelt. Wenn ich an Maurice denke… da ist etwas! «
Wir sprachen noch eine Weile, dann legten wir auf.
Ich musste an Maurice denken, dann schüttelte ich den Kopf.
Nein! Ich verliebt? Quatsch! Er ist ein Freund - nichts weiter!
Dann zogen meine Gedanken wieder große Kreise. Ich musste daran denken, wie es mir oftmals nachts erging, wenn ich mal wieder Stress mit Peter hatte. Wie ich mich dann in die Küche setzte und rüberschaute, ob bei Maurice Licht brannte. Ob Maurice noch arbeitete? Als Schriftsteller saß er oft bis spät in der Nacht am Rechner und schrieb. Waren das die ersten Anzeichen von ›Verliebtsein‹? Er war komplett anders als die Männer, die ich zuvor in meinem Leben gekannt habe. Er hatte so etwas Herzliches, etwas Ruhiges in seiner Art. Ich erinnerte mich an einige Situationen und Treffen. Wenn ich dann völlig durcheinander, vor seiner Tür stand, und einfach nicht weiter wusste. Er machte dann einen Kaffee oder öffnete eine Flasche Wein und hörte sich meine Probleme oder Sorgen an und…Es ging mir jedes Mal besser.
Die nächsten Tage waren stressig.
Es verging kein Tag, an dem Peter nicht mindestens zehnmal anrief und beteuerte, wie sehr er mich liebte, mich brauchte. Er wollte nun erst einmal in das Ferienhaus seiner Eltern fahren, dort wollte er sich mit mir treffen, doch ich sagte ihm ab. Eines Abends wurde ich so wütend, als ich mit ihm telefonierte, dass ich fast durchs Telefon schlagen wollte. Danach war erst mal zwei Tage Funkstille! Er weinte sich bei Wibke aus, die mir dies natürlich berichtete.
»Chiara! Peter geht es so schlecht, er weiß gar nicht mehr, was mit dir los ist? Warum du die Trennung willst, warum nur? Er liebt dich doch so sehr! « Sie wollte ironisch klingen, doch gleichzeitig fühlte ich, dass sie Mitleid mit Peter hatte. Warum?
Was für ein Mensch! Offensichtlich lebte er in einer Traumwelt. Er konnte Traum und Wirklichkeit nicht mehr voneinander unterscheiden. Sie sagte mir dann, dass er sich eigentlich mit seinem Onkel aus Amerika treffen wollte, den er schon etliche Jahre nicht mehr gesehen hatte. Ich fragte sie daraufhin, ob der Onkel aus Amerika, lange rote Haare hätte, grüne Augen und zudem recht weiblich wäre.
»Nein! «, sagte sie ganz entschieden.
»Dieser Onkel wollte die Eltern von Peter besuchen. Er sollte am Dienstag ankommen. Am Montagabend zuvor verstarb der Onkel ganz plötzlich. Als Peter dies erfuhr, ging es ihm so schlecht, dass er mich anrief. «
»Und jetzt! Soll ich Mitleid haben, wahrscheinlich hat er sich die erstbeste geschnappt, um seinen Kummer in einem Doppelbett zu betäuben! «
»Nein, das glaube ich nicht! «
»Wollen wir wetten? «
»Wie kommst du darauf? «
»Wibke, du kennst doch mein Kribbeln im Bauch. Diese Vorahnung, wenn etwas im Argen liegt, die sich bislang immer bestätigt hat. «
»Oh nein! Sage bloß, ist es wieder da? «
»Ja! Seit heute Morgen und ich habe ganz schwer das Gefühl, dass der Gute sich allerbester Gesundheit erfreut!«
»Bestimmt ist er gerade mit einer Affäre, auf dem Weg, nach Italien! «
»Nein, Chiara, das glaube ich nicht! «
»Aber ich umso mehr, Wibke! Ich habe da auch eine Idee. «
Wir sprachen noch zwei Minuten und dann rief ich meine Freundin Caroline an. »Caroline, kannst du mir einen Gefallen tun? Kannst du nicht mal bei Peter anrufen. Mich würde interessieren, wo er steckt. Vielleicht so etwas sagen wie: Schöne Grüße von Chiara und alles Gute in Italien? «
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