Texte: © Copyright by Annette Reifenscheid
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Verlag:
TM Marketing
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94081 Fürstenzell
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Beichten
Alles im Leben hat zwei Seiten, auch die Anonymität. Die Einen fürchten sie, weil sie mit ihr unweigerlich die Einsamkeit und das Alleinsein verbinden. Andere hingegen haben gelernt sie zu schätzen. Warum zu schätzen? Ganz einfach, man kann diese so geschätzte Anonymität in etwa mit einer Art Käseglocke vergleichen. Diese stülpt sich über die Vorlieben, Leidenschaften, Passionen und Obsessionen der Männer. Aber was ist mit den Frauen? Werden jetzt einige entrüstet fragen. Natürlich haben auch Frauen ihre Phantasien, aber ich möchte mich in diesem Buch voll und ganz den Männern widmen.
Als für mich feststand, dass ich dieses Buch schreiben würde, war für mich von vornherein klar, dass ich keinesfalls irgendetwas beschönigen oder gar verschweigen würde. Sicherlich, Manches in diesem Buch mag dem Einen oder Anderen widerlich erscheinen, abartig, dumm, lächerlich, Einiges absolut sinnentleert oder einfach nur bösartig.Ich möchte hier jedoch kein Urteil fällen, sondern nur das wiedergeben was mir Tag für Tag am Telefon begegnet, so wie es sich abspielt ohne etwas zu beschönigen, hinzuzufügen oder zu verschweigen. Ein falsches Bild haben schon zu viele Andere von der „Telefonseelsorge der etwas anderen Art“ gezeichnet daran möchte ich mich nicht beteiligen.
Ich habe sehr lange überlegt, wie man sich diese Männer bildlich vorstellen könnte und bin zu dem Schluss gekommen, dass der Einzige, der dies wiederzugeben vermag der bekannte österreichische Karikaturist Manfred Deix ist. Es ist lange her, seit ich zum ersten Mal eine Zeichnung von Manfred Deix sah, allerdings war mir aus unerfindlichen Gründen klar, dass Manfred Deix mit der Darstellung der männlichen Charaktere seiner Zeichnungen absolut ins Schwarze getroffen hatte. Allerdings hätte ich niemals daran gedacht, dass mir dies irgendwann einmal bestätigt werden würde.
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Zweifelsohne klang Alexander interessant, seine Allgemeinbildung war ausgezeichnet, und sein Wissen über die Verknüpfungen des weltweiten Devisenmarktes war bemerkenswert. Außerdem war er regelmäßiger Besucher der Documenta in Kassel, ebenso genoss er den alljährlich stattfindenden Festspielsommer in Salzburg, das Gleiche galt auch für Bayreuth und Verona. Auch war es erstaunlich wie flexibel Alexander war, gerade sprachen wir von der momentan in Stuttgart stattfindenden Miro Ausstellung, konfrontierte er mich mit der Frage nach Damenunterwäsche. Momentan etwas konfus, bezog ich seine Frage darauf, welche Wäsche ich bevorzugen würde.
Vor meinem geistigen Auge erschien der Inhalt meines Wäscheschrankes. La Perla, Victoria's Secret, Woolford, alles Gute und Teure war vorhanden. Allerdings in der ersten Euphorie über eines meiner Lieblingsthemen plaudern zu können – immerhin war ich jahrelang in der exklusiven Modebranche tätig – musste ich seine Frage wohl falsch verstanden haben.
Alexander war nicht im Mindesten daran interessiert welche Wäsche ich denn so tragen würde, nein seine Leidenschaft beschränkte sich ausschließlich darauf, sie an sich selbst zu präsentieren. Ich rang nach Fassung, allerdings nicht wegen Alexanders Vorliebe, sondern eher weil ich seine Frage nicht sofort richtig eingeordnet hatte.
Eine Farbe hatte es Alexander ganz besonders angetan, er liebte die Farbe rot. Wenn ich eine Fähigkeit besitze, dann die der bildlichen Vorstellung. Ich stellte mir Alexander vor, eingehüllt in rote Dessous, ich hoffte zutiefst, dass es sich hierbei um ein dunkles Rot handeln möge.
Die Vorstellung es könnte sich dabei um Ferrarirot handeln verwarf ich sofort. Da das Gespräch von Anfang an auf sehr hohem Niveau stattfand, war für mich die Frage rasiert oder nicht rasiert unpassend. Hätte ich sie nur gestellt! Allein die bloße Vorstellung von dunkler Körperbehaarung die seitlich aus Slips und BHs quillt fand ich erschreckend, wenn nicht sogar beängstigend.
Aber damit nicht genug, Alexanders Leidenschaft erstreckte sich – alle Carry Bradshaws dieser Welt, einschließlich meiner Person können dies nachvollziehen ̶ auf „Schuhe“! Je höher desto besser!
Im Nachhinein betrachtet, war das Gespräch mit Alexander äußerst angenehm, denn mal ehrlich welcher Mann weiß schon was Mary Janes sind. Im Großen und Ganzen, war Alexander zweifelsohne eines der wirklichen Highlights meiner Karriere. Was jeder Leser sicherlich im Laufe des Buches verstehen wird.
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Bei Doktor Rolf B, verhielt es sich ähnlich, auch er war ein Höhepunkt, allerdings lagen seine Leidenschaften in einer ganz anderen Richtung.
Doktor B. war Anfang siebzig, und ausgesprochen kultiviert. Er liebte die Impressionisten, besonders Monet hatte es ihm angetan, mit den Expressionisten konnte er hingegen weniger anfangen. Dennoch war er ein glühender Verehrer von Gustav Klimt.
In der Welt von Doktor B. spielte Kunst, egal ob Malerei, Bildhauerei oder klassische Musik eine bedeutende Rolle. Er liebte die Wiener Oper genauso wie das Opernhaus von Sydney oder die Metropolitan Opera in New York. Ja, er war zweifelsohne ein echter Schöngeist, und er war zutiefst devot!
Für die meisten Männer, die sich als devot bezeichneten, war eine Herrin eine in Lack gekleidete, mit Silikon verschönerte Blondine. Oder einfacher formuliert, die meisten Männer hatten von Unterwerfung, und Allem was damit verbunden ist in etwa soviel Ahnung wie Paris Hilton von der Kernspaltung.
Nicht so Doktor B., er strebte nach einer Herrin im klassischen Sinne. Alles Laute und Vulgäre war ihm zutiefst zuwider. Eindeutig zog er das schwarze Haute Couture Kleid dem Lederdress vor.
Er suchte die stilvolle Erziehung, diese allerdings äußerst konsequent! Der Aspekt des Ausgeliefert-Seins, nicht mehr die Kontrolle über sich zu haben, war für Doktor B. so etwas wie die Offenbarung schlechthin.
Außerdem waren gewisse Schmerzen für ihn schlicht und ergreifend unerlässlich. Bevorzugt die Schmerzen, die man Männern, mit extrem hohen Absätzen an bestimmten Stellen ihres Körpers zufügen kann. Doktor B. genoss die selbst gewählte Machtlosigkeit Frauen gegenüber.
Die bloße Aussicht von seiner Herrin stundenlang in einen Käfig gesperrt zu werden, in diesem ausharren zu müssen, und in gebückter Haltung auf die Rückkehr seiner Herrin zu warten versetzte Doktor B. in Entzücken. Im Leben von Doktor B. hielten sich Unterwerfung, die damit verbunden Quälereien und Schmerzen, und die Liebe zur Kunst die Waage. Für ihn gab es nichts Reizvolleres als in Begleitung seiner Herrin mit extrem abgebundenen Geschlechtsteilen, durch die Gänge der Albertina in Wien zu lustwandeln, und anschließend in einem Restaurant ihrer Wahl Platz zu nehmen.
Hierbei galt allerdings, dass was seine Herrin bestellte wurde auch gegessen. Infolgedessen bekam auch seine Herrin die Speisekarte, nicht wie sonst üblich beide.
Aber auch Vergnügungen der ganz besonderen Art wandte sich Doktor B. gerne zu. Seine Vorliebe galt einer ganz besonderen Körperflüssigkeit. So erregte es ihn als glühender Verehrer Richard Wagners, in einer der zahlreichen Pausen der Oper Lohengrin mit seiner Herrin im Foyer des Festspielhauses sich dem Genuss eines Glases Champagner hinzugeben. Allerdings handelte es sich hierbei nicht um gewöhnlichen Champagner. Nein, dieser Champagner war eine Mixtur aus eben diesem, und dieser ganz speziellen Körperflüssigkeit, die seine Herrin in einem kleinen Flacon in ihrem Abendtäschchen bei sich trug.
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