Als der Morgen graute, war das freundliche, behagliche Gärtnerhaus, in dem die Hesses so viele glückliche Stunden verlebt hatten, nur noch ein rauchender Trümmerhaufen. Auch die Gewächshäuser waren zum Teil zerstört, die Scheiben gesprungen, nur eines, das etwas abseits am Gartenende stand, war unversehrt. In diesem saßen die Abgebrannten an diesem trübseligen Morgen des ersten Feiertages.
»Wir müssen in der Stadt ein Unterkommen suchen,« sagte der Vater niedergeschlagen, als er sah, daß aller Kampf vergeblich war und das Feuer sich nicht dämmen ließ. Traurig fuhren alle auf einem Leiterwagen in die Stadt. In Decken gehüllt, notdürftig gekleidet, so kauerten die Kinder schluchzend zusammen. Die Kleinen weinten um die verbrannte Weihnachtspracht, die Großen aber verstanden schon mehr den Kummer der Eltern. Joli saß dicht neben Lieselinchen; der kleine Kerl zitterte immerzu und warf manchmal böse Blicke auf Lina. Das Mädchen weinte, seit sie wieder zu sich gekommen war, unaufhörlich; so verzweifelt war ihr Klagen, daß Frau Hesse, der ihr Herz doch selber bitter schwer war, sie noch zu trösten versuchte. Vergeblich, Lina hörte gar nicht auf die sanften Worte, sie schluchzte und klagte, als sei es ihr Haus gewesen, das verbrannt war.
Wie sie so miteinander in dem frühen, grauen Morgen dahinfuhren, an Häusern vorbei, in denen die Menschen noch friedlich und festtagsruhig schliefen, sagte Herr Hesse nachdenklich: »Wie mag nur das Feuer entstanden sein? Ich grüble und grüble und kann keine Erklärung finden. Das Licht war doch im ganzen Hause überall ausgelöscht?«
»Im Weihnachtszimmer hat es anscheinend angefangen. Gewiß ist beim Baumanzünden oder beim Auslöschen ein Fünkchen irgend wohin geflogen und hat gezündet,« sprach Frau Hesse.
Ihr Mann schüttelte trüb den Kopf. »Ich habe so genau nachgesehen.« Plötzlich sah er die weinende Lina an, die ganz zusammengesunken dasaß. »Warst du noch einmal im Weihnachtszimmer?« fragte er.
»Nein, nein,« schrie das Mädchen, »daran ist ganz gewiß der Affe schuld. Ich habe immer gesagt, mit dem Tier kommt Unglück ins Haus!«
»Joli hat mich aber doch gerettet,« verteidigte Lieselinchen ihren Liebling, »er hat mich geweckt.«
»Dich gerettet?« riefen alle erstaunt. Im ersten Entsetzen hatte niemand gefragt, wie es gekommen war, daß Lieselinchen zuerst aufgewacht war. Nun erzählte die Kleine, und immer erstaunter schüttelte Herr Hesse den Kopf.
»Seltsam,« murmelte er, »wie konnte das Tierchen die schwere Küchentüre aufklinken? Eure Schlafzimmertür, ja, die geht leicht auf, aber die Küchentüre bringt ja selbst unser Bubele noch nicht auf.«
»Warst du noch einmal in der Küche?« fragte Frau Hesse Lina und sah das Mädchen forschend an.
»Nein,« murmelte diese und schluchzte weiter. Das Herz war ihr schwer ob der Lüge, aber es war fürchterlich, die Wahrheit zu bekennen, denn dann würden alle sagen, sie sei schuld am Feuer. »Du bist es auch, du bist es auch,« klang eine Stimme in ihr. Sie schloß zitternd die Augen und sah sich plötzlich wieder mit dem flackernden Lichtlein durch das Zimmer eilen.
»Ach mein Gott, ich hab' doch das Feuer angezündet,« murmelte sie verzweifelt.
»Sagtest du was, Lina?« fragte Frau Hesse, die die Weinende beobachtete.
»Nee,« schluchzte Lina. »Ach mein Gott, der Affe, der Affe ist an allem schuld, er alleine, er alleine!«
Die Kinder konnten Joli nicht noch einmal verteidigen, dem Wagen entgegen kamen jetzt rasch Leute geeilt, und den Abgebrannten tönten herzliche Rufe entgegen: »Kommt zu uns, wir haben Platz!« – »Wir auch!« – »Seid nicht traurig! Gottlob, daß alle gesund sind!«
Da merkten es die Hesses an diesem trüben Festmorgen recht, wie gut es ist, Freunde in der Not zu haben. Nach einer Stunde saßen sie alle warm und geborgen bei lieben Menschen. Diese und viele andere waren bemüht, ihnen recht viel Liebe zu erweisen.
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