Während ich durch Schwabing schlenderte, betrachtete ich fast jeden Mann, der mir begegnete, und fragte mich insgeheim, wie er wohl im Bett sein mochte. Junge Männer, alte, dicke, dünne, stattliche und hässliche. Es genügte mir vollkommen, dass sie Hosen trugen.
Ich weiß selbst nicht, wie ich zu dieser Unverschämtheit kam, aber nach einer Weile blickte ich überhaupt nicht mehr in ihre Gesichter oder auf ihre Gestalt, sondern nur noch auf die Konturen, die sich hinter der Hose abzeichneten.
Eine innere Stimme sagte mir, dass ich einen Mann mit einem großen Penis brauchte, größer als der von Philipp, der diesbezüglich mit seinen fünfzehn Zentimetern nur durchschnittlich bestückt war. Ich bildete mir ein, dass mir nur ein großer Phallus mit mindestens zwanzig Zentimeter die erhoffte sexuelle Befriedigung bringen könnte. Bald kam ich mir wie eine Expertin vor, die einen Mann lediglich nach der Wölbung seiner Hose beurteilte. Denn auf den Penis hatte ich es nun mal in erster Linie abgesehen.
Schließlich kam mir der Gedanken, in den Englischen Garten an die Isar zu gehen. Es war zwar erst Mai, aber in der hippen bayrischen Landeshauptstadt gab es bereits genug Sonnenanbeter, die gerne die Hüllen fallen ließen. Schon bald hielt ich mich die ganze Zeit am Isarufer auf und tat, als wollte ich die Sonnenstrahlen genießen. In Wirklichkeit zog ich jedoch in Gedanken jedem einzelnen Mann die Badehose aus.
Ich fragte mich, wie ich es wohl anstellen sollte, mit einem dieser Männer im Bett zu landen. Je länger ich die halbnackten Körper betrachtete, desto schlimmer wurde es. Bald wusste ich nicht mehr, was nun Wirklichkeit war und was nur in meiner Einbildung existierte.
Ich lag auf meiner Decke, stützte das Kinn in die Hände, schmiegte den Bauch auf den Rasen des Englischen Gartens und betrachtete durch meine dunkle Sonnenbrille der Reihe nach alle Männer, bis ich einen entdeckte, der meinen hohen Ansprüchen zu genügen schien.
Dann ließ ich ihn nicht mehr aus den Augen. Ich studierte ihn in allen Einzelheiten. Insgeheim hoffte ich auf irgendeine Bewegung von ihm, die es mir gestatten würde, einen Blick auf die Wölbung seiner Shorts zu werfen. Ich wollte unbedingt sehen, wie er da unten gebaut war.
Ich wusste natürlich, dass ich mir da eine scheußliche Sache hatte einfallen lassen, aber es war immer noch besser, als daheim auf dem Bett zu liegen und zu masturbieren.
Dieser Aufenthalt im Englischen Garten brachte mich in Erregung. Meine Brustwarzen wurden hart und drückten so gegen das Oberteil meines Bikinis, dass es schmerzte. Meine Lenden begannen zu vibrieren. Es machte alles nur noch schlimmer, dass der Mann, den ich gerade im Auge hatte, überhaupt nichts davon wusste.
Zumindest glaubte ich, dass er nichts davon merkte. Eines Tages merkte ich jedoch, dass meine Annahme falsch war. Ich hatte ihn schon wiederholt beobachtet. Ein großer, blonder Bursche mit muskulösen Armen und Beinen, und mit Konturen in der Badehose, bei deren Anblick ich unwillkürlich den Atem anhielt.
Er erschien jedoch gewöhnlich in Begleitung eines zierlichen, dunkelhaarigen Mädchens, und ich beneidete sie um diesen Freund. Gleichzeitig wollte ich meine Hoffnungen begraben.
Umso überraschter war ich, als er sich an einem wolkenverhangenen Tag neben mich ins Gras setzte.
„Hallo, Schönheit“, meinte er. „Haben wir uns hier nicht schon gesehen?“
Ich war so verdattert, dass ich nur mit einem kurzen „Ja“ auf seine Frage eingehen konnte. Das hielt ihn aber nicht davon ab, munter von diesem und jenem zu plaudern.
Ich wollte mich eigentlich nach seiner dunkelhaarigen Freundin erkundigen, fürchtete aber, dass ich ihn dadurch vertreiben könnte und ließ es lieber bleiben. Ich beschränkte mich auf die Rolle der aufmerksamen Zuhörerin. Meine Blicke wurden wie magnetisch von seinem Unterleib angezogen. Vermutlich hatte er keine Erektion, aber was sich meinen Blick darbot, war bereits eine ganze Menge.
Das alles hätte zu gar nichts geführt, wenn in diesem Augenblick nicht die ersten Regentropfen gefallen wären. Nach wenigen Minuten tropfte das Wasser nur so an uns herunter. Hastig rafften wir unsere Sachen zusammen und eilten auf meinen Wagen zu, der in der Lerchenfeldstraße parkte. Plötzlich hielt er mich am Arm fest, und zog mich eine ruhige Seitenstraße. Er erklärte mir, dass er hier eine kleine Wohnung besaß und lud mich ein, mit zu ihm zu kommen und mich gründlich abzutrocknen.
Ein Blick in seine Augen genügte, mir zu zeigen, dass er weitaus mehr im Sinn hatte, als mir ein Handtuch und eine Tasse Kaffee anzubieten.
Dieser Ausdruck in seinen Augen bewog mich, ihm die Treppe hinauf zu folgen.
Ich erkannte auf den ersten Blick, dass es die typische Wohnung eines Münchner Singles war, und fragte mich, in welchem Verhältnis er wohl zu dem zierlichen, dunkelhaarigen Mädchen stehen mochte. Dieser Mann, sein Name war übrigens Bernd, machte mir ganz und gar nicht den Eindruck, dass er sich an ein einziges Mädchen fesseln würde, und das machte ihn mir noch sympathischer. Irgendwie widerstrebte es mir, eine andere Frau von ihrem Platz zu verdrängen, obwohl ich selbst glücklich verheiratet war.
„Was wird Ihr Mann dazu sagen?“, hörte ich ihn von der anderen Seite des Raumes fragen. Er lehnte lächelnd am Türrahmen und hielt in beiden Händen eine Tasse dampfenden Kaffee.
„Wie meinen Sie das?“, stammelte ich verlegen.
„Nun, dass Sie sich hier allein mit einem fremden Mann in seiner Wohnung aufhalten.“
Das ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, und um Zeit zu gewinnen, nippte ich an meiner Tasse.
„Wir wollen uns nicht lange mit dem Vorgeplänkel aufhalten“, sagte er. „Ich weiß genau, warum du hier bist.“
Plötzlich war er von der formellen Ansprache zur persönlichen gewechselt. Auf meinen nackten Armen bildete sich eine Gänsehaut, und ich wagte ihm nicht in die Augen zu sehen.
„Du bist doch wegen ihm in meine Wohnung gekommen, richtig?“
Ich wusste nicht, was er meinte und drehte mich rasch um. Um ein Haar hätte ich die Tasse fallen lassen. Er hatte die Hose abgesteift und stand komplett nackt vor mir. Sein Penis entsprach genau meinen Erwartungen.
Ich setzte zu einem Protest an, um ihn scharf zurechtzuweisen. Aber er hörte überhaupt nicht auf mich. Er kam einfach auf mich zu, und ich konnte den Blick nicht von seinem Schwanz abwenden, der zwischen seinen Schenkeln baumelte.
Er blieb unmittelbar vor mir stehen und legte die Hände auf meine Schultern.
„Du willst dich doch hier nicht etwa als anständige Ehefrau aufspielen, was?“, fragte er spöttisch.
Ich zitterte vor Erwartung und Furcht. Aus Unerfahrenheit und Nervosität vor meinem ersten Seitensprung fauchte ich ihn an.
„Sie haben wirklich Nerven!“
Ich holte sogar mit meiner Hand aus, um ihn ins Gesicht zu schlagen. Er fing mein Handgelenk ab, und lachte.
„Hör mal, Mädchen! Ich erkenne es sofort, wenn einer Frau die Möse juckt. Du bist seit Tagen im Englischen Garten und hast dich in Gedanken von jedem einzelnen Mann ficken lassen, richtig?“
Ich kam mir gedemütigt vor und ließ den Kopf hängen. Hatte man es mir denn so deutlich ansehen können? Ich wagte noch immer nicht, den Kopf zu heben, denn natürlich hatte er recht.
„Schon gut“, meinte er sanft. „Ich verstehe dich doch. Es gibt viele Ehefrauen, denen es nicht anders geht als dir. Entweder sie werden daheim von ihrem Mann nicht richtig gevögelt, oder sie sind mit dem, was sie bekommen, nicht zufrieden. Da sehen sie sich eben woanders um. Und dann springen eben Männer wie ich ein. Ich glaube, wir sind so eine Art notwendiges Übel, um manche Ehe zusammenzuhalten.“
Er lachte dazu, und ich begann ihn zu hassen. Gerade wegen dieses Hasses war ich plötzlich bereit, mit ihm ins Bett zu gehen. Denn wenn man jemanden hasste, kam der Umstand, dass man mit ihm ins Bett ging, keine weitere Bedeutung zu.
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