1 ...6 7 8 10 11 12 ...20 >> Lewis!<< fuhr ich ihn barsch an und zwang ihn zu einer Antwort, allerdings schaute dieser nur zu Dan.
>> Du bist so ein Idiot Lewis. Halt doch einfach deine Klappe, verdammt!<< sagte dieser und sah Lewis wütend an, bevor er aufstand und sich ebenfalls einen Kaffee einschüttete.
>> Könntet ihr mich bitte mal aufklären?<<
>> Dan hat Evelyn vor ein paar Tagen getroffen und nach Hause gebracht.<< klärte Lewis mich nach einigen Sekunden auf, was ihm anscheinend schwer gefallen war.
>> Was? Wieso? Warum erzählst du mir das nicht!<<
>> Weil ihr euch getrennt habt und es dich nur herunterziehen würde.<<
>> Und warum lasst ihr mich das nicht selbst entscheiden? Ich dachte, ihr seid meine Freunde!<<
>> Sind wir auch und genau deswegen habe ich es dir nicht erzählt. Du hättest dir nur Sorgen gemacht und das brauchst und sollst du nicht mehr, weil sie nicht mehr zu deinem Leben gehört.<<
>> Wieso Sorgen?<< fragte ich ihn direkt, da mir dieses Wort in Verbindung mit Evelyn überhaupt nicht gefiel. In meinem Kopf überschlugen sich bereits mehrere Möglichkeiten, während Dan mich immer noch ansah und anscheinend überlegte, wie er anfangen sollte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe er nach einem tiefen Atemzug endlich anfing zu sprechen.
>> Ich hab sie vor dem Leatons getroffen, als ich mit Hannah und ihren Brüdern dort war. Ich wollte grade reingehen, als eine Frau ein wenig schwankend gegen mich stieß, also fing ich sie kurz auf.<<
>> Hatte Evelyn getrunken?<< fragte ich sofort nach, wobei ich mir das nicht vorstellen konnte, da Evelyn sonst nie getrunken hatte. Warum also jetzt?
>> Ja, ordentlich. Sie hatte wohl mit anderen gefeiert, dass sie ihre Prüfung bestanden hatte und wollte grade zur Bushaltestelle gehen, aber da habe ich sie mir lieber geschnappt und sie nach Hause gebracht.<<
>> Danke.<< sagte ich zu ihm gewandt, woraufhin er nickte und ich mir Sorgen machte. Natürlich hatte es einen Anlass gegeben, weswegen sie getrunken hatte, aber trotzdem sah es ihr ganz und gar nicht ähnlich, wenn sie sonst nie auch nur einen einzigen Tropfen angerührt hatte.
>> Hat sie während der Fahrt irgendwas erzählt?<<
Dan nickte nur und schien das Gespräch noch einmal im Kopf durchzugehen und zu überlegen, was er mir davon erzählen sollte, doch ich wollte alles wissen und hören.
>> Willst du das wirklich wissen Blake?<<
>> Ja, wieso? Ist es so schlimm?<<
>> Egal was ich dir erzählen würde, es ändert nichts daran, dass die Trennung für sie endgültig war, also renn jetzt nicht zu ihr und versuch sie umzustimmen. Ich musste ihr versprechen, dir nichts davon zu erzählen.<<
>> Versprochen.<<
>> Ich verlass mich auf dich Blake!<<
>> Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, also erzähl schon.<< drängte ich ihn, da ich es unbedingt hören wollte. Seit drei Monaten hatte ich nichts mehr von ihr gehört, weswegen ich nun komplett unruhig war. Mein Herz schlug automatisch schneller und meine Gedanken kreisten nur noch um sie.
>> Also gut. Wie gesagt, sie hat ihre Ausbildung abgeschlossen und das ziemlich gut, aber den Vertrag in ihrem Krankenhaus hatte sie ja schon vorher unterschrieben. Sobald die erste Gehaltszahlung als richtige Ärztin an sie überwiesen wurde, wird sie endlich das Strippen aufgeben, weil sie dann den Rest ihrer Schulden bezahlen kann.<< erzählte er, als er sich nach vorn beugte und einen Schluck Kaffee trank.
>> Also strippt sie im Moment immer noch?<<
>> Ja, aber sie möchte nicht mehr, weil es sie nur noch anwidert und sie sich jeden Abend dazu überwinden muss, da wieder hinzugehen. Seit Charly nicht mehr auf sie aufpasst, ist es wohl ziemlich schlimm geworden, da die Besucher anscheinend so gut wie alles dürfen und sie sich wie ein Stück Fleisch fühlt, aber das hat ja bald ein Ende.<<
>> Zum Glück... was sonst?<< fragte ich ungeduldig, wobei es mir das Herz zusammenzog, dass es so schlimm für sie war zu strippen, da Charly nicht mehr auf sie aufpasste. Zumal ich den Gedanken kaum ertrug, dass die Kunden machen durften, was sie wollten und es mich in sekundenschnelle eifersüchtig machte.
Ich versuchte mir vorzustellen, was die Gäste jetzt alles machten und durften, wie es für Evelyn war und was sie ertragen musste, doch es war ihre Entscheidung gewesen, wieder strippen zu gehen. Dennoch hoffte ich, dass sie es so schnell wie möglich aufgeben und endlich ein normales Leben führen konnte.
>> Ansonsten wohnt sie jetzt woanders, weil ihre Geschwister ja zu ihrem Vater nach San Francisco gezogen sind und sie die große Wohnung nicht mehr brauchte und die zu teuer war. Aber die Gegend und das Haus, wo ich sie abgesetzt habe... man das war alles so heruntergekommen und schäbig, so dreckig und widerlich.<<
Ich nickte nur und fragte mich sofort, wo sie jetzt wohnte, wobei er mir das mit Sicherheit nicht sagen würde, als Dan meine Gedanken schon wieder unterbrach.
>> Sie hat auch nach dir gefragt, wie es dir geht. Natürlich habe ich gesagt, dass es dir gut ginge, wobei sie bei dem Thema sehr ruhig wurde. Sie hat wohl gesehen, mit wem du in letzter Zeit so ausgegangen bist, weil die Zeitungen voll damit waren und meinte dann nur, dass sie ja Recht gehabt hätte.<<
>> Inwiefern Recht?<<
>> Dass du über sie hinwegkommen würdest und dich schnell nach neuen Partnerinnen umsehen würdest, um glücklich zu werden, um die richtige Frau für dich zu finden.<<
>> Wenn sie wüsste...<< murmelte ich und lachte innerlich in mich hinein. Es stimmte, ich hatte in letzter Zeit einige Abende mit Frauen verbracht, allerdings waren das alles rein geschäftliche Termine gewesen, da ich diese Frauen beschützte.
>> Hat sie denn schon jemand Neuen kennengelernt?<<
>> Nein, jedenfalls meinte sie es nicht. Sie sagte nur, dass sie sich in letzter Zeit auf die Prüfung vorbereitet hätte und die restliche Zeit gearbeitet oder geschlafen hätte, weswegen sie überhaupt keine Zeit und auch nicht das Bedürfnis gehabt hätte. Ich fragte sie dann, ob sie sich keinen Mann an ihrer Seite wünschen würde, dass es doch schöner wäre, gemeinsam durchs Leben zu gehen, aber da wurde sie ziemlich ruhig. Sie... Sie hat zugegeben, dass sie dich vermisst, dich immer noch liebt, aber dass sie nicht gut genug für dich wäre, weil du eine bessere Frau an deiner Seite brauchst.<<
>> Das ist so ein Quatsch!<< fuhr ich ihm dazwischen und konnte einfach nicht fassen, wieso sie es uns so schwer machte. Sie liebte mich und ich sie, warum konnten wir dann nicht einfach zusammen sein und unser Glück genießen?
>> Das habe ich ihr auch gesagt, aber so weit ist sie immer noch nicht. Es ist ihre Meinung und da lässt sie sich nicht reinreden. Als ich fragte, ob sie glücklich sei, Gott, dass war hart...<< seufzte er und lehnte sich weiter zurück.
>> Was hat sie gesagt?<<
>> Sie meinte, dass es nicht immer nur ums Glück gehen würde, dass viele Leute immer das Glück als Ziel des Lebens ansehen würden, sie aber schon früh gelernt hätte, dass das Ziel im Leben wäre zu überleben und das tut sie. Glück wäre Luxus und Luxus kenne sie nicht.<<
>> Das ist so heftig.<< stimmte ihm Lewis bei, der die ganze Zeit über ruhig neben uns gesessen hatte, während ich starr war und nicht wusste, was ich machen sollte. Es war einfach zu heftig, zu traurig, weswegen ich am liebsten zu Evelyn fahren und sie glücklich machen wollte. Verdammt, sie hatte es verdient und auch ich hatte es endlich wieder verdient glücklich zu sein. Die letzten Monate hatte ich mich zwar von der Trennung erholt und hatte es wieder geschafft zu funktionieren und auch gewisse Dinge in meiner Freizeit zu genießen, doch glücklich? Nein, das war ich nicht mehr, seit Evelyn und ich uns getrennt hatten.
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