Lizzie ist damals nach Mallorca ausgewandert und lebt in einer Finca in den Bergen im Naturpark der Halbinsel Llevant, wo sie ihre drei Söhne großzieht und Reittouren anbietet. Anna kommt regelmäßig zu Besuch, und gemeinsam haben wir im Lauf der Jahre alle Inseln ausgekundschaftet. Bei unserer ständigen Suche nach Geheimtipps folgen wir den Hinweisen der Einheimischen oder vagen Gerüchten und studieren eifrig die Landkarten: Manche Orte haben wir nie gefunden, sie bleiben ein Geheimnis, zu anderen kehren wir immer wieder zurück.
Die Inselfamilie
Je besser wir sie kennenlernen, desto mehr erinnern uns diese bezaubernden Inseln an Schwestern – so viele Gemeinsamkeiten und jede doch einzigartig. Mallorca ist die größte, fast 100 km von Ost nach West, mit dramatischen Gebirgszügen, sanften Hügeln und endlosen, weißen Sandstränden. Menorca, mit der Fähre ein paar Stunden Richtung Osten, ist weniger als ein Viertel so groß, ruhiger und gelassener, und ein Küstenweg führt einmal ganz um die Insel, vorbei an ihren schönen Stränden und Buchten. Noch kleiner ist Ibiza (oder katalanisch Eivissa) ein paar Stunden südwestlich von Mallorca, mit einem schrillen Image und einer ganz anderen wilden Seite, die einfach hinreißend ist. Sie alle haben Flughäfen, die kleinste Schwester, Formentera, erreicht man jedoch nur mit der Fähre vom benachbarten Ibiza. Auf dieser zauberhaften Insel mit Hippie-Vibe geht es eher gemütlich zu. Zu dem Archipel gehören außerdem 147 kleine unbewohnte Inseln, von denen man manche, wie Cabrera und Sa Dragonera, besuchen kann.
Auf der Suche nach Abenteuern
Der Tourismus auf den Inseln beschränkt sich meist auf die Badeorte, die ganz auf die Unterhaltung der Urlaubsgäste ausgerichtet sind. Ihre wilde Schönheit liegt dahinter verborgen und wartet auf all jene, die sich nicht scheuen, über Ziegenpfade, durch Pinienwälder und verlassene Felsküsten entlangzuwandern. Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto, zu Pferd oder mit dem Kajak – überall warten Abenteuer, und wir helfen Ihnen dabei, sie zu finden. Bei manchen Ausflugszielen ist Vorsicht geboten, aber ein bisschen Abenteuer ist gesund für Körper und Seele.
Jenseits der beliebten Strände findet man ruhigere Küstenabschnitte, Meereshöhlen und versteckte Buchten mit warmen Felsen, auf denen man in der Sonne baden kann. Das türkisblaue Wasser wird vom Neptungras (Posidonia oceanica) kristallklar gewaschen, ein Seegras, das oft an den Strand gespült wird. An beliebten Stränden wird es entfernt, aber am besten lässt man es liegen, denn es ist Teil des natürlichen Kreislaufs des Meeresmilieus, das inzwischen zu einem Großteil unter Naturschutz steht. Tauchen und Schnorcheln sind hier deshalb ein Traum.
Auf den Pinieninseln, wie die alten Griechen sie nannten, gibt es bewaldete Gipfel, eindrucksvolle Salinen und dramatische Schluchten. Sie alle bieten Lebensraum für alle möglichen Tierarten. Es gibt kleine und große Naturschutzgebiete, die man auf Wanderwegen erkunden kann. Überall findet man Hinweise auf die lange, reiche Geschichte der Inseln: einzigartige Talayots, phönizische Gräber, römische Festungen, abgelegene Klöster und Wachtürme, die an der Küste vor Piratenangriffen warnen sollten.
Im Wandel der Jahreszeiten
Das Leben auf den Inseln folgt Jahr für Jahr demselben natürlichen Rhythmus. Im Februar beginnt der Frühling: Die Mandelbäume stehen in voller Blüte, Wildblumen explodieren in bunten Farben, und eine warme Brise kündet vom Sommer. Die Sommertage sind lang, heiß und träge. Nach dem Mittagessen hält man ausgiebige Siesta, und bis zum frühen Abend hat alles geschlossen. Die frühen Morgenstunden und der späte Nachmittag eigenen sich perfekt für die Suche nach versteckten Buchten, abends erwachen die kleinen Städtchen zum Leben, wenn die einheimischen Familien draußen bis spät in die Nacht beim Essen zusammensitzen. Im Herbst werden Trauben und Feigen, Mandeln und Aprikosen geerntet. Man verspürt fast ein Gefühl der Erleichterung, wenn der erste Regen kommt und die wüstentrockene Landschaft wieder ergrünt. Das Meer ist noch warm genug zum Baden und die Luft kühl genug, um Tagestouren durch die Berge oder über die Küstenwanderwege zu unternehmen. Die Sonne scheint auch im Winter, und selbst die beliebtesten Strände sind dann leer und wild. Dies ist die beste Zeit, um die Ruhe der Inseln zu genießen und es sich in den Restaurants am Kamin gemütlich zu machen. Die Reisesaison wird jedes Jahr am Osterwochenende mit dem Herausstellen der Sonnenliegen eingeläutet und endet, wenn Ende Oktober alles wieder eingeräumt wird. Wir finden die Inseln in der ruhigen Zeit von Herbst bis Frühling am schönsten.
Feste & Spezialitäten
Feste sind das ganze Jahr über ein wichtiger Bestandteil des Lebens, und es vergeht kaum eine Woche ohne eine Fiesta anlässlich irgendeines historischen Ereignisses, eines ländlichen Brauchs oder eines religiösen Feiertags. Die Inselbewohner lieben es, benachbarte Städtchen oder Inseln zu besuchen, um nur ja keine zu verpassen.
Es gibt regional unterschiedliche Küchen, die das reichhaltige Obst- und Gemüse-Angebot der fruchtbaren Inseln widerspiegeln. Die Gerichte werden nach komplizierten Rezepten zubereitet, die seit Generationen überliefert werden. Familien und Freunde versammeln sich im September zur Weinernte. Ebenfalls beliebt sind Matanzas, die traditionelle Schlachtung des Familienschweins, bei der jeder Zipfel verwertet wird, um traditionelle Wurst wie Sobrasada herzustellen, und sogar das Schmalz findet Verwendung und landet in Gebäck wie coca de patate oder den spiralförmigen Ensaimadas. Auch das Sammeln von wildem Spargel und Pilzen hat eine lange Tradition, die Fundorte sind ein gut gehütetes Geheimnis. Und in den nebligen Morgenstunden pflückt man Schnecken vom noch feuchten Gras und verarbeitet sie zu einer Delikatesse.
Die Balearen bleiben ein einzigartiges Reiseziel für alle auf der Suche nach unberührter Natur und für alle, die Höhlen, Berggipfel und Unterwasserwelten erkunden wollen. All das wartet hier, wartet darauf, von Träumern entdeckt zu werden, die sich danach sehnen, unter den Sternen zu schlafen, sich in klarem, azurblauem Wasser treiben zu lassen, meilenweit auf puderweichem Sand zu laufen oder sich in Bergen und Wäldern zu verlieren.
Wir hoffen, Sie finden hier Ihr eigenes Paradies, so wie wir.
Anna & Lizzie
Los geht’s
Alle Orte lassen sich anhand der Übersichtskarten am Ende jedes Kapitels und der genauen Wegbeschreibung finden. Wer sicher gehen möchte, kann auch die angegebenen Koordinaten benutzen. Diese sind in Dezimalgraden angeben (WGS84), die bis auf 10 m genau sind und in jedes Navigationsprogramm, jede Karten-App (z. B. Google Maps) eingegeben werden können.
Solange es sich nicht um einen Rundweg handelt, beziehen sich die angegebenen Zeiten auf den Hinweg. Bedenken Sie, dass man für den Rückweg bergab oft weniger Zeit benötigt als für den Aufstieg. Offizielle Wanderwege haben rote Wegweiser, aber viele sind nur durch bemalte Steine oder überhaupt nicht markiert.
→ Auf Wanderungen in abgelegene Gebiete immer genug Wasser und Verpflegung mitnehmen, Sonnencreme auftragen und bei Hitze die Sonne meiden.
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