Aber Bilbo merkte bald, dass er noch mehr verloren hatte als seine Löffel – er hatte seinen guten Ruf eingebüßt. Zwar blieb er für alle Zeiten ein Elbenfreund und hatte die Ehre, Zwerge, Zauberer und solcherlei hergelaufenes Volk bei sich zu empfangen; aber so ganz ehrbar war er nun nicht mehr. Alle Hobbits in der Nachbarschaft fanden, er sei »nicht recht bei Trost« – ausgenommen seine Neffen und Nichten auf der Tukseite, aber auch deren Eltern sahen ihren Umgang mit Bilbo nicht gern.
Leider muss ich sagen, dass ihn das alles nicht kümmerte. Er war ganz zufrieden, und der Teekessel auf seinem Herd hatte selbst in den ruhigen Zeiten vor dem unerwarteten Besuch der Zwerge nie musikalischer gepfiffen. Sein Schwert hängte er über den Kaminsims; sein Kettenhemd wurde an einem Ständer in der Diele zur Schau gestellt (bis er es als Leihgabe einem Museum überließ). Sein Gold und Silber ging zum großen Teil für Geschenke drauf – sowohl nützliche wie auch überflüssige –, woraus sich, bis zu einem gewissen Grad jedenfalls, die Zuneigung seiner Neffen und Nichten erklärte. Seinen Zauberring hielt er geflissentlich geheim und benutzte ihn fast nur, um unerwünschten Besuchern zu entgehen.
Er fand Freude daran, Gedichte zu schreiben und die Elben zu besuchen; und obgleich viele den Kopf schüttelten, sich an die Stirn tippten und »der arme alte Beutlin!« seufzten, während nur wenige an seine Geschichten glaubten, lebte er überaus glücklich bis ans Ende seiner Tage, und das lag noch in weiter Ferne.
An einem Herbstabend ein paar Jahre später saß Bilbo in seinem Studierzimmer und schrieb an seinen Memoiren – er gedachte sie »Hin und zurück, oder Ein Hobbit auf Reisen« zu nennen, als es an der Tür klingelte. Es waren Gandalf und ein Zwerg, nämlich Balin.
»Herein mit euch!«, sagte Bilbo, und bald saßen sie in Sesseln am Feuer. Während Balin nicht entging, dass Herrn Beutlins Weste (mit echten Goldknöpfen) etwas praller gerundet war, konnte Bilbo feststellen, dass Balins Bart eine Handbreit länger geworden war und dass er einen prächtigen juwelenbesetzten Gürtel trug.
Natürlich redeten sie ausführlich von alten Zeiten und von allem, was sie zusammen erlebt hatten, und Bilbo erkundigte sich, wie es in den Ländern um den Berg stünde. Anscheinend war dort alles in bester Ordnung. Bard hatte die Stadt Thal wieder aufgebaut, und Menschen vom See, aus dem Süden und Westen waren ihm zugeströmt. Das ganze Tal war wieder bestelltes, fruchtbares Land; die verwüstete Einöde war im Frühjahr nun wieder voller Blumen und Vögel, und im Herbst gab es dort etwas zu ernten und zu feiern. Die Seestadt war neu aufgebaut worden und wohlhabender denn je, und reiche Frachten kamen und gingen auf dem Eilend. In der ganzen Gegend herrschte Freundschaft zwischen Elben, Zwergen und Menschen.
Mit dem alten Bürgermeister hatte es ein schlimmes Ende genommen. Bard hatte ihn für die Hilfe der Seestädter mit viel Gold entschädigt, doch da hatte ihn die Drachenkrankheit befallen, für die Menschen wie er überaus anfällig sind: Er flüchtete mit dem größten Teil des Goldes und verhungerte in der Wildnis, von allen Begleitern im Stich gelassen.
»Der neue Bürgermeister ist klüger«, sagte Balin, »und sehr beliebt, denn natürlich sieht es so aus, als wäre es hauptsächlich ihm zu verdanken, dass es nun allen so gut geht. Sie dichten schon Lieder, in denen es heißt, zu seiner Zeit seien Ströme von Gold geflossen.«
»Dann haben sich die Prophezeiungen der alten Lieder also in gewissem Maße als richtig erwiesen«, sagte Bilbo.
»Natürlich!«, sagte Gandalf. »Und warum sollten sie nicht? Du zweifelst doch nicht etwa an den Prophezeiungen, bloß weil du selbst ein bisschen mit Hand angelegt hast, um sie wahr werden zu lassen? Du denkst doch wohl nicht, es war immer nur glücklicher Zufall, dass du bei all deinen Abenteuern mit heiler Haut davongekommen bist, und alles wäre nur dir zuliebe gutgegangen? Du bist ein sehr tapferes Kerlchen, Bilbo Beutlin, und ich hab dich sehr gern; aber schließlich bist du doch nur einer von sehr vielen auf der großen weiten Welt.«
»Dem Himmel sei Dank!«, sagte Bilbo und reichte ihm lachend die Tabakdose.
In der Originalausgabe wurden diese Sprachen durch das Englische ausgedrückt, das hier ins Deutsche übersetzt wurde. Doch es muss darauf hingewiesen werden: Ork ist weder ein englisches noch ein deutsches Wort, sondern ein Ausdruck den die Hobbits damals diesen Kreaturen gaben. Er ist keinesfalls mit dem Wort orca verwandt, das Walarten bezeichnet.
Diese Runen stimmen nicht überein mit der im Herrn der Ringe (Anhang E) dargestellten Angerthas-Schrift oder den »Zwergenrunen«: Die Zeichen sind zwar zum großen Teil dieselben, doch sind sie anderen Lauten zugeordnet. [Anm. d. Übers.]