2) Ich nehme Science-Fiction ernst und ärgerte mich darüber, daß das Magazin von 1938/39 als Gegenstand einer Playboy-Satire dienen sollte. Ich wollte ihnen die Satire heimzahlen.
3) Ich dachte mir ganz schnell aus, was ich sagen wollte.
Also schrieb ich »Playboy und der Schleimgott« und benutzte dieselben Zitate, die Playboy angeführt hatte. Ich versuchte darzustellen, wie eine Begegnung zwischen sex-interessierten Wesen von fremden Sternen und Erdenfrauen wirklich verlaufen mochte. (Ich muß sagen, daß eigentlich Miß Goldsmith die letzten drei Absätze der Erzählung schrieb. Mein Schluß war ziemlich anmaßend, und Miß Goldsmith wußte einen viel besseren. So ließ ich ihn stehen, nicht nur in dem Magazin, sondern auch an dieser Stelle.)
Der Titel war ein Problem. Er wirkte abstoßend. Als Groff Conklin, einer der unermüdlichsten Anthologen in dieser Branche, die Erzählung für eine seiner Anthologien in Betracht zog, fragte er mich ziemlich kläglich, ob ich nicht einen anderen Titel wüßte.
»Darauf können Sie wetten«, sagte ich. »Wie wäre es mit >Was ist es, das man Liebe nennt?<���«
Mr. Conklin war entzückt und ich auch, und diesen Titel hat er verwendet, und auch ich verwende ihn in dieser Sammlung.
»Aber das sind doch zwei verschiedene Arten«, sagte Captain Garm und betrachtete aufmerksam die Kreaturen, die man von dem Planeten da unten gebracht hatte. Seine optischen Organe konnten den Fokus auf maximale Schärfe einstellen, wobei sie sich nach außen wölbten. Der Farbfleck über den Organen schoß rasche Blitze.
Botax fühlte sich angenehm erwärmt, als er endlich wieder Farbänderungen sehen konnte. Viele Monate hatte er in der Spionier-Zelle auf dem Planeten verbracht, um in den modulierten Lautwellen, die die Eingeborenen aussandten, einen Sinn zu entdecken. Die Kommunikation durch Blitze gab ihm fast ein Gefühl, als wäre er daheim, im fernen Perseus-Sektor.
»Nicht zwei Arten«, sagte er, »aber zwei verschiedene Erscheinungsformen derselben Art.«
»Unsinn. Sie sehen doch ganz verschieden aus. Zwar gleichen sie vage den Persanern, dem Hohen Wesen sei Dank, und ihr Äußeres ist nicht so abstoßend wie das der meisten Außenweltler. Vernünftige Gestalt, erkennbare Gliedmaßen. Aber kein Farbfleck. Können sie sprechen?«
»Ja, Captain Garm.« Botax gestattete sich ein diskret mißbilligendes prismatisches Zwischenspiel. »Die Details stehen in meinem Bericht. Diese Kreaturen produzieren Laute mittels Hals und Mund in der Art eines komplizierten Hustens. Ich habe es selbst gelernt«, sagte er in bescheidenem Stolz. »Es ist sehr schwierig.«
»Dabei muß sich einem ja der Magen umdrehen. Nun, das kommt von ihren flachen, undehnbaren Augen. Wenn man nicht mittels Farbe sprechen kann, werden die Augen ziemlich nutzlos. Aber wie können Sie darauf bestehen, daß das zwei verschiedene Erscheinungsformen derselben Art sind? Der auf der linken Seite ist kleiner und hat längere Tentakel, oder was immer das ist, und er scheint anders proportioniert. Er hat Ausbuchtungen, wo der andere keine hat. Leben sie?«
»Sie leben, aber sie sind augenblicklich nicht bei Bewußtsein, Captain. Sie wurden psychologisch behandelt, damit sie keine Furcht empfinden und man sie leichter studieren kann.«
»Aber sind sie es wert, daß man sie studiert? Wir sind mit unserem Zeitplan in Verzug und haben noch mindestens fünf Welten zu untersuchen und zu erforschen, die bedeutender sind als diese. Es ist sehr teuer, eine Zeitstockung aufrechtzuerhalten, ich würde sie zurückbringen und weiterfliegen ...«
»Captain, es war meine Aufgabe, diesen Planeten zu studieren, und das hat sich als sehr schwierig erwiesen, denn er ist einzigartig. Er ist so einzigartig, daß ich kaum all seine Facetten erfassen kann. Zum Beispiel besteht alles Leben auf diesem Planeten aus Arten in zwei verschiedenen Erscheinungsformen. Es gibt keine Worte, um dies zu beschreiben oder gar zu begreifen. Ich kann nur von einer ersten und einer zweiten Form sprechen. Wenn sie ihre Laute produzieren, wird die kleine Form >weiblich< genannt und die große >männlich<. Also sind sich die Kreaturen selbst des Unterschieds bewußt.«
Garm stöhnte.
»Welch eine ekelerregende Art der Kommunikation!«
»Und noch etwas, Captain. Um Junge zu erzeugen, müssen die beiden Erscheinungsformen zusammenarbeiten.«
Der Captain, der sich vorgebeugt hatte, um die Geschöpfe mit einer Mischung von Interesse und Widerwillen zu examinieren, richtete sich kerzengerade auf.
»Zusammenarbeiten? Was ist das für ein Unsinn? Es gibt kein grundlegenderes Merkmal des Lebens, als daß jede lebende Kreatur Nachkommen produziert, indem sie sich im tiefsten Innern mit sich selbst verbindet. Was anderes macht das Leben lebenswert?«
»Die eine Form bringt das Leben hervor, aber die andere Form muß mithelfen.«
»Wie?«
»Es war sehr schwierig, das festzustellen. Es handelt sich um etwas sehr Privates, und als ich die greifbaren Formen der Literatur durchforschte, fand ich keine exakte, deutliche Beschreibung. Aber ich konnte vernünftig scheinende Folgerungen ziehen.«
Garm schüttelte den Kopf.
»Lächerlich. Das Gebären ist die heiligste, privateste Funktion der gesamten Galaxis. Auf Zehntausenden von Welten ist das so. Wie sagt doch der große Photo-Barde Levuline? >O Keimzeit, o Keimzeit, o süße, berauschende Zeit des Keimens, o Zeit, wenn .. .<���«
»Sie verstehen mich nicht, Captain. Diese Zusammenarbeit zweier Formen bringt irgendwie eine Vereinigung von Genen zustande. Wie das vor sich geht, kann ich nicht genau sagen. Es handelt sich um eine Vorrichtung, durch die in jeder Generation neue Kombinationen von Charaktermerkmalen ins Leben gerufen werden. Es gibt unzählige Variationen. Nach der Mutation können die Gene nahezu sofort ihr Wesen zum Ausdruck bringen, während im üblichen Gebärsystem ein Jahrtausend vergeht, bis es soweit ist.«
»Wollen sie mir etwa erzählen, daß sich die Gene eines Individuums mit den Genen eines anderen verbinden können? Wissen Sie, wie lächerlich das im Licht aller Prinzipien der zellularen Physiologie erscheint?«
»Es muß so sein«, sagte Botax. Nervös zuckte er unter dem starren, glotzäugigen Blick des anderen zusammen.
»Beweisen Sie, daß diese Zusammenarbeit, von der Sie sprachen, tatsächlich existiert. Wenn Ihnen das gelingt, werde ich über dieses Thema noch einmal nachdenken. Wenn nicht, werde ich mir all Ihre Phantastereien aus dem Kopf schlagen, und wir werden unsere Reise fortsetzen.«
»Ich kann es beweisen.« Botax' Farbblitze wandelten sich in ein grelles Gelbgrün. »Die Kreaturen dieser Welt sind auch noch auf andere Weise einzigartig. Sie sehen Fortschritte voraus, die sie noch nicht gemacht haben. Das ist wahrscheinlich eine Konsequenz ihres Glaubens an schnelle Änderung, die sie ja ständig mitansehen. Aus diesem Grund frönen sie einer Literaturgattung, die sich beispielsweise mit Raumfahrt beschäftigt. Letztere haben sie natürlich noch nicht in ernstzunehmender Form entwickelt. Sie bezeichnen diese Literatur als >Science-Fiction<, wenn ich richtig übersetzt habe. Ich habe meine Lektüre fast ausschließlich auf >Science-Fiction< beschränkt, weil ich dachte, daß sie sich in ihren Träumen und Illusionen am ehesten verraten und ihre Gefährlichkeit deutlich machen würden. Und aus der >Science-Fiction<-Literatur habe ich auch die Methode ihrer zwischenförmlichen Zusammenarbeit abgeleitet.«
»Also gut«, sagte der Captain gelangweilt. »Holen Sie die beiden Kreaturen ins Bewußtsein zurück und tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber schnell!«
Marge Skidmoore wurde sich ganz plötzlich ihrer neuen Umgebung bewußt. Sie erinnerte sich sehr genau an die Bahnstation. Es dämmerte, und der Bahnsteig war beinahe leer. Nur ein Mann stand neben ihr, und ein anderer am entgegengesetzten Ende des Bahnsteigs. Ein schwaches Rattern in der Ferne zeigte an, daß die Bahn sich näherte.
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