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James White: Hospital Station

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James White Hospital Station

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ORBIT HOSPITAL ist ein Klinikum im All, das allen raumfahrenden Lebensformen der Galaxis medizinische Hilfe leistet. Es nimmt alle Geschöpfe auf, ob sie ein Dutzend Gliedmaßen haben oder gar keine, ob sie sich von Radioaktivität ernähren oder Wasser atmen — von anderen exotischen Gewohnheiten und Bedürfnissen ganz zu schweigen. Es ist ein ökologisches Tollhaus und ein organisatorischer Irrwitz, aber es ist für alle da und es funktioniert. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes lebensnotwendig.

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James White

Hospital Station

Orbit Hospital 01

HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/4974

Titel der englischen Originalausgabe HOSPITAL STATION 2. Auflage 1993 der deutschen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München

Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!

Erster Teil

Der Mediziner

I

Der Alien, der O’Maras Schlafkabine in Beschlag genommen hatte, wog ungefähr eine halbe Tonne, hatte sechs kurze, dicke Gliedmaßen, die gleichermaßen als Arme und Beine dienten, und eine Haut wie eine biegsame Panzerplatte. Da er von Hudlar stammte, einer Vier-Ge-Welt (Ge — Gravity earth: Erdbeschleunigung, Erdgravitation; G gilt als Abkürzung für Gravitation allgemein), auf der ein durchschnittlich fast siebenmal so starker atmosphärischer Druck wie auf der Erde herrschte, war ein solch robuster Körperbau zu erwarten. Doch wie O’Mara wußte, war das Wesen trotz seiner kräftigen Gestalt auf Hilfe angewiesen, denn es hatte im Alter von kaum sechs Monaten miterleben müssen, wie seine Eltern vor kurzem bei einem Montageunfall ums Leben gekommen waren. Und der Verstand des extraterrestrischen Babys war bereits so weit entwickelt, daß es durch dieses traumatische Erlebnis einen schweren Schock erlitten hatte.

„Ich ha-ha-hab den Kleinen hierhergebracht“, sagte Waring, einer der Traktorstrahlentechniker dieser Sektion. Er verabscheute O’Mara, und das aus gutem Grund, versuchte aber, seine Schadenfreude zu unterdrücken. „Ca-Ca-Caxton schickt mich. Er sagt, Sie seien wegen Ihres Beins für den normalen Dienst nicht einsatzfähig, und Sie sollen sich deshalb um den Kleinen kümmern, bis jemand von seinem Heimatplaneten eintrifft. Ca-Ca-Caxton kommt auch gleich rü-rü-rüber…“

Waring verstummte und überprüfte die Verschlüsse seines Raumanzugs; offensichtlich hatte er es eilig hinauszukommen, noch bevor O’Mara etwas zu dem Unfall sagen konnte, und er schloß rasch: „Ich hab für den Kleinen auch etwas zum Essen mitgebracht. Es steht in der Luftschleuse.“

O’Mara nickte, sagte aber nichts. Er war ein junger Mann, mit einer Statur, die ihn befähigte, aus jeder Schlägerei als Sieger hervorzugehen, und in letzter Zeit hatte es eine Menge davon gegeben. Sein grob geschnittener Vierkantschädel entsprach in vielerlei Hinsicht seinem muskelbepackten Körper — im wahrsten Sinne des Weltes ein Mann mit Ecken und Kanten.

Ihm war klar, daß Waring glauben müßte, er spiele nur Theater, wenn er jetzt zeigen würde, wie sehr ihm dieser Unfall an die Nieren gegangen war, denn er hatte schon frühzeitig entdecken müssen, daß von Männern seiner Konstitution keine emotionalen Regungen erwartet wurden.

Kaum war Waring verschwunden, begab sich O’Mara in die Luftschleuse, um die modifizierte Spritzpistole zu holen, mit der Hudlarer außerhalb ihres Heimatplaneten gefüttert wurden. Während er das Gerät und die dazugehörigen Essensbehälter überprüfte, versuchte er, sich die Geschichte zurechtzulegen, die er dem Sektionsleiter Caxton bei dessen Eintreffen würde auftischen müssen. In Gedanken versunken starrte er durch die Sichtluke der Luftschleuse auf die Einzelteile des gigantischen Puzzles, die sich draußen auf über hundert Kubikkilometern des Raums verteilten. Er versuchte nachzudenken, aber seine Gedanken wichen immer wieder vom Unfall ab und wurden auf Ereignisse gelenkt, die sowohl in der fernen Vergangenheit als auch in der nahen Zukunft lagen.

Die gewaltige Konstruktion, die allmählich im galaktischen Sektor zwölf Gestalt annahm und auf halber Strecke zwischen der Milchstraße und den dichtbevölkerten Sternsystemen der Großen Magellanschen Wolke lag, sollte ein Hospital werden — ein Hospital, wie es die Galaxis noch nicht gesehen hatte. Hunderte verschiedener Umweltbedingungen sollten hier genau simuliert werden können, was die Reproduktion von jedem erforderlichen Extrem an Hitze, Kälte, Druck, Schwerkraft, Strahlung oder Atmosphäre einschloß, das für den Patienten oder dessen Pflegepersonal erforderlich sein würde. Solch eine gewaltige und komplexe Konstruktion überstieg bei weitem die Mittel eines einzelnen Planeten, und deshalb hatten Hunderte von Welten jeweils einzelne Sektionen vorgefertigt und zum Montageplatz transportiert.

Aber dieses Puzzle zusammenzusetzen, war alles andere als leicht.

Zwar besaß jede der betreffenden Welten einen detaillierten Gesamtplan, aber trotzdem traten immer wieder Irrtümer auf — wahrscheinlich, weil die Pläne in so viele verschiedene Sprachen und Maßsysteme übersetzt werden mußten. Sektionen, die glatt zusammenpassen hätten sollen, mußten häufig modifiziert werden, damit sie miteinander richtig verbunden werden konnten. Dies wiederum machte es erforderlich, daß die Sektionen mehrere Male mit massierten Traktor— und Pressorstrahlen zusammengeschoben und wieder getrennt werden mußten. Für die Traktor— und Pressorstrahlentechniker war dies eine äußerst heikle Angelegenheit, denn obwohl das Gewicht der Bauteile im Raum gleich Null war, so waren deren Masse und Trägheit doch gewaltig.

Und hatte irgend jemand das Pech, während eines solchen Ankopplungsvorgangs zwischen die Verbindungsstücke zweier Sektionen zu geraten, so wurde er — völlig unabhängig von der Widerstandsfähigkeit seiner Spezies — zur fast perfekten Verkörperung einer zweidimensionalen Gestalt.

Die Wesen, die umgekommen waren, gehörten einer äußerst widerstandsfähigen Spezies an, genau gesagt, wurden sie physiologisch als FROB eingestuft. Erwachsene Hudlarer wogen ungefähr zwei Erdtonnen, hatten eine unglaublich harte, aber flexible Körperdecke, die sie einerseits vor dem Druck auf ihrem Heimatplaneten schützte und ihnen andererseits gestattete, in jeder beliebigen Atmosphäre mit geringerem Luftdruck bis hinab zum luftleeren Raum des Alls fast uneingeschränkt arbeiten zu können. Zudem besaßen sie eine der höchsten Strahlungstoleranzen, wodurch sie insbesondere bei der Montage von Kernreaktoren von unschätzbarem Wert waren.

Der Verlust zweier so wertvoller Kräfte seiner Sektion hätte Caxton ganz unabhängig von anderen Erwägungen sowieso in Rage gebracht. O’Mara seufzte schwer; er hatte das Gefühl, seine innere Anspannung bedurfte dringend positiver Befreiung, und fluchte schließlich laut vor sich hin. Dann nahm er den Fütterungsapparat und begab sich in die Schlafkabine zurück.

Normalerweise nahmen Hudlarer die Nahrung aus der dichten, waschküchenartigen Atmosphäre ihres Planeten direkt durch die Haut auf, aber auf einer anderen Welt oder im All mußte auf die Flüssigkeit absorbierende Körperdecke in bestimmten Zeitabständen ein konzentriertes Nahrungspräparat gespritzt werden. Auf der Haut des jungen Extraterrestriers waren große freie Flecken zu sehen, und an einigen Stellen war die alte Nahrungsschicht bereits hauchdünn geworden. O’Mara schloß daraus, daß das junge Geschöpf dringend gefüttert werden mußte, und begann es zu besprühen, wobei er den geringstmöglichen Sicherheitsabstand einhielt.

Die Methode, so mit Nahrung besprüht zu werden, schien für den jungen FROB angenehm zu sein. Er hörte auf, in der Ecke zu kauern, und begann aufgeregt in der kleinen Schlafkabine hin und her zu tappen. Für O’Mara ging es jetzt darum, ein sich rasch bewegendes Objekt zu treffen, während er gleichzeitig gewaltige Ausweichmanöver vornehmen mußte. Sein verletztes Bein schmerzte dadurch mehr als je zuvor, und selbst das Mobiliar wurde in Mitleidenschaft gezogen.

Als Caxton eintraf, war nicht nur der junge, mittlerweile wieder friedfertige Alien mit dem klebrigen, scharf riechenden Nahrungspräparat überzogen, sondern auch praktisch sämtliche Oberflächen der Kabine. „Was geht hier eigentlich vor?“ fragte der Sektionsleiter empört.

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