Wolfgang Jeschke - Die wahre Lehre - nach Mickymaus. Internationale Science Fiction Erzählungen.

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Die wahre Lehre - nach Mickymaus. Internationale Science Fiction Erzählungen.: краткое содержание, описание и аннотация

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»Doch«, sagte er ernst. »Ich bin von Gott gequält. Ich trage eine Schuld.«

»Gott gegenüber?«

»Darum schreibe ich Ihre Messe. Ich habe so wenig für die Kirche komponiert.«

»Die Kirche? Aber was glauben Sie, für wen Sie schreiben? Warum komponieren Sie diese Messe?«

Er zuckte die Achseln. »Für Sie. Oder ist es für einen anderen Amerikaner?«

»Wolfgang«, sagte ich sehr freundlich, »du weißt doch sicher, daß du all deine Musik im Grunde für dich selbst schreibst.«

Er erbleichte. Er faßte meine Worte so auf, daß sie seine Furcht bestätigten.

»Nein, schau her, ich meine … ist es Musik, wenn du sie in dir trägst oder dann, wenn du sie niedergeschrieben hast, oder erst, wenn sie gespielt wird?«

»Wenn ich sie innerlich höre. Hinterher – ist es etwas anderes. Aber niemand bezahlt mich dafür, daß ich sie innerlich höre.«

»Also ist die Musik für dich. Das andere ist für die anderen.«

»Aber es ist noch mehr. Sogar mein Name …«

»Es ist auch mein Name.«

»Vielleicht bedeutet es etwas.«

»Aber kann Gott wollen, daß wir so unglücklich sind? Es gibt auch so etwas wie Lebenskunst. Hast du je daran gedacht, mit dem Schreiben aufzuhören? Wenn du es nicht mehr nötig hättest? Könntest du auskommen, ohne …«

»Musik? Aber Musik ist mein Lebensunterhalt.«

»Dein Lebensunterhalt, aber nicht dein Leben. Willst du nicht leben? Ich könnte dir Geld geben.«

»Um mich zum Schweigen zu bringen?«

»Nein! Um dir den Nutzen des Schweigens zu zeigen. Um dir eine freie Entscheidung zu ermöglichen.«

»Dafür ist es zu spät.«

Ich blickte in sein gehetztes Gesicht und wußte; daß die Biographen unrecht hatten. Er starb nicht an Typhus. Er starb, weil er verbraucht war. Geld konnte ihn nicht retten. Er zog aus seiner Kunst oder aus seinem Leben keinen Trost. Er verdiente etwas Besseres, nicht weil er ein Genie war, nicht weil er unschuldig war, sondern weil er auch nach Täuschungen, Schmerz und Betrug weiter in gutem Glauben handelte. Noch auf dem Totenbett, im Delirium, würde er Anweisungen für die Beendigung des Requiems geben.

Neugierig sah er mich an.

»Du hast meinen Sohn, mein Franzerl erwähnt … Er ist vor einer knappen Woche in Baden geboren, ich bekam gerade erst Constanzes Brief. Woher wußtest du das?«

»Ich … sowas spricht sich herum.«

»Und du sagtest, ich hätte einen Witz über dich gemacht. Was meinst du damit?«

»Es gibt in Amerika keine Musik«, sagte ich kurz.

»Oh. Vielleicht noch nicht. Dein Land ist noch sehr jung.«

Wütend schrie ich: »Mein Land ist zweihundertfünfzig Jahre alt!«

Eine Art Frösteln strich über uns hinweg. Ich merkte, daß ich keine Kraft mehr hatte, ihn zu täuschen.

»Wie meinst du das?«

Also mußte ich ihm alles erzählen … Ich kam nicht darum herum.

»Ich komme aus der Zukunft. Ich bin im Jahr 1984 in der Stadt New York geboren und wurde mit … mit einem Mechanismus hierhergesandt, um dich und dein Leben zu studieren. So meine ich das.«

Er schluckte es. Ich bestellte mehr Wein, während er mich anstarrte.

»Natürlich hätte ich dir das nicht erzählen dürfen. Ich bin verrückt. Ich wollte nicht eingreifen, ich wollte nur …« Aber ich wußte nicht, was ich gewollt hatte.

»Aber hör zu«, fing ich an, und ich versuchte, mich selbst zu erklären, indem ich die Musik erklärte. Musik erklärte – ihm! Ich versuchte Worte zu finden, die nichts ausschlossen. Ich zitierte John Cage, »eine zutiefst zwecklose menschliche Tätigkeit«, aber das umfaßte so viel, daß es keine Bedeutung mehr hatte; ich sagte ihm, Musik sei die Vollendung von Zeit und Raum durch den menschlichen Willen. Ich erwähnte Beethovens Innenräume, die schweigenden Abläufe von Cage, die den Geist, wenn nicht die Seele, von indischen Morgen- und Abend-Ragas in sich trugen. Ich sprach von den Maschinen, die Komponisten und ganze Orchester ersetzen konnten, von den Klangskulpturen, die in Wüsten, auf Bergen und öffentlichen Plätzen tönten und genau auf Regen, Temperatur, Bewegung und Licht reagierten. Diese Instrumente schlossen die Zeit aus und machten den Begriff ›Vorstellung‹ bedeutungslos, denn sie vermittelten nicht Geist, nicht Seele oder Bewegung der menschlichen Hand oder Stimmklang, sondern sie froren die Musik zwischen den Transistoren ein, folgten nur dem Befehl von Lötkolben und Rechteckwelle. Und ich dachte an die Kirchenmusik, deren Melodien ohne Anmut nur Besessenheit ausstrahlten; all das war nur insofern die Vollendung von Zeit und Raum, wie ein Krebsgeschwulst vollendet ist: das schlicht unausweichliche. Also versuchte ich es noch einmal und sagte, daß zu Musik menschliches Handeln gehörte, aber dann fiel mir ein, daß für ihn schon die Musik in seinem Bewußtsein Musik war. Ich sagte, Musik sei ein Weg, das Chaos zu ordnen … und da verhedderte ich mich. Meine Stimme erstarb. Mir wurde klar, daß alle Kunst immer nur in dieser Absicht entstanden war. Wenn Kunst behauptete, die Zeit zu befreien, und verschiedene Zeiten in ihrer Zeit zurückließ, indem sie mit Erinnerung, Wiedererkennen, Anspielung, Wiederholung, Unterbrechung arbeitete, gab es jetzt keinen Bedarf mehr für Kunst, denn alle Zeiten waren verfügbar.

Aber wie wir schweigend dasaßen, wurden Geschichte, Zeit und Kunst meinen Sinnen zugänglich. Ich lächelte fast, es war so schön, wie es mich aus dem Innersten bis an meine Haut durchdrang, wie eine zärtliche Berührung meines innersten Wesens.

»Hör zu«, sagte ich.

Die Luft war erfüllt von einem zufälligen Konzert aus Gesprächsfetzen, Pferdegetrappel, dem Klirren von Glas und Besteck.

»Es ergibt eine Melodie, hörst du das?«

»Ja. Manchmal denke ich – daß ich gar keine Musik mehr zu schreiben brauche. Sie ist schon in der Luft.«

»Musik ist eine Art des Lauschens«, sagte ich. Das war es, was ich mein ganzes Leben lang hatte sagen wollen. Spalte den Stock, sagten die Gnostiker, und Gott ist da. Öffne die Stille – Musik. Ich schloß die Augen und sah plötzlich meinen Vater vor mir, der verächtlich schwieg. Wir sind an die Geschichte gebunden, Geschöpfe der Umstände, und spiegeln den Augenblick. Meine Worte konnten nicht erklären, was ich meinte, weil zu ihrer Bedeutung zweieinhalb Jahrhunderte Geschichte gehörten, die ich mit aller Beredsamkeit nicht überbrücken konnte. Und er war ebenfalls gebunden.

»Das ist ja alles ganz interessant«, sagte Mozart. »Aber was heißt es für mich? Ich habe meine eigenen Probleme. Amerika, die Zukunft – beides ist unglaubhaft. Für mich bist du nur ein armer Irrer.«

»Was? Du glaubst mir nicht?«

Er stand auf. »Es ist angenehmer sich vorzustellen, daß du diese ›Zukunft‹ nur erfunden hast. Es klingt märchenhaft.«

»Ist es aber nicht!« Wütend hielt ich ihn am Handgelenk fest. Er konnte nicht einfach abtun, was mich so viel gekostet hatte. In meinem Gürtel befand sich eine Kopie des Requiems, die ich in Kalifornien angefertigt hatte. Da ich sowieso schon alle Regeln verletzt hatte, holte ich sie heraus.

»Hast du mit dem Requiem schon angefangen?«

»Nein.«

Ängstlich sah er mir zu, wie ich das Manuskript entfaltete.

Die Notenlinien waren leer. Die Tinte hatte den Transfer nicht überstanden. Nur eine Spur, ein flüchtiger Eindruck von Schrift, als ob meine Schrift von einer mächtigen, aber wohltätigen Chemikalie weggeätzt worden wäre. Ich hatte nicht vermutet, daß sich Tinte in zwei Jahrhunderten so geändert haben würde. Er nahm die leeren Seiten und warf einen Blick darauf. Leise sang er:

»Lacrimosa, dies illa, qua resurrexit ex favilla …«

Ich hatte keine Worte mit abgeschrieben. Ich bezweifelte, daß er die Noten entziffern konnte. Nein, er erinnerte sich an etwas, das er noch nicht geschrieben hatte oder komponierte es beim Singen. Als die leeren Seiten in seiner Hand zitterten – ich hatte das Papier 2016 bei einer Versteigerung von Beethovens Notenpapier in Bonn gekauft, damit es garantiert die Passage überstehen würde, jetzt war es unnützer Tand – fiel mir ein, was ich mit sieben oder acht Jahren in der Lincoln-Zentralbibliothek zwischen meinen Stunden am Juilliard-Konservatorium über die Biographien von Komponisten gelesen hatte. Ich war erschüttert gewesen, wie unbarmherzig die Zeit alles auslöschte. Bachs Grab wurde nie gefunden; ein Gewitter empfing Beethovens Seele; und dieser traurige junge Mann würde mitten in einem nächtlichen Unwetter sterben und am 6. Dezember dieses Jahres in ein Armengrab kommen, seine wenigen Freunde von Regen und Schnee zurückgetrieben, bevor der Friedhof erreicht war – am Grab nur noch die Totengräber. Sogar seine Züge würden der Nachwelt verlorengehen und nur noch in stümperhaften Porträts überliefert werden – seine Totenmaske würde ein paar Jahre später herabfallen und zerbrechen. Wie ein Asket seinen Körper kasteit, um Gott näher zu kommen, wie ich jeden Gedanken und jede Handlung meinem schlechten Gewissen unterwarf, um irgendwie ein wenig persönliche Würde zu erreichen, so schien die Zeit alles spezifisch Menschliche bei jedem Künstler auslöschen zu wollen, als ob sie Mozarts Musik ohne Mozart haben könnte.

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