Sherry legte ihre Hand auf Harpanets Stirn. »Sie meinen es nicht so, wie es klingt«, sagte sie.
»Aber sie haben doch gesagt…«
»Wir sind die TräumerFithp «, sagte Reynolds. »Wir sagen, was uns in den Sinn kommt. Aber wir stellen das Amt des Präsidenten nicht in Frage, nicht einmal im Traum, haha.« Mit scharfer Stimme fragte er: »Siehst du das etwa anders, Wade?«
»Natürlich nicht«, sagte Curtis mit spöttischem Grinsen. »Außerdem würde es nichts nützen.«
Nat füllte einen großen Becher mit dem Rest aus dem Mixer: er war noch etwa halbvoll.
»Schwimmen, Harpanet?«
»Gern.«
Ohne ihr Gespräch zu unterbrechen, betraten Reynolds und Harpanet den Schlammraum und stiegen in das schlammgefüllte Becken. Die Unterhaltung geriet ins Stocken, als sie die dritte Person sahen. Der Präsident der Vereinigten Staaten ließ sich mit geschlossenen Augen in der warmen Schlammbrühe auf dem Rücken treiben.
Harpanet tunkte seine Nüster ein. »Nicht ins Gesicht«, sagte Nat. »Zum Spielen ist er vermutlich zu müde.«
»Stimmt«, sagte der Präsident. »Ich bin müde.«
Harpanet drückte mit seiner Flanke so gegen die Wassermasse, daß eine sanfte Woge den Präsidenten überrollte, und dieser lächelte entspannt. Er öffnete ein Auge und sah Harpanet an. »Ihr habt uns schwer getroffen.«
Harpanet fragte: »Mit dem FUSS?«
»Ja. Ihr habt viele Menschen getötet.«
»Nicht ich. Ich gehöre jetzt zur TräumerFithp. Kann ich helfen?«
Der Präsident bewegte sich. »Reynolds, werden wir das überleben?«
»Als Gattung schon. Ausrotten können sie uns nicht. Eine bestimmte Anzahl wird auf jeden Fall weiterleben – wie Parasiten im Umfeld der Außerirdischen. Wir haben immer noch eine Chance, weil wir klein genug sind, um uns zu verstecken, wohin sie nicht gelangen. Aber so weit kommt es gar nicht. Es ist unser Planet, mit allen Ecken und Winkeln. Nach Sibirien, Grönland oder in die Sahara können sie uns nicht folgen.«
»Das brauchen sie auch gar nicht«, sagte David Coffey. »Sie werfen einfach etwas ab und bringen jedesmal mehr Menschen um, bis wir klein beigeben. Wenn wir sowieso aufgeben müssen, warum dann die Sache in die Länge ziehen? Wer nicht aufgeben will, kann ja nach Sibirien gehen. Die anderen unterwerfen sich einfach.«
»Das ist vernünftig«, sagte Harpanet.
»Nein. Da würden zu viele so tun, als ob sie sich ergäben, in Wirklichkeit aber Waffen verstecken und die Fithp umbringen, wo immer sich eine Gelegenheit dazu bietet. Sie als Präsident können sich nicht für alle anderen mit unterwerfen.«
»Da stimme ich Ihnen zu.«
»Nun, die Fithp ist aber genau dieser Ansicht. Sie zieht einen für alle zur Rechenschaft. In ihren Augen haben wir keine Ahnung, wie man sich ordnungsgemäß unterwirft.«
»Aber etwas müssen wir doch unternehmen«, sagte Coffey.
»Vielleicht kommen die Laser der Fithp nur auf ganz wenigen bestimmten Frequenzen herein. Für die könnten wir Reflektorfarben herstellen und unsere Bombenflugzeuge damit lackieren.«
»Das würde aber eine ganze Weile dauern, nicht wahr?«
»Schon. Man müßte erst Forschungsanlagen errichten.«
»Die Laser arbeiten auf vielerlei Frequenzen«, sagte Harpanet.
Reynolds resignierte: »Dann eben was anderes.«
Der Präsident ließ sich in den Schlamm sinken. »Was könnten wir sonst tun?«
»Unseren Freund Harpanet beobachten und feststellen, wie man ihn bei Laune hält.«
»Gern«, sagte Harpanet erfreut.
»Und warum kümmert sich um mich niemand?« beklagte sich der Präsident.
»Harpanet braucht sicher verschiedenes. Vielleicht Nährstoffe, die in unseren Lebensmitteln nicht enthalten sind. Das muß dann auch für die Ziehende Herde gelten! Was ist das? Wie können wir verhindern, daß die Fithp es bekommt? Wir müssen ihre Schwächen kennenlernen. Dazu brauchen wir Forschungseinrichtungen. Wir haben doch sicher noch mehr Gefangene. Lassen Sie sie beobachten. Sie haben eine Paarungszeit – das hat auch Dawson gesagt und eigens betont –, und die Paarung hängt bei ihnen viel stärker vom Instinkt ab als bei uns. Vielleicht könnten wir ihre Pheromone imitieren und sie damit verrückt machen?«
Der Präsident lachte. Er fühlte sich erheblich munterer und nicht mehr so deprimiert wie zuvor. Die Rüßler wußten schon, warum sie so gern in Schlamm badeten.
Mit Hoffnung und Ehre sind wir fertig.
Wir sind für Liebe und Wahrheit verloren.
Wir fallen die Leiter Stufe um Stufe hinab;
und das Maß unsere Qual ist das Maß unserer Jugend,
Gott helfe uns, denn wir haben das Schlimmste erfahren,
als wir noch zu jung dafür waren!
RUDYARD KIPLING
* * *
»Hatten Sie einen guten Flug?« Die Antwort wartete der Präsident gar nicht erst ab. »Was haben Sie in Erfahrung gebracht?«
»Es steht alles zum besten, Sir«, sagte Jenny. »Ursprünglich war das Startdatum auf Ende nächsten Jahres festgelegt, aber General Gillespie denkt, daß er um Monate eher fertig wird.«
»Gut.« David Coffey rieb sich die Hände. »Je eher, desto besser. Jack, wie steht es mit der Sicherheit?«
»Besser, seit ich da war«, sagte Clybourne. »Es gab gewisse Schwierigkeiten mit dem örtlichen Polizeichef, aber wir haben sie beigelegt. Er wird jetzt bestimmt mit uns zusammenarbeiten.«
Das kann man wohl sagten, dachte Jenny.
»Wir haben alles gründlich durchgeplant«, sagte Jack. »Es ist jetzt wie eine Zwiebel. Verkehrspolizei auf der Fernstraße, aber in den Uniformen stecken Elitesoldaten. Im ganzen Ort gibt es keine CBFunkgeräte mehr, außer unseren eigenen. An denen sitzen Nachrichtenleute der Armee und halten Plauderstündchen.«
»Vermutlich war es gar nicht einfach, all die CBGeräte einzusammeln «, sagte der Präsident.
»Nein, Sir«, sagte Jack. »Besonders widerspenstig war eine Kolonie von Überlebensspezialisten, die meisten kamen aus Los Angeles.«
»Da sieht es doch noch gut aus«, sagte der Präsident.
»Eben. Aber sie können nicht dorthin zurück, Sir. Jedenfalls hatten sie ein Dutzend Funkgeräte. Wir haben sie aber alle beschlagnahmt.«
»General Gillespie hat eine Gruppe von Waffenexperten zusammengestellt «, sagte Jenny. »Ingenieure von Boeing, Marineleute, und sogar einen nicht mehr aktiven SFAutor.«
»Eine gute Wahl. Die Männer haben sich auch hier als sehr nützlich erwiesen.«
»Ja, Sir. Sie haben dort eine ganze Anzahl von Waffen erfunden, eine sieht aus wie ein Ofenrohr. Sie demontieren ein großes Schiffsgeschütz und bauen ein Raumschiff darum herum. Nicht besonders viel Raumschiff, ehrlich gesagt. Es besteht im Grunde aus einer automatischen Ladevorrichtung und atomaren Sprengsätzen unterschiedlichster Art. Gelenkt wird über Fernsehschirme.«
»Du liebe Zeit! Und wer soll so etwas fliegen?«
»Es gibt genug Freiwillige.«
Der Präsident lächelte. »Großartig. Weiter!«
»Sie ahnen nicht, was die alles auf das Schiff packen. Torpedos mit HBomben Antrieb. Kanonen. Ganze Bündel von GammastrahlenLasern, die losgehen, wenn sie von einer detonierenden Bombe getroffen werden. Alles was dem Raumschiff der Außerirdischen Schaden zufügen kann.«
»Und es gibt wirklich Männer, die bereit sind, das zu fliegen?« fragte der Präsident. »Nun, dann besteht ja noch Hoffnung. Nicht locker lassen, bis alles fertig ist.« Er sah auf die Uhr. »Kabinettssitzung in einer Stunde. Da Sie beide eine Weile weg waren, möchte ich, daß Sie anwesend sind, um diesbezügliche Fragen zu beantworten. Nur bitte kein Wort darüber, wo Sie waren oder über den eigentlichen Grund Ihrer Abwesenheit. Die wenigsten Kabinettsmitglieder haben Kenntnis von dem Projekt.«
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