Während die Feuer angezündet und die Luftballons vorbereitet wurden, flog der zahme Drache Oicho am Himmel entlang, um die Menviten abzulenken.
Im Lager der Außerirdischen bereitete man sich auch zum Überfall auf die Bellioren vor. Die Arsaken reparierten unter der nimmermüden Aufsicht der menvitischen Flieger und Ingenieure, die ihnen keine Atempause ließen, die beschädigten Helikopter und die zerstörten Geräte, bauten statt der verschwundenen neue Details ein und luden die Kartätschen auf.
Sie waren es auch, die als erste am Himmel ein geflügeltes Ungeheuer entdeckten, das einer Echse glich. Es schwenkte die riesigen Schwingen, die wie hartes Leder wirkten, und ließ seine kräftigen Krallen am gelben schuppigen Leib hinabhängen. Zwischen den langen scharfen Zähnen leuchtete aus dem aufgerissenen Schlund die rote Zunge wie eine Flamme.

»Schaut, schaut nur!« schrien sofort mehrere Arsaken. »Eine fliegende Echse!« Kau-Ruck überprüfte gerade seinen Helikopter. Aufmerksam blickte er zum Himmel auf.
»Woher kommt dieses vorsintflutliche Fossil?« fragte er. Sofort begab er sich zu Baan-Nu.
»Blicken Sie zum Himmel auf, mein General!« wandte sich der Pilot an Baan-Nu. »Sehen Sie etwas?«
»Ein Drache?« fragte der erstaunte General, der glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Mit stockendem Herzen verfolgte er Oichos Flug.
»Vielleicht sollten wir mit der Operation ›Schrecken‹ ein wenig warten?« Fragend sah Kau-Ruck den General an.
»Nein«, erwiderte der General entschieden. »Der Gefechtsstart darf nicht wegen irgendwelcher Geschichten der Erdenbürger abgeblasen werden. Wir müssen diesen irdischen Phantastereien ein Ende machen, je eher, desto besser.«
Bald kam der Tag, den Baan-Nu für die Operation vorgesehen hatte. Die Helikopter flogen die Smaragdenstadt an. In jeder Maschine saß neben dem Piloten ein Schütze. Die Flieger hatten große Schatullen für die Smaragde und andere Schätze an Bord. Sie glaubten Baan-Nu, der ihnen versprochen hatte:
»Nach der Schlacht werden sich eure Schatullen bis an den Rand füllen. Zunächst bringt ihr sie nach Ranavir, mir zur Aufbewahrung. Dann nehmt ihr sie mit nach Rameria. In der Heimat werdet ihr steinreich werden.«
Die Helikopter flogen ihrem Ziel entgegen, die Besatzungen verständigten sich über Funk. Doch während die Staffel, bestehend aus 30 Maschinen, von Ranavir zur Smaragdenstadt flog, schnitt ihnen, aus dem nördlichen Teil der Weltumspannenden Berge kommend, eine andere Staffel den Weg ab. Es waren die Adler von Karfax. Die Adler hatten, nachdem eine Kanone der Außerirdischen Goriek verwundet hatte, besondere Vorsicht walten lassen. Von Natur aus waren diese Riesenvögel zwar ungesellig, aber auch sie gehörten zu den Bewohnern des Zauberlandes. Als Karfax bemerkte, daß die Fremdlinge Böses im Schilde zu führen schienen, beauftragte er seine Stammesgefährten, von den ungebetenen Gästen kein Auge mehr zu lassen.
Deshalb flogen die Adler, als sie die kriegerischen Absichten der Helikopterstaffel bemerkten, sofort den Menviten entgegen. Bis zur Stadt waren weniger als dreißig Meilen geblieben, als Kommandant Mon-So und die anderen Piloten auf ihrer Flugbahn in der Ferne dunkle Punkte zu sichten glaubten, die Vögeln ähnelten. Sie verschwanden, um unmittelbar vor den Helikoptern wieder aufzutauchen. Das seltsame Tosen verstärkte sich.
Da fiel ein grauschwarzer Schatten, der aus einer Wolke zu kommen schien, auf den Spiegel vor Mon-So. Das seltsame Tosen wurde zu einem kriegerischen Adlerschrei. Neugierig ließ Mon-So das Seitenfenster neben seiner Pilotenkanzel herab und blickte hinaus… Das hätte ihn fast das Leben gekostet. Ein eisiger Luftstrom, von einer Riesenschwinge aufgewirbelt, drückte Mon-So in seinen Pilotensitz zurück. Beinahe wäre er aus dem Helikopter geschleudert worden.
Eher aus Angst als irgendwelchen Überlegungen folgend, drehte Mon-So das Fenster hoch und wendete den Helikopter. Als er sich hastig nach allen Seiten umblickte, bemerkte er, daß die anderen Maschinen ebenfalls überfallen wurden. Mit ausgebreiteten Schwingen stürzten sich die Adler auf die Helikopter.
»Na, mein General, was machen wir?« Über Funk vernahm Mon-So Kau-Rucks spöttische Stimme. »Wie gedenken Sie den Überfall dieser Riesentiere zurückzuschlagen? Sollten wir nicht lieber gleich das Spiel aufgeben? Was Sie machen, interessiert mich nicht. Ich für meinen Teil kehre um. Ich will weder selbst umkommen noch diese stolzen Vögel töten. Daß wir gegen Adler kämpfen werden, gehört nicht zu unserer Abmachung!«
»Ich verbiete es Ihnen!« schrie Mon-So mit sich überschlagender Stimme. »Sie werden sich vor Baan-Nu verantworten!«
»Verstehen Sie doch«, auch Kau-Ruck schrie jetzt, da rundum Lärm toste, »die Schlacht ist völlig sinnlos. Weshalb sollen wir so edle Vögel abschießen und selbst dabei zugrunde gehen?«
»Feigling!« bellte Mon-So.
Doch Kau-Ruck, der gar nicht mehr recht hinhörte, was Mon-So ihm zurief, wendete entschlossen seinen Helikopter und flog zu einer stillen Waldwiese.
Ein erbitterter Luftkampf begann.
Wie schwere Steine ließen sich die Adler auf die Helikopter fallen und packten sie mit ihren mächtigen Schwingen. Ihre riesigen Schnäbel tauchten vor den Sichtfenstern der Flieger auf. Es wurde stockdunkel. Unsicher tasteten die Piloten nach den Steuerknüppeln. Blindlings feuerten die Schützen ihre Strahlpistolen ab. Doch für die Riesenvögel bedeuteten diese Schüsse keine Gefahr. Viel gefährlicher war für sie die routierende Steuerschraube des Helikopters. Sie zerfleischte ihren Körper. Aufgepeitscht von dem Schmerz, schlugen die Adler nur noch wilder mit den Schwingen um sich. Die Piloten ließen die Steuerknüppel fahren, und die Helikopter gerieten außer Kontrolle. Einige Flugapparate stürzten ab. Aber auch die Adler fanden den Tod. Karfax, der sah, wie seine Gefährten umkamen, stieß von unten gegen einen Helikopter, schlug mit den Schwingen gegen die Maschine, krallte sich am Fahrgestell fest und rüttelte es, bis der Helikopter in der Luft umkippte. Einen Moment hing er reglos in der Luft, um dann in die Tiefe zu stürzen und zu explodieren.
Nachdem Karfax auf diese Weise einen Helikopter außer Gefecht gesetzt hatte, stürzte er sich auf den zweiten und auf den dritten…
Ein Teil der Adler griff die Helikopter an der kleinen Heckschraube an. Sie stießen kriegerische Schreie aus, verkrallten sich in den Maschinen, zerbrachen sie mit ihren kräftigen Fängen und hackten sie mit den scharfen Schnäbeln wie mit schweren Äxten kurz und klein.
Ununterbrochen belferten die Strahlpistolen, allerdings erfolglos. Die Adler, vorsichtig geworden, wichen vor den Sichtfenstern zurück. Sie starteten ihre Angriffe von unten oder vom Heck aus und ließen erst dann vom Helikopter ab, wenn der Pilot die Herrschaft über ihn verloren hatte.
Die Riesenvögel verbreiteten mit ihrem erbitterten Kampfwillen Panik und Schrecken unter den Außerirdischen. Einen Schrecken, den die Fremdlinge in die Smaragdenstadt hatten tragen wollen, um die Erdbewohner in die Knie zu zwingen.
Din Giors Armee nahm an dieser Schlacht nicht teil, doch seine Soldaten waren die leidenschaftlichsten Zuschauer, die man sich vorstellen konnte. Mit begeistertem Gebrüll reagierten sie auf jeden Erfolg der verbündeten Adler und stöhnten angstvoll, wenn ein Vogel in den Abgrund fiel. Tilli-Willi rannte lange hinter einem abstürzenden Helikopter her in der Hoffnung, ihn mit seinem Degen zu spalten. Doch der Helikopter blieb in der Krone einer riesigen Eiche hängen und zerschellte.
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