„Ich brauche sofort ein Team von Analysten, die sich mit der Sache befassen“, sagte Swann. „Das stimmt, sobald ich alles hochgeladen habe. Nein, es ist alles auf CD-ROM. Ich kann es jetzt noch nicht machen. Ich bin in einem Auto. Ja. Es gibt hier eine Basis außerhalb der Stadt, Naval Air Station Atlanta. Wir sind bald da. Ich nehme an, irgendjemand wird schon ein CD-Laufwerk haben. Warum glauben Sie, hat er es auf CD gebrannt? Damit niemand es hacken kann, deshalb. Es war in einer Schublade in einem verschlossenen Büro in einem verschlossenen Lagerhaus, von dem niemand wusste.“
Ed seinerseits war fast am schreien. „Sie müssen mich sofort mit dem FEMA-Camp im Chattahoochee National Forest verbinden“, sagte er. Er hielt einen Moment inne und hörte sich an, was am anderen Ende gesagt wurde.
„Ich verspreche Ihnen, es existiert. Versuchen Sie ‚Camp Enduring Freedom‘ oder ‚Camp Nirgendwo‘. Ich war heute Morgen erst dort. Da ist ein Typ namens Pete Winn. Ich weiß nicht, was sein Titel ist. Vielleicht Lagerleiter. Schwimmlehrer, keine Ahnung. Ja, ich weiß, dass es keinen Eintrag für das Camp gibt. Ich muss Winn trotzdem sprechen. Er hat einen Gefangenen. Er wird wissen, um wen es geht. Wir haben bestätigte Informationen, die wir von diesem Gefangenen erhalten haben. Ja. Der Gefangene darf auf keinen Fall mehr aus den Augen gelassen werden. Wir sind schon auf dem Weg. Sagen Sie ihnen, dass sie den Gefangen für ein weiteres Verhör vorbereiten sollen. Er soll rund um die Uhr bewacht werden, mindestens zwei Personen plus Videoüberwachung. Es besteht akute Flucht- und Selbstmordgefahr.“
Ed machte wieder eine Pause. „Lady, finden Sie einfach das Lager! Fragen Sie Ihren Vorgesetzten nach der nötigen Sicherheitsfreigabe. Ich sage Ihnen doch, ich war selbst erst dort.“
Luke hörte immer noch der Warteschleife zu. Er war ein wenig von sich selbst überrascht. Sie hatten das FEMA-Camp verlassen, ohne zu überlegen, wie sie sie wieder kontaktieren konnten. Luke hatte einfach angenommen, dass er sie über normale Kanäle wieder erreichen würde. Er war selbst erstaunt, wie sehr er nach nur zwei Monaten eingerostet war. Hätte er den gleichen Fehler gemacht, wenn er die ganze Zeit über im Dienst gewesen wäre? Vermutlich nicht.
Nach einem weiteren Moment hörte er ein Klicken und die Verbindung war da. Er hörte Stimmen im Hintergrund.
„Kat Lopez“, sagte eine Stimme.
„Hi, Kat. Ich bin's, Luke Stone. Ich muss mit Susan sprechen.“
„Hi, Luke. Susan ist gerade in einer Besprechung. Sie können ihr gerne eine Nachricht hinterlassen.“
„Ich würde gerne direkt mit ihr sprechen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
„Luke, ich bin ihre Stabschefin. Ich bin befugt, alles zu hören, was sie hören darf. Sie können mir zutrauen, dass ich die Nachricht korrekt übermittle.“
„Kat, wir haben keine Zeit für Streitereien.“
Kats Stimme war unnachgiebig. „Dann sollten wir vielleicht aufhören, uns darüber zu streiten, ob ich nun eine Nachricht annehmen kann oder nicht.“
Luke seufzte. So war es also. Erst wurde man einberufen, auf eine Mission geschickt und alles musste so schnell wie möglich passieren. Wenn man dann Informationen hatte, lief man vor eine Tür. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht nach dem Piepston.
„Okay, Kat, haben Sie einen Stift?“
„Sehr lustig“, sagte sie. Natürlich hatte sie ihr Tablet. Luke hatte sich nie ganz an die neueste Technologie gewöhnt. Er hatte immer noch die Tendenz, Notizen auf Papierfetzen zu kritzeln.
„Wir haben heute Morgen Li Quiangguo verhört. Aufgrund von Informationen, die er uns gab, fanden wir eine Liste mit dutzenden von Einrichtungen, die vermutlich Ziele für Terroranschläge sind. Unser Techniker glaubt, dass Cyberangriffe geplant sind, wie der, der auf den Black-Rock-Damm ausgeübt wurde. Jedes potenzielle Ziel hat ein eigenes Dokument. In diesen Dokumenten ist ihre Technologie beschrieben, Netzwerkdaten, Eckdaten der Serverstruktur, Verarbeitungsgeschwindigkeiten, sowie das Alter der Systeme und bekannte Schwachstellen.“
„Um was für Einrichtungen handelt es sich?“, fragte sie.
„Flughäfen. Kraftwerke. Ganze Stromnetze. Ölplattformen. Ölraffinerien. Dämme. Brücken. U-Bahn- und Eisenbahnsysteme. Denken Sie sich was aus, es steht auf der Liste.“
„Irgendein vermuteter Zeitrahmen?“
„Ja. Das letzte Dokument auf der Liste hieß ‚Stunde Null‘. Wir haben es geöffnet. Das Datum war der 18. August, in zwei Tagen.“
Die Leitung war still.
Luke fuhr fort. „Wir sind auf dem Weg, um Li erneut zu befragen. Wir werden etwa 90 Minuten brauchen, um anzukommen. Wir haben die Listen auf CD. Unser Techniker, Swann, bleibt hier in Atlanta und überwacht das Hochladen der Daten, damit wir sie so schnell wie möglich an die Analysten vom FBI, der NSA und der CIA weiterleiten können. Sie sollten vielleicht in Betracht ziehen, Ihre Leute jetzt schon zu benachrichtigen, damit sie bereit sind, sobald die Daten verfügbar sind. Wir brauchen wahrscheinlich mindestens 100 Leute, die heute Nachmittag noch anfangen können. Wir müssen also behördenübergreifend arbeiten.“
„Sie sollten besser direkt mit Susan reden“, sagte Kat.
„Ja. Wenn ich Sie erinnern darf, habe ich das gleich gesagt, damit wir keine Zeit verschwenden.“
„Verstanden.“
Die Leitung war wieder tot.
Ed starrte Luke an. Seine Augen waren aufgerissen. Er sah aus, als hätte er Schmerzen. Als hätte er gerade eine unangenehme Überraschung erfahren – wie ein Kind, dem gerade gesagt worden war, dass es keine Kekse mehr gab.
Draußen schossen Gebäude und Wände voller Plakate vorbei. Inzwischen waren sie auf einer Autobahnbrücke.
„Ich habe den Hubschrauberpiloten an der Strippe. Weiter bin ich nicht gekommen.“
„Okay, was sagt er?“
„Er ist auf dem Hubschrauberlandeplatz hier in Atlanta und hat das FEMA-Lager am Apparat.“
„Okay, Ed, raus mit der Sprache. Was ist los?“
Ed zuckte mit den Schultern. Er kniff die Augen zusammen.
„Li Quiangguo ist tot.“
12:30 Uhr.
Lagezentrum, Marine-Observatorium – Washington, DC
„Sollte ich dabei sein?“, fragte Michael Parowski.
Susan nickte. „Ich will dich dort haben.“
Sie befanden sich im Erdgeschoss des Neuen Weißen Hauses und liefen zügig auf das Lagezentrum zu. Kat Lopez folgte ihnen mit zwei Schritten Abstand. Zwei Männer des Secret Service folgten ihr wiederum mit zwei Schritten Abstand.
„Was wollen Sie den anderen sagen?“
Susan zuckte die Achseln. „Es ist nicht nötig, jemandem etwas zu sagen oder dich anzukündigen. Kurt Kimball schmeißt manchmal Leute raus, wenn wir Dinge besprechen, für die man eine besondere Sicherheitsfreigabe benötigt. Aber abgesehen davon sollte es niemanden stören, dass ein amtierender Abgeordneter dabei ist.“
„Wann werden wir es ankündigen?“
Susan schaute zurück. „Kat?“
„Wir haben einen vorläufigen Termin am Mittwoch um neun Uhr. Wir bereiten eine Pressekonferenz vor. Wenn das Wetter mitspielt, halten wir sie im Garten vor dem Haus ab. Wenn nicht, im Lagezentrum. Reicht Ihnen die Zeit, Herr Abgeordneter?“
„Zwei Tage? Sie wären überrascht, wie viel ich in zwei Tagen schaffe.“
Sie gingen durch die offenen Doppeltüren in das Lagezentrum. Zwei weitere Geheimdienstler flankierten den Eingang. Der große, kahle Kurt Kimball, Susans nationaler Sicherheitsberater, war bereits hier und stand vor einem großen, an der Wand montierten Flachbildschirm. Er sprach mit einem jungen Techniker und hielt eine Fernbedienung in der Hand.
Der Raum füllte sich langsam. Kurt hatte mehrere Mitarbeiter hier, sowie seine beiden Top-Geheimdienst-Analysten, die er beide von der RAND Corporation herbeordert hatte, sobald sie den Anruf erhalten hatten.
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