Sidney Sheldon - Die zwölf Gebote
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Da wandte sich einer an Moses: „Wie sollen wir darüber kommen?" fragte er. „Da ersaufen wir doch alle." Moses war total sauer. Er hatte natürlich angenommen, daß Gott auch für Schiffe sorgen werde.
„Na, vielleicht bauen wir uns Schiffe", schlug er vor. Doch in dem Moment kam einer angerannt. „Moses, Moses! Die Soldaten des Königs kommen! Jeden Augenblick sind sie hier!"
Da war Moses klar, daß sie alle verratzt waren. Gott hatte sie im Stich gelassen. Er sah hinauf zum Himmel und sagte:
„Also, weißt du, Gott, ich verstehe nicht, wie du so etwas mit deinem Volk machen kannst. Du hast mir doch versprochen, daß ich es sicher aus Ägypten rausschaffe!"
Da dröhnte auf einmal Gottes Stimme. „Vertrau mir. Sag deinem Volk, es soll ins Meer marschieren."
Das leuchtete Moses ja nun gar nicht ein.Was denn, wie sollten Menschen ins Meer marschieren, ohne darin zu ertrinken? Andererseits war ihm klar, daß es gegen Gott keine Widerrede gab.
Also wandte er sich an sein Volk und sagte: „Ich habe noch mal mit Gott geredet. Wir sollen ins Meer marschieren, sagt er."
Da waren sie alle entsetzt, aber weil sie hinter sich schon die Hufe der Pferde der Soldaten donnern hörten, sagten sie sich: Mein Gott, lieber ersaufen, als von den Soldaten niedergemacht werden.
„Also dann, mir nach", sagte Moses und begann ins Wasser zu waten. Aber kaum hatte er den ersten Schritt hineingetan, als ein Wunder geschah.
Mit offenem Mund sahen sie, wie sich das Rote Meer teilte und daß sie trockenen Fußes durchmarschieren konnten. Da applaudierten sie alle begeistert, zogen durch das Rote Meer und beeilten sich, damit die Soldaten sie nicht doch noch erreichten.
Als sie auf der anderen Seite waren und sich umdrehten, sahen sie, wie drüben gerade die Soldaten daherkamen und begriffen, daß ihnen die Hebräer entkamen. „Hinterher!" schrie ihr General.
Moses beobachtete, wie die Soldaten des Königs ins Meer hineinritten.
Aber als die mittendrin waren, da schloß sich das geteilte Wasser auf einmal wieder über ihnen und alle ertranken.
Gott hatte sein Versprechen gehalten. Die Hebräer waren gerettet.
Dann wäre da zum Beispiel noch ein Wunder aus der Bibel. In Israel lebte ein gewisser Samson. Der war so stark, daß er mal tausend Soldaten auf einen Schlag erledigte und zwar mit nichts weiter als dem Kieferknochen eines Esels. Die Tyrannen, die Israel damals regierten, versuchten alles, diesen Samson zu fangen, aber sie hatten kein Glück. Sooft sie Soldaten gegen ihn ausschickten, war es um sie geschehen. Nun hatte Samson eine Freundin, eine gewisse Delilah oder Dahlilah.
Zu der kamen sie und sagten: „Wir wollen den Samson fangen, könntest du uns dabei nicht helfen? Du müßtest das Geheimnis seiner Stärke herausfinden."
Na gut, also in der nächsten Nacht fragte die Delilah oder Dalilah den Samson: „Sag mal, was macht dich eigentlich so stark?"
Und Samson gab ihr bereitwillig Auskunft. „Das sind meine Haare", sagte er. „Wenn sie mir mal jemand abschnitte, wäre ich nicht mehr stärker als jeder gewöhnliche Mann auch." Noch in derselben Nacht schnitt ihm Delilah oder Dalilah, während er schlief, die Haare ab. Als er am Morgen aufwachte, war er schwach und hilflos.
Die Herrscher legten ihn in Ketten und machten ihn zum Sklaven. Sie lachten ihn aus und machten sich über ihn lustig, weil er nun nicht mehr stärker war als alle anderen auch. Damit auch sicher war, daß er nie wieder stark wurde, stachen sie ihm die Augen aus und schmiedeten ihn mit Ketten an die Tempelsäulen.
Darüber vergingen einige Wochen und dann machten sie einen Fehler, und zwar einen ganz schlimmen. Es entging ihnen völlig, daß Samsons Haare wieder nachzuwachsen begannen. Eines Nachts dann, als sie gerade eine große Party im Tempel feierten, zog Samson, der genau an die Pfeiler gekettet war, welche den Tempel trugen, kräftig an seinen Ketten, bis die Säulen umfielen und der gesamte Tempel in sich zusammenstürzte. Alle, die darin waren, kamen um. Allerdings bedauerlicherweise auch Samson selbst.
Und was, weil wir gerade von Wundern reden, ist mit Jonas und dem Wal?
Gott schickte Jonas in eine Stadt namens Ninive, aber Jonas hatte keine Lust dazu. Er sagte zu einem Freund: „Ich habe Wichtigeres zu tun."
„Da wird Gott aber böse sein", sagte der Freund.
„Ach, der", sagte Jonas, „der ist so beschäftigt, der merkt das gar nicht."
„Du traust dich was", sagte der Freund. „Ach Quatsch", sagte Jonas.
Und er bestieg ein Schiff, das zu einer ganz anderen Stadt fuhr. Na ja, damit hatte er natürlich einen großen Schnitzer begangen. Gott hatte es nämlich sehr wohl gemerkt und war fuchsteufelswild, Er machte einen Riesensturm, in dem das Schiff herumgeworfen wurde wie eine Nußschale. „Wir sinken!" sagte der Kapitän. „Und alles wegen dir, Mann. Weil du nicht getan hast, was dir Gott anschaffte." Jonas wußte schon, daß der Kapitän recht hatte. Das ganze Schiff mit Mann und Maus würde untergehen. „Also gut", sagte er. „Dann springe ich eben ins Meer. Wenn ich vom Schiff runter bin, stoppt Gott auch den Sturm wieder, und ihr seid gerettet."
Es war ihm völlig bewußt, daß das seinen Tod bedeutete, aber er verdiente ihn auch, sah er selbst ein, weil er Gott nicht gehorcht hatte.
Kapitän und Mannschaft sahen zu, Wie er ins fürchterlich tobende Meer sprang, und es war ihnen klar, daß er ertrinken würde.
Aber Gott tat wieder einmal ein Wunder. Als Jonas ins Wasser fiel, schnappte ihn ein großer Wal und verschluckte ihn. Tief in dessen Magen betete Jonas zu Gott um Vergebung. Er betete drei Tage und drei Nächte lang, und danach beschloß Gott, ihn zu erretten.
Nämlich, der Wal tat sein großes Maul auf und spid en Jonas ans Ufer aus.
So. Vor zweitausend Jahren war es gang und gäbe, den wilden Löwen Menschen zum Fraß vorzuwerfen. Hatte jemand, Mann oder Frau, ein Verbrechen begangen oder etwas getan, das dem König mißfiel, sagte der König kurz und schlicht: „Werft ihn, oder sie, den Löwen vor."
Da gab es eine riesige Arena, so eine Art Theater, wo die Leute sitzen und zuschauen konnten, wie die Löwen auf die armen Teufel losgingen, die man ihnen zum Fraß vorgeworfen hatte. Und da gab es einen netten, jungen Mann, der hieß Daniel. Den mochten alle gut leiden. Nur im Hofstaat des Königs waren sie eifersüchtig auf ihn, weil Daniel beim König einen Stein im Brett hatte. Also logen sie dem König etwas vor von wegen, daß Daniel hinter seinem Rücken über ihn herziehe. „Was?" sagte der König wütend. „Na, dann werft ihn mal gleich den Löwen vor!"
Das freute sie. Endlich würden sie diesen Daniel loskriegen. Sie warfen ihn also in eine Grube mit hungrigen Löwen und überließen ihn diesen zum Fraße.
Und das feierten sie groß. „Endlich brauchen wir uns wegen diesem Daniel keine Sorgen mehr zu machen."
„Jetzt können wir selbst beim König einen Stein im Brett haben."
„Gleich morgen früh sehen wir nach, was von Daniel noch übrig ist."
So gingen sie am nächsten Morgen zu der Löwengrube, aber dann blieben sie wie angewurzelt stehen und trauten ihren Augen nicht. Da saß Daniel ganz friedlich mitten unter den Löwen, und die leckten ihm das Gesicht wie kleine Hündchen. Gott hatte die Bestien gezähmt und Daniel errettet. Da ließen sie ihn voller Furcht aus der Löwengrube heraus und gelobten, ihm niemals wieder nachzustellen oder ihm Böses zu tun.
Wunder! Wißt ihr, wieso wir alle verschiedene Sprachen reden? Da gab es mal eine Zeit auf der Erde, da redeten alle dieselbe Sprache. Die Leute aus den verschiedensten Ländern konnten sich problemlos miteinander unterhalten. Und darauf waren sie auch mächtig stolz.
Einer aus der Stadt Babel hatte eine Idee. „Wißt ihr was, wenn wir alle zusammenarbeiten, könnten wir einen Turm bis in den Himmel bauen."
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