Сидни Шелдон - Die Pflicht zu schweigen

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Die Pflicht zu schweigen: краткое содержание, описание и аннотация

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San Francisco. Dr. Paige Taylor, eine junge Ärztin, wird wegen Sterbehilfe an einem krebskranken Patienten vor Gericht gestellt. Und - sie gesteht. Doch sie ist keineswegs die gewissenlose, geldgierige Mörderin, die man nach Meinung des Staatsanwalts in ihr vermuten muß. Sie liebt ihren Beruf über alles - trotz der untragbaren Zustände, die an ihrem Arbeitsplatz im Embarcadero County Hospital herrschen. Brutale Zeitpläne und egoistischer Karriereneid verschärfen Paiges Lage und zwingen sie oft zu Entscheidungen am Rande der Legalität. Aber sie handelt immer zum Wohl der Patienten. Die Aussagen ihres Vorgesetzten lauten nicht günstig für die Ärztin. Der Staatsanwalt fordert die Todesstrafe, und das Urteil scheint so gut wie festzustehen... Über den Autor Sidney Sheldon, geboren 1917, war ein absolutes Phänomen in der internationalen Buchwelt. Erst mit fünfzig schrieb er seinen ersten Roman "Das nackte Gesicht". Seither sind von zahlreiche Bücher erschienen, jedes ein Weltbestseller, jedes in viele Sprachen übersetzt und alle verfilmt. Sidney Sheldon lebte abwechselnd in Los Angeles, Palm Springs und London. 2007 verstarb der Autor.  
Ungekürzte Ausgabe Titel der Originalausgabe: Nothing Lasts Forever Originalverlag: William Morrow and Company, Inc., New York

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Die Pflicht zu schweigen

Was mit Arzneien nicht geheilt werden kann, wird mit dem Messer geheilt; was das Messer nicht heilen kann, wird mit dem brennenden Eisen geheilt; und was immer dies nicht zu heilen vermag, muß als unheilbar betrachtet werden.

HIPPOKRATES, um 480 v. Chr.

Es gibt drei Arten von Menschen: Männer, Frauen und Frauen, die Ärzte sind.

SIR WILLIAM OSLER

All denen, die mich mit ihrem Fachwissen unterstützt haben, möchte ich hier meinen Dank aussprechen.

Prolog

San Francisco Frühjahr 1995

D istrict Attorney Carl Andrews platzte der Kragen. »Zum Teufel damit!« brüllte er. »Gleich drei Fälle auf einen Haufen! Und nicht nur, daß die drei Hauptpersonen ineiner Wohnung leben -nein, sie müssen auch noch an ein und demselben Krankenhaus arbeiten! Wegen der ersten wird fast das Krankenhaus geschlossen, die zweite bringt wegen einer Million Dollar einen Patienten um, und die dritte wird ermordet!«

Andrews schnappte nach Luft. »Und lauter Frauen! Auch das noch! Drei gottverdammteFrauen - undArztinnen obendrein! Damüssen sie ja Medienlieblinge werden! Werden wie Berühmtheiten behandelt! Tummeln sich andauernd auf dem Bildschirm! Das TV-Magazin60 Minutes hat ihnen einen ganzen Block gewidmet! Barbara Walters hat über sie eine Sondersendung gemacht! Ich kann keine Zeitung, keine Zeitschrift mehr aufschlagen, ohne daß mir ein Foto von denen ins Gesicht springt und ichwieder was über sie lesen muß! Wetten, daß Hollywood über sie einen Film dreht? Da werden diese drei Biester dann endgültig zu Volksidolen! Sollte mich überhaupt nicht wundern, wenn die Regierung Briefmarken mit ihren Visagen drucken würde - so wie bei Presley. Aber, bei Gott, das lass' ich mir nicht bieten!«

Er schlug mit der Faust auf die Titelseite des Time-Magazins mit dem Frauenfoto und der Schlagzeile:Dr. Paige Taylor - Engel der Barmherzigkeit oder Gehilfin des Teufels?

»Dr. Paige Taylor.« Die Stimme des District Attorney verriet Ekel. Er wandte sich an Gus Venable. Venable war sein bester Mann -der Hauptankläger. »Gus, diesen Prozeß überlasse ich dir. Und daß du es weißt - ich will einen Schuldspruch. Es war vorsätzlicher Mord. Die Todesstrafe!«

»Keine Sorge«, erwiderte Gus Venable ruhig und leise. »Dafür werde ich sorgen.«

Im Gerichtssaal dachte Gus Venable, nachdem er Dr. Paige Taylor gründlich gemustert hatte:Gegen die kommt man bei den Geschworenen nie an. Er mußte grinsen.Einen Angeklagten, gegen den man nicht ankommen kann, gibt es überhaupt nicht. Sie war groß und schlank und hatte braune Augen, die in dem blassen Gesicht einfach umwerfend wirkten. Ein unbeteiligter Beobachter hätte sie als attraktive Frau bezeichnet und es dabei belassen. Einem aufmerksameren Beobachter wäre mehr aufgefallen - daß in dieser Frau nämlich alle Lebensphasen nebeneinander existierten. Da zeigte sich die glückliche Erregung des Kindes, die die scheue Unsicherheit der Heranwachsenden und die Klugheit und den Schmerz der reifen Frau überlagerte. Paige Taylor hatte etwas Unschuldiges an sich.So eine Frau, dachte Gus Venable zynisch,würde ein Mann seiner Mutter mit stolzgeschwellter Brust gern als seine Freundin vorstellen - vorausgesetzt natürlich, er hat eine Mutter mit einer Schwäche für kaltblütige Mörderinnen.

In ihren Augen lag eine schon fast unheimliche Entrücktheit. Der Blick ließ erkennen, daß Dr. Paige Taylor sich ganz in sich selbst zurückgezogen hatte, in eine andere Welt und eine andere Zeit, weitab von diesem kalten, sterilen Gerichtssaal, wo sie nun in der Falle saß.

Der Prozeß fand in San Francisco im altehrwürdigen Gerichtspalast an der Bryant Street statt, einem abweisenden Gebäude, in dem der Superior Court und das Bezirksgefängnis untergebracht waren - sieben Stockwerke hoch, mit Mauern aus grauen Steinquadern. Besucher mußten dort elektronische Sicherheitsschleusen passieren.

Der Superior Court lag im dritten Stock. Mordprozesse fanden im Gerichtssaal 121 statt. Die Richterbank stand an der rückwärtigen Wand, hinter ihr eine Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Jury der Geschworenen saß vom Richter aus gesehen links. In der Mitte des Raums standen, durch einen Gang getrennt, zwei Tische - einer für den Ankläger, der andere für den Anwalt der Verteidigung.

Der Gerichtssaal war gedrängt voll von Reportern und den für Mordprozesse und tödliche Verkehrsunfälle typischen Zuschauern. Was Mordprozesse betraf, so war der anstehende Fall spektakulär genug. Schon der Ankläger Gus Venable war ein Schauspiel für sich - ein stämmiger Mann, riesengroß, mit grauer Mähne, einem Zie-genbärtchen und dem höflichen Gehabe eines Plantagenbesitzers aus den Südstaaten, obwohl er nie im Süden gelebt hatte. Er wirkte immer leicht verwirrt; dabei arbeitete sein Verstand mit der Präzision eines Computers. Sein Markenzeichen, sommers wie winters, war ein weißer Anzug und ein altmodisches Hemd mit steifem Kragen.

Paige Taylors Anwalt Alan Penn war das genaue Gegenteil - untersetzt, energiegeladen, scharf wie ein Hai. Penn hatte sich den Ruf erworben, für seine Klienten am laufenden Band Freisprüche herauszuholen.

Die beiden Männer standen sich nicht zum erstenmal gegenüber; sie zollten sich gegenseitig widerwillig Respekt - und mißtrauten einander zutiefst. Als Alan Penn ihn eine Woche vor Prozeßbeginn aufgesucht hatte, war Venable überrascht gewesen.

»Ich bin gekommen, um Ihnen einen Gefallen zu tun, Gus.«

Nimm dich vor Anwälten in acht, die dir mit Geschenken kommen. »Was haben Sie denn auf dem Herzen, Alan?«

»Also bitte - ich habe es noch nicht mit meiner Klientin besprochen -, aber nehmen wir einmal an - stellen Sie sich nur einmal vor -, ich könnte sie dazu bringen, daß sie sich bei einer geminderten Anklage schuldig bekennt und dem Staat damit die Prozeßkos-ten erspart?«

»Wollen Sie mir einen Deal vorschlagen, damit wir die Sache rasch aus der Welt schaffen?«

»Ja.«

Gus Venable streckte die Hand nach dem Schreibtisch aus. Er suchte etwas. »Ich kann meinen verdammten Kalender nicht finden. Wissen Sie, welches Datum wir heute haben?«

»Den ersten Juni. Wieso?«

»Jetzt hab' ich doch tatsächlich geglaubt, es wäre schon wieder Weihnachten. Sonst wären Sie wohl kaum auf die Idee gekommen, mich um solch ein Geschenk zu bitten.«

»Gus...«

Venable lehnte sich in seinem Stuhl vor. »Wissen Sie, Alan - normalerweise würde ich ja versucht sein, Ihnen entgegenzukommen. Und um die Wahrheit zu sagen - ich wäre gerade jetzt gern zum Angeln in Alaska. Aber die Antwort lautet nein. Sie verteidigen eine kaltblütige Mörderin, die einen hilflosen Patienten umgebracht hat, weil sie sein Geld wollte. Ich fordere die Todesstrafe.«

»Ich halte sie für unschuldig, und ich.«

Venable stieß ein kurzes, schnaubendes Lachen aus. »Nein, tun Sie nicht. Und auch sonst niemand. Es handelt sich hier um einen absolut eindeutigen Fall. Ihre Klientin ist genauso schuldig, wie Kain es war.«

»Nicht, bevor die Geschworenen so entschieden haben, Gus.«

»Werden sie aber.« Er hielt kurz inne. »Werden sie bestimmt.«

Als Alan Penn fort war, blieb Gus Venable noch eine Weile sitzen und dachte über das Gespräch nach. Daß Penn ihn aufgesucht hatte, war ein Zeichen von Schwäche. Offensichtlich wußte Penn, daß er keine Chance hatte, diesen Prozeß zu gewinnen. Gus dachte an die unwiderlegbaren Beweise, die er in der Hand hatte. Er dachte an die Zeugen, die er vor Gericht rufen würde. Er war sich seiner Sache sicher.

Gar keine Frage - Dr. Paige Taylor würde sterben müssen.

Es war nicht leicht gewesen, unvoreingenommene Geschworene für die Jury zu finden, denn der Fall hatte monatelang Schlagzeilen gemacht, und die Kaltblütigkeit des Mordes hatte in der Öffentlichkeit einen wahren Sturm der Entrüstung ausgelöst.

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