»Roger, Jack Stone weiß -«
Roger Hudson schüttelte den Kopf. »Jack Stone und seine Männer haben Sie auf Schritt und Tritt beobachtet. Wir hätten Sie jederzeit beseitigen können, aber wir haben abgewartet, bis Sie uns die nötigen Erkenntnisse besorgt hatten. Jetzt haben wir wirklich keine Verwendung mehr für Sie.«
»Ich möchte Kemal sehen.«
»Zu spät. Dem armen Kemal ist leider ein Missgeschick passiert.«
Dana schaute ihn erschrocken an. »Was haben Sie -«
»Pamela und ich haben uns gedacht, dass es am besten wäre, wenn man Kemals erbärmliches Leben mit einer Feuersbrunst beendet. Daher haben wir ihn zu seiner Schule gebracht. Ungezogen, wie er nun einmal ist, ist er sonnabends dort eingestiegen. Er ist gottlob so klein, dass er gerade noch durch das Kellerfenster passte.«
Sie war außer sich vor Wut. »Ihr unmenschlichen Ungeheuer. Damit kommt ihr nie im Leben durch.«
»Sie enttäuschen mich, Dana. Was sollen diese Phrasen? Ihnen ist offenbar immer noch nicht klar, dass wir bereits damit durchgekommen sind.« Er ging zu seinem Schreibtisch und drückte auf einen Knopf. Im nächsten Moment tauchte Cesar auf.
»Ja, Mr. Hudson.«
»Kümmern Sie sich um Miss Evans. Und sehen Sie zu, dass sie noch lebt, wenn sie den Unfall erleidet.«
»Ja, Mr. Hudson. Ich werde darauf achten.«
Er steckt auch mit ihnen unter einer Decke. »Roger, hören Sie doch -«
Cesar ergriff Danas Arm und wollte sie aus dem Arbeitszimmer führen.
»Roger -«
»Leben Sie wohl, Dana.«
Cesar griff fester zu und führte Dana den Flur entlang und durch die Küche zu einem Nebenausgang, wo eine Limousine bereitstand.
Der WTN-Hub schraub er näherte sich dem Anwesen der Hudsons.
»Sie können im Garten landen und -«, wollte Jeff gerade zu Norman Bronson sagen. Er stockte, als er nach unten schaute und Cesar sah, der Dana gerade in eine Limousine verfrachtete.
»Nein! Warten Sie einen Moment.«
Die Limousine rollte über die Auffahrt und stieß auf die Straße.
»Was jetzt?«, fragte Bronson.
»Hängen Sie sich ran.«
»Das wollen Sie doch gar nicht tun, Cesar«, sagte Dana, als sie in der Limousine saßen. »Ich -«
»Halten Sie den Mund, Miss Evans.«
»Cesar, hören Sie mir zu. Sie wissen nicht, mit wem Sie es zu tun haben. Das sind Mörder. Sie aber sind ein anständiger Mann. Lassen Sie sich von Mr. Hudson nicht zu irgendetwas zwingen, das -«
»Mr. Hudson zwingt mich zu gar nichts. Ich mache das nur Mrs. Hudson zuliebe.« Grinsend blickte er Dana im Rückspiegel an. »Mrs. Hudson sorgt für mein Wohlbefinden.«
Dana schaute ihn fassungslos an. Ich muss das irgendwie verhindern. »Wohin bringen Sie mich?« »Zum Rock Creek Park.« Alles Weitere konnte sie sich denken. Er will mich dort umbringen.
Roger und Pamela Hudson, Jack Stone und Mrs. Daley waren in einem Kombi zum Washington National Airport unterwegs.
»Die Maschine steht bereit«, sagte Jack Stone. »Der Pilot weiß Bescheid, wie er nach Moskau kommt.«
»Gott, wie ich die Kälte hasse«, sagte Pamela Hudson. »Ich hoffe, das Miststück, wegen dem ich das hier durchmachen muss, schmort in der Hölle.«
»Was ist mit Kemal?«, fragte Roger Hudson.
»In zwanzig Minuten wird in der Schule ein Feuer ausbrechen. Der Junge ist im Keller. Er steht unter starken Beruhigungsmitteln.«
Dana wurde immer verzweifelter. Sie näherten sich dem Rock Creek Park, und der Verkehr ließ allmählich nach.
Der Junge ist außer sich vor Angst. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so viel Angst hat. Er weiß, dass er sterben wird, und ich habe ihm klar gemacht, dass auch Sie sterben werden.
»Er biegt ab, Jeff«, sagte Norman Bronson im Hubschrauber, der die Limousine verfolgte. »Sieht so aus, als ob er zum Rock Creek Park fährt.«
»Bleiben Sie dran.«
General Booster stürmte in sein Büro bei der FRA. »Was, zum Teufel, ist hier los?«, fragte er einen seiner Adjutanten.
»Wie schon gesagt, General. In Ihrer Abwesenheit hat Major Stone ein paar unserer besten Männer für irgendeine große Aktion mit Roger Hudson eingespannt. Sie haben Dana Evans aufs Korn genommen. Schauen Sie sich das an.«
Der Adjutant gab einen Befehl in seinen Computer ein, und kurz darauf tauchte eine Nacktaufnahme von Dana am Bildschirm auf, als sie im Hotel Breidenbacher Hof gerade unter die Dusche gehen wollte.
General Boosters Miene wurde noch verkniffener. »Herrgott!« Er wandte sich an den Adjutanten. »Wo ist Stone?«
»Er ist weg. Er will mit den Hudsons außer Landes fliegen.«
»Verbinden Sie mich mit dem National Airport«, blaffte General Booster.
Norman Bronson blickte aus dem Hubschrauber nach unten. »Sie fahren zum Park, Jeff«, sagte er. »Wenn sie erst mal dort sind, kriegen wir sie nicht mehr, weil wir wegen der Bäume nicht landen können.«
»Wir müssen sie aufhalten«, drängte ihn Jeff. »Können Sie vor ihnen auf der Straße landen?«
»Klar.«
»Dann machen Sie’s.«
Bronson schob die Regler nach vorn, worauf der Helikopter in den Sinkflug überging. Er steuerte über die Limousine hinweg und zog die Maschine behutsam herunter. Rund zwanzig Meter vor dem Fahrzeug landete er mitten auf der Straße. Sie sahen, wie der Wagen mit quietschenden Bremsen stehen blieb.
»Stellen Sie den Motor ab«, sagte Jeff.
»Das können wir nicht machen. Wir sind dem Kerl auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, wenn -«
»Stellen Sie ihn ab.«
Bronson schaute ihn an. »Wissen Sie genau, was Sie da tun?«
»Nein.«
Bronson seufzte und stellte den Motor ab. Die mächtigen Rotorblätter des Hubschraubers wurden langsamer und kamen schließlich zum Stillstand. Jeff blickte aus dem Fenster.
Cesar hatte die Hintertür der Limousine aufgerissen. »Ihr Freund will uns Ärger machen«, sagte er zu Dana. Er schlug mit geballter Faust zu und traf Dana am Unterkiefer. Bewusstlos fiel sie auf den Sitz zurück. Dann richtete sich Cesar auf und ging auf den Hubschrauber zu.
»Da kommt er«, sagte Bronson nervös. »Mein Gott, ist das ein Riese!«
Selbstbewusst und voller Vorfreude näherte sich Cesar dem Helikopter.
»Jeff, der hat bestimmt eine Knarre. Der bringt uns um.«
»Sie und Ihre Bosse werden im Gefängnis landen, Sie Mistkerl! «, schrie Jeff aus dem Fenster.
Cesar ging einen Schritt schneller.
»Es ist aus. Geben Sie lieber auf.«
Cesar war noch rund fünfzehn Meter vom Hubschrauber entfernt.
»Die Jungs im Knast freuen sich schon auf Sie.«
Noch zehn Meter.
»Auf so was stehen Sie doch bestimmt, nicht wahr, Cesar?«
Cesar rannte jetzt. Noch fünf Meter.
Jeff drückte mit dem Daumen auf den Anlasser, und die mächtigen Rotorblätter des Hubschraubers kamen langsam in Schwung. Cesar achtete nicht darauf, denn er konzentrierte sich ganz auf Jeff, den er mit hasserfüllter Miene musterte. Die Blätter drehten sich immer schneller. Als Cesar auf die Tür des Hubschraubers zustürmte, begriff er plötzlich, was geschah, doch es war zu spät. Jeff schloss die Augen, als er den dumpfen Schlag hörte. Im nächsten Moment waren die Fenster des Hubschraubers innen und außen voller Blut.
»Ich glaube, mir wird schlecht«, sagte Norman Bronson. Er stellte den Motor ab.
Jeff warf einen Blick auf den kopflosen Leib, der am Boden lag, sprang aus dem Hubschrauber und rannte zu der Limousine. Er riss die Hintertür auf. Dana war bewusstlos.
»Dana . Liebes .«
Langsam schlug Dana die Augen auf. Sie blickte zu Jeff auf und murmelte: »Kemal ...«
»Schau doch«, brüllte Jeff, als die Limousine noch fast eine Meile von der Lincoln Preparatory School entfernt war. Vor ihnen in der Ferne sahen sie den Qualm, der allmählich den Himmel verdunkelte.
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