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Роберт Ладлэм: Das Bourne Vermächtnis

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Роберт Ладлэм Das Bourne Vermächtnis

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Jahre nach den Ereignissen im» Bourne Ultimatum «lebt David Webb zurückgezogen in der Nähe von Washington und lehrt als Professor an der Universität von Georgetown. Nichts erinnert mehr an die Gefahren seines früheren Lebens als Agent der CIA. Doch die Vergangenheit holt ihn ein, als er plötzlich selbst ins Visier eines Killers gerät. Webb wird wieder zu dem Mann, der er nie sein wollte: Jason Bourne. In der Rolle des gnadenlosen Killers nimmt er die Spur seines Verfolgers auf. Als zwei seiner Kontaktmänner umgebracht werden und die CIA ihn für den Mörder hält, beginnt ein gefährliches Katz- und Mausspiel. Im Fadenkreuz der eigenen Organisation und bedroht von einem unsichtbaren Feind, muss Jason Bourne alle Kräfte aufbieten, um das tödliche Spiel zu überleben.

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Der Kambodschaner wandte sich an Webb.»Professor, ich danke Ihnen. Wären Sie nicht gekommen.«

«Rongsey«, sagte Webb freundlich,»möchten Sie darüber reden?«

Die Augen des Studenten waren dunkel, unergründlich.»Was gibt’s da zu sagen?«

«Ich denke, das würde von Ihnen abhängen.«

Rongsey zuckte mit den Schultern.»Mir geht’s wieder gut, Professor Webb. Wirklich. Ich bin nicht zum ersten Mal beschimpft worden.«

Webb betrachtete Rongsey noch einige Sekunden lang und wurde dabei von plötzlicher Rührung erfasst, die seine Augen brennen ließ. Er wollte den Jungen in die Arme schließen, ihn an sich drücken und ihm versprechen, ihm werde nie wieder etwas Schlimmes passieren. Aber er wusste, dass Rongseys buddhistische Erziehung ihm nicht gestatten würde, die Geste zu akzeptieren. Wer konnte beurteilen, was hinter der undurchdringlichen Fassade dieses Gesichts vorging? Webb hatte viele andere wie Rongsey gesehen, die durch die Grausamkeiten von Krieg und kulturellem Hass gezwungen gewesen waren, Augenzeugen von Tod, dem Zusammenbruch einer Zivilisation und weiteren Tragödien zu sein, die die meisten Amerikaner nicht begreifen konnten. Er empfand eine starke Nähe zu Rongsey, von schrecklicher Traurigkeit getönte emotionale Bande, eine Bestätigung der Wunde in seinem Inneren, die nie ganz heilen würde.

Alle diese Gefühle standen zwischen ihnen: vielleicht im Stillen erkannt, aber niemals ausgesprochen. Mit leichtem, fast traurigem Lächeln dankte Rongsey ihm nochmals förmlich, und sie verabschiedeten sich voneinander.

Webb stand allein zwischen den vorbeihastenden Studenten und Dozenten — und wusste doch, dass er nicht wirklich allein war. Trotz aller Bemühungen hatte die aggressive Persönlichkeit Jason Bournes wieder einmal die Oberhand gewonnen. Er atmete langsam und tief, konzentrierte sich angestrengt und wandte die mentalen Techniken an, die sein Freund, der Psychiater Mo Panov ihn gelehrt hatte, um die Bourne-Identität zu verdrängen. Als Erstes konzentrierte er sich auf seine Umgebung, auf das Blau und Gold des Frühlingsnachmittags, auf den grauen Stein und die roten Klinker der Gebäude rings um den Innenhof, auf die Bewegungen der Studenten, die lächelnden Gesichter der Mädchen, das Lachen der Jungen, die ernsten Stimmen der Professoren. Er absorbierte jedes einzelne dieser Elemente vollständig und erdete sich in Raum und Zeit. Dann, erst dann richtete er seine Gedanken nach innen.

Vor vielen Jahren war er als Diplomat in Phnom Penh stationiert gewesen. Damals war er verheiratet gewesen — nicht mit seiner jetzigen Frau Marie, sondern mit einer Thailänderin namens Dao. Sie hatten zwei Kinder, Joshua und Alyssa, und wohnten in einem Haus am Fluss. Amerika führte Krieg gegen Nordvietnam, aber der Krieg war nach Kambodscha übergeschwappt. Eines Nachmittags, als er im Dienst gewesen war und seine Frau mit den Kindern im Fluss gebadet hatte, waren sie von einem Tiefflieger beschossen und getötet worden.

Webb war vor Kummer fast wahnsinnig geworden. Schließlich war er aus seinem Haus in Phnom Penh geflüchtet und als Mann ohne Vergangenheit und ohne Zukunft in Saigon angekommen. Es war Alex Conklin gewesen, der den todunglücklichen, halb verrückten David Webb dort von der Straße geholt und einen erstklassigen Geheimdienstagenten aus ihm geformt hatte. In Saigon hatte Webb töten gelernt, hatte den eigenen Selbsthass nach außen projiziert und seinen Zorn gegen andere gerichtet. Nachdem ein Mitglied von Conklins Gruppe — ein bösartiger Gangster namens Jason Bourne als Spion enttarnt worden war, hatte Webb ihn liquidiert. Webb hatte die Identität Bournes hassen gelernt, aber in Wirklichkeit war sie oft genug seine Rettung ge-wesen. Jason Bourne hatte ihm häufiger das Leben gerettet, als Webb sich erinnern konnte. Eine amüsante Vorstellung, wenn sie nicht buchstäblich wahr gewesen wäre.

Jahre später, als sie beide nach Washington zurückgekehrt waren, hatte Conklin ihm einen langfristigen Auftrag erteilt. Als Geheimagent war er faktisch ein» Schläfer «gewesen und hatte den Namen Jason Bourne — eines lange toten, von allen vergessenen Mannes — angenommen. Drei Jahre lang war Webb Bourne gewesen: Er hatte sich in einen berüchtigten international agierenden Attentäter verwandelt, um einen extrem gewieften Terroristen zu fassen.

Aber in Marseille war sein Einsatz gründlich schief gegangen. Er war angeschossen und als vermeintlich Toter ins nachtdunkle Mittelmeer geworfen worden. Doch er war von der Besatzung eines Fischerboots aus dem Wasser gezogen und in dem Hafen, in dem sie ihn an Land gesetzt hatte, von einem Säufer von Arzt gesundgepflegt worden. Das einzige Problem war, dass er durch den Schock seines Beinahe-Todes das Gedächtnis verloren hatte. Langsam zurückgekehrt waren Bournes Erinnerungen. Erst viel später hatte er mit Hilfe seiner zukünftigen Frau Marie erkannt, dass er in Wirklichkeit David Webb war. Inzwischen war die Jason-Bourne-Persönlichkeit jedoch zu tief in ihm verwurzelt, zu mächtig und zu gerissen, um zu sterben.

Letztlich war er eine gespaltene Persönlichkeit geworden: David Webb, der Linguistikprofessor, mit einer neuen Frau und abermals zwei Kindern, und Jason Bourne, der von Alex Conklin zu einem erstklassigen Spion ausgebildete Geheimagent. In Krisensituationen hatte Conklin manchmal auf Bournes Talente zurückgegriffen, und Webb hatte widerstrebend seine Pflicht getan. Aber in Wirklichkeit hatte Webb seine Bourne-Persönlichkeit kaum unter Kontrolle. Was vorhin mit Rongsey und den drei Schlägertypen passiert war, war Beweis genug. Trotz Webbs endloser Therapie bei Panov hatte Bourne eine Art, sich in den Vordergrund zu drängen, gegen die Webb machtlos war.

Chan, der das Gespräch zwischen David Webb und dem kambodschanischen Studenten von jenseits des Innenhofs aus beobachtet hatte, verschwand in dem Gebäude schräg gegenüber der Healy Hall und stieg die Treppe in den zweiten Stock hinauf. Da er wie die meisten Studenten gekleidet war und viel jünger als seine siebenundzwanzig Jahre aussah, würdigte ihn niemand eines zweiten Blicks. Zu seiner Khakihose trug er eine Jeansjacke und über einer Schulter einen sehr geräumigen Rucksack. Seine Laufschuhe quietschten nicht, als er an den Türen von Seminarräumen vorbei den Flur entlangging. Vor seinem inneren Auge stand ein klares Bild des Blicks über den Innenhof. Er berechnete wieder Winkel, wobei er berücksichtigte, dass die alten Bäume sein Ziel verdecken könnten.

Er machte vor der sechsten Tür Halt, hörte drinnen einen Professor dozieren. Seine Ausführungen über Ethik nötigten Chan ein ironisches Lächeln ab. Seiner Erfahrung nach — die groß und vielseitig war — war Ethik so tot und sinnlos wie Latein. Er ging zum nächsten Raum weiter, der frei war, wie er bereits erkundet hatte, und trat ein.

Nun bewegte er sich rascher, schloss die Tür hinter sich, sperrte ab, durchquerte den Raum, öffnete eines der auf den Innenhof hinausführenden Fenster und machte sich an die Arbeit. Aus seinem Rucksack holte er ein 7,62-mm-Scharfschützengewehr SWD Dragunow mit ausklappbarer Schulterstütze. Er setzte das Zielfernrohr auf und stützte die Waffe auf die Fensterbank. Durchs Zielfernrohr fand er David Webb, der jetzt allein vor der Healy Hall stand. Unmittelbar links neben ihm ragten Bäume auf. Von Zeit zu Zeit verdeckte ihn ein vorbeigehender Student. Chan holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Er zielte auf Webbs Kopf.

Webb schüttelte den Kopf, als könne er so die Wirkung seiner Erinnerungen an die Vergangenheit loswerden, und konzentrierte sich nochmals auf seine unmittelbare Umgebung. Die jungen Blätter raschelten in der auffrischenden Brise, ihre Spitzen waren von Sonnenlicht vergoldet. In der Nähe lachte eine Studentin, die ihre Bücher an sich gedrückt trug, über die Pointe eines Witzes. Aus einem offenen Fenster wehte undeutlich Popmusik herab. Webb, der weiter an all die Dinge dachte, die er zu Rongsey hatte sagen wollen, war kurz davor, die Stufen zur Healy Hall hinaufzugehen, als ein leises Fffftt! an sein Ohr drang. Er reagierte instinktiv, trat in den gesprenkelten Schatten unter den Bäumen.

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