Das wurde sofort durch eine Abstimmung besiegelt, an der Danny jedoch nicht teilnehmen wollte.
Jetzt mussten sie die weiteren Schritte der Gruppe planen.
»Zuerst müssen wir was essen. Ich habe tierischen Hunger«, sagte Rick.
Tatsächlich waren sie alle hungrig wie ein Wolf. Sie waren die ganze Nacht auf gewesen, ohne etwas zu essen. Dazu kam dann noch die wilde Flucht vor den Ameisen.
»Wir müssen eine Menge Kalorien verbrannt haben«, sagte Peter.
»Ich war noch nie in meinem ganzen Leben so hungrig«, sagte Erika Moll.
»Unsere Körper sind winzig. Wir verbrennen wahrscheinlich die Kalorien viel schneller als früher. Wie ein Kolibri, wisst ihr?«
Sie holten die Fertiggerichtpackungen heraus, rissen sie auf und verschlangen deren Inhalt mit Heißhunger. Es war nicht viel, und nach ein paar Augenblicken war alles verschwunden. Sie fanden dann noch einen riesigen Block Schokolade, den Karen mit ihrem Messer in sieben gleich große Stücke aufteilte. Auch die gesamte Schokolade war nach kurzer Zeit aufgegessen.
Als sie den Bunker nach etwas absuchten, das ihnen auf dem Marsch zum Parkplatz nützlich sein konnte, fanden sie unter dem Laborzubehör einige Plastikflaschen und -gefäße mit Schraubverschlüssen, die sie auf dem Tisch stapelten. Die Flaschen konnten sie als Wasserbehälter benutzen oder um chemische Verbindungen aufzubewahren, falls sie sich unterwegs welche beschaffen konnten. »Wir werden chemische Waffen brauchen, wie sie die Insekten und Pflanzen besitzen«, sagte Jenny Linn.
»Ja, und ich brauche ein Gefäß, in das ich mein Curare tun kann«, ergänzte Rick.
»Curare«, sagte Karen. »Genau.«
»Ein wirklich fieses Zeug«, sagte Rick.
»Wenn man weiß, wie man es herstellt.«
»Das weiß ich sehr wohl«, sagte Rick beleidigt.
»Wer hat dir das beigebracht? Ein Jäger?«
»Ich habe wissenschaftliche Arbeiten gelesen –«
»Wissenschaftliche Arbeiten über Curare.« Karen wandte sich etwas anderem zu, während Rick vor Wut schäumte.
In einer Kiste hatten sie drei Stahlmacheten gefunden. Zu jeder Machete gehörten ein Gürtel und ein Holster. In einer Gürteltasche steckte ein diamantener Messerschärfer. Peter Jansen holte die Klinge heraus und berührte deren Schneide mit dem Daumen. »Wow, die ist aber wirklich scharf.« Er hieb mit der Klinge auf den Rand eines Tisches. Sie drang in das Holz ein wie in einen Weichkäse. Diese Machete war schärfer als ein Skalpell.
»Sie ist so scharf wie ein Mikrotom«, sagte er. »Wir hatten eines in unserem Labor, um Gewebe in kleine Scheiben zu schneiden, wisst ihr noch?«
Peter fuhr mit dem Diamantschärfer über die Schneide der Machete. »Die Schneide ist sehr dünn, deshalb wird sie wahrscheinlich schnell stumpf. Aber wir können sie ja jederzeit schärfen.« Die Macheten würden ihnen helfen, sich einen Weg durch den Dschungel zu bahnen.
Karen King schwang eine der Macheten über dem Kopf. »Gute Balance«, sagte sie. »Eine ordentliche Waffe.«
Rick Hutter war erschreckt einen Schritt zurückgewichen, als Karen die Machete herumwirbelte. »Du könntest jemand den Kopf abhacken«, rief er.
Sie grinste ihn an. »Ich weiß, was ich tue. Bleib du bei deinen Beeren und Blaspfeilen.«
»Hör endlich auf, mich ständig anzumachen«, explodierte Rick. »Was willst du eigentlich von mir?«
Jetzt war es an Peter Jansen, sich einzumischen. Sie hatten sich zwar versprochen, als Team zusammenzuarbeiten, aber das war leichter gesagt als getan. »Bitte – Rick – Karen – wir würden es alle begrüßen, wenn ihr euch nicht ständig streitet. Das ist gefährlich für uns alle.«
Jenny Linn schlug Rick auf die Schulter und sagte: »Karen zeigt damit nur, dass sie Angst hat.«
Das kam zwar bei Karen überhaupt nicht gut an, aber sie sagte trotzdem kein Wort. Jenny hatte nämlich recht. Karen wusste ganz genau, dass diese Macheten einige Raubtiere nicht stoppen konnten. Zum Beispiel Vögel. Sie hatte gegen Rick gestichelt, weil sie Angst hatte. Dass sie ihre Furcht den anderen gezeigt hatte, beschämte sie. Sie kletterte die Leiter hinauf, öffnete den Lukendeckel und ging nach draußen, um sich wieder zu beruhigen. Sie begann die Kisten zu inspizieren, die unter dem Zeltdach standen. In einer fand sie Nahrungspakete, in einer anderen viele Ampullen mit wissenschaftlichen Proben, die wahrscheinlich ein Außenteam zurückgelassen hatte. Unter einer Plane entdeckte sie dann einen Stahlstab, der länger war als sie. An einem Ende hatte er eine Spitze, während das andere Ende verbreitert und abgeflacht war. Einen Moment lang konnte sie sich nicht vorstellen, was das für ein metallenes Ding sein sollte. Plötzlich machte es Klick in ihrem Kopf. Sie kletterte die Leiter hinunter und teilte den anderen mit, was sie gefunden hatte. »Eine Nadel!«, rief sie aufgeregt.
Es war unklar, was die Nadel in diesem Zelt sollte. Vielleicht hatte man mit ihr etwas an den Boden geheftet. Auf jeden Fall bestand sie aus Stahl und konnte in eine gute Waffe verwandelt werden. »Wir könnten sie mit dem Diamantschärfer abschleifen, um sie richtig scharf zu machen«, sagte Karen. »Und wir könnten in die Spitze eine Kerbe reinarbeiten, die als Widerhaken dienen würde. Eine Pfeilspitze mit Widerhaken ist tödlich. Sie dringt in das Beutetier ein und kann dann nicht mehr abgeschüttelt werden. Wie eine Harpune.«
Sie mussten die Nadel oben unter dem Zelt bearbeiten, da sie zu groß war, um sie die Leiter hinunterzubringen. Mit dem Diamantschärfer brachten sie den Stahl in die gewünschte Form. Zuerst sägten sie das abgeflachte obere Nadelende ab. Das machte sie kürzer und verlieh ihr eine bessere Balance, sodass eine einzige Person sie halten und werfen konnte. Abwechselnd feilten sie in die Spitze eine Kerbe als Widerhaken ein. Mit dem Diamantschärfer ließ sich der Stahl wirklich gut bearbeiten. Als sie fertig waren, hob Peter die Harpune auf und wog sie in der Hand. Obwohl sie aus massivem, glänzendem Stahl bestand, konnte er mit ihr umgehen, als ob sie fast überhaupt nichts wiegen würde. Trotzdem war ein Stück Stahl von dieser Größe in der Mikrowelt gerade schwer genug, um einem Insekt ernste Schäden zuzufügen. Dieser Stahl musste nur scharf genug sein und mit der nötigen Wucht geworfen werden.
Danny Minot weigerte sich, bei irgendeiner dieser Arbeiten mitzuhelfen. Er saß mit verschränkten Armen und angezogenen Knien im Bunker auf einem Bett und sah ihnen zu. Peter Jansen tat er schließlich leid. Er ging zu ihm hinüber und sagte ruhig: »Bitte komm mit uns. Du bist hier nicht sicher.«
»Du hast doch selbst gesagt, ich sei der Schwächste hier«, erwiderte Danny.
»Wir brauchen deine Hilfe, Danny.«
»Das wäre Beihilfe zum Selbstmord«, sagte er bitter und blieb auf seinem Bett sitzen.
Rick Hutter machte sich daran, Blasrohrpfeile herzustellen. Er wagte sich einige Schritte aus dem Zelt heraus, um mehrere Grashalme abzuschneiden. Er hatte eine Machete dabei, um sich notfalls gegen Ameisen wehren zu können. Zurück im Bunker, schnitt er einen Halm der Länge nach auf und holte die härteren holzigen Fasern heraus. Das Gras schien so stabil wie Bambus zu sein. Er stellte aus dem Halmmaterial zwei Dutzend Pfeile her. Diese mussten jetzt nur noch gehärtet werden. Er ging zum Herd hinüber und machte eine Herdplatte an. Danach erhitzte und härtete er die Pfeilspitze, indem er sie über die heiße Platte hielt. Als er damit fertig war, riss er eine Matratze auf und holte etwas Füllung heraus.
Er musste eine Art Quaste aus weichem Material am hinteren Ende des Blasrohrpfeils befestigen, sodass der Pfeil vom Atem eines Menschen durch das Rohr hindurchgepustet werden konnte. Um diese Quaste, die die normale Befiederung ersetzen musste, am Pfeilschwanz anbringen zu können, brauchte er einen Faden. »Amar, hast du noch was von dieser Spinnenseide?«
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