Владимир Каменер - Russendisko

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Beobachten statt phantasieren - so lautet das Motto des russischen, in Berlin lebenden Erfolgsautors. Mit scharfem Blick für die Skurrilitäten des Alltags beschreibt Kaminer Menschen und Schicksale in
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Alltag eines Kunstwerks

Es war Herbst, als ich bei der Eröffnung einer Ausstellung an der Berliner Hochschule der Künste den russischen Bildhauer Sergej N. kennen lernte. Ein Mann von fünfunddreißig Jahren, ruhig, selbstbewusst und solide. Wir freuten uns beide, denn es ist immer gut, einem Landsmann im Ausland zu begegnen, noch dazu einem Künstler. Mit strahlenden Augen erklärte mir Sergej sein Werk. Dabei deutete er an, dass er seit Jahren nur mit Beton arbeite, leichtere Materialien würde er verachten. Sein Werk hieß »Mutterherz« und stellte eine mittelgroße Muschel mit einem Punkt in der Mitte dar, von dem aus mehrere Strahlen nach außen gingen. Ich sah sofort, dass Sergej ein sehr begabter Mann war. Das Mutterherz wirkte wie ein gigantisches Fragezeichen an die ganze Menschheit: Warum? Ein Herz aus Beton, das Leid der Materie und die Leidenschaft des Steins.

Wir tranken zusammen Tee und unterhielten uns über Kunst. Ich fragte Sergej nach der Bedeutung seines Werks. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Lass uns lieber Wodka trinken gehen!« Später vergaß ich die geheimnisvolle Muschel wieder. Inzwischen wurde es Winter, der erste Schnee fiel. Sergej rief mich an und erzählte Folgendes: Er hatte seine Muschel bei dem großen Wettbewerb für das Holocaust-Denkmal angemeldet. Sie sollte den konzentrierten Schmerz der Menschheit symbolisieren, einen in Beton gegossenen Schrei. Ich konnte mir die Muschel sehr gut als Holocaust-Mahnmal vorstellen. So trafen wir uns, denn diese Nachricht erforderte eindeutig eine Diskussion. Wir unterhielten uns über Kunst, tranken Tee und wechselten dann zu Wodka. Mehrere Wochen danach erfuhr ich von Sergej, man habe sein Werk abgelehnt unter dem Vorwand, es sei zu klein für ein zentrales Holocaust-Mahnmal. Trotzdem verlor er nicht die Hoffnung, irgendwann für seine Muschel den richtigen Platz zu finden. Ich dachte anschließend noch eine Weile, besonders beim Teetrinken, über die heutige Kunst nach, doch dann vergaß ich die Geschichte erneut.

Der Frühling kam, die Tage wurden wärmer. Er hatte eine Einladung aus Prag bekommen. Seine Muschel sollte als Denkmal zur Erinnerung an die Massenvergewaltigungen tschechischer Frauen durch sowjetische Soldaten bei ihrem Einmarsch in die CSSR 1968 aufgestellt werden. Sergej fragte mich, ob es günstiger wäre, die Muschel mit einem Lastwagen oder mit der Bahn nach Prag zu verfrachten. Wir verabredeten uns zum Tee, saßen eine Weile zusammen, unterhielten uns über Kunst und wollten sogar schon zusammen nach Prag fahren. Es kam aber dann doch nicht dazu. Zwei Wochen später erhielt Sergej eine Absage: Aus finanziellen Gründen sollte das Ganze noch einmal überdacht werden. Zu Hause blätterte ich eine Weile in Kunstzeitschriften, hörte dann aber wieder damit auf und widmete mich dem Alltag. Endlich wurde es Sommer. An den Bäumen wuchsen wieder die Blätter und auf den Wiesen das Gras. Sergej bat mich, ihm zu helfen, seine Muschel nach Hamburg zu transportieren, wo sie auf einer Erotikmesse das unerfüllte Verlangen nach Vaginalkontakten ausdrücken sollte. Wir hatten eine Menge Spaß in Hamburg. Rund um Sergejs Meisterwerk sammelten sich Männer und kratzten am Beton. Eine Frau mittleren Alters blieb stehen, als sie die Plastik sah, errötete und warf unsichere Blicke um sich. Nach ein paar Tagen fuhren wir mit der Muschel im Anhänger wieder zurück nach Berlin. Wir waren beide verkatert, unsere Wege trennten sich. Eine Zeitlang erinnerte ich mich noch an Hamburg, dann vergaß ich die Erlebnisse dort.

Es wurde Herbst, die Tage wurden kühler, die Straßen leerer. Ich lief ziellos durch die Stadt, auf einmal stand ich vor einem Abenteuerspielplatz im Wedding. Die Kinder klebten an einer riesigen Schnecke, die aus dem Sand herausragte. Trotz frischer Farbe erkannte ich sofort das alte »Mutterherz«. Es gibt Dinge, die man nie vergisst. Als Schnecke auf dem Spielplatz sah sie herrlich aus. Auch die Kinder schienen glücklich. Sergej konnte mit sich und der Welt zufrieden sein. Ich ging beseelt nach Hause und summte vor mich hin.

Raus aus dem Garten der Liebe

Ende der Achtzigerjahre traf ich mich oft mit anderen Jungs im Foyer des MoskauerKinotheaters des wiederholten Films. Wir waren Hippies und hatten alle Spitznamen. Das Foyer auch, man nannte es »den Garten der Liebe«. Es hieß so, weil es dort im Winter immer warm war und das Kino kaum besucht wurde. Dort trafen wir uns fast jeden Tag und besprachen die wichtigsten Themen. Das interessanteste Thema damals waren nicht etwa Mädchen oder Drogen, sondern die Emigration. Unsere größten Helden waren jene, die es geschafft hatten, über die Grenze zu kommen. Irgendwie konnten wir uns mit diesen Menschen identifizieren, schließlich fühlten wir uns auch alle verfolgt, die Älteren von der Polizei, die Jüngeren von den Eltern. Bei meinem Freund, den wir Prinz nannten, wurde das Thema allerdings zur Manie. Er sammelte sämtliche Zeitungsberichte über Überläufer und klebte sie sorgfältig in eine Mappe. Er kannte sie alle, die schlaue DDR-Familie, die aus mehreren Klepper-Regenmänteln einen Heißluftballon genäht und damit die Grenze überflogen hatte, das Ehepaar aus Estland, das sich mit Gänseschmalz eingeschmiert hatte und hundert Kilometer weit nach Finnland geschwommen war. Zwei Tage waren sie im kalten Wasser, dafür aber dann den Rest des Lebens im sonnigen Finnland. Prinz kannte auch die Geschichte des Malers Sachanevich, der während einer Kreuzfahrt im Schwarzen Meer von einem Schiff gesprungen und so in die Türkei gelangt war. Er wusste von dem Bildhauer Petrov, der sich mit Bronze bemalt und für eine Statue ausgegeben hatte, die zu einer Ausstellung nach Paris geschickt wurde. Petrov verbrachte eine ganze Woche in einer Holzkiste, kam jedoch nie in Paris an. Bei einem Zwischenstopp in Amsterdam öffnete ein Zollbeamter die Kiste, weil ihr der Geruch von Scheiße entströmte. Heraus kam der bemalte Petrov und bat als verfolgter Künstler um politisches Asyl. Vitalij, der Prinz, träumte von einem ähnlichen Coup und bereitete sich gründlich darauf vor. Mein anderer Freund, Andrej, genannt der Pessimist, erklärte jedoch alle seine Ideen für untauglich und lachte ihn aus. »Wir sind hier für immer versklavt, egal wie clever du deine Flucht anstellst, die Sowjets werden dich trotzdem zurückholen.«

Unerwartet für uns alle war Andrej dann der Erste, der aus dem »Garten der Liebe« in die große weite Welt türmte. Als der Papst Polen besuchte, konnten die Soldaten an der polnischweißrussischen Grenze die Gläubigen nicht zurückhalten. Für sie wurde daraufhin schnell eine Sonderregelung eingeführt: Die Pilger durften in kleinen Gruppen ohne Stempel mit einer Namensliste nach Polen. Der magere Pessimist sah damals mit seinem Bart und langen Haaren wie ein religiöser Fanatiker aus. Problemlos gelang es ihm, sich einer der Pilgergruppen anzuschließen. Kaum hatten sie die Grenze überschritten, trennte er sich von ihr und fuhr weiter in Richtung Deutschland, ohne den Papst eines Blickes zu würdigen. Er schlug sich bis nach Frankreich durch und lernte in der Nähe von Paris beim Trampen einen Russen kennen, der ihm weiterhalf. Pessimist ließ sich in Paris nieder und jobbte dort in einem russischen Buchladen. Seit fünf Jahren kann er von seiner Malerei leben.

Prinz saß währenddessen fast täglich am Arbat, der Haupttouristenstraße, und versuchte gemäß seiner neuesten Fluchtidee, ältere ausländische Damen anzubaggern. Sie sollten möglichst aus Schweden oder Finnland sein. Seiner Vorstellung nach mangelte es gerade dort an fähigen Männern. Kurz bevor er die letzte Hoffnung verlor, lernte er ein Mädchen aus Dänemark kennen, eine Journalistin. Sie nahm ihn schließlich mit nach Kopenhagen. Ich bekam daraufhin eine Ausgabe der ZeitungDagens Nyheter zugeschickt, mit seinem zahnlosen Grinsen auf der ersten Seite. »Dieser Mann hat all seine Zähne auf den Straßen von Moskau verloren«, lautete die Überschrift. In einem Brief berichtete mir Prinz, dass das dänische Parlament seinetwegen eine Sondersitzung einberufen hätte und dass man ihm politisches Asyl gewährt habe. Unlängst gründete er seine eigene Firma. Meine beiden Freunde haben sich inzwischen europäisiert, also sehr verändert. Wir unterhalten uns nur noch selten und wenn, dann per Internet.

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