Владимир Каменер - Russendisko

Здесь есть возможность читать онлайн «Владимир Каменер - Russendisko» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2000, Жанр: Юмористическая проза, Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Russendisko: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Russendisko»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Beobachten statt phantasieren - so lautet das Motto des russischen, in Berlin lebenden Erfolgsautors. Mit scharfem Blick für die Skurrilitäten des Alltags beschreibt Kaminer Menschen und Schicksale in
_

Russendisko — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Russendisko», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Wir, als die Ersten in Berlin, hatten das alles nicht nötig. Nur ein Schwanz aus unserem Heim musste dran glauben, der von Mischa. Die jüdische Gemeinde Berlins hatte unsere Siedlung in Marzahn entdeckt und lud uns jeden Samstag zum Essen ein. Besonders viel Aufmerksamkeit bekamen die jüngeren Emigranten. Von der Außenwelt abgeschnitten und ohne Sprachkenntnisse lebten wir damals ziemlich isoliert. Die Juden aus der Gemeinde waren die Einzigen, die sich für uns interessierten. Mischa, mein neuer Freund Ilia und ich gingen jede Woche hin. Dort, am großen gedeckten Tisch, standen immer ein paar Flaschen Wodka für uns bereit. Es gab nicht viel zu essen, dafür war alles liebevoll hausgemacht. Der Chef der Gemeinde mochte uns. Ab und zu bekamen wir von ihm hundert Mark. Er bestand darauf, dass wir ihn zu Hause besuchten. Ich habe damals das Geld nicht angenommen, weil mir bewusst war, dass es dabei nicht um reine Freundschaft ging, obwohl er und die anderen Mitglieder der Gemeinde mir sympathisch waren. Aber es handelte sich um eine religiöse Einrichtung, die auf der Suche nach neuen Mitgliedern war. Bei einer solchen Beziehung wird irgendwann eine Gegenleistung fällig. Ich blieb samstags im Heim, röstete Esskastanien im Gasherd und spielte mit den Rentnern Karten. Meine beiden Freunde gingen jedoch immer wieder zur Gemeinde hin und freuten sich über die Geschenke. Sie freundeten sich mit dem Chef an und aßen mehrmals bei ihm zu Hause Mittag. Eines Tages sagte er zu den beiden: »Ihr habt euch als gute Juden erwiesen, nun müsst ihr euch auch beschneiden lassen, dann ist alles perfekt.« »Da mache ich nicht mit«, erwiderte Ilia und ging. Der eher nachdenkliche Mischa blieb. Von Gewissensbissen geplagt, wegen des angenommenen Geldes und der Freundschaft zum Gemeindevorsitzenden musste er nun für alle unsere Sünden büßen - im jüdischen Krankenhaus von Berlin. Hinterher erzählte er uns, dass es gar nicht weh getan und angeblich sogar noch seine Manneskraft gesteigert hätte. Zwei Wochen musste er mit einem Verband herumlaufen, aus dem ein Schlauch herausguckte.

Am Ende der dritten Woche versammelte sich die Hälfte der männlichen Belegschaft unseres Heimes im Waschraum. Alle platzten vor Neugierde. Mischa präsentierte uns seinen Schwanz - er war glatt wie eine Wurst. Stolz klärte uns Mischa über den Verlauf der Operation ab: Die Vorhaut war mit Hilfe eines Laserstrahls entfernt worden, völlig schmerzlos. Doch die meisten Anwesenden waren von seinem Schwanz enttäuscht. Sie hatten mehr erwartet und rieten Mischa, das mit dem Judentum sein zu lassen, was er dann später auch tat. Manche Bewohner unseres Heims dachten, das kann alles nicht gut ausgehen und fuhren wieder nach Russland zurück. Keiner konnte damals verstehen, wieso uns ausgerechnet die Deutschen durchfütterten. Mit den Vietnamesen zum Beispiel, deren Heim auch in Marzahn und gar nicht weit von unserem entfernt stand, war alles klar: Sie waren die Gastarbeiter des Ostens, aber die Russen? Vielleicht war es bei den ersten Juden im Polizeipräsidium am Alex nur ein Missverständnis, ein Versehen, und dann wollten die Beamten es nicht zugeben und machten brav weiter? So ähnlich wie beim Fall der Mauer? Aber wie alle Träume ging auch dieser schnell zu Ende. Nach sechs Monaten schon wurden keine Aufnahmen mehr vor Ort zugelassen. Man musste in Moskau einen Antrag stellen und erst einmal ein paar Jahre warten. Danach wurden Quoten eingeführt. Gleichzeitig wurde hinterher per Beschluss festgelegt, dass alle Juden, die bis zum 31. Dezember 1991 eingereist waren, als Flüchtlinge anerkannt werden und alle Rechte eines Bürgers genießen sollten, außer dem Recht zu wählen.

Aus diesen Juden und aus den Russlanddeutschen bestand die fünfte Welle, obwohl die Russlanddeutschen eine Geschichte für sich sind. Alle anderen Gruppierungen - die russischen Ehefrauen oder Ehemänner, die russischen Wissenschaftler, die russischen Prostituierten sowie die Stipendiaten bilden zusammen nicht einmal ein Prozent meiner hier lebenden Landsleute.

Wie viele Russen gibt es in Deutschland? Der Chef der größten russischen Zeitung in Berlin sagt, drei Millionen. Und 140000 allein in Berlin. Er ist aber nie richtig nüchtern, deswegen schenke ich ihm keinen Glauben. Er hat auch schon vor drei Jahren drei Millionen gesagt. Oder waren es damals vier? Aber es stimmt schon, die Russen sind überall. Da muss ich dem alten Redakteur Recht geben, es gibt eine Menge von uns, besonders in Berlin. Ich sehe Russen jeden Tag auf der Straße, in der U-Bahn, in der Kneipe, überall. Eine der Kassiererinnen im Supermarkt, in dem ich einkaufen gehe, ist eine Russin. Im Friseursalon ist auch eine. Ebenso die Verkäuferin im Blumenladen. Der Rechtsanwalt Grossman, auch wenn man es bei dem kaum glauben mag, ist ursprünglich aus der Sowjetunion gekommen, so wie ich vor zehn Jahren. Gestern in der Straßenbahn unterhielten sich zwei Jungs ganz laut auf Russisch, sie dachten, keiner versteht sie. »Mit einem 200 mm-Lauf kriege ich das nicht hin. Er ist doch ständig von vielen Menschen umgeben.« »Dann solltest du einen 500er nehmen.« »Aber ich habe doch nie mit einem 500er gearbeitet!« »Gut, ich rufe morgen den Chef an und bestelle eine Gebrauchsanweisung für den 500er. Ich weiß aber nicht, wie er reagieren wird. Besser ist es, du versuchst es mit dem 200er. Man kann es doch noch einmal probieren!« Man kann.

Geschenke aus der DDR

Meine Eltern und ich lebten lange Zeit hinter dem Eisernen Vorhang. Die einzige Verbindung zum westlichen Ausland war die Fernsehsendung »Das Internationale Panorama«, die jeden Sonntag im ersten Programm gleich nach der »Stunde der Landwirtschaft« kam. Der Moderator, ein übergewichtiger und immer etwas gestresster Politologe, war schon seit Jahren in einer wichtigen Mission unterwegs: meinen Eltern und Millionen anderer Eltern den Rest der Welt zu erklären. Jede Woche bemühte er sich, alle Widersprüche des Kapitalismus in vollem Ausmaß auf dem Bildschirm zu zeigen. Doch der Mann war so dick, dass das ganze Ausland hinter ihm kaum zu sehen war. »Dort, hinter dieser Brücke schlafen die hungrigen Arbeitslosen in alten Pappkisten, während da oben auf der Brücke, wie Sie sehen, die Reichen in großen Autos zu ihren Vergnügungsorten fahren!«, berichtete der Dicke zum Beispiel in seiner Sendung »New York - eine Stadt der Kontraste«. Wir starrten wie gebannt auf den Bildschirm: Ganz oben war ein Stück von der Brücke zu sehen und einige Autos, die sie überquerten. Das geheimnisvolle Ausland sah nicht besonders gut aus, unser Mann hatte es dort sicher nicht leicht. Aus irgendeinem Grund wollte der Politologe aber seinen Job trotz des ganzen Elends in der westlichen Welt nicht hinschmeißen und fuhr Jahr für Jahr immer wieder hin. Wenn er gerade mal arme Länder besuchte, lobte er die Werte der Kollektivität und der Solidarität. »Dort, hinter meinem Rücken«, berichtete der Dicke beispielsweise aus Afrika, »greifen die Affen die Menschen an, und die Affen sind unbesiegbar, weil sie zusammenhalten.«

Unsere Familie hatte noch eine andere halblegale Quelle, aus der die Informationen über das Leben im Ausland zu uns flossen: Onkel Andrej aus dem dritten Stock. Er war bei der Gewerkschaft eines geheimen Betriebes eine große Nummer und durfte unbeschwert zu irgendwelchen Geschäftstreffen nach Polen und sogar in die DDR fahren. Das tat er auch mindestens zweimal im Jahr. Ab und zu kam Onkel Andrej mit seiner Frau zu meinen Eltern, immer mit einer Flasche ausländischen Doppelkorns. Sie verbarrikadierten sich in der Küche, und der Nachbar erzählte, wie es im Ausland wirklich war. Die Kinder durften selbstverständlich nicht mithören. Ich war ziemlich gut mit Onkel Andrejs Sohn Igor befreundet, wir gingen in die gleiche Klasse. Igor trug lauter ausländische Sachen: El Pico Jeans, braune Turnschuhe, sogar ärmellose T-Shirts, die es bei uns nicht gab. Obwohl Igor der bestangezogene Junge in unserer Klasse war, gab er damit nicht an und war auch nicht geizig. Immer wenn ich ihn besuchte, schenkte er mir irgendeine Kleinigkeit. Bald besaß ich eine ganze Sammlung, die ich als »Geschenke aus der DDR« bezeichnete. Sie bestand aus einigen Bierdeckeln, deren Verwendung und Sinn mir vollkommen unklar war, einer Tüte Gummibärchen, einer leerenOrient Zigarettenschachtel, einer Audiokassette von ORWO, einem »Lolek und Bolek«-Kaugummi und einem Abziehbild mit mir unbekannten Comicfiguren drauf. Igor wollte später auch einmal Gewerkschaftsfunktionär werden wie sein Vater. Mein Vater half Onkel Andrej einmal bei der Reparatur seines Wolgas. Dafür bekam er eine angebrochene FlascheCuragao Blue. Die blaue Flüssigkeit hat das damalige Weltbild meines Vaters stark beeinflusst. Nicht, dass er sie getrunken hätte. Doch im blauen Licht der Flasche, die eine ganze Weile auf unserem Bücherregal stand, wurde er immer misstrauischer gegenüber dem Politologen, der das »Internationale Panorama« moderierte. Der Politologe selbst veränderte sich auch, er wurde nachdenklicher und ihm fielen die Worte für die Beschreibung des Auslandes immer schwerer. 1986, unter Gorbatschow, verschwand er plötzlich vom Bildschirm. In irgendeinem Land der Kontraste ist er für immer geblieben. Kurz danach fiel der Eiserne Vorhang, alles veränderte sich, derCuragao Blue wurde langsam grau, und das wahre Gesicht der Welt begann sich zu offenbaren.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Russendisko»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Russendisko» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Владимир Соловьев - Апокалипсис от Владимира
Владимир Соловьев
Владимир Владимиров - Талмуд и Коран. Выбор веры
Владимир Владимиров
Владимир Каминер - Russendisko. Рассказы
Владимир Каминер
Отзывы о книге «Russendisko»

Обсуждение, отзывы о книге «Russendisko» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x