Jenny Erpenbeck - Gehen, ging, gegangen

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Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

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4

Nachts geht er pinkeln und kann danach nicht mehr schlafen, so wie in den letzten Monaten manchmal. Im Dunkeln liegt er dann da, und schaut seinen Gedanken dabei zu, wie sie auf Abwege geraten. Er denkt an den Mann, der unten im See liegt, ganz am Grund, wo der See selbst im Sommer noch kalt ist. An sein leeres Büro. An die junge Frau mit dem Mikro. Früher, als er noch durchschlafen konnte, hat die Nacht sich wie eine Pause angefühlt. Aber jetzt schon seit längerem nicht mehr. Alles geht immer weiter und hört auch im Dunkeln nicht auf.

Am nächsten Tag mäht er den Rasen, dann isst er Erbseneintopf zum Mittag, dann spült er die Dose aus und macht sich einen Kaffee. Er nimmt eine Kopfschmerztablette. Schmopfkerzen . Mit seiner Geliebten hat er früher Witze gemacht und die Worte verdreht. Oder die Tippfehler gesprochen. Aus alt wurde auf diese Weise atl , aus kurz kruz und so weiter. Warum hat er die Männer nicht gesehen? We become visible. Von wegen.

Er zieht die Prosaübersetzung der» Odyssee «aus dem Regal und liest sein Lieblingskapitel, das elfte.

Später fährt er zum Landkaufhaus und bringt das Messer vom Rasenmäher zum Schleifen.

Abends macht er sich Brote, dazu Salat. Er ruft seinen Freund Peter an, den Archäologen, der erzählt ihm davon, wie ein Bagger am Rand der Grabung plötzlich eine moderne Statue auf der Schaufel gehabt hat. Aus der Nazi-Ausstellung» Entartete Kunst«, sagt er. Stell dir das vor. Da ist im Bombenkrieg vielleicht ein Büro der Reichskulturkammer eingestürzt und der Giftschrank, sozusagen, ins Mittelalter gefallen. Richard sagt, das ist wirklich unglaublich, und der Freund sagt, die Erde ist voller Wunder. Richard denkt, aber das sagt er nicht, dass die Erde eher wie eine Müllhalde ist, die verschiedenen Zeiten fallen im Dunkeln, den Mund mit Erde gefüllt, übereinander her, die eine begattet die andre, ohne fruchtbar zu sein, und der Fortschritt besteht immer wieder nur darin, dass die, die auf dieser Erde herumgehen, von alldem nichts wissen.

Am nächsten Tag regnet es, deshalb bleibt er zu Hause und räumt endlich einmal den Stapel mit den alten Tageszeitungen auf.

Er macht einige Überweisungen per Telefon, dann schreibt er eine Einkaufsliste für später.

1 Kilo Zwiebeln

2x Salat

½ Weißbrot

½ Schwarzbrot

1 Butter

Käse, Wurst?

3x Eintopf (Erbsen oder Linsen)

Nudeln

Tomaten

---------

16-er Schrauben

Bootslack

2 Haken

Nach dem Mittagessen legt er sich hin, für zwanzig Minuten. Die Decke aus echtem Kamelhaar, mit der er sich zudeckt, hat ihm seine Frau vor Jahren zu Weihnachten geschenkt.

Um mit dem Auspacken der Kartons im Keller zu beginnen, wartet er lieber einen helleren Tag ab.

Die Studentin, deren Manuskript über die» Bedeutungsebenen in den Metamorphosen von Ovid «er eingepackt hat, hatte manchmal hinter den Händen versteckt sein Seminar verschlafen. Aber die Arbeit, die sie geschrieben hatte, war trotzdem in Ordnung gewesen.

Nachmittags nieselt es nur noch ein wenig, er steigt in sein Auto und fährt in den Supermarkt, Kaufhalle hieß das früher, morgen ist Sonntag, er darf nichts vergessen, fährt dann noch ins Landkaufhaus, wegen der übrigen Dinge. Im Landkaufhaus riecht es nach Dünger, Holzspänen und Farbe, Maden zum Angeln gibt es da auch, Taucherbrillen, und Eier, frisch aus dem Dorf.

Taucherbrillen.

Abends, in den Nachrichten aus Stadt und Region, wird eine kurze Meldung gebracht: Die hungerstreikenden Flüchtlinge vom Alexanderplatz seien heute abtransportiert worden. Der Streik sei beendet.

Schade, denkt er. Die Idee, sichtbar zu werden, indem man öffentlich nicht sagt, wer man ist, hatte ihm gefallen. Odysseus hatte sich Niemand genannt, um aus der Höhle des Zyklopen zu entweichen. Wer hat dir das Auge ausgestochen? fragten den blinden Zyklopen von draußen die anderen Riesen. Niemand, brüllt der Zyklop. Wer schlägt dich? Niemand! Odysseus, der Niemand, dessen sich selbst aufhebenden falschen Namen der Riese herausschreit, klammert sich an den Bauch einer Ziege und entwischt so unentdeckt aus der Höhle des menschenfressenden Ungeheuers.

Das Schild mit der Aufschrift We become visible steckte wahrscheinlich jetzt in einem Papierkorb oder lag, wenn es zu groß für den Papierkorb war, nass vom Regen, am Boden.

5

In den nächsten zwei Wochen sorgt Richard dafür, dass der Schuppen eine neue Tür bekommt, lässt den Rauchabzug des Kamins reparieren, pflanzt die Pfingstrosen um, streicht die Ruder mit Bootslack, erledigt die über den Sommer liegengebliebene Post, geht einmal zur Physiotherapie und dreimal ins Kino. Morgens beim Frühstück liest er, wie immer, die Zeitung. Morgens trinkt er Tee, Earl Grey mit Milch und Zucker, dazu ein Brot mit Honig und eins mit Käse, manchmal ein Stück Gurke dazu, aber nur an den Sonntagen gibt es ein Ei. Er hat jetzt jeden Tag Ruhe, so wie vorher nur sonntags. Aber er will nur sonntags ein Ei. So, wie er es gewöhnt ist. Neu ist, dass er bei seinem Tee so lange sitzen bleiben kann, wie er will, manche Meldungen, die er früher nur überflogen hätte, liest er deshalb nun gründlich. Gern würde er wissen, wo die zehn Männer vom Alex hingebracht wurden, aber darüber liest er nichts. Er liest, dass vor der italienischen Insel Lampedusa 64 von 329 Bootsflüchtlingen ertrunken sind, darunter Menschen aus Ghana, Sierra Leone und Niger. Er liest, dass ein Mann aus Burkina Faso irgendwo über Nigeria aus dem Fahrwerk eines in 3000 Meter Höhe fliegenden Flugzeugs gestürzt sei, wo er sich versteckt gehalten hatte, er liest von einer seit Monaten von Schwarzafrikanern besetzten Schule in Kreuzberg, liest vom Oranienplatz, auf dem die Flüchtlinge offenbar seit einem Jahr in Zelten leben. Wo eigentlich liegt Burkina Faso? Selbst der amerikanische Vizepräsident hat neulich von Afrika als von einem Land gesprochen, dabei gibt es, das stand in dem Artikel über diesen Fauxpas, 54 afrikanische Länder. Vierundfünfzig? Er hätte das auch nicht gewusst. Was ist die Hauptstadt von Ghana? Von Sierra Leone? Oder von Niger? Von seinen Studenten konnten manche zu Beginn des ersten Studienjahres nicht einmal die ersten vier Zeilen der» Odyssee «auf Griechisch hersagen. Das wäre zu seiner Studentenzeit undenkbar gewesen. Er steht auf und holt seinen Atlas. Die Hauptstadt von Ghana ist Accra, die Hauptstadt von Sierra Leone ist Freetown, die Hauptstadt von Niger Niamey. Hat er diese Städtenamen schon jemals gewusst? Burkina Faso liegt westlich von Niger. Und Niger? In der Sektion Germanistik, auf demselben Flur in der Uni, nur ein paar Zimmer weiter, hatte es in den siebziger Jahren oft Studenten aus Mosambik und Angola gegeben, sie studierten Maschinenbau oder Landwirtschaft, bekamen aber von seinen Kollegen deutschen Sprachunterricht. Die Zusammenarbeit mit den damals verbündeten afrikanischen Staaten hatte mit dem Ende des hiesigen Sozialismus aufgehört. Ob er sich wegen dieser Studenten damals das Buch» Negerliteratur «gekauft hat? Das weiß er nicht mehr, aber jedenfalls weiß er genau, wo es in seinem Bücherregal steht.Die Bücher warten, sagt er immer, wenn Besucher ihn fragen, ob er alle die Bücher, die bei ihm in den Regalen stehen, schon gelesen habe. Die Hauptstadt von Mosambik ist Maputo, die von Angola Luanda. Er schlägt den Atlas wieder zu und geht ins andere Zimmer hinüber, zu dem Regalfach, in dem das Negerbuch steht. Neger würde inzwischen auch niemand mehr sagen, aber damals hat man solch einen Titel noch auf ein Buch gedruckt. Wann war eigentlich damals ? In seiner Nachkriegskindheit hat ihm seine Mutter immer aus dem Buch» Hatschi Bratschis Luftballon «vorlesen müssen, das sie in den Berliner Trümmern in einem Koffer gefunden hatte.

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