Ulrich Plenzdorf - Die neuen Leiden des jungen W.

Здесь есть возможность читать онлайн «Ulrich Plenzdorf - Die neuen Leiden des jungen W.» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. ISBN: , Издательство: Suhrkamp Taschenbuch, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die neuen Leiden des jungen W.: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die neuen Leiden des jungen W.»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

»Die ›neuen‹ Leiden des jungen W. sind die alten: Liebe, die als Eifersucht schmerzt, gestörtes Verhältnis zur Mitwelt, das als verletzter Ehrgeiz quält. Auch Werther 1972 liebt eine verlobte, später verheiratete Frau namens Charlotte, die er nicht wie sein Vorgänger Lotte, sondern ›Charlie‹ nennt. Die erstaunliche Meisterschaft des Autors, dessen Begabung für die Darstellung gebrochener jugendlicher Helden sich ausspricht, zeigt sich in der Leichtigkeit, mit der er die beiden Komplexe Liebe-Politik, Einzelner-Gesellschaft miteinander vernäht.«
Rolf Michaelis,
Frankfurter Allgemeine Zeitung.
›Die neuen Leiden des jungen W.‹ gehört zu jenen Büchern…, die wichtige literarische Dokumente ihrer Zeit sind, weil sie zum erstenmal etwas artikulieren oder doch erkennen lassen, was vorher überhaupt nicht oder nicht so deutlich sichtbar war.
Marcel Reich-Ranicki Ulrich Plenzdorf wurde 1934 in Berlin geboren. In Leipzig studierte er Philosophie, später absolvierte er die Filmhochschule und arbeitete danach als Szenarist im DEFA-Studio. Er ist einer der vielseitigsten Autoren der Gegenwart. Er schreibt Prosa, Gedichte und Songs, Hörspiele, Drehbücher und Theaterstücke, die nicht nur in seiner Heimat, der früheren DDR, gespielt worden sind, sondern auch international starke Beachtung gefunden haben. Seine Bücher erscheinen im Suhrkamp Verlag.

Die neuen Leiden des jungen W. — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die neuen Leiden des jungen W.», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Er fing wieder an mit Tippen.

Charlie: Dann nicht Dampfer. Dann bloß ein paar Runden ums Karree.

Das war ihr letztes Angebot, und es war wirklich eine Chance für Dieter. Er rührte sich aber nicht.

Charlie: Außerdem sind wir ja nicht aus Zukker.

Ich glaube, in dem Moment war es schon mit ihrer Geduld vorbei. Dieter sagte ruhig: Fahrt doch.

Und Charlie: Du hast es fest versprochen!

Dieter: Ich sag doch: Fahrt!

Da wurde Charlie laut: Wir fahren auch!

In dem Moment ging ich. Wie das weiterging, konnte sich jeder ausrechnen. Ich war auch völlig fehl da am Platze. Ich meine: ich ging aus dem Zimmer. Ich hätte natürlich ganz gehen sollen. Das sehe ich ein. Aber ich kriegte es einfach nicht fertig. Ich ständerte da in der Küche rum. Ich mußte plötzlich an Old Werther denken, wie er schreibt:

Zieht ihn nicht jedes elende Geschäft mehr an als die teure, köstliche Frau?… Sattigkeit ist's und Gleichgültigkeit!

Nun war ja Dieter kein Geschäftsmann und Charlie alles andere als eine teure Frau. Und Sattigkeit war's bei Dieter auch nicht. Klar, daß er von wegen der Armee ein hohes Stipendium hatte. Aber unsereins verdiente garantiert dreimal soviel mit dem bißchen Pinselei. Ich wußte auch nicht, was es war. An sich hatte ich gegen Dieter nichts einzuwenden. Feststand bloß, daß er seit ewig mit Charlie nicht mehr aus ihrer Bude gegangen war. Das war das einzige, was feststand. Ungefähr als ich das analysiert hatte, kam Charlie aus dem Zimmer geschossen. Ich sage nicht umsonst: geschossen, Leute. Zu mir sagte sie bloß: Komm!

Ich war sofort bei ihr.

Dann sagte sie: Warte!

Ich wartete. Sie griff sich vom Kleiderhaken diesen grauen Umhang und drückte ihn mir an die Brust. Dieter hatte das Ding wohl von der Armee mitgebracht. Es roch außer nach Gummi nach Benzin, Käse und verbranntem Müll.

Sie fragte mich: Kannst du Motorboot fahren?

Ich sagte: Kaum.

Normalerweise hätte ich gesagt: Klar. — Bloß, ich hatte die Rolle des braven Jungen schon wieder so gut drauf, daß ich glatt die Wahrheit sagte.

Charlie fragte: Was ist?

Sie sah mich an, wie wenn einer nicht richtig verstanden hat.

Ich sagte sofort: Klar.

Drei Sekunden später waren wir auf dem Wasser. Ich meine: Es dauerte sicher eine Stunde oder so. Es ging mir bloß zum zweitenmal mit Charlie so, daß ich einfach nicht wußte, wie ich wohin gekommen war. Wie im Film ging das. Zack — und man war da. Ich hatte damals bloß keine Zeit, das zu analysieren. Dieses blöde Boot hatte ziemlich viel PS. Es schoß wie irr über die Spree, und drüben war die Betonmauer von irgendeinem Werk. Ich hatte alle Mühe, noch irgendwie die Kurve zu kriegen. Statt daß ich Idiot einfach Gas weggenommen hätte. Wir wären glatt ersoffen, und von dem Boot wäre nicht die Bohne was übriggeblieben. Diese Boote gehen ja sofort los, wenn man sie anläßt. Nichts mit Kupplung und so. Ich sah Charlie an. Sie sagte keinen Ton. Ich nehme an, der Bootsmensch von dem wir den Kahn hatten, wurde nicht wieder dabei. Ich sah ihn bloß auf seinem Steg stehen. Wie Charlie ihm das Boot aus dem Kreuz geleiert hatte, war sowieso ein Kapitel für sich. Ich weiß nicht, ob einer glaubt, daß ich sehr schüchtern war und das. Oder daß ich Hemmungen hatte. Aber ich hätte gepaßt, als ich den Bau sah von dieser Ausleihstation der Jugend. Das triefte alles vor Nässe. Im Wasser kein einziges Boot. Schließlich konnte von Saison keine Rede mehr sein kurz vor Weihnachten. Und der Bau war verrammelt wie für den dritten Weltkrieg. Aber Charlie fand ein Loch im Zaun und klingelte den Bootsmenschen aus dem Bau und bekniete ihn so lange, bis er uns dieses Boot aus seinem Bootshaus rausgab. Ich hätte das nicht für möglich gehalten. Der Bootsmensch wahrscheinlich auch nicht. Ich glaube, an dem Tag hätte Charlie alles erreicht. Sie war einfach nicht zu bremsen. Sie hätte jeden zu allem rumgekriegt.

Auf dem Wasser kroch sie mit unter die Pelerine. Es regnete immer noch wie verrückt. Ein paar Grad weniger, und wir hätten den schönsten Schneesturm gehabt. Wahrscheinlich wird sich keiner mehr an den letzten Dezember erinnern.

Es war sicher ekelhaft klamm in dem Kahn, aber ich merkte kein Stück davon. Ich weiß nicht, ob das einer begreift. Charlie legte den Arm um meinen Sitz und den Kopf auf meine Schulter. Ich dachte, ich wurde nicht wieder. Das Boot hatte ich langsam im Griff. Ich wußte nicht, ob es auf dem Wasser auch Verkehrsregeln gab. Ich hatte mal so was läuten hören. Aber auf dieser ganzen ewig langen Spree war an dem Tag nicht ein einziges Boot unterwegs oder Dampfer. Ich zog den Gasgriff ganz raus. Der Bug stellte sich hoch. Dieses Boot war nicht übel. Wahrscheinlich war es für den Privatgebrauch von diesem Bootsmensch. Ich fing an, allerhand Kurven zu ziehen. Hauptsächlich Linkskurven, weil das Charlie so gut gegen mich drückte. Sie hatte nicht die Bohne was dagegen. Später fing sie selber an zu lenken. Einmal kamen wir nur knapp an einem Brückenpfeiler vorbei. Charlie sagte keinen Ton. Sie hatte immer noch ungefähr dasselbe Gesicht von dem Moment, als sie von Dieter rausgeschossen kam.

Ich hatte bis dahin nicht gewußt, daß man eine Stadt auch von hinten sehen kann. Berlin von der Spree, das ist Berlin von hinten. Die ganzen ollen Werkhöfe und Lagerschuppen.

Zuerst dachte ich, der Regen würde uns das Boot vollmachen. Aber da war nichts. Wahrscheinlich fuhren wir drunter weg. Wir waren längst naß bis auf die Haut, trotz der Pelerine. Gegen diesen Regen half sowieso nichts. Wir waren so naß, daß uns längst alles egal war. Wir hätten ebensogut baden können in den Sachen. Ich weiß nicht, ob das einer kennt, Leute. Man ist so naß, daß einem wirklich alles egal ist.

Irgendwann hörten dann die Schuppen auf. Nur noch Villen und das. Dann mußten wir abbiegen, entweder links oder rechts. Ich zog natürlich nach links. Ich hatte bloß die Hoffnung, daß wir aus diesem See wieder rauskamen. Ich meine: auf einem anderen Weg. Ich wollte zeitlebens nie den gleichen Weg zurück machen, den ich irgendwo hingegangen war. Nicht aus Aberglauben und so. Das nicht. Ich wollte es nicht. Es langweilte midi wahrscheinlich. Ich glaube, das war auch so eine meiner fixen Ideen. Wie die mit der Spritze zum Beispiel. Als wir an einer Insel vorbeirauschten, wurde Charlie unruhig. Sie mußte mal. Ich verstand das. Wenn es regnet, geht einem das immer so. Ich suchte eine Lücke im Schilf. Zum Glück gab es davon massenweise. Eigentlich mehr Lücken als Schilf. Es goß immer noch wie aus Eimern. Wir jumpten an Land. Charlie verkrümelte sich irgendwohin. Als sie zurück war, hockten wir uns unter die Pelerine in das klitschnasse Gras von dieser Insel. Kann aber auch sein, es war nur eine Halbinsel. Ich bin da nie wieder hingekommen. Da fragte mich Charlie: Willst du einen Kuß von mir?

Leute, ich wurde nicht wieder. Ich fing an zu zittern. Charlie hatte noch immer diese Wut auf Dieter, das sah ich genau. Trotzdem küßte ich sie. Ihr Gesicht roch wie Wäsche, die lange auf der Bleiche gewesen ist. Ihr Mund war eiskalt, wahrscheinlich alles von diesem Regen. Ich ließ sie dann einfach nicht mehr los. Sie riß die Augen auf, aber ich ließ sie nicht mehr los. Es wäre auch nicht anders gegangen. Sie war wirklich naß bis auf die Haut, die ganzen Beine und alles.

In irgendeinem Buch hab ich mal gelesen, wie ein Neger, also ein Afrikaner, nach Europa kommt und wie er seine erste weiße Frau kriegt. Er fängt dabei an zu singen, irgendeinen Song von sich zu Hause. Ich stieg sofort aus. Es war vielleicht einer meiner größten Fehler, gleich auszusteigen, wenn ich was nicht kannte. Bei Charlie hätte ich wirklich singen können. Ich weiß nicht, wer das kennt, Leute. Ich war nicht mehr zu retten.

Wir sind dann zurück nach Berlin auf demselben Weg. Charlie sagte nichts, aber sie hatte es plötzlich sehr eilig. Ich wußte nicht, warum. Ich dachte, daß ihr einfach furchtbar kalt war. Ich wollte sie wieder unter die Pelerine haben, aber sie wollte nicht, ohne eine Erklärung. Sie faßte die Pelerine auch nicht an, als ich sie ihr ganz gab. Sie sagte auf der ganzen Rückfahrt überhaupt kein Wort. Ich kam mir langsam wie ein Schwerverbrecher vor. Ich fing wieder an, Kurven zu ziehen. Ich sah sofort, daß sie dagegen war. Sie hatte es bloß eilig. Dann ging uns der Sprit aus. Wir pätschelten uns bis zur nächsten Brücke. Ich wollte zur nächsten Tankstelle, Sprit holen, Charlie sollte warten. Aber sie stieg aus. Ich konnte sie nicht halten. Sie stieg aus, rannte diese triefende Eisentreppe hoch und war weg. Ich weiß nicht, warum ich ihr nicht nachrannte. Wenn ich in Filmen oder wo diese Stellen sah, wo eine weg will und er will sie halten, und sie rennt zur Tür raus, und er stellt sich bloß in die Tür und ruft ihr nach, stieg ich immer aus. Drei Schritte, und er hätte sie gehabt. Und trotzdem saß ich da und ließ Charlie laufen. Zwei Tage später war ich über den Jordan, und ich Idiot saß da und ließ sie laufen und dachte bloß daran, daß ich das Boot jetzt allein zurückbringen mußte. Ich weiß nicht, ob einer von euch schon mal über Sterben nachgedacht hat und das. Darüber, daß einer eines Tages einfach nicht mehr da ist, nicht mehr anwesend, ab, weg, aus und vorbei, und zwar unwiderruflich. Ich hab eine ganze Zeit oft darüber nachgedacht, dann aber aufgegeben. Ich schaffte es einfach nicht, mir vorzustellen, wie das sein soll, zum Beispiel im Sarg. Mir fielen nichts als blöde Sachen ein. Daß ich im Sarg liege, es ist völlig dunkel, und es fängt an, mich grauenhaft am Rücken zu jucken, und ich muß mich kratzen, weil ich sonst umkomme. Aber es ist so eng, daß ich die Arme nicht bewegen kann. Das ist schon der halbe Tod, Leute, wer das kennt. Aber da war ich doch höchstens scheintot! Ich schaffte es einfach nicht. Kann sein, wer das schafft, der ist schon halb tot, und ich Idiot dachte wohl, daß ich unsterblich war. Ich kann euch bloß raten, Leute, das nie zu denken. Ich kann euch bloß raten, nie an ein Scheißboot oder was zu denken und sitzen zu bleiben, wenn euch eine wegläuft, an der euch was liegt.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die neuen Leiden des jungen W.»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die neuen Leiden des jungen W.» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die neuen Leiden des jungen W.»

Обсуждение, отзывы о книге «Die neuen Leiden des jungen W.» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x