Jonathan Franzen - Weiter weg

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In einer der süditalienischen Provinzen lernte ich einen jungenhaft wirkenden Ex-Wilderer namens Sergio kennen. Er hatte das Wildern erst in mittleren Jahren aufgegeben, weil er fand, er sei dieser Lebensphase entwachsen, und nun erzählte er zur Unterhaltung eine lustige Geschichte von seinen «Jugendsünden». Nachts auf die Jagd zu gehen, sagte er, sei natürlich schon immer verboten, aber nie ein Problem gewesen, jedenfalls nicht in Begleitung des Gemeindepfarrers und des Chefs der örtlichen Polizei. Besonders Letzterer habe sich als nützlich erwiesen, weil er dafür gesorgt habe, dass in ihrem Jagdgebiet keine Wildhüter unterwegs gewesen seien. Eines Nachts, als er mit dem Brigadiere auf Jagd war, sahen sie im Scheinwerferlicht des Jeeps eine Schleiereule geblendet und in Schockstarre auf der Erde sitzen. Der Brigadiere sagte zu Sergio, er solle sie schießen, doch der wollte nicht. Der Brigadiere nahm eine Schaufel, trat von hinten an die Eule heran und schlug ihr auf den Kopf. Dann legte er den Vogel in den Laderaum.

«Warum?», fragte ich Sergio. «Warum hat er die Eule getötet?»

«Weil wir zum Wildern unterwegs waren!»

Als der Brigadier am Ende der Nacht den Laderaum öffnete, flog die Eule, die nur betäubt gewesen war, heraus und griff ihn an — Sergio demonstrierte es mit ausgebreiteten Armen und lächerlich wutverzerrtem Gesicht.

Für Sergio war der Sinn des Wilderns immer die Beschaffung von Fleisch gewesen. Er zitierte ein Sprichwort in seinem Heimatdialekt, das ungefähr so lautete: Willst du Federvieh, fang dir eine Krähe, willst du ein gutes Herz, nimm dir eine alte Frau. «Eine Krähe kann man sechs Tage kochen, und sie ist immer noch zäh», sagte er. «Aber sie gibt eine ganz gute Brühe. Ich habe auch Fuchs und Dachs gegessen — ich habe alles gegessen.» Der einzige Vogel, der anscheinend nie auf italienischen Tellern landet, ist die Möwe. Selbst der Wespenbussard, den süditalienische Familien gern als Trophäe ausgestopft im Wohnzimmer ihres Hauses präsentieren (die Bezeichnung dafür ist adorno , «Zierrat»), wurde im Frühjahr als Delikatesse verspeist; der Wilderer in Reggio gab mir ein Rezept für ein süß-saures Bussardfrikassee.

Italienische Wilderer, die diesem Zeitvertreib im Gegensatz zu Sergio nicht entwachsen sind und sich über sinkende Populationen und zunehmende staatliche Restriktionen ärgern, suchen inzwischen andere Mittelmeerländer auf, um ihrem Hobby zu frönen. An der kampanischen Küste sprach ich mit einem Wilderer — alt und mit vielen Zahnlücken, aber jugendlich, fröhlich und unbekümmert wirkend — , der sich nun, da er am Strand keinen getarnten Unterstand aufbauen und beliebig viele eintreffende Zugvögel mehr erlegen konnte, auf seinen Urlaub in Albanien freute, wo man gegen eine geringe Gebühr noch immer schießen darf, was man will und wann man will. Es gibt zwar viele Jäger, die ins Ausland reisen, doch die italienischen gelten weithin als die schlimmsten. Die reichsten fliegen im Frühjahr, zur Balzzeit, nach Sibirien, um Waldschnepfen bei ihren Schauflügen zu schießen, oder nach Ägypten, wo man, wie ich gehört habe, einen Polizisten dafür anheuern kann, die erlegte Beute einzusammeln, während man Ibisse und weltweit gefährdete Enten schießt, bis die Arme erlahmen; im Internet gibt es Fotos von ausländischen Jägern, die neben meterhohen Bergen von Vogelkadavern stehen.

Verantwortungsbewusste italienische Jäger hassen Wilderer; sie hassen Leute wie Franco Orsi. «Wir haben in Italien einen Kulturkampf zwischen zwei Jagdanschauungen», sagte Massimo Canale, ein junger Jäger aus Reggio di Calabria, zu mir. «Die einen, die Orsis, sagen: ‹Wir müssen alle Gesetze und Regulierungen abschaffen.› Auf der anderen Seite stehen die Leute, die sich für das Land, in dem sie leben, verantwortlich fühlen. Ein Jäger, der den Bestand regulieren will, braucht mehr als einen Jagdschein. Er muss sich auch mit Biologie, Physik und Ballistik auskennen. Man greift in den Bestand von Rehen und Wildschweinen ein — man spielt eine bestimmte Rolle.» Canale hat seinen Raubtierinstinkt als Junge entdeckt. Damals begleitete er seinen Großvater, der auf alles schoss, was ihm vor die Flinte kam, und er ist froh, dass er Menschen kennengelernt hat, die ihm eine andere Sichtweise zeigten. «Es macht mir nichts aus, an irgendeinem Tag mal nichts zu schießen», sagte er, «aber im Grunde geht es natürlich darum, etwas zu töten — ich würde lügen, wenn ich das bestreiten würde. Mein Raubtierinstinkt steht in krassem Widerspruch zur Vernunft, und die selektive Jagd ist mein Versuch, diesen Instinkt zu bändigen. Meiner Meinung nach ist das die einzige Art, auf die man heutzutage die Jagd betreiben kann. Und Orsi weiß das nicht, oder es ist ihm egal.»

Diese beiden Anschauungen von der Jagd finden im Großen und Ganzen ihre Entsprechung in den beiden Gesichtern Italiens: Es gibt das offen kriminelle Italien der Camorra und ihrer Komplizen und das quasi-kriminelle Italien von Berlusconis Kumpanen, aber es gibt auch noch l’Italia che lavora , das arbeitende Italien. Die Italiener, die gegen die Wilderei vorgehen, sind motiviert durch ihren Abscheu gegen die Gesetzlosigkeit im Land, und sie fühlen sich angewiesen auf die Mithilfe verantwortungsbewusster Jäger wie Massimo Canale, die frustriert sind, wenn sie keine Wachteln schießen können, weil diese allesamt den verbotenen elektronischen Lockrufen gefolgt sind. In Salerno, der am wenigsten chaotischen Provinz der Campania, schloss ich mich einer Gruppe von WWF-Wildhütern an, die mich zu einem trockengelegten künstlichen See führten, wo sie kürzlich den Vorsitzenden eines örtlichen Jagdverbands bei der Verwendung illegaler Lockrufaufnahmen ertappt hatten. Zwischen Feldern, die durch Abdeckungen aus langen weißen Kunststoffplanen wie verödet wirkten, erhob sich unweit des Sees ein erodierender Hügel aus «Ökokugeln»: zu Ballen gepresstem und mit durchsichtiger Folie umhülltem neapolitanischen Müll, der überall in der Campania herumlag und zum Symbol der italienischen Umweltkrise geworden war. «Es war das zweite Mal in zwei Jahren, dass wir den Burschen erwischt haben», sagte der Anführer der Gruppe. «Er saß in dem Komitee, das die Jagd in der Region regelt, und er ist Vorsitzender des Jagdverbands geblieben, obwohl eine Anklage gegen ihn lief. Es gibt noch andere regionale Verbandsvorsitzende, die dasselbe tun, aber die sind schwerer zu erwischen.»

Ein leuchtendes Beispiel für das andere, das arbeitende Italien ist das erfolgreiche Vorgehen gegen den illegalen Abschuss von Wespenbussarden an der Straße von Messina. Seit 1985 stellt die nationale Forstpolizei ein zusätzliches Team ab, das mit Hubschraubern entlang der kalabrischen Seite der Meeresenge patrouilliert. Die Situation in Kalabrien hat sich insgesamt etwas verschlechtert — dieses Jahr war das Team kleiner und blieb kürzer, und die Zahl der Abschüsse war mit vierhundert doppelt so hoch wie in den Jahren zuvor — , aber auf der sizilianischen Seite der Meeresenge wirkt Anna Giordano, eine berühmte Vorkämpferin gegen die Wilderei, und hier gibt es kaum illegale Abschüsse. Schon 1981, mit fünfzehn Jahren, überwachte Giordano die Betonunterstände, aus denen Greifvögel zu Tausenden abgeschossen wurden, wenn sie tief über die Berge bei Messina dahinglitten. Im Gegensatz zu den Kalabriern, die Bussarde aßen, schossen die Sizilianer sie nur aus Tradition, aus Lust am Wettkampf und um Trophäen zu erbeuten. Manche feuerten auf alles, was flog, andere beschränkten sich auf Wespenbussarde («den Vogel», wie sie sagten), es sei denn, es tauchte eine echte Seltenheit auf, ein Steinadler etwa. Anna Giordano eilte dann zur nächsten Telefonzelle, von wo sie die Forstpolizei anrief, und wieder zurück zum Unterstand. Obwohl man ihren Wagen demolierte, sie ständig beschimpfte und bedrohte, wurde nie jemand gewalttätig — vermutlich, weil sie eine junge Frau war. (Das italienische Wort für «Vogel», uccello , ist ein Slangwort für «Penis», was Gelegenheit für viele obszöne Wortspiele bot, doch an der Wand ihres Büros hing ein Poster, das die Sache umdrehte: «Deine Männlichkeit? Ein toter Vogel.») Als sie mehr und mehr Erfolge erzielte, erst recht nach dem Ausbau der Mobilfunknetze, zwang sie die Forstpolizei, gegen die Wilderer vorzugehen, und ihr wachsender Ruhm brachte ihr die Aufmerksamkeit der Medien und zahllose freiwillige Helfer. In den vergangenen Jahren lag die Zahl der von den Mitarbeitern berichteten Schüsse im einstelligen Bereich.

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