Jonathan Franzen - Weiter weg

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In der prallen Sonne machten sich die beiden Italiener daran, den Schnäpper zu befreien. Vorsichtig trugen sie Seifenlauge auf, um den Klebstoff zu lösen, und verzogen schmerzhaft das Gesicht, wenn dabei eine Feder verlorenging. Besonders sorgfältig widmete sich Rutigliano den winzigen Füßen des Vogels. «Man muss alles Klebrige vollständig entfernen», sagte er. «Im ersten Jahr habe ich mal ein bisschen am Fuß eines Vogels übersehen, und als ich ihn dann fliegen ließ und er sich auf einen Zweig setzte, klebte er gleich wieder fest. Ich musste auf den Baum klettern.» Rutigliano gab mir den Schnäpper in die Hände, und als ich sie öffnete, flog er in niedriger Höhe durch den Hain davon und setzte seine Reise nach Norden fort.

Wir standen, umgeben von Verkehrslärm, zwischen Melonenfeldern, Baustellen und Hotelanlagen. David Conlin, ein stämmiger britischer Ex-Soldat, warf die zerbrochenen Leimruten in ein Gebüsch und sagte: «Es ist erschreckend — die Dinger findet man hier einfach überall.» Ich sah zu, wie Rutigliano und Mensi einen weiteren Vogel befreiten, einen wunderschönen Waldlaubsänger mit gelber Kehle. Es kam mir falsch vor, diesen Vogel, den man sonst nur mit einem guten Fernglas beobachten kann, aus nächster Nähe zu sehen. Es war geradezu enttäuschend. Ich wollte zu dem Laubsänger sagen, was Franz von Assisi beim Anblick eines gefangenen wilden Tiers gesagt haben soll: «Warum hast du dich fangen lassen?»

Als wir den Hain verließen, schlug Rutigliano vor, Heyd solle sein T-Shirt mit dem CABS-Aufdruck auf links wenden, damit wir aussahen wie gewöhnliche Touristen. Auf Zypern darf man jedes nicht eingezäunte Stück Land betreten, und jede Form der Singvogeljagd ist seit 1974 verboten, und dennoch erschien mir unser Tun ziemlich kühn und möglicherweise gefährlich. In ihrer dunklen Kleidung wirkten die Männer des Teams nicht wie Touristen, sondern wie Mitglieder eines Einsatzkommandos. Eine Zypriotin, vielleicht die Besitzerin des Hains, sah uns ausdruckslos nach, als wir auf einen Feldweg abbogen. Dann überholte uns ein Pick-up, und die Männer folgten ihm im Trab, denn sie fürchteten, der Fahrer könnte uns zuvorkommen und seine Leimruten abnehmen und verstecken.

Im Garten des Mannes entdeckten wir zwei Paar etwa sechs Meter lange Metallstangen, parallel auf Liegestühlen platziert: eine kleine Leimrutenmanufaktur, mit der ältere Zyprioten, die sich im Geschäft mit dem Vogelfang auskennen, gutes Geld verdienen können. «Er stellt die Dinger her und behält welche für sich», erklärte Rutigliano. Er und die anderen sahen sich ungeniert in den Hühner- und Kaninchenställen des Mannes um, nahmen einige leere Leimruten ab und legten sie auf die Stangen. Dann gingen wir über einen Hügel in einen mit Bewässerungsschläuchen durchzogenen Garten voller gefangener Vögel. « Questo giardino è un disastro! », sagte Mensi, der nur Italienisch sprach.

Ein Mönchsgrasmückenweibchen hatte bereits fast alle Schwanzfedern verloren. Es klebte nicht nur an beiden Füßen und Flügeln, sondern auch am Schnabel fest, den es, sobald Rutigliano ihn von der Leimrute gelöst hatte, aufriss, um lauthals zu schimpfen. Nachdem er die Grasmücke ganz von Klebstoff befreit hatte, träufelte er ihr etwas Wasser in den Rachen und setzte sie auf die Erde. Sie fiel vornüber und flatterte erbärmlich. Ihr Kopf sank zu Boden. «Sie hat so lange da gehangen, dass die Beinmuskeln überdehnt sind», sagte er. «Wir behalten sie über Nacht und lassen sie morgen fliegen.»

«Auch ohne Schwanz?», fragte ich.

«Na klar.» Er nahm den Vogel und steckte ihn in eine Außentasche seines Rucksacks. Mönchsgrasmücken sind in ganz Europa weit verbreitet. Auf Zypern gelten sie als traditionelle Delikatesse, die als ambelopoulia angeboten wird. Die zypriotischen Vogelfänger haben es hauptsächlich auf Mönchsgrasmücken abgesehen, doch der Beifang ist enorm: seltene Würger, andere Grasmückenarten, größere Vögel wie Kuckuck und Pirol, ja sogar kleinere Falken und Eulen. In diesem zweiten Garten fanden wir fünf Halsbandschnäpper, einen Haussperling, einen Grauschnäpper (früher sehr verbreitet, inzwischen in weiten Teilen Nordeuropas selten geworden) sowie drei weitere Mönchsgrasmücken. Nachdem die Männer die Vögel befreit hatten, einigten sie sich nach kurzer Diskussion auf eine Gesamtzahl von 59 Leimruten auf diesem Grundstück.

Etwas weiter landeinwärts, in einem trockenen, unkrautüberwucherten Hain mit Blick auf das blaue Meer und die goldfarbenen Doppelbogen des neuen McDonald’s, entdeckten wir eine Leimrute, an der ein lebender Vogel hing. Es war ein Sprosser, eine grau gefiederte Art, die ich erst ein Mal zuvor beobachtet hatte. Er war über und über mit Leim verschmiert und hatte sich einen Flügel gebrochen. «Der Bruch ist zwischen zwei Knochen — das verheilt nicht mehr», sagte Rutigliano, nachdem er den Flügelbug durch die Federn hindurch vorsichtig abgetastet hatte. «Wir müssen ihn leider töten.»

Vermutlich hatte der Vogelfänger am Morgen beim Einsammeln seiner Leimruten den Sprosser übersehen. Während Heyd und Conlin sich berieten, ob man am nächsten Morgen früh aufstehen und dem Fallensteller hier in einem «Hinterhalt» auflauern sollte, streichelte Rutigliano den Sprosser. «Er ist so schön», sagte er wie ein kleiner Junge. «Ich kann ihn nicht töten.»

«Was sollen wir tun?», fragte Heyd.

«Wir könnten ihn einfach laufen lassen — vielleicht stirbt er dann von allein.»

«Wohl eher nicht», sagte Heyd.

Rutigliano setzte den Vogel auf den Boden und sah zu, wie er unter einen Dornbusch huschte, eher wie eine Maus als wie ein Vogel. «Vielleicht kann er in ein paar Stunden besser laufen», sagte er, doch das war wenig realistisch.

«Soll ich es entscheiden?», fragte Heyd.

Wortlos ging Rutigliano den Hügel hinauf und verschwand. «Wo ist der Sprosser?», fragte Heyd mich.

Ich zeigte auf den Busch. Heyd griff von beiden Seiten hinein, fing den Vogel und hielt ihn vorsichtig in den Händen. Er sah Conlin und mich an. «Sind wir uns einig?», fragte er auf Deutsch.

Ich nickte, und mit einer Drehung des Handgelenks riss er dem Vogel den Kopf ab.

Die Sonne schien inzwischen über den gesamten Himmel und hatte sein Blau weiß überstrahlt. Als wir erkundeten, wo wir uns am besten auf die Lauer legen sollten, konnten wir kaum noch sagen, seit wann wir unterwegs waren. Sooft ein Zypriot in einem Wagen oder auf einem Feld zu sehen war, duckten wir uns, versteckten uns hinter Felsen oder zwischen Disteln, deren Dornen durch die Hosenbeine drangen, denn wir fürchteten, man könnte den Besitzer des Grundstücks vor uns warnen. Es ging hier nur um ein paar Singvögel, der Hügel war nicht vermint, und doch hatte die glutheiße Stille etwas Bedrohliches, als befänden wir uns in einem Krieg.

Auf Zypern ist die Vogeljagd mit Leimruten mindestens seit dem 16. Jahrhundert weit verbreitet. Für die Bauern waren die Zugvögel eine wichtige Eiweißquelle, und ältere Männer erinnern sich, dass ihre Mütter ihnen sagten, sie sollten hinausgehen und etwas zum Abendessen fangen. In den vergangenen Jahrzehnten sind Ambelopoulia für wohlhabende Stadtbewohner zu einer Art nostalgischer Delikatesse geworden — man bringt ein Glas eingelegter Singvögel als Gastgeschenk mit oder bestellt zu besonderen Gelegenheiten im Restaurant einen Teller gebratene Vögel. Mitte der neunziger Jahre, zwei Jahrzehnte nach dem Verbot der Vogeljagd, wurden bis zu zehn Millionen Singvögel pro Jahr getötet. Als die traditionelle Jagd mit Leimruten durch das Aufspannen großer Netze ergänzt wurde, um die Nachfrage der Restaurants zu decken, ging die zypriotische Regierung, die sich um die Aufnahme in die Europäische Union bemühte, streng gegen die Vogelfänger vor. 2006 war die Zahl der getöteten Vögel auf etwa eine Million gesunken.

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