Montaignes Katze: Randzeichnung in einem Exemplar von Montaignes «Essais» aus dem Besitz des holländischen Juristen Pieter Van Veen (geboren 1561 oder 1562) und von ihm illustriert, vielleicht als Geschenk an seinen Sohn
Vielleicht gebührt ja Montaignes letzte Antwort seiner Katze, einem Individuum des 16. Jahrhunderts, das auf einem Landgut an der Seite eines liebevollen und aufmerksamen Menschen ein recht angenehmes Leben führte. Sie war es, die ihm, wenn sie in einem unpassenden Moment mit ihm spielen wollte, in Erinnerung rief, was es heißt, am Leben zu sein. Sie blickten einander an, und für einen kurzen Moment übersprang Montaigne jene Grenzlinie, um sich selbst mit den Augen seiner Katze zu sehen. Diese und zahllose ähnliche Momente sind der Ursprung seiner ganzen Philosophie.
Und da sind also nun die beiden, in seiner Bibliothek. Das Kratzen von Montaignes Schreibfeder auf dem Papier weckt die Neugier seiner Katze. Sie berührt mit der Pfote vorsichtig die übers Papier streichende Feder. Er schaut sie an, vielleicht einen Moment lang ärgerlich über diese Störung. Dann lächelt er, neigt die Feder und zieht sie über die Seite. Die Katze macht einen Satz. Ihre Pfoten verschmieren die Tinte der zuletzt geschriebenen Wörter, ein paar Blätter fallen zu Boden. An dieser Stelle können wir die beiden ruhig sich selbst überlassen, ihrem Leben und Montaignes Arbeit an den Essais , und uns wieder unserem eigenen Leben zuwenden — und der unabgeschlossenen Lektüre der Essais .
Die fünf Jahre meiner Beschäftigung mit Montaigne waren für mich eine außergewöhnliche Zeit, in der ich eine Menge gelernt habe, nicht zuletzt über die Hilfsbereitschaft von Freunden, Wissenschaftlern und Kollegen, die mich in vielfältiger Weise unterstützten.
Mein besonderer Dank gilt Warren Boutcher, Emily Butterworth, Philippe Desan, George Hoffmann, Peter Mack und John O’Brien für ihre freundliche Ermunterung und ihre großzügige Bereitschaft, mir ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Erfahrung zu schenken.
Ich danke Elizabeth Jones, die mir wertvolles Material aus ihrem Dokumentarfilm The Man Who Ate His Archbishop’s Liver zur Verfügung stellte, Francis Couturas vom Musée d’Art et d’Archéologie du Périgord in Périgueux, Anne-Laure Ranoux vom Musée du Louvre sowie Anne-Sophie Marchetto von Sud-Ouest .
Viel verdanke ich den Bibliotheken (der Bibliothèque nationale de France in Paris, der Stadtbibliothek Bordeaux, der British Library und der London Library), deren Mitarbeitern ich für ihre fachkundige Hilfe danken möchte.
Ohne die finanzielle Unterstützung der Society of Authors und eine London Library Carlyle Membership hätte dieses Buch nicht geschrieben werden können. Beiden Institutionen gilt mein Dank.
Ich danke meiner Agentin Zoë Waldie von Rogers, Coleridge & White, meiner Lektorin Jenny Uglow sowie Alison Samuel, Parisa Ebrahimi, Beth Humphries, Sue Amaradivakara und allen anderen Mitarbeitern des Verlags Chatto & Windus, die an das Buch geglaubt und mitgeholfen haben, es zum Leben zu erwecken.
Für die Lektüre des Manuskripts in den verschiedenen Stadien seiner Entstehung, für ihre klugen Ratschläge und ihre Ermunterung auch in schwierigen Phasen des Projekts danke ich Tündi Haulik, Julie Wheelwright, Jane und Ray Bakewell sowie Simonetta Ficai-Veltroni, die so lange mit Montaigne gelebt und nie den Glauben an ihn (und an mich) verloren hat.
Ich lernte Montaigne kennen, als ich vor zwanzig Jahren in Budapest verzweifelt nach einer Zuglektüre suchte und am Ende eine billige Übersetzung der Essais kaufte. Es war das einzige englischsprachige Buch im Regal. Ich bezweifelte, dass ich damit viel würde anfangen können. Diese schicksalhafte Wendung der Ereignisse bestätigt die Wahrheit von Montaignes Satz, dass die besten Dinge im Leben dann passieren, wenn man nicht das bekommt, was man sich vorstellt.
1533
28. Februar: Michel de Montaigne wird geboren.
1539?–1548
Er besucht das Collège de Guyenne in Bordeaux.
1548
August: Salzsteueraufstand in Bordeaux; Montaigne wird Zeuge, wie Moneins von einem Mob getötet wird.
1548–1554
Er studiert: wahrscheinlich Jura und wahrscheinlich in Paris und/oder Toulouse.
1554
Er wird Ratsherr am Steuergericht von Périgueux.
1557
Sämtliche Beamte von Périgueux werden ans Parlament nach Bordeaux versetzt.
1558–1559
Beginn der Freundschaft mit Étienne de La Boétie.
1559
Mit dem Frieden von Cateau-Cambrésis enden Frankreichs außenpolitisch motivierte Kriege, mit verheerenden Folgen.
1562
Blutbad von Vassy: Beginn der Bürgerkriege.
Im Gefolge Karls IX. begegnet Montaigne in Rouen drei brasilianischen Tupinambá.
1563
18. August: La Boétie stirbt, Montaigne ist an seinem Sterbebett.
1565
23. September: Montaigne heiratet Françoise de La Chassaigne.
1568
18. Juni: Nach dem Tod seines Vaters Pierre Eyquem erbt Montaigne das Landgut der Familie.
1569
Montaigne veröffentlicht seine Übersetzung von Raymond Sebonds Theologia naturalis .
Montaignes Bruder Arnaud stirbt nach einem Unfall beim Paume-Spiel.
1569 oder Anfang 1570
Montaigne verliert bei einem Reitunfall fast sein Leben.
1570
Montaigne gibt sein Amt als Parlamentsrat auf.
Sein erstes Kind wird geboren und stirbt nach zwei Monaten.
Er gibt die nachgelassenen Schriften von La Boétie heraus.
1571
Februar: Montaigne lässt die Geburtstagsinschrift in seiner Bibliothek anbringen.
9. September: Léonor wird geboren, das einzige seiner Kinder, welches das Erwachsenenalter erreicht.
1572
Montaigne beginnt wahrscheinlich mit der Niederschrift der Essais .
August: Die Massaker der Bartholomäusnacht.
1574
Tod Karls IX.; Heinrich III. wird König.
1576
Montaigne lässt eine Medaille mit einer zweischaligen Waage und dem Wahlspruch ΕΠΕΧΩ («Ich enthalte mich des Urteils») prägen.
1578
Beginn des Nierensteinleidens.
1580
Veröffentlichung der ersten Ausgabe der Essais .
Juni — November 1581: Montaigne bereist die Schweiz, Deutschland und Italien.
1581
August: Er wird zum Bürgermeister von Bordeaux gewählt.
1582
Veröffentlichung der zweiten Ausgabe der Essais .
August: Wiederwahl als Bürgermeister von Bordeaux für eine zweite Amtszeit.
1583
Dezember: Heinrich von Navarra besucht Montaigne auf seinem Schloss.
1585
Ausbruch der Pest auf Montaignes Landgut; Montaigne flüchtet mit seiner Familie.
1587
Veröffentlichung der dritten Ausgabe der Essais .
Oktober: Heinrich von Navarra besucht Montaigne zum zweiten Mal auf seinem Schloss.
1588
Montaigne in geheimer Mission in Paris; Aufenthalt am Hof König Heinrichs III. Er lernt Marie de Gournay kennen.
Mai: Aufstand in Paris («Barrikadentag»); Heinrich III. verlässt Paris.
Juni: Veröffentlichung der sehr viel umfangreicheren «fünften» Ausgabe der Essais (die vierte, falls es sie je gab, wurde nie gefunden).
10. Juli: Montaigne wird für einige Stunden in der Bastille eingekerkert.
Herbst: Er erholt sich in der Picardie bei Marie de Gournay.
Dezember: Heinrich III. lässt den Herzog von Guise ermorden.
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