Heute ist das Asyl ein Kloster, aber ein Kloster, dessen Pforte stets eben so wohl dem Eintritte als dem Austritte geöffnet bleibt.
Sollte der Zufall diese Blätter Dir vor die Augen führen und Du, angezogen von dem Titel, dieselben kaufen, so wisse unglückliches Wesen, das Du mit geschminkten Wangen, mit herausforderndem Blicke – mit halbgeöffneten Lippen – und wahrscheinlich mit leerem Magen die dunklen Straßen wandelst bis zur Ecke der hellerleuchteten Boulevards, die Du betreten darfst, um den Vorübergehenden zu winken,
Oculis venantem
Viros —
und die Du, wie Phädra sagt, mit Deinen Augen Jagd auf die Männer machst – wisse, daß wenn Du müde bist des schmählichen Gewerbes, zu welchem Dich die Rohheit der Männer getrieben, – in dem Dich die Unwissenheit zurückhält, an das Dich die Gewohnheit fesselt, die Verachtung kettet, wisse, daß es ein einsames, stilles, wohlthätiges Haus gibt, an dessen Pforte Du nur zu klopfen brauchst, damit sie Dir geöffnet werde, wie es die heilige Schrift verspricht.
Ein Haus, in dem man von Dir Nichts verlangt – nicht einmal die augenblickliche Reue – Nichts als den Abscheu vor einem Leben dem Du ja in einer Minute entsagen kannst.
Man wird Dir dort weder Buße noch Fasten, weder Geißelung noch Kasteiung auferlegen, nicht einmal Heuchelei von Dir fordern —; diejenige, die Dich dort empfängt, verdankt ihre Erkenntniß Gottes dem Elende und den Verirrungen Anderer – sie wird Dir sein Bild weder furchterregend noch verworren darstellen. Es ist der liebe Gott der kleinen Kinder, der Dich an der Schwelle empfängt – denn Du – unglückliches Wesen, bist ja selbst ein Kind, – ein Kind, dem viel verziehen werden muß, weil Du noch nie geliebt hast!
Um Dich zu bekehren und reuig zu machen, zählt matt dort nicht auf klösterliche Strenge, nicht auf die donnernden Reden der Kanzel, nicht auf das eindringliche Murmeln des Beichtstuhles – man baut dort zuerst auf den Einfluß der freien Luft, auf das Schauspiel der heiteren Natur, des weiten Horizontes, des allbedeckenden Himmels, und mehr noch als auf alles dieses, auf die Freude, welche Du bei Deinem ersten Erwachen darüber empfinden wirst, daß Du deinen Körper wieder errungen hast, daß Du Dir allein angehörst, und daß in diesem Deinen Körper durch dieselben Wunden, durch welche Du Deine Seele entschlüpfen ließest, sie – die deiner geharrt – wieder rückkehren kann!
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