Alexandre Dumas der Ältere - Der Schiffs-Capitain
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Alexandre Dumas (père)
Der Schiffs-Capitain
Der
Schiffs-Capitain.
––
Ein
historisch romantisches Gemälde.
Nach dem Französischen
des
Alexandre Dumas
––
Leipzig, 1841.
Wilhelm Lauffer.
Druck von I. G. F. Höhm.
Inhaltsverzeichnis
Der Schiffs-Capitain. Der Schiffs-Capitain. –– Ein historisch romantisches Gemälde. Nach dem Französischen des Alexandre Dumas –– Leipzig, 1841. Wilhelm Lauffer. Druck von I. G. F. Höhm. Inhaltsverzeichnis Der Schiffs-Capitain. Vorbericht. I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. XIII. XIV. XV. XVI. XVII. XVIII. E p i l o g.
Vorbericht. Vorbericht In der französischen Vorrede dieses sehr interessanten Werkes, sagt der berühmte Verfasser: »Daß er die Wißbegier aller Bewunderer des Piloten jenes vorzüglichen Romans von Cooper, den seltenen Mann betreffend, den er bald John, bald Paul genannt hat, geteilt, und dieser ihm durch seine so tiefe Schwermut, schmerzliche Bitterkeit und große Geringschätzung des Lebens, so lebhaft angesprochen habe, daß er sich entschlossen, nach näheren Angaben dieser nicht erdichteten und in der Marine Louis XVI. so merkwürdige Person, durch viele Nachforschung zu streben, wo ihm denn endlich der gelehrte, philosophische, dichterische Nodier, von einer kleinen, von Paul Jones selbst verfaßten Schrift gesagt, die seine Biographie, mit dem Epigraph: Munera sunt Laudi enthielt. Es habe jedoch doch seine Erwartung nicht befriedigt, und ihn endlich auf einer Reise nach Lorient ein Greis, der Paul-Jones nähert gekannt, dasjenige Mitgeteilt, was ihm vor vierzig Jahren sein Vater über das Schicksal dieses tapfern und sonderbaren Seehelden erzählt hatte.« Diese Nachrichten sind es nun, die der Verfasser hier auf eine interessante Weise zusammengestellt hat, und die dem deutschen Leser gewiß nicht unwillkommen sein können, der den Geliebten von Alicia Dunscombe mit dem Verlangen etwas Näheres von ihm zu erfahren, an den Küsten von Holland verschwinden sah.
I.
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E p i l o g.
Vorbericht
In der französischen Vorrede dieses sehr interessanten Werkes, sagt der berühmte Verfasser: »Daß er die Wißbegier aller Bewunderer des Piloten jenes vorzüglichen Romans von Cooper, den seltenen Mann betreffend, den er bald John, bald Paul genannt hat, geteilt, und dieser ihm durch seine so tiefe Schwermut, schmerzliche Bitterkeit und große Geringschätzung des Lebens, so lebhaft angesprochen habe, daß er sich entschlossen, nach näheren Angaben dieser nicht erdichteten und in der Marine Louis XVI. so merkwürdige Person, durch viele Nachforschung zu streben, wo ihm denn endlich der gelehrte, philosophische, dichterische Nodier, von einer kleinen, von Paul Jones selbst verfaßten Schrift gesagt, die seine Biographie, mit dem Epigraph: Munera sunt Laudi enthielt. Es habe jedoch doch seine Erwartung nicht befriedigt, und ihn endlich auf einer Reise nach Lorient ein Greis, der Paul-Jones nähert gekannt, dasjenige Mitgeteilt, was ihm vor vierzig Jahren sein Vater über das Schicksal dieses tapfern und sonderbaren Seehelden erzählt hatte.«
Diese Nachrichten sind es nun, die der Verfasser hier auf eine interessante Weise zusammengestellt hat, und die dem deutschen Leser gewiß nicht unwillkommen sein können, der den Geliebten von Alicia Dunscombe mit dem Verlangen etwas Näheres von ihm zu erfahren, an den Küsten von Holland verschwinden sah.
I
An einem schönen Spätabend im Monat October 1779, hatten sich die Neugierigenden kleinen Stadt Port-Louis auf der Erdzunge versammelt, die einer andern auf dem gegenüber befindlichen Ufer gleicht, auf welcher Lorient erbaut ist. Der Gegenstand, der ihre Aufmerksamkeit anzog und von welchen sie sich unterhielten, war eine schöne, edle Fregatte von 32 Kanonen, die hier seit acht Tagen vor Anker lag, und zwar nicht im Hafen, sondern in einer kleinen Bucht der Rhede, die man eines Morgens dort gefunden hatte, wie eine aus dem Ocean in der Nacht erblühte Blume; diese Fregatte, die zum ersten mal in See zu stechen schien, so zierlich und gefällig, sah sie aus, war unter französischer Flagge im Golf eingelaufen, die jetzt der Wind völlig entfalle, so daß die drei goldenen Lilien in den letzten Streifen der untergehenden Sonne erglänzten. Was ganz vorzüglich die Neugier der Liebhaber dieses Schauspiels das so häufig und immer so neu in einem Seehafen ist, erregte, war der Zweifel, in welchem Lande dieses merkwürdige Schiff erbaut sein möchte, das von allen seinen Segeln entblößt, die um die Stangen gewickelt waren, sich in dem hellleuchtenden Occident durch das anmuthige Profil seines Kiels und die zierliche Feinheit seines Takelwerks abzeichnete. Einige meinten, die erhabene, kühne Bauart des amerikanischen Seewesens und Bewaffnung zu erkennen; aber die Vollkommenheit der einzelnen Theile, welche die übrige Construction bevorzugte, kontrastiert mit der barbarischen Härte dieser rebellischen Söhne Englands. Andre, getäuscht von der aufgepflanzten Flagge, forschten, aus welchem französischen Hafen sie ausgelaufen sei, aber bald gab die nationale Eigenliebe, dem Augenschein nach, denn vergebens befragte man das Hintertheil des Schiffs nach der schweren mit Schnitzwerk und Zierrathen besetzten Gallerie, die den herkömmlichen Putz jeder Tochter des Oceans oder mittelländischen Meeres ausmachten, die auf den Werften von Brest und Toulon in's Dasein getreten war; und nach Andre, die wohl wußten, daß sehr oft die Flagge blos eine Maske war, um das wahre Gesicht zu verbergen, behaupten die Thürme und Löwen von Spanien, würden richtiger als Frankreichs Lilien an dem Hintertheil des Schiffs an ihrer Stelle sein; allein diesen antwortete man mit der Frage: ob die kleinen dünnen, schlanken Seiten der Fregatte der untersetzten Taille der spanischen Gallonen ähnlich wären. Kurz, es gab Leute, die darauf geschworen hätten, daß diese reizende Wasserfee, in Hollands Nebeln entstanden sei, wenn nicht die Höhe und die seinheit der Materialien, durch ihre gefährliche Verwegenheit, den vorsichtigen Bauarten dieser alten Meerschäumer widersprochen hätte. Uebrigens seit dem Morgen, wo diese anmuthige Erscheinung auf der Küste von Bretagne stattfand, und das war seit acht Tagen, hatte kein einziges Merkmal die Meinungen entschieden, die wir noch in dem Augenblick schwankend finden, wo wir die ersten Blätter dieser Geschichte eröffnen, da kein Mann von der Equipage, unter irgend einem, Vorwand ans Land gekommen war. Man konnte, streng genommen, kaum wissen ob eine Equipage da sei, denn hätte man die Wache nicht bemerkt, und den Officier der Wacht, deren Köpfe zuweilen über die Schiffsverkleidung hervorragten, konnte man es unbewohnt glauben. Es schien indessen als ab dieses Fahrzeug, so unbekannt es war, keine feindlichen Absichten hege; seine Ankunft hatte die Obrigkeit in Lorient nicht beunruhigt, und es hatte sich unter die Kanonen einer kleinen Festung gestellt, die Englands Kriegserklärung gegen Frankreich jetzt wieder in Stand gesetzt hatte, und die über ihre Mauern und selbst über die Köpfe der Neugierigen hinweg, eine langhalsige Batterie schweren Geschützes ausstreckte.
Unter der Menge der müßigen Zuschauer zeichnete sich ein junger Mann durch den Eifer seiner Fragen aus. Ohne daß man errathen konnte warum, sah man doch leicht ein, daß er an dem geheimnisvollen Schiff direkt Antheil nahm. Da man an seiner eleganten Tracht, die Uniform der Infanteristen erkannt hatte, und da diese Garden nur selten die Residenz verließen, gab er der Menge jetzt neuen Stoff zur Neugier ; indes hatte man bald den jungen Graf von Auray, den letzten Sprößling eines der ältesten Häuser der Bretagne erkannt. Das von seiner Familie bewohnte Schloß erhob sich am Ufer des Golfs von Morbihan sechs bis sieben Lieus von Port-Louis. Diese Familie bestand aus dem alten Marquis d'Auray, einem armen kindisch gewordenen Greis, den man seit zwanzig Jahren die Grenze seiner Besitzungen nicht hatte überschreiten sehn; aus seiner Gemahlin, einer Dame, deren Strenge der Sitten und alterthümlicher Adel ihren aristokratischen Hochmuth einzig zur Entschuldigung dienen konnte; aus der jungen Margarethe, einem sanften Kinde von siebzehn Jahren, blaß und zart wie die Blume, deren Namen sie trug; und aus dem Grafen Manuel, den wir unsern Lesern so eben vorgeführt haben, und um welchem sich die Menge versammelt hatte, die sich stetes von einem adlichen Namen, einer glänzenden Uniform und ziemlich unverschämten Manieren beherrschen läßt.
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