Saladin. Du meinst: warum
Sie sonst verlangen würden, daß auch ihr,
Auch du und Melek, Christen hießet, eh'
Als Ehgemahl ihr Christen lieben wolltet?
Sittah.
Jawohl! Als wär' von Christen nur, als Christen,
Die Liebe zu gewärtigen, womit
Der Schöpfer Mann und Männin ausgestattet!
Saladin.
Die Christen glauben mehr Armseligkeiten,
Als daß sie die nicht auch noch glauben könnten!
Und gleichwohl irrst du dich.—Die Tempelherren,
Die Christen nicht, sind schuld: sind nicht, als Christen,
Als Tempelherren schuld. Durch die allein
Wird aus der Sache nichts. Sie wollen Acca,
Das Richards Schwester unserm Bruder Melek
Zum Brautschatz bringen müßte, schlechterdings
Nicht fahren lassen. Daß des Ritters Vorteil
Gefahr nicht laufe, spielen sie den Mönch,
Den albern Mönch. Und ob vielleicht im Fluge
Ein guter Streich gelänge: haben sie
Des Waffenstillestandes Ablauf kaum
Erwarten können.—Lustig! Nur so weiter!
Ihr Herren, nur so weiter!—Mir schon recht!—
Wär' alles sonst nur, wie es müßte.
Sittah. Nun?
Was irrte dich denn sonst? Was könnte sonst
Dich aus der Fassung bringen?
Saladin. Was von je
Mich immer aus der Fassung hat gebracht.—
Ich war auf Libanon, bei unserm Vater.
Er unterliegt den Sorgen noch…
Saladin.
Er kann nicht durch; es klemmt sich allerorten;
Es fehlt bald da, bald dort—
Sittah. Was klemmt? was fehlt?
Saladin.
Was sonst, als was ich kaum zu nennen würd'ge?
Was, wenn ich's habe, mir so überflüssig,
Und hab ich's nicht, so unentbehrlich scheint.—
Wo bleibt Al-Hafi denn? Ist niemand nach
Ihm aus?—Das leidige, verwünschte Geld!—
Gut, Hafi, daß du kömmst.
Der Derwisch Al-Hafi. Saladin. Sittah.
Al-Hafi. Die Gelder aus
Ägypten sind vermutlich angelangt.
Wenn's nur fein viel ist.
Saladin. Hast du Nachricht?
Al-Hafi. Ich?
Ich nicht. Ich denke, daß ich hier sie in
Empfang soll nehmen.
Saladin. Zahl an Sittah tausend
Dinare! (In Gedanken hin und her gebend.)
Al-Hafi. Zahl! anstatt empfang! O schön!
Das ist für Was noch weniger als Nichts.—
An Sittah?—wiederum an Sittah? Und
Verloren?—wiederum im Schach verloren?—
Da steht es noch das Spiel!
Sittah. Du gönnst mir doch
Mein Glück?
Al-Hafi (das Spiel betrachtend).
Was gönnen? Wenn—Ihr wißt ja wohl.
Sittah (ihm winkend).
Bst! Hafi! bst!
Al-Hafi (noch auf das Spiel gerichtet).
Gönnt's Euch nur selber erst!
Al-Hafi (zu Sittah). Die Weißen waren Euer?
Ihr bietet Schach?
Sittah. Gut, daß er nichts gehört.
Al-Hafi.
Nun ist der Zug an ihm?
Sittah (ihm nähertretend). So sage doch,
Daß ich mein Geld bekommen kann.
Al-Hafi (noch auf das Spiel geheftet).
Nun ja;
Ihr sollt's bekommen, wie Ihr's stets bekommen.
Sittah.
Wie? bist du toll?
Al-Hafi. Das Spiel ist ja nicht aus.
Ihr habt ja nicht verloren, Saladin.
Saladin (kaum hinhörend).
Doch! doch! Bezahl! bezahl!
Al-Hafi. Bezahl! bezahl!
Da steht ja Eure Königin.
Saladin (noch so). Gilt nicht;
Gehört nicht mehr ins Spiel.
Sittah. So mach und sag,
Daß ich das Geld mir nur kann holen lassen.
Al-Hafi (noch immer in das Spiel vertieft).
Versteht sich, so wie immer.—Wenn auch schon;
Wenn auch die Königin nichts gilt: Ihr seid
Doch darum noch nicht matt.
Saladin (tritt hinzu und wirft das Spiel um).
Ich bin es; will
Es sein.
Al-Hafi. Ja so!—Spiel wie Gewinst! So wie
Gewonnen, so bezahlt.
Saladin (zu Sittah). Was sagt er? was?
Sittah (von Zeit zu Zeit dem Hafi winkend).
Du kennst ihn ja. Er sträubt sich gern; läßt gern
Sich bitten; ist wohl gar ein wenig neidisch.—
Saladin.
Auf dich doch nicht? Auf meine Schwester nicht?
Was hör ich, Hafi? Neidisch? du?
Al-Hafi. Kann sein!
Kann sein!—Ich hätt' ihr Hirn wohl lieber selbst;
Wär' lieber selbst so gut, als sie.
Sittah. Indes
Hat er doch immer richtig noch bezahlt.
Und wird auch heut bezahlen. Laß ihn nur!—
Geh nur, Al-Hafi, geh! Ich will das Geld
Schon holen lassen.
Al-Hafi. Nein; ich spiele länger
Die Mummerei nicht mit. Er muß es doch
Einmal erfahren.
Sittah. Al-Hafi!
Ist dieses dein Versprechen? Hältst du so
Mir Wort?
Al-Hafi. Wie konnt' ich glauben, daß es so
Weit gehen würde.
Saladin. Nun? erfahr ich nichts?
Sittah.
Ich bitte dich, Al-Hafi; sei bescheiden.
Saladin.
Das ist doch sonderbar! Was könnte Sittah
So feierlich, so warm bei einem Fremden,
Bei einem Derwisch lieber, als bei mir,
Bei ihrem Bruder, sich verbitten wollen.
Al-Hafi, nun befehl ich.—Rede, Derwisch!
Sittah.
Laß eine Kleinigkeit, mein Bruder, dir
Nicht näher treten, als sie würdig ist.
Du weißt, ich habe zu verschiednen Malen
Dieselbe Summ' im Schach von dir gewonnen.
Und weil ich itzt das Geld nicht nötig habe;
Weil itzt in Hafis Kasse doch das Geld
Nicht eben allzuhäufig ist: so sind
Die Posten stehngeblieben. Aber sorgt
Nur nicht! Ich will sie weder dir, mein Bruder,
Noch Hafi, noch der Kasse schenken.
Al-Hafi. Ja,
Wenn's das nur wäre! das!
Sittah. Und mehr dergleichen.—
Auch das ist in der Kasse stehngeblieben,
Was du mir einmal ausgeworfen; ist
Seit wenig Monden stehngeblieben.
Al-Hafi. Noch
Nicht alles.
Saladin. Noch nicht?—Wirst du reden?
Al-Hafi.
Seit aus Ägypten wir das GeId erwarten,
Hat sie…
Sittah (zu Saladin). Wozu ihn hören?
Al-Hafi. Nicht nur nichts
Bekommen…
Saladin. Gutes Mädchen!—Auch beiher
Mit vorgeschossen. Nicht?
Al-Hafi. Den ganzen Hof
Erhalten; Euern Aufwand ganz allein
Bestritten.
Saladin. Ha! das, das ist meine Schwester!
(Sie umarmend.)
Sittah.
Wer hatte, dies zu können, mich so reich
Gemacht, als du, mein Bruder?
Al-Hafi. Wird schon auch
So bettelarm sie wieder machen, als
Er selber ist.
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