Keira sah, wie er irgendetwas aus seiner Tasche zog. Ein Stück Papier, in der gleichen Größe und Form wie ein Scheck. Sie würde sich aber nicht erlauben, zu glauben, es wäre einer. Er übergab ihr das Papier.
„Was ist das?“, fragte sie noch immer ungläubig.
„Deine Hälfte der Mietkaution“, erklärte er. Dann seufzte er und klang etwas angespannt. „Ich habe mit meinem Cousin gesprochen und habe ihm gesagt, dass es nicht fair ist, dir dieses Geld abzunehmen. Und er hat zugestimmt, dir deinen Teil zurückzugeben.“
„Wirklich?“, sagte Keira und hob ihre Augenbrauen. Endlich hob sie das Stück Papier hoch und drehte es in ihren Händen, sodass es richtig herum war. Es war in der Tat der gesamte Betrag ihres Anteils für die Mietkaution. Sie Zach wieder an. „Wow. Danke schön. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.“
Bryn sah spöttisch aus. Sie dachte ganz offensichtlich, dass Keira zu nett mit Zach umging. Keira selbst gab sogar zu, dass sie zu nett war. Aber das war nun mal ihre Art. Sie war niemand, der lange nachtragend war. Sobald etwas Falsches aus der Welt geschafft war, sah sie keinerlei Grund mehr daran noch länger festzuhalten. Es war nur eine riesige Energieverschwendung. So wie Bryn und Maxine. Niemand wusste, wann diese Feindseligkeit begonnen hatte, aber sie würden beide nicht den ersten Schritt tun, um sie aus der Welt zu schaffen.
„Ich wollte mich auch bei dir entschuldigen“, fuhr Zach fort. „Ich weiß, was in Frankreich passiert ist, war verrückt. Ich habe mit meiner Mutter gesprochen und mit Ruth und meinem Cousin und Shelby und David und mit meinem Therapeuten und sie sind sich alle einstimmig einig, dass ich mich wie ein Irrer aufgeführt habe.“ Er lächelte schüchtern. „Es tut mir wirklich leid, wenn ich dir Angst eingejagt habe.“
„Okay“, antwortete Keira. „Ich schätze es, dass das du das sagst. Und wegen deiner Nase. Das tut mir wirklich leid.“
„Oh Gott, ich habe es verdient“, lachte Zach. „Wenn irgendein Typ so was gemacht hätte, während du meine Freundin warst, hätte ich genauso reagiert. Ich hoffe nur, dass sie gut heilt. Verleiht mir ein bisschen Charakter.“
„Ich bin mir sicher, das wird sie“, stimmte Keira zu und lächelte schüchtern.
Bryn gab ein weiteres angewidertes Geräusch von sich. Ihre Arme verschränkten sich noch enger vor ihrer Brust.
„Sind wir jetzt fertig?“, fragte sie kalt. „Wir haben eine Menge zu tun.“
Zach löste seinen Blick von Keira und sah Bryn an. „Fast“, sagte er zu ihr. „Können wir bitte etwas Privatsphäre haben? Und dann lass ich euch schon in Ruhe.“
Bryn sah Keira an. Eine ihrer Augenbrauen war angehoben. Ihre Lippen waren gespitzt. Alles an ihr schien lautstark zu schreien, fall bitte nicht auf seine Tricks rein. Aber sie gab endlich nach, ging in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
Keira sah Zach an. „Also?“
„Also...“, begann Zach. Er klopfte mit seinen Fingern auf dem Küchentisch. Was auch immer er sagen wollte, schien ihm nicht sonderlich leicht zu fallen. „Keira, ich weiß, ich war ein Vollidiot.“
Keira biss sich auf die Zunge, obwohl sie wirklich gern laut geschrien hätte: „Endlich gibst du es zu!“
„Und... die Sache ist die... ich habe mich so verhalten, weil du mir wirklich sehr viel bedeutest.“ Er sah sie an und seine Augen waren schmerzerfüllt. „Als ich dich vor das Ultimatum gestellt habe, habe ich wirklich, wirklich nicht gedacht, dass du deinen Job wählen würdest.“
Keira erinnerte sich an das komplette Missverständnis, das darin resultierte, dass ihre Beziehung zu Zach endete. Sie hätte niemals gedacht, dass er seine Drohung in die Tat umsetzen würde, mit ihr Schluss zu machen Aber dann mit der Brautjungfer seiner Schwester zu schlafen, war wirklich der letzte Nagel im Sarg für ihre Beziehung gewesen.
„Ich dachte nicht, du würdest sofort mit der ersten Frau schlafen, der du über den Weg läufst“, antwortete Keira knapp.
„Ich weiß, ich weiß“, sagte Zach, schaute nach unten und stieß ein schmerzhaftes Seufzen aus. „Ich war verletzt. Das ist alles, was ich sagen kann. Ich war so traurig, dass du etwas Anderes über mich gestellt hast, dass ich mich selbst über dich stellen wollte, meine Bedürfnisse an erste Stelle stellen wollte. Es war... nun, es war eine scheiß Art dich zu behandeln.“
Keira murmelte nur irgendwas im Einvernehmen. In ein paar Tagen, wenn sich die Emotionen etwas gelegt hatten, würde sie dankbar sein, dass Zach sich entschuldigt hatte, aber jetzt, in diesem Moment, brachte es nur eine Tonne alter Gefühle wieder hoch, für die Keira im Moment wirklich keine Zeit hatte.
„Okay, nun, danke“, sagte sie endlich. „Aber wie Bryn schon erwähnt hat, wir haben eine Menge zu tun.“
„Sicher“, sagte Zach und sah hinüber zur Schlafzimmertür, die nun wieder offen stand. Bryn lauschte ganz offensichtlich ihrem Gespräch. Er sah Keira nun wieder an und platzte plötzlich lautstark heraus: „Kannst du mir noch eine Chance geben?“
Keiras Augenbrauen schossen hinauf in Richtung Stirn. „Was?“
„Bitte“, sagte Zach. „Ich will nicht betteln, aber ich werde es, wenn es sein muss. Ich weiß, ich verdiene dich nicht, besonders nach dem wie ich mich verhalten habe. Aber du machst mich verrückt, denn ich liebe dich. Ich kann das jetzt klar sehen.“
Keira war sprachlos. In den zwei Jahren, in denen sie mit Zach zusammen gewesen war, war Liebe nie wirklich im Spiel gewesen. Sie waren Freunde gewesen, Partner und Gleichberechtigte, sicher, aber tatsächlich Liebende? Sie konnte sich nicht sicher sein. Sie hatten es nie ausgesprochen, hatten nie das Bedürfnis gehabt, diese Worte zu sagen. Ihn das jetzt sagen zu hören, berührte sie.
„Zach...“, begann Keira. „Das ist wirklich lieb von dir, das zu sagen. Aber... ich kann nicht. Es tut mir leid.“
Sie sah, wie seine Brust in sich zusammenfiel. Wie ein Ballon, der die Luft verlor, jede Hoffnung in ihm ging verloren, als sie sprach.
„Ich habe es wirklich vermasselt, nicht wahr?“, sagte er und klang deprimiert.
Sie schüttelte ihren Kopf. „Das ist es nicht. Ich habe in den letzten paar Monaten eine Menge durchgemacht. Ich bin gewachsen und habe gelernt und mich verändert. Und ich weiß jetzt, was ich will.“
„Und das bin nicht ich“, beendete er den Satz für sie.
Keira nickte traurig. „Es tut mir leid. Nein, du bist es nicht.“
„Also egal wie viel ich um Vergebung bettele, es wird nichts daran ändern?“, fragte Zach.
„Nein“, sagte Keira, sanft aber nachdrücklich. „Darum geht es nicht. Ich warte nicht darauf dir zu vergeben. Ich will nur... Ich will dich einfach nicht auf diese Art. Aber wir können Freunde sein.“
„Sicher“, sagte Zach und schaute nach unten auf seine Füße. „Wir können Freunde sein.“
Keira geleitete einen niedergeschlagenen Zach aus Bryns Wohnung. Selbstmitleid würde in seinem Fall wirklich nicht helfen. Sie hoffte, er würde sich schon bald erholen und lernen, dass er es nicht wirklich mit ihr vermasselt hatte, sondern, dass sie einfach nicht richtig füreinander waren und dass es irgendwo dort draußen eine andere Frau geben würde, die die Richtige für ihn sein würde.
Sobald sie die Tür geschlossen hatte, stürmte Bryn aus dem Schlafzimmer.
„Schwesterherz!“, rief sie aus und hob ihre Hand zum Einschlagen hoch. „Das war der Wahnsinn!“
Keira zog ihre Oberlippe hoch. Sie schlug in Bryns Hand ein. „War es das?“
„Ja! Du hast total deinen Mann, ähem, deine Frau gestanden.“ Bryn legte einen Arm um Keiras Schulter. „Es wird dir bei diesem Auftrag wirklich gut ergehen, ich weiß es einfach.“
Keira lächelte und fühlte sich von Stärke und Entschlossenheit erfüllt. Bryn hatte recht. Sie würde diesen Auftrag mit Leichtigkeit meistern.
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