Was ist der Unterschied zwischen einem Cortado und einem Cappuccino?
Keira lachte und wählte Mallorys Nummer. Sobald Mallory den Anruf beantwortete, begann sie über Kaffee zu reden. Sie nahm offensichtlich an, dass dies der Grund des Anrufs ihrer Tochter war.
„Ich meine, es ist sicher nicht nur die Tassengröße? Es muss mehr sein als das, oder nicht?“, dachte sie laut.
„Mom, ich reise wieder ins Ausland“, sagte Keira und kümmerte sich keineswegs um die Kaffeefragen.
„Wirklich?“, sagte Mallory überrascht. „Aber ich dachte, du wolltest dich durchsetzen bezüglich der Romantik-Guru Artikel?“
„Wollte ich“, sagte Keira, die sich mit einem leichten Seufzen auf die Kante von Bryns Bett niederließ. „Aber dieser ist anders.“
„Inwiefern anders?“
„Der ganze Zweck der Reise ist dieses Mal, keine Affäre zu haben. Ich meine, es ist genau, was ich brauche, meinst du nicht? Eine Chance, an mir selbst zu arbeiten. Allein zu sein. Ich bin zu lange von einem Typen zum nächsten gesprungen.“
„Wann geht es los?“
„Morgen. Typisch Viatorum, sie können mir nie mehr als einen Tag vorher Bescheid sagen.“
Es gab einen Moment Stille. „Nun, ich freue mich für dich, mein Schatz“, sagte Mallory endlich.
Keira konnte den Unterton in ihrer Stimme nicht überhören. „Was ist los?“
„Nichts“, protestierte Mallory. „Ich sagte doch, ich freue mich für dich.“
„Ich kann ein aber kommen hören...“, sagte Keira.
„Nein, stimmt nicht.“
„Ja, es stimmt. Mom, ich bin seit achtundzwanzig Jahren deine Tochter. Ich höre es, wenn ein aber kommt.“
Mallory seufzte: „Okay“, ich wollte nur sagen, „was ist mit Weihnachten?’“
„Oh“, sagte Keira erleichtert. Sie dachte, Mallory würde einen Kommentar dazu haben, wie Keira ihrem Auftrag nicht gerecht werden würde, wie sie dazu auserkoren war, sich immer in die falschen Männer zu verlieben, niemals heiraten würde, niemals eine Großmutter aus ihr machen würde und all diese Dinge. Mit einem Lachen versicherte Keira ihr: „Ich werde bis Weihnachten wieder zurück sein.“
„Also ist es dieses Mal nur eine kurze Reise?“
„Knapp länger als zwei Wochen. Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Ich werde pflichtbewusst am Heilig Abend anwesend sein, so wie immer.“
„Gut“, antwortete Mallory. „Also zurück zu meiner Frage. Was ist denn nun der Unterschied zwischen einem Cortado und einem Cappuccino?“
Keira lachte. „Tschüss Mom, ich habe dich lieb.“
Sie legte auf und machte sich daran, ihren Koffer zu packen. Sie häufte alle ihre wärmsten Sachen darin auf, Pullover und Schals, extra dicke Socken und Thermoleggings. Dann packte sie ihre Schminktasche, Hygieneartikel, wasserfeste Stiefel und einen ganzen Haufen leerer Notizblöcke und Stifte.
Dann öffnete sich die Tür und sie hörte Bryn rufen: „Ich bin zu Hause!“
Keira sprang auf und hüpfte freudig ihrer Schwester entgegen.
„Rate mal?“, rief sie aufgeregt aus, während Bryn ihre Schlüssel in die Schüssel an der Tür warf und ihrer Schuhe auszog.
Ihre Schwester sah auf. „Was?“
„Ich reise durch Skandinavien! Auf einem Kreuzfahrtschiff!“
Bryn riss die Augen weit auf. „Echt? Wow! Das ist großartig.“
„Und ich muss mich auch nicht in irgendwen verlieben.“
„Oh gut. Das ist genau, was du brauchst.“
Sie schien sich aufrichtig für ihre Schwester zu freuen und Keira sah einmal mehr eine reifere Seite an ihr, so als würde sich der ewige geschwisterliche Konkurrenzkampf endlich ein bisschen legen.
„Was ist mit deiner Wohnung?“, fragte Bryn. „Musst du nicht den Mietvertrag unterschreiben, bevor du abreist?“
„Du hast recht“, sagte Keira und fühlte, wie die Realität sie aus ihrer Fantasiewelt zurückholte. „Ich muss gleich die Immobilienmaklerin anrufen und das arrangieren.“
Sie ging ins Schlafzimmer, holte ihr Handy heraus und wählte dann die Nummer. Die Immobilienmaklerin antwortete mit ihrer kratzigen Raucherstimme und Keira erinnerte sich sofort an ihren pinkfarbenen Zweiteiler.
„Mädchen, ich wollte dich gerade anrufen“, sagte sie. „Du musst einen Termin machen, um ins Büro zu kommen, um den Mietvertrag zu unterschreiben.“
Keira lachte. „Das ist genau der Grund, warum ich Sie anrufe. Ich muss arbeitsbedingt ins Ausland reisen, für fünfzehn Tage. Also muss ich den Vertrag entweder unterschreiben, bevor ich morgen abreise, oder es muss warten, bis ich wieder da bin.“
Die Maklerin seufzte lautstark. „Mädchen, du bringst mich um. Willst du mir sagen, dass ich für dich alles stehen und liegen lassen muss, um das für dich zu regeln? Normalerweise brauche ich eine Woche, um den Vertrag zusammenzustellen.“
Keira fühlte, wie sich ihr Herz zusammenkrampfte. Sie fühlte sich furchtbar, der Maklerin so etwas zuzumuten, aber auf der anderen Seite war die Maklerin auch ziemlich unhöflich, es so erscheinen zu lassen, als wäre ihre Bitte völlig unakzeptabel. „Vielleicht wäre es in diesem Fall einfacher, wenn wir warten, bis ich wieder zurück bin?“, schlug sie vor. Dann fügte sie leicht sarkastisch hinzu: „Ich hasse es, Ihnen solche Umstände zu machen.“
„Ich kann mit dem Vermieter sprechen“, antwortete die Frau mit einem riesigen Seufzen. „Und sehen, was er denkt. Aber ich weiß, er wollte die Wohnung schnell vermieten und wenn es nun zu Verzögerungen kommt...“
Keira wurde nun noch frustrierter. „Ich kann jetzt vorbeikommen und den Vertrag unterschreiben. Aber Sie sagten, sie bräuchten eine Woche um ihn vorzubereiten. Aber fünfzehn Tage ist zu lange? Es scheint, als hätten Sie einen ziemlich unflexiblen Terminplan.“
Sobald die Worte ausgesprochen waren, war Keira von sich selbst schockiert. Es passierte nicht oft, dass sie so geradeheraus mit jemandem sprach. Aber was, wenn es nicht klappte, wie groß waren ihre Chancen eine ähnliche Wohnung wie diese zu finden? Der einzige Grund, warum sie in der Lage war, sich diese zu leisten, war, weil das Schlafzimmer so klein war. Aber es gab wahrscheinlich andere kleinwüchsige Menschen, die ihr die Wohnung wegschnappen könnten, während sie im Ausland war! Sie jetzt zu verlieren, wäre ein wirklich grausamer Schicksalsschlag.
„Also gut“, sagte die Maklerin. „Ich tue mein Bestes, um alles fertig zu machen, bevor du auf deine Auslandsreise gehst.“ Ihre Stimme klang geringschätzend.
Durch zusammengebissene Zähne murmelte Keira: „Danke schön.“
Sie beendete das Telefonat, gestresst von der Unterhaltung. Dann wurden ihr plötzlich Stimmen bewusst, die aus dem Wohnzimmer von Bryns Wohnung zu ihr hinüberdrangen. Jemand war dort. Sie spähte zur Schlafzimmertür hinaus.
Keiras Mund stand offen. Dort, in Bryns Küche, stand Zach. Seine Nase hatte noch immer einen Verband von dem Vorfall, als Cristiano sie gebrochen hatte und er hatte noch immer leichte blaue Flecken unter seinen Augen.
Bryn stand mit verschränkten Armen vor ihm und starrte ihn mit dem schärfsten, überfürsorglichen Schwesternblick an.
„Sie wird dich nicht sehen wollen“, hörte Keira Bryn sagen.
Plötzlich knarrte die Schlafzimmertür und Zach und Bryn sahen zu ihr hinüber. Verlegen kam Keira ins Wohnzimmer hinüber.
„Zach“, sagte sie kleinlaut. „Was machst du denn hier?“
Er lächelte, als er sie ansah, obwohl seine Gesichtszüge durch den Verband überwiegend verdeckt waren. „Was denn, keine Umarmung?“
Keira stand bewegungslos da. Es würde definitiv keine Umarmung für ihren Ex Freund geben, insbesondere nach der Aktion, die er sich in Frankreich geleistet hatte und wie er unverschämterweise ihr Geld einbehalten hatte. Bryn rollte verachtend ihre Augen.
Zachary ließ seine Arme fallen. „Also gut“, sagte er steif. „Ich möchte gar nicht viel von deiner Zeit beanspruchen. Ich möchte dir nur das hier geben.“
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